Dass man durch pädagogische Arbeit in Deutschland arm werden kann, besonders durch den öffentlich finanzierten Teil, hätte man noch vor einigen Jahren kaum glauben können. "Prekarität ist überall" behauptete Pierre Bourdieu bereits im Jahre 1998 in seinem Essay. Mittlerweile besteht nahezu der gesamte Weiterbildungsbereich aus unsicher Beschäftigten, besonders diejenigen, die im öffentlich finanzierten Bereich tätig sind.
Der größte Teil der dort Beschäftigten arbeitet als freie Honorarkräfte ohne Arbeitnehmerstatus mit allen Risiken und Kosten, die eine Selbstständigkeit mit sich bringt. Lehrkräfte, die in Integrationskursen unterrichten, sind in besonderem Maße davon betroffen. Gemäß Dörre handelt es sich bei dieser Form um eine politisch-staatlich hergestellte Prekarität, die in Deutschland bereits eine lange Tradition besitzt.
In dieser Arbeit soll analysiert werden, wie prekäre Arbeit definiert wird und welche Auswirkungen sie auf die Lebensplanung der Individuen und der Qualität des Unterrichts hat. Die Untersuchung soll sich speziell auf die staatlich finanzierten Integrationskurse und der dort unterrichtenden Lehrkräfte beziehen, da diese aufgrund der strengen Bedingungen und Forderungen durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, nahezu als ein Vorzeigebeispiel für eine staatlich verordnete Prekarität dienen.
Um die Fragestellungen beantworten zu können, ist zunächst eine Begriffsabgrenzung der unterschiedlichen Beschäftigungsarten erforderlich. Die Begriffe Gute Arbeit, Typische Arbeitsverhältnisse, Atypische Arbeitsverhältnisse, Scheinselbstständigkeit und Prekäre Arbeit, werden zunächst definiert und voneinander abgegrenzt. Dazu wird soziologische Literatur von Bourdieu, Beck, Castel, Kraemer und Dörre ausgewählt, aber auch fachübergreifende Literatur ist bedeutend, um das Thema der Arbeit angemessen bearbeiten zu können.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- BEGRIFFSABGRENZUNG
- Gute Arbeit
- Typische Arbeitsverhältnisse
- Atypische Arbeitsverhältnisse
- Scheinselbstständigkeit
- Prekäre Arbeit
- ARBEIT IM WEITERBILDUNGSSEKTOR
- DIE ORGANISATION DER INTEGRATIONSKURSE
- Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
- Gesetzliche Grundlagen
- Ziele der Integrationskurse
- Die Integrationskursleitenden
- Arbeitsbedingungen in Integrationskursen
- PREKARISIERUNG TROTZ HOHEM NIVEAU
- Auswirkungen prekärer Beschäftigung auf das Personal
- Auswirkungen prekärer Beschäftigung auf die Kursqualität
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Prekarisierung im Weiterbildungssektor, insbesondere am Beispiel der Integrationskursleiter. Ziel ist es, die Definition von prekärer Arbeit zu untersuchen und ihre Auswirkungen auf die Lebensgestaltung der Individuen sowie die Qualität des Unterrichts zu analysieren. Der Fokus liegt dabei auf den staatlich finanzierten Integrationskursen, die aufgrund ihrer strengen Bedingungen und Vorgaben als Beispiel für staatlich verordnete Prekarität dienen.
- Definition und Abgrenzung von verschiedenen Beschäftigungsformen, wie Gute Arbeit, typische und atypische Arbeitsverhältnisse, Scheinselbstständigkeit und prekäre Arbeit.
- Analyse der Arbeitsbedingungen im Weiterbildungssektor, insbesondere im Bereich der öffentlich finanzierten Weiterbildung.
- Untersuchung der Organisation und Rahmenbedingungen von Integrationskursen und deren Einfluss auf die Arbeitsbedingungen der Kursleitenden.
- Bewertung der Auswirkungen prekärer Beschäftigung auf das Personal der Integrationskurse und die Qualität der angebotenen Kurse.
- Identifizierung von Faktoren, die zur Prekarisierung im Weiterbildungssektor beitragen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Prekarisierung im Weiterbildungssektor ein und stellt den Schwerpunkt auf die Situation von Integrationskursleitenden. Die Begriffsabgrenzung definiert und unterscheidet verschiedene Beschäftigungsformen, wie Gute Arbeit, typische und atypische Arbeitsverhältnisse, Scheinselbstständigkeit und prekäre Arbeit. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Arbeitsbedingungen im Weiterbildungssektor, während das vierte Kapitel die Organisation und Rahmenbedingungen von Integrationskursen untersucht. Kapitel 5 analysiert die Auswirkungen prekärer Beschäftigung auf das Personal der Integrationskurse und die Qualität der Kurse.
Schlüsselwörter
Prekäre Arbeit, Weiterbildungssektor, Integrationskurs, Integrationskursleiter, Arbeitsbedingungen, Beschäftigung, Humanisierung, Arbeitsmarkt, Normalarbeitsverhältnis, Atypische Beschäftigung, Scheinselbstständigkeit, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Qualität des Unterrichts, Lebensgestaltung.
- Quote paper
- Konstantina Roussi (Author), 2016, Prekarisierung im Weiterbildungssektor und die Individualisierungsphänomene in Arbeits- und Organisationsgesellschaften, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/387382