Emma Bovary - das Opfer einer von Männern dominierten Gesellschaft oder das Opfer ihrer realitätsfernen Träume?
Zwei sehr unterschiedliche Theorien, die sich meiner Ansicht nach jedoch nicht ausschließen müssen. Emmas Traum von der Flucht mit Rodolphe in eine in ihrer Vorstellung sorgenfreie und unbeschwerte Welt liefert Interpretationsmöglichkeiten für beide Theorien.
Er ist nur ein Beispiel ihrer unzähligen Illusionen und doch verdeutlicht er die Verwechslung von Realität und Traum und zeigt ebenfalls Emmas Naivität auf, mit der sie zum wiederholten Mal auf einen Mann hereinfällt, weil sie diesen nicht einschätzen kann.
Weiterhin steht dieser Fluchtplan für Emmas Wunsch, aus ihrer Situation zu flüchten. Im engeren Sinn, vor Charles zu flüchten, im weiteren Sinn aus ihrer Situation als Frau mit einer in der damaligen Zeit eingeschränkten Freiheit zu entkommen. Man kann also sagen, dass Emma versucht, auf ihre eigene Weise gegen die von Männern dominierte Gesellschaft zu kämpfen. Kann man sie deshalb als Feministin betrachten?
Als Emma mit der Realität konfrontiert wir und erfährt, dass sie von Rodolphe ausgenutzt wurde, bricht ihre Illusion wieder einmal zusammen und erste konkrete Anzeichen eines Selbstmordes deuten sich an.
Im Zusammenhang mit der Flucht und der daraus resultierenden Enttäuschung Emmas stehen auch andere Personen, wie zum Beispiel Lheureux oder Felicité. Welche Rolle spielen sie für das unabwendbare Schicksal der Mme Bovary? Beide profitieren ebenfalls wie Charles und auch Rodolphe auf ihre Weise von Emma, ohne dass sie sich dessen bewusst ist. Also wird Emma zwar hauptsächlich, aber nicht ausschließlich von Männern ausgenutzt.
Welche Bedeutung hat diese erneute Desillusionierung für den weiteren Verlauf des Romangeschehens und wäre Emma mit Rodolphe letztendlich glücklich geworden? Kann eine Frau wie Emma Bovary, die ihre ganze Jugend in romantischen Illusionen verbracht hat überhaupt glücklich und zufrieden werden?
Solche und andere Fragen sollen in dieser Arbeit beantwortet werden. Hauptsächlich habe ich für die Interpretation folgende Stellen aus Mme Bovary – Textes et Contextes ausgewählt:
S. 472, Z. 8 – S. 494, Z. 15
S. 502, Z. 20 – S. 508, Z. 34
(Flaubert, Gustave. 1992 Mme Bovary – Mœurs de provence. Textes et Contextes. Magnard 1992)
Allerdings ist es für das vollständige Verständnis notwendig, sich auch auf andere Stellen zu beziehen, um bestimmte Thesen belegen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- 01. Einleitung
- Emma Bovary - das Opfer einer von Männern dominierten Gesellschaft oder das Opfer ihrer realitätsfernen Träume?
- Emmas Traum von der Flucht mit Rodolphe als ein Beispiel ihrer Realitätsferne und Naivität
- 02. Traum von der Flucht mit Rodolphe
- Emmas Wunsch nach Befreiung und ihre Hoffnungen in Rodolphe
- Der „style indirect libre“ - die erlebte Rede
- Reisevorbereitungen und die Bedeutung Lheureuxs
- Die Abwesenheit des Erzählers
- 03. Der „,style indirect libre“ – die erlebte Rede
- 04. Reisevorbereitungen und die Bedeutung Lheureuxs
- 05. Die Abwesenheit des Erzählers
- 06. Der Abschiedsbrief und Emmas Reaktion
- 07. Emma eine Feministin?
- 08. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht Emmas Traum von der Flucht mit Rodolphe als ein Beispiel ihrer Realitätsferne und Naivität. Sie analysiert, wie Emmas Wunsch nach Befreiung und ihre idealisierten Vorstellungen von Liebe und Romantik zu ihrer Verblendung führen. Die Arbeit beleuchtet die Rolle des „style indirect libre“ in der Darstellung von Emmas Traum, die Bedeutung der Figuren Lheureux und Felicité im Kontext der Flucht, sowie die Frage, ob Emma als Feministin betrachtet werden kann.
- Emmas Wunsch nach Befreiung und ihre Sehnsucht nach Liebe und Romantik
- Emmas Realitätsferne und Naivität im Umgang mit Männern
- Die Rolle des „style indirect libre“ in der Darstellung von Emmas Traum
- Die Bedeutung von Nebenfiguren wie Lheureux und Felicité im Kontext von Emmas Flucht
- Die Frage, ob Emma als Feministin betrachtet werden kann
Zusammenfassung der Kapitel
01. Einleitung
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage nach Emmas Traum von der Flucht mit Rodolphe und beleuchtet die beiden Theorien, die sich mit Emmas Leidensweg beschäftigen: Das Opfer einer von Männern dominierten Gesellschaft und das Opfer ihrer eigenen Träume. Die Arbeit fokussiert auf Emmas Traum als Beispiel ihrer Realitätsferne und Naivität, ihre Verwechslung von Realität und Traum, sowie ihre ständigen Enttäuschungen durch Männer.
02. Traum von der Flucht mit Rodolphe
In diesem Kapitel wird Emmas Wunsch nach Befreiung und ihre Hoffnungen in Rodolphe untersucht. Ihre Bitte um "Entführung" basiert auf ihren romantischen Idealvorstellungen, während Rodolphe keine ernsthafte Absicht hegt, sich an Emma zu binden. Die Analyse zeigt Emmas Verblendung und die manipulative Art von Rodolphe auf. Die Zeit der Vorbereitungen wird als eine Zeit des Glücks für Emma beschrieben, während Charles sich um die Zukunft seiner Tochter sorgt. Flauberts Erzähltechnik mit dem „style indirect libre“ wird eingeführt und an Beispielen veranschaulicht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Realitätsferne, Naivität, Flucht, Liebe, Romantik, „style indirect libre“, erlebte Rede, Nebenfiguren, Lheureux, Felicité und Feminismus. Die Analyse beleuchtet Emmas Idealvorstellungen, ihre Enttäuschungen und die Rolle von Männern und Frauen in der Gesellschaft im 19. Jahrhundert.
- Quote paper
- Vanessa Schweppe (Author), 2001, Madame Bovary - Emmas Traum von der Flucht mit Rodolphe als ein Beispiel ihrer Realitätsferne und Naivität, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/3808