Wer sich mit dem Thema der Homosexualität im Mittelalter beschäftigt, wird zuerst mit einem begrifflichen Problem konfrontiert. Einerseits birgt die Verwendung des Begriffs Homosexualität, der aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt, die Gefahr, dass moderne Vorstellungen auf das Mittelalter übertragen werden, andererseits kennt dieses Zeitalter selbst keine eindeutige Bezeichnung für gleichgeschlechtliche Sexualität. Vornehmlich wurden die Begriffe "Ketzerei", "Sodomie", "stumme Sünde" und "Akt wider der Natur" verwendet.
Der Begriff Sodomie ist von dem alttestamentarischen Sodom abgeleitet. Nach der gängigen Auslegung mittelalterlicher Theologen vernichtete Gott die Bewohner der Stadt, da er wütend über deren sexuellen Laster war. Daher kann der Begriff Sodomie sämtliche Arten "widernatürlicher Unzucht" vom Koitus mit Tieren, bis hin zum heterosexuellen Analverkehr bezeichnen.
Trotzdem wurde dieses Wort in erster Linie zur Kennzeichnung homosexueller Handlungen benutzt. Personen, die sich dieses Vergehens schuldig machten, wurden als Sodomiten bezeichnet. Für die Kirche war Homosexualität eine schwere Sünde und durfte nicht genannt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kirche
- Bibel
- Christliche Lehren
- Synoden und Konzile
- Bußbücher
- Sendhandbuch des Regino von Prüm
- Theologie
- Kirchlicher Einfluss
- Weltliche Anschauung
- Leben
- Unterbindung der Homosexualität
- Frauen
- Hexenverfolgung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die kirchliche Verurteilung von Homosexualität im Mittelalter und deren Auswirkungen auf die betroffene Bevölkerung. Es werden Fragen nach dem Leben homosexueller Menschen, den Strafen, der sozialen Verbreitung und der Häufigkeit von Homosexualität im Mittelalter behandelt. Der Fokus liegt dabei auf männlichen Liebesbeziehungen mit sexuellem Verkehr.
- Kirchliche Bewertung von Homosexualität im Mittelalter
- Leben und soziale Stellung homosexueller Männer im Mittelalter
- Strafen und Maßnahmen zur Unterdrückung von Homosexualität
- Quellenlage und Forschungsstand zum Thema Homosexualität im Mittelalter
- Rolle von Bußbüchern und kirchlichen Schriften
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die begrifflichen Herausforderungen bei der Erforschung von Homosexualität im Mittelalter, da der heutige Begriff "Homosexualität" anachronistisch ist und das Mittelalter andere Termini wie "Ketzerei," "Sodomie," und "Akt wider der Natur" verwendete. Sie umreißt die Forschungsfragen der Arbeit und die verwendeten Quellen, insbesondere Bußbücher, Gesetzgebungen und kirchliche Schriften, unter Hervorhebung des "Sendhandbuchs des Regino von Prüm".
Kirche: Dieses Kapitel analysiert die kirchliche Sicht auf Homosexualität, basierend auf Bibelstellen, christlichen Lehren (Stoizismus, Neuplatonismus, Manichäismus), Entscheidungen von Synoden und Konzilien (z.B. das dritte und vierte Lateranische Konzil), Bußbüchern und theologischen Schriften. Es wird die Entwicklung der kirchlichen Verurteilung und die entsprechenden Strafen, wie Exkommunikation und Bußzeiten, nachvollzogen. Die Rolle des "Sendhandbuchs des Regino von Prüm" wird hervorgehoben, das als wichtige Quelle für das Verständnis der damaligen Haltung dient.
Weltliche Anschauung: Dieses Kapitel behandelt den Alltag homosexueller Männer im Mittelalter, die Bemühungen um die Unterdrückung von Homosexualität, und den Umgang mit lesbischen Frauen und die Verbindungen zur Hexenverfolgung. Es wird auf die verschiedenen Aspekte des Lebens von Homosexuellen eingegangen, die aus den verfügbaren Quellen erschlossen werden können. Die Kapitel behandeln, wie diese Maßnahmen in der Gesellschaft wirkten und welche Folgen sie hatten.
Schlüsselwörter
Homosexualität, Mittelalter, Kirche, Sodomie, Bußbücher, Synoden, Konzile, Christliche Lehren, Sendhandbuch des Regino von Prüm, Hexenverfolgung, Soziale Geschichte, Geschlechterrollen.
Häufig gestellte Fragen zum Thema: Kirchliche Verurteilung von Homosexualität im Mittelalter
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die kirchliche Verurteilung von Homosexualität im Mittelalter und deren Auswirkungen auf die betroffene Bevölkerung. Sie beleuchtet das Leben homosexueller Männer, die verhängten Strafen, die soziale Verbreitung und die Häufigkeit von Homosexualität im Mittelalter, wobei der Fokus auf männlichen Liebesbeziehungen mit sexuellem Verkehr liegt.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die kirchliche Bewertung von Homosexualität im Mittelalter, das Leben und die soziale Stellung homosexueller Männer, die Strafen und Maßnahmen zur Unterdrückung von Homosexualität, die Quellenlage und den Forschungsstand zum Thema, sowie die Rolle von Bußbüchern und kirchlichen Schriften.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf diverse Quellen, darunter Bibelstellen, christliche Lehren, Entscheidungen von Synoden und Konzilien (z.B. das dritte und vierte Lateranische Konzil), Bußbücher und theologische Schriften. Besondere Bedeutung hat das "Sendhandbuch des Regino von Prüm". Die Arbeit berücksichtigt auch die begrifflichen Herausforderungen, da der moderne Begriff "Homosexualität" anachronistisch ist und das Mittelalter andere Termini wie "Ketzerei," "Sodomie," und "Akt wider der Natur" verwendete.
Wie wird die kirchliche Sicht auf Homosexualität dargestellt?
Das Kapitel "Kirche" analysiert die kirchliche Sicht auf Homosexualität basierend auf Bibelstellen, christlichen Lehren (Stoizismus, Neuplatonismus, Manichäismus), Entscheidungen von Synoden und Konzilien, Bußbüchern und theologischen Schriften. Es wird die Entwicklung der kirchlichen Verurteilung und die entsprechenden Strafen (Exkommunikation, Bußzeiten) nachvollzogen. Die Rolle des "Sendhandbuchs des Regino von Prüm" als wichtige Quelle wird hervorgehoben.
Wie wird der Alltag homosexueller Männer im Mittelalter beschrieben?
Das Kapitel "Weltliche Anschauung" behandelt den Alltag homosexueller Männer im Mittelalter, die Maßnahmen zur Unterdrückung von Homosexualität, den Umgang mit lesbischen Frauen und die Verbindungen zur Hexenverfolgung. Es werden die verschiedenen Aspekte des Lebens von Homosexuellen aus den verfügbaren Quellen erschlossen und die gesellschaftlichen Auswirkungen der Maßnahmen untersucht.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Homosexualität, Mittelalter, Kirche, Sodomie, Bußbücher, Synoden, Konzile, Christliche Lehren, Sendhandbuch des Regino von Prüm, Hexenverfolgung, Soziale Geschichte, Geschlechterrollen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Einleitung, Kirche, Weltliche Anschauung und Fazit gegliedert. Die Einleitung beschreibt die begrifflichen Herausforderungen und die Forschungsfragen. Die Kapitel "Kirche" und "Weltliche Anschauung" behandeln die kirchliche und die gesellschaftliche Perspektive auf Homosexualität im Mittelalter. Ein Fazit rundet die Arbeit ab.
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- Saskia Böhm (Author), 2017, Homosexualität im Mittelalter. Ansichten in Kirche und Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/388239