Diese Überlegung zeigt eine mögliche Perspektive für eine Erklärung beim Spracherwerb der deutschen Sprache sowie Lösungswege für die Anwendung der allmählich zu erlernenden Sprachfertigkeiten und fördert zudem ein größeres Verständnis für migrantische Mehrsprachigkeit. Da viele Kinder mit zusätzlichen sprachlichen Potentialen, migrationsbedingt, nicht nur Probleme mit der deutschen Sprache haben, sondern auch Bildungsmisserfolge aufweisen, werden Fragen bezüglich der Unterschiede der Sprachwahrnehmung in sozialisatorischen Institutionen aufgeworfen. Aus einigen wenigen Studien kann abgeleitet werden, dass der sprachliche Habitus nicht erst in der Schule, sondern schon im vorschulischen Alter forciert werden soll.
Der bisherige sprachliche Bildungsprozess stellt nicht nur den Nutzen der dazugehörigen sozialisatorischen Einrichtungen in Frage, sondern bringt in der Folge die bildungspolitischen Debatten (Ergänzungsunterricht), die aktuellen Überlegungen zu kulturellen und sprachlichen Verhältnissen betreffen, neu in den Vordergrund. Aus der interdisziplinären Überlegung ergibt sich die erste Annahme, dass die frühe sprachliche Sozialisation mit der expliziten Orientierung auf den sprachlichen literaten Habitus einsetzen kann. Maas erinnert daran, dass die Spannung im Forschungsfeld daraus resultiert, dass die konzeptuellen Grundlagen unterschiedlich vertreten sind. In diesem Kontext ist Sprache laut Maas „die nicht-natürliche Nutzung natürlicher Ressourcen des Menschen“ (Maas 2016: 57). Maas' analytischer Horizont ist „funktional ausgerichtet“ und ermöglicht mittels der Konzepte orat/literat und des Sprachausbaus den Versuch, einen sprachlichen Habitus (Bourdieu) für Bildungszwecke abzuleiten und zu konkretisieren.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1 Problemhintergrund
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Migrantische Mehrsprachigkeit
- 2 Habitus
- 2.1 Habitus und Sozialisation
- 2.2 Sprachlicher Habitus
- 2.3 Sprachausbaukonzept
- 3 Schlusswort und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Spracherwerb der deutschen Sprache im Migrationskontext und untersucht die Rolle des sprachlichen Habitus in diesem Prozess. Dabei werden die Herausforderungen und Besonderheiten der sprachlichen Sozialisation von Migrantenkindern beleuchtet und mögliche Lösungen zur Förderung der Sprachfertigkeiten aufgezeigt. Die Arbeit will zudem ein besseres Verständnis für migrantische Mehrsprachigkeit schaffen und die Bedeutung der frühen sprachlichen Sozialisation für den Bildungserfolg von Migrantenkindern hervorheben.
- Spracherwerb der deutschen Sprache im Migrationskontext
- Rolle des sprachlichen Habitus bei der Sprachentwicklung von Migrantenkindern
- Herausforderungen und Besonderheiten der sprachlichen Sozialisation in Migrationskontexten
- Bildungsmisserfolge von Migrantenkindern und die Unterschiede in der Sprachwahrnehmung in sozialisatorischen Institutionen
- Bedeutung der frühen sprachlichen Sozialisation für den Bildungserfolg
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Problematik der sprachlichen Benachteiligung von Migrantenkindern im Bildungssystem und diskutiert die Ergebnisse internationaler Schulleistungstests. Hier wird deutlich, dass Migranten eine signifikant niedrigere Lesekompetenz aufweisen als Kinder ohne Migrationshintergrund. Das Kapitel analysiert die Ursachen für dieses Phänomen und zeigt auf, dass die soziale Herkunft einen entscheidenden Einfluss auf den Bildungserfolg hat.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem Konzept des Habitus, insbesondere des sprachlichen Habitus, und seinen Implikationen für die sprachliche Sozialisation. Der Fokus liegt auf der Rolle des sprachlichen Habitus bei der Reproduktion sozialer Ungleichheit im Bildungssystem und den Möglichkeiten, den sprachlichen Habitus für Bildungszwecke zu nutzen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter und Themenschwerpunkte dieser Arbeit sind: Sprachliche Sozialisation, sprachlicher Habitus, Migrationskontext, Mehrsprachigkeit, Bildungserfolg, Bildungsmisserfolg, soziale Ungleichheit, Sprachausbau, interkulturelle Kompetenz.
- Quote paper
- Edyta Wolska (Author), 2017, Sprachliche Sozialisation und sprachlicher Habitus in Migrationskontexten, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/380818