Der folgende Beitrag behandelt die Geschichte der mexikanischen Musik im 20. Jahrhundert sowie der Kulturpolitik und der Musikindustrie. Ein kleiner Ausflug in die Geschichte ist jedoch für das bessere Verständnis unerläßlich.
„Fiesta, Fiesta Mexicana...“ klang es in den 70er Jahren aus deutschen Lautsprechern. Mit mexikanischer Musik hat dieses Lied von Rex Gildo allerdings nichts zu tun, es bediente mit seinem Text höchstens ein Klischee von mexikanischer Musik, das sich auf die mariachis beschränkte.
Schon aufgrund der Größe des Landes kann man jedoch nicht von "einer" mexikanischen Musik sprechen: Karibische Klänge in Yucatan haben mit der Akkordeonmusik an der Grenze zu Texas wenig oder gar nichts gemeinsam. Und neben der traditionellen Musik gibt es ja auch die Konzertmusik, Jazz, Rock usw. Von der Bandbreite mexikanischer Musik konnte sich das deutsche Publikum beim Mexikofestival „Mexartes“ 2002 in Berlin überzeugen.
Ökonomisch und politisch hat Mexiko in den letzten Jahren einen Dezentralisierungsprozess durchlaufen, auch unter dem Druck der Globalisierung. Die Provinzen, vor allem die nördlichen und südlichen Grenzregionen, haben zu Lasten der Hauptstadt eine Aufwertung erfahren. Dadurch geriet auch das lange verfolgte Modell einer einheitlichen Nationalkultur ins Wanken. Vor allem an der Grenze zu den USA, in Tijuana, sind neue kulturelle Formen entstanden, z.B. die nortec-Musik oder die Jugendkultur der pachucos. Der nacionalismo cultural wich einem kulturellen Mosaik, das der realen Vielfalt und Größe des Landes entspricht. In Bezug auf Musikausbildung, -förderung und -angebot bleibt allerdings Mexiko-Stadt nach wie vor der wichtigste Ort. Wenn es sich nicht um Verbote handelte, hat sich die mexikanische Politik eher wenig um das Musikleben des Landes bemüht. Im Zusammenhang mit dem Projekt des nacionalismo cultural kam es seit 1910 jedoch zur Schaffung einer Reihe von Kulturinstitutionen, die auch für die Musik wichtige Impulsgeber waren, so dass Mexiko heute nicht nur eine große Vielfalt an traditioneller Musik aufweisen kann, sondern im vergangenen Jahrhundert auch in der Konzertmusik eine kulturelle Eigenständigkeit erreichte. Im Rock, Jazz usw. ist die Emanzipation von europäischen bzw. US-amerikanischen Vorbildern noch nicht so weit fortgeschritten, denn eines ist in Mexiko nicht auszurotten, der malinchismo. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historische Entwicklung: von der prä-kolumbianischen Musik bis zum 20. Jahrhundert
- Nach der Conquista
- Zwischen Tradition und Tourismus: Indigene Musik
- Karibische Einflüsse: música tropical
- Vom Nationalismus zum Serialismus: die Konzertmusik
- Eine Randerscheinung: der Jazz
- Vom Verbot zum kommerziellen Erfolg: Rock, Punk, Hiphop, Ska & Co.
- Vom Bolero bis zur Love-Parade: Schlager, Disco und Techno
- Mexikanische Musik in den USA
- Industrie, Medien und Piraterie
- Musikausbildung und Kulturpolitik
- Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Beitrag verfolgt das Ziel, einen Überblick über die Entwicklung der mexikanischen Musik im 20. Jahrhundert und darüber hinaus zu geben. Dabei werden die Einflüsse von Kolonialismus, Globalisierung und Kulturpolitik beleuchtet. Der Fokus liegt auf der Vielfalt mexikanischer Musiktraditionen und deren Wandel im Laufe der Zeit.
- Die Entwicklung der mexikanischen Musik von der prä-kolumbianischen Zeit bis heute.
- Der Einfluss der spanischen Kolonisation auf die mexikanische Musik.
- Die Rolle der Kulturpolitik und der Musikindustrie in der Gestaltung des musikalischen Lebens Mexikos.
- Die Vielfalt mexikanischer Musikstile und ihre regionale Ausprägung.
- Der Einfluss globaler Trends auf die mexikanische Musik.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die Vielfalt mexikanischer Musik dar und betont, dass "mexikanische Musik" kein einheitliches Konzept ist. Sie verweist auf die Bandbreite von traditionellen bis hin zu modernen Genres und kündigt die Betrachtung der historischen Entwicklung, Kulturpolitik und Musikindustrie an.
Historische Entwicklung: von der prä-kolumbianischen Musik bis zum 20. Jahrhundert: Dieses Kapitel beschreibt die Musik der Maya und Azteken, die durch schriftliche Quellen und erhaltene Instrumente rekonstruiert wird. Es wird auf die Bedeutung von Musik in religiösen Zeremonien und weltlichen Festen hingewiesen. Die beschriebenen Instrumente wie Ocarinas, Trommeln und Rasseln verdeutlichen die Vielfalt der prä-kolumbianischen Musikkultur.
Nach der Conquista: Die Conquista führte zur systematischen Zerstörung indigener Musiktraditionen durch die spanischen Kolonialherren und die katholische Kirche. Europäische Musik, vor allem kirchliche Musik, wurde eingeführt, während indigene Musik unterdrückt wurde. Trotzdem betont der Text die überraschende Rolle des Gesangs bei der Eroberung: Mönche setzten Gesang ein, um Vertrauen bei den indigenen Völkern zu gewinnen. Die Adaption spanischer Musikinstrumente wie Vihuela und Harfe und die Entwicklung von Stilen wie Son und Corrido wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Mexikanische Musik, Musikgeschichte, Kolonialismus, Indigene Musik, Kulturpolitik, Musikindustrie, Globalisierung, Nortec, Mariachi, Son, Corrido, Jazz, Rock, Vielfalt, Nationalismus, Malinchismo.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Mexikanische Musik im 20. Jahrhundert und darüber hinaus
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Der Text bietet einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der mexikanischen Musik vom präkolumbianischen Zeitalter bis in die Gegenwart. Er beleuchtet die vielfältigen Einflüsse von Kolonialismus, Globalisierung und Kulturpolitik und konzentriert sich auf die Entwicklung verschiedener Musikstile und deren regionale Ausprägungen.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Die zentralen Themen sind die historische Entwicklung der mexikanischen Musik, der Einfluss der spanischen Kolonisation, die Rolle der Kulturpolitik und der Musikindustrie, die Vielfalt mexikanischer Musikstile (z.B. Son, Corrido, Mariachi, Norteño) und deren regionale Ausprägung, sowie der Einfluss globaler Musiktrends.
Welche Epochen der mexikanischen Musikgeschichte werden abgedeckt?
Der Text behandelt die Musik der Maya und Azteken, die Zeit nach der Conquista, die Entwicklung im 20. Jahrhundert (inkl. Nationalismus, Serialismus, Jazz, Rock, Punk, Hiphop, Ska, Schlager, Disco, Techno) und die mexikanische Musik in den USA. Die Entwicklung wird von der präkolumbianischen Musik bis in die Gegenwart verfolgt.
Wie ist der Text strukturiert?
Der Text ist in Kapitel unterteilt, die jeweils mit einer Zusammenfassung versehen sind. Es gibt eine Einleitung, Kapitel zur historischen Entwicklung, zu verschiedenen Musikstilen und deren Einflüssen, zur Musikindustrie und Kulturpolitik, sowie ein Fazit und eine Literaturliste. Ein Inhaltsverzeichnis erleichtert die Navigation.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Text?
Schlüsselwörter sind: Mexikanische Musik, Musikgeschichte, Kolonialismus, Indigene Musik, Kulturpolitik, Musikindustrie, Globalisierung, Norteño, Mariachi, Son, Corrido, Jazz, Rock, Vielfalt, Nationalismus, Malinchismo.
Welche Zielsetzung verfolgt der Text?
Der Text zielt darauf ab, einen Überblick über die Entwicklung der mexikanischen Musik im 20. Jahrhundert und darüber hinaus zu geben und dabei die Einflüsse von Kolonialismus, Globalisierung und Kulturpolitik zu beleuchten. Der Fokus liegt auf der Vielfalt mexikanischer Musiktraditionen und deren Wandel im Laufe der Zeit.
Welche Rolle spielt die Kulturpolitik im Text?
Der Text untersucht die Rolle der Kulturpolitik in der Gestaltung des musikalischen Lebens Mexikos. Es wird der Einfluss staatlicher Maßnahmen auf die Entwicklung und Verbreitung verschiedener Musikstile beleuchtet.
Wie wird die Musik der indigenen Bevölkerung dargestellt?
Der Text behandelt die Musik der Maya und Azteken vor der spanischen Kolonisation und beschreibt deren Unterdrückung während der Kolonialzeit. Trotzdem wird auch die erstaunliche Rolle des Gesangs der Mönche bei der Eroberung hervorgehoben, die durch den Aufbau von Vertrauen indigene Bevölkerungsgruppen erreichte.
Welche Rolle spielt die Globalisierung in der mexikanischen Musik?
Der Text untersucht, wie globale Musiktrends die mexikanische Musik beeinflusst haben, und wie sich mexikanische Musik wiederum global verbreitet hat.
- Arbeit zitieren
- Torsten Eßer (Autor:in), 2004, Narco-música und Tecnogeist. Mexikanische Musik vom 20. Jahrhundert bis heute, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/380752