Das von Johann Gottfried Tulla geplante und von seinen Nachfolgern zu Ende geführte Projekt der Rheinbegradigung war ein technisches Großprojekt des 19. Jahrhunderts. Schon zu seiner Zeit war es nicht unumstritten, allerdings überwogen und überwiegen bis heute die positiven Beurteilungen.
Wie bei allen Großprojekten es gibt es auch heute Befürworter und Gegner, Gewinner und Verlierer. Zu den Verlierern zu gehören, befürchtete das linksrheinische Speyer. Nach Tullas Plänen sollte der Rhein weiter nach Osten verlegt werden. Damit hätte die Stadt ihre Anbindung an den Rhein verloren.
Welche Gründe Speyer anführte, um diese Abänderung des Flussverlaufes zu verhindern, werden in dieser Hausarbeit nur kurz angerissen. Es wird stattdessen die Frage gestellt, inwieweit die politische Situation dieser Zeit das Handeln der beiden zuständigen Staaten Bayern und Baden beeinflusst haben könnte, damit die Stadt ihre Lage am Rhein bewahren konnte.
In der von mir ausgewerteten Literatur erkennt man dazu keine stichhaltigen Argumente. Honsell verwies auf fehlende finanzielle Mittel, Fenske vermerkte nur kurz, dass Bayern und Baden „bald“ bereit waren den Wunsch der Stadt zu bewilligen und Bernhardt vermutete, dass den Unteranliegerstaaten jeder nicht ausgeführte Durchstich entgegen kam, denn dann würde die Überschwemmungsgefahr bei den Befürworterstaaten verbleiben.
Diese Hausarbeit soll den politischen Aspekt herausarbeiten. Nach einer kurzen Beschreibung des Oberrheines skizziere ich in Kapitel 2 den Werdegang Johann Gottfried Tullas und in den folgenden Abschnitten die Situation der Stadt Speyer und des Rheinkreises im ersten Drittel des 19.Jahrhunderts. Der Speyerer Presse ist ein kurzer Artikel gewidmet, da das junge Informationsmedium die politische Stimmung im Lande stark beeinflusste. In Kapitel 6 – Zeitgenössische Konflikte – werden nur die Widerstände und Proteste der Jahre 1817 bis 1832 beschrieben. Es gab jedoch auch große Zustimmung zu dem Rektifikationsvorhaben, da es die Gemeinden nachweislich vor Überflutungen schützten und Landgewinn einbrachte. In der Schlussbetrachtung wird ein Resümee gezogen, das sich auf die explosive Stimmung dieser Zeit bezieht.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Der Oberrhein
- 3. Tulla und die Rheinrektifikation
- 4. Die Stadt Speyer
- 4.1 Die Stadt Speyer und der Rheinkreis in Restauration und Vormärz
- 4.2 Die Speyerer Presse
- 5. Der politische Hintergrund
- 5.1 Das Hambacher Fest
- 6. Zeitgenössische Konflikte
- 7. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Auswirkungen der Tulla'schen Rheinregulierung auf die Stadt Speyer im Kontext der damaligen Landespolitik. Ziel ist es, die Gründe für die Bewahrung der Speyerer Lage am Rhein trotz der ursprünglichen Pläne Tullas zu analysieren und den Einfluss der politischen Situation auf die Entscheidung der beteiligten Staaten Bayern und Baden zu beleuchten.
- Die Tulla'sche Rheinregulierung als technisches Großprojekt des 19. Jahrhunderts
- Die Situation der Stadt Speyer und des Rheinkreises im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts
- Die Rolle der Speyerer Presse als Spiegelbild der politischen Stimmung
- Der Einfluss des Hambacher Festes auf die politische Entwicklung in der Restauration und im Vormärz
- Die Verbindung zwischen der Zustimmung zur Speyerer Bitte und der brisanten politischen Situation
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Einführung in die Thematik der Tulla'schen Rheinregulierung und die Auswirkungen auf die Stadt Speyer. Darstellung der Zielsetzung der Arbeit und der Forschungsfrage.
- Kapitel 2: Der Oberrhein: Beschreibung des Oberrheins bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts, inklusive der Problematik der Flussschwankungen und der daraus resultierenden Grenzkonflikte.
- Kapitel 3: Tulla und die Rheinrektifikation: Vorstellung von Johann Gottfried Tulla und seinen Plänen zur Rheinbegradigung. Fokus auf die Ziele und Motivationen Tullas.
- Kapitel 4: Die Stadt Speyer: Darstellung der Situation der Stadt Speyer und des Rheinkreises im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, inklusive der Auswirkungen der Rheinregulierung auf Speyer.
- Kapitel 5: Der politische Hintergrund: Analyse der politischen Situation in der Restauration und im Vormärz, insbesondere im Kontext des Hambacher Festes und seiner Auswirkungen auf die Landespolitik.
- Kapitel 6: Zeitgenössische Konflikte: Beschreibung der Widerstände und Proteste gegen die Rheinregulierung in den Jahren 1817 bis 1832.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen Rheinregulierung, Tulla, Speyer, Rheinkreis, Landespolitik, Restauration, Vormärz, Hambacher Fest, Konflikte und Zeitgenössische Quellen. Sie analysiert die Zusammenhänge zwischen technischer Entwicklung, politischer Situation und den Auswirkungen auf eine einzelne Stadt. Die Arbeit basiert auf historischen Quellen und wissenschaftlichen Studien und trägt zur Erforschung der deutschen Geschichte des 19. Jahrhunderts bei.
- Quote paper
- Gudrun Kahles (Author), 2017, Die Stadt Speyer und die Tulla'sche Rheinregulierung unter dem Einfluss der Landespolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/379591