Diese Arbeit setzt mit der Frage auseinander, ob und in wie weit UNAMIR I/UNAMIR II zur Prävention und Eindämmung des Völkermordes in Ruanda beitrugen.
Mit dem Tod des damaligen ruandischen Präsidenten und Angehörigen der Hutu Juvénal Ha-byarimana am 6. April 1994 begann der Genozid in Ruanda, welcher bis Mitte Juli des selben Jahres andauerte und mehr als eine halbe Millionen Opfer forderte. Hierbei ermordeten vor allem Angehörige des ruandischen Militärs sowie Milizen, welche beide der Gruppe der Hutu Ruandas zuzuordnen waren, einen Großteil der ruandischen Tutsi. Der Völkermord endete jedoch mit einem Sieg der Truppen der „Ruandisch Patriotischen Front (RPF)“, welche sich überwiegend aus zuvor ins Ausland geflohenen Tutsi zusammensetzte, zumal diese sukzessiv die Hutu-Kämpfer zurückschlagen konnten.
Bereits Monate und auch Jahre zuvor gab es Indikatoren, wie bspw. die Errichtung von Waffenlagern oder die von einigen Medien betriebene Anti-Tutsi Propaganda, die das Aufkom-men des Genozids ankündigten. Gemäß der seit 1951 gültigen UN-Völkermordkonvention hätte die internationale Staatengemeinschaft, vor allem die Vertragsparteien dieses Übereinkommens, bereits im Vorfeld adäquate Gegenmaßnahmen ergreifen müssen, da aufgrund der getöteten und verletzten Tutsi sowie der massiven Vorbereitungen des Genozids ein Verstoß gegen Art. II bzw. Art. III des genannten Übereinkommens vorlag. Um analysieren zu können, in wie weit den UN und den von ihr entsandten Truppen eine Mitschuld an den damaligen Ereignissen zukommt, gilt es im Hauptteil dieser Ausarbeitung die Forschungsfrage „Warum konnten UNAMIR I/UNAMIR II als zentrale Eingriffe der VN in Ruanda nicht das Aufkommen und den Verlauf des Völkermords verhindern?“ zu beantworten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ruanda: Kulturelle und historische Daten
- Die theoretischen und rechtlichen Grundlagen
- Völkermord und Verantwortung der UN
- Legitimationsbasis von UN-Missionen
- Betrachtung unter neorealistischer Perspektive
- UNAMIR I
- Mandat und Aufgaben
- Ignorieren früher Indikatoren
- UNAMIR I während des Völkermords
- UNAMIR II
- Mandat und Aufgaben
- Kritik an der Mission
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung befasst sich mit der Frage, warum die UN-Friedensmissionen UNAMIR I und UNAMIR II den Völkermord in Ruanda nicht verhindern konnten. Sie analysiert die historischen und kulturellen Hintergründe des Konflikts, untersucht die rechtlichen und theoretischen Grundlagen für UN-Interventionen und die Rolle des neorealismus im Kontext von Peacekeeping-Operationen.
- Historische und kulturelle Kontext des Völkermords in Ruanda
- Rechtliche und theoretische Grundlagen von UN-Interventionen
- Analyse der Mandats und Aufgaben von UNAMIR I und UNAMIR II
- Kritik und Bewertung der Rolle der UN-Missionen während des Völkermords
- Bedeutung des neorealismus für das Verständnis von Peacekeeping-Operationen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung liefert eine kurze Einführung in die Thematik des Völkermords in Ruanda, beschreibt die historischen Ereignisse und stellt die Forschungsfrage der Ausarbeitung dar. Kapitel 2 beleuchtet die kulturellen und historischen Hintergründe Ruandas und fokussiert insbesondere auf die Divergenzen zwischen Hutu und Tutsi. Kapitel 3 befasst sich mit den theoretischen und rechtlichen Grundlagen von UN-Interventionen, darunter die Definition von Völkermord, die Verantwortung der UN, die Legitimationsbasis von UN-Missionen und die Betrachtung aus neorealistischer Perspektive. Kapitel 4 und 5 analysieren die Mandats, Aufgaben, Errungenschaften und verpassten Chancen von UNAMIR I und UNAMIR II. Dabei wird untersucht, ob die neorealistischen Annahmen über Peacekeeping-Missionen auf diese beiden Fälle zutreffen.
Schlüsselwörter
Völkermord, Ruanda, UNAMIR I, UNAMIR II, UN-Friedensmission, Peacekeeping, Peaceenforcement, Neorealismus, Hutu, Tutsi, Internationale Beziehungen, Legitimationsbasis, Verantwortung der UN, historische Daten, kulturelle Daten.
- Quote paper
- Dennis Weishaar (Author), 2016, Der Völkermord in Ruanda. Ein Scheiterten von UNAMIR I / UNAMIR II?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/387445