Wonach streben die Menschen wirklich? Nach Geld, nach Gesundheit, nach beruflichem Erfolg? Das sind die Fragen, die sich Aristoteles zu Beginn der Nikomachischen Ethik stellt – auf der Suche nach dem höchsten Ziel, um dessen willen wir leben. „Wenn es aber ein Ziel des Handelns gibt, das wir um seiner selbst willen wollen und das andere um seinetwillen wollen, wenn wir also nicht alles um eines anderen willen erstreben, (...) dann ist es klar, dass jenes das Gute und das Beste ist.“1 Dieses Beste, erkennt Aristoteles, „dürfte in erster Linie die Glückseligkeit im Leben sein.“2 Da Aristoteles das Leben in die drei Bereiche des Lustlebens, des politischen Lebens und des betrachtenden (theoretischen) Lebens aufgeteilt hat, stellt sich die Frage, auf welchem Pfad die Glückseligkeit wartet. In seinen Augen kann es nur das theoretische Leben im Stile des Philosophen sein. Um wahrhaft glückselig zu werden, bedarf es der Tugendhaftigkeit (Arete). Die betrachtet Aristoteles als eine dem Menschen eigentümliche Fähigkeit. Der Tugendbegriff zielt auf die moralische Lebensgestaltung ab, in welcher es um das ganzheitliche Sein geht. Er „betrifft (...) einerseits seine personale Ganzheit als Einheit von Vernunft- und Sinneswesen und andererseits die Ganzheit des Lebensprozesses als (...) moralische Aufgabe. Es geht nicht nur darum, in Einzelhandlungen gut zu handeln, sondern selbst gut zu werden und ein gutes Leben zu führen.”3 1 Aristoteles: Nikomachische Ethik, München, 1972, S. 55. 2 Aristoteles, op.cit., S. 64. 3 Anzenbacher, Arno: Einführung in die Ethik, Düsseldorf, 1992, S. 138.
Inhaltsverzeichnis
- Tugendhaftigkeit als das höchste Ziel
- Die doppelte Art der Tugend
- Die platonische Herkunft der Tugendlehre
- Die zwei Kategorien von Tugenden bei Aristoteles
- Die ethischen Tugenden
- Wie wird der Mensch tugendhaft?
- Der Unterschied von Tugend und Kunst
- Was ist Tugend?
- Was für eine Eigenschaft ist die Tugend?
- Die Qualität des Mittelmaßes
- Der Unterschied von Mesotes und Mediocritas
- Die Missinterpretation des Mestotesbegriffs
- Die Dialektik der Ontologie und Axiologie
- Die hierarchische Stellung von Ontologie und Axiologie
- Die Relativität der Mesotes
- Ausnahmen in der Mesoteslehre
- Der rechte Weg zur Mitte
- Die Mesotes-Kritik:
- Der Aristoteles-Diskurs in der Geschichte
- Ursula Wolf: „Über den Sinn der aristotelischen Mesoteslehre“
- Das Ergon-Argument als Basis der Kritik
- Hat der Mensch als Mensch ein Ergon?
- Hexis contra Phronesis: Aristoteles' logischer Kurzschluss
- Freundschaft mit sich selbst als Weg zum guten Leben
- Philia: Tugend ohne ursächliche Mesotes
- Quellen
- Abbildungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit Aristoteles' Lehre der Mesotes und untersucht, wie diese im Kontext der ethischen und dianoetischen Tugenden relevant ist. Sie analysiert die Bedeutung des Mittelmaßes im menschlichen Streben nach Glückseligkeit und Tugendhaftigkeit.
- Das Konzept der Tugendhaftigkeit als höchste Ziel des menschlichen Lebens
- Die Unterscheidung zwischen ethischen und dianoetischen Tugenden
- Die Rolle des Mittelmaßes (Mesotes) in der Entwicklung von Tugenden
- Kritik an Aristoteles' Mesoteslehre und die Relevanz des Ergon-Arguments
- Die Bedeutung von Freundschaft und Philia für die ethische Lebensführung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Tugendhaftigkeit als höchstes Ziel des menschlichen Lebens und zeigt, wie Aristoteles die Glückseligkeit mit dem theoretischen Leben des Philosophen verbindet. Kapitel 2 widmet sich der doppelten Art der Tugend und erklärt die Unterscheidung zwischen ethischen und dianoetischen Tugenden. Es geht dabei auch auf die platonische Herkunft der Tugendlehre ein und zeigt die Unterschiede zu Aristoteles' Modell auf.
Kapitel 3 und 4 befassen sich mit der Definition der Tugend an sich und ihrer Eigenschaften. Das fünfte Kapitel behandelt die Mesoteslehre und ihre zentrale Rolle in der Entwicklung von Tugenden. Es analysiert den Unterschied zwischen Mesotes und Mediocritas sowie die Missinterpretation des Begriffs.
Kapitel 6 erläutert den Weg zur Mitte und beleuchtet verschiedene Aspekte des Mittelmaßes. Das siebte Kapitel widmet sich der Kritik an Aristoteles' Mesoteslehre. Dabei werden verschiedene Kritikpunkte, wie das Ergon-Argument und die Logik von Hexis contra Phronesis, analysiert. Es werden außerdem die Bedeutung von Freundschaft und die Frage, ob Tugenden ohne ursächliche Mesotes möglich sind, beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen der antiken Philosophie wie Tugend, Glückseligkeit, Mesotes (Mittelmaß), Ethik, dianoetische Tugenden, Ergon (Funktion), Phronesis (Klugheit), Philia (Freundschaft), und Weisheit.
- Quote paper
- Timm Rotter (Author), 2002, Der Weg zur Tugend ist der Weg zur Mitte - Die Mesotes-Lehre von Aristoteles, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/38009