Die Arbeitssoziologie im deutschsprachigem Raum befasst sich seit einigen Jahren intensiv mit den Transformationen der Arbeitsgesellschaft, die mit Prozessen der Flexibilisierung, Prekarisierung und Subjektivierung von Arbeit einhergehen. Im Zuge dieser Diskurse entflammte die Diskussion über die Emotionalisierung von Arbeit, die eine zunehmende Bedeutung immaterieller Arbeit meint. ArbeitnehmerInnen müssen demnach vermehrt Emotionsarbeit leisten, das betrifft vor allem Dienstleistungsberufe, aber auch andere Bereiche.
In der Sozialen Arbeit hingegen ist Emotionsarbeit und das Einbringen der Persönlichkeit seit jeher, schon lange vor postfordistischen Konzepten, als fester Bestandteil im Berufsbild verankert. Vielleicht ist das einer der Gründe, weshalb es wenige aktuelle Studien zum Verhältnis zwischen Emotionsarbeit und Sozialer Arbeit gibt. SoziologInnen waren darin bestrebt, Emotionsarbeit in Arbeitsbereichen (oftmals personale Dienstleistungen) sichtbar zu machen, in denen sie neuer Bestandteil im Zugriff auf die Humanressourcen der Arbeitskräfte darstellt. Sie wollten aufzuzeigen, wie der Einsatz und die Regulierung von Emotionen in der modernen Arbeitsgesellschaft ökonomisch verwertet werden. Diese Arbeiten sind unumstritten von großer Bedeutung, um die zunehmende Emotionalisierung von Arbeit mit ihren Folge zu thematisieren und in gesellschaftspolitische Kontexte zu stellen.
Doch lassen sich diese Ergebnisse auf die Soziale Arbeit übertragen? Vor allem die Transformationsprozesse der Sozialen Arbeit unter dem neoliberalistischen Programm können als Anstoß gesehen werden, Emotionsarbeit im Licht dieser Veränderung zu untersuchen. So soll in der vorliegenden Auseinandersetzung der Frage nachgegangen werden, wie sich die Transformationsprozesse der Sozialen Arbeit auf die Emotionsarbeit der SozialarbeiterInnen auswirken. Und ob die bisherigen Ergebnisse von Emotionsarbeit in personalen Dienstleistungssektoren für eine Auseinandersetzung mit der Sozialen Arbeit geeignet sind.
Als theoretischer Bezugsrahmen wird primär Michel Focault's Gouvermentalitätsperspektive und seine Theorie der Subjektivierung herangezogen und mit Daniela Raststetter's Ansatz der „Identitätsarbeit“ erweitert. Dabei wird der Blick auch auf die Geschlechterverhältnisse gerichtet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung.
- Emotionsarbeit...
- Emotionsregulation.
- Subjektivierung von Arbeit.
- Transformationsprozesse Sozialer Arbeit.
- Soziale Arbeit und Geschlechterfragen
- Emotionen in Transformationsprozessen Soziale Arbeit.
- Resümee…........
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Auswirkungen von Transformationsprozessen in der Sozialen Arbeit auf die Emotionsarbeit von SozialarbeiterInnen. Sie greift die Theorien von Michel Foucault und Daniela Raststetter auf, um die Subjektivierung von Arbeit und die Bedeutung von „Identitätsarbeit“ zu beleuchten. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Rolle von Geschlechterverhältnissen gelegt.
- Transformationsprozesse in der Sozialen Arbeit
- Emotionsarbeit von SozialarbeiterInnen
- Subjektivierung von Arbeit und Identitätsarbeit
- Gouvermentalitätsperspektive von Michel Foucault
- Geschlechterverhältnisse in der Sozialen Arbeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeitssoziologie befasst sich mit den Transformationen der Arbeitsgesellschaft und der zunehmenden Bedeutung von immaterieller Arbeit, insbesondere der Emotionsarbeit. In der Sozialen Arbeit ist Emotionsarbeit bereits seit längerem ein fester Bestandteil, jedoch gibt es wenige aktuelle Studien zum Thema. Die Arbeit soll untersuchen, wie sich Transformationsprozesse der Sozialen Arbeit auf die Emotionsarbeit von SozialarbeiterInnen auswirken und ob Erkenntnisse aus der Emotionsarbeit in anderen Dienstleistungsbereichen auf die Soziale Arbeit übertragen werden können.
- Emotionsarbeit: Der Begriff der Emotionsarbeit wurde von Arlie Hochschild geprägt, die die Ökonomisierung von Gefühlen in Dienstleistungsberufen am Beispiel von Flugbegleiterinnen untersuchte. Sie unterscheidet zwischen „emotion work“ und „emotion labor“, wobei letzteres die emotionale Arbeit bezeichnet, die als Arbeitskraft verkauft wird und marktförmige Beziehungen gestaltet. Hochschild beschreibt zwei Formen der Emotionsarbeit: „Oberflächenhandeln“ und „Tiefenhandeln“. Letzteres kann zu Entfremdung führen, da es die Dissonanz zwischen dem Gefühlsausdruck und den eigenen Gefühlen widerspiegelt.
- Emotionsregulation: Emotionsregulation beschreibt Prozesse, mit denen Individuen ihre Gefühle beeinflussen. In Wechselwirkung mit der Wahrnehmung des eigenen emotionalen Erlebens, der Einnahme des Blickwinkels der Anderen und der Deutung dieser Position entsteht Emotionsarbeit. Zwei aktuelle Thesen zur Emotionsregulation sind die These der Disziplinierung (führt zu Entfremdung) und die These der Informalisierung (führt zu Lockerung von Fremd- und Selbstzwängen).
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der Emotionsarbeit in Transformationsprozessen der Sozialen Arbeit, der Subjektivierung von Arbeit, der Identitätsarbeit, der Gouvermentalitätsperspektive und den Geschlechterverhältnissen. Wesentliche Konzepte sind Emotionsarbeit, Tiefenhandeln, Oberflächenhandeln, Emotionsregulation, Disziplinierung, Informalisierung und Zivilisationstheorie.
- Quote paper
- Sarah Brunner (Author), 2015, Emotionsarbeit in Transformationsprozessen Sozialer Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/383528