Arthur Schnitzlers Lieutenant Gustl erzählt die Geschichte eines niederen Offiziers, der nach einem Konzertbesuch von einem nicht sanktionsfähigen Bäckermeister beleidigt und somit in seiner Ehre verletzt wird. Statt den Bäckermeister augenblicklich zu töten, wie es der militärische Ehrenkodex der kaiserlichen und königlichen (kurz: k.u.k.) Armee in Wien um 1900 fordern würde, lässt Lieutenant Gustl den Bäckermeister gehen, ohne seine Ehre wiederhergestellt zu haben. Es folgt ein Spaziergang durch das nächtliche Wien, bei dem der Rezipient Gustls Gedanken rund um das Erlebte verfolgen kann. Immer wieder kommt Gustl zu dem Entschluss, dass der einzig ehrbare Weg, den er nun noch einschlagen kann, der des Suizids ist. Gustl kurz nach dem Vorfall und beteuert immer wieder, dass er schon allein seiner Selbstachtung wegen mit diesem Ehrverlust nicht leben kann, sucht aber gleichzeitig ständig nach Wegen, dem Freitod doch zu entgehen.
Die gesamte Novelle ist fast ausschließlich als innerer Monolog des Protagonisten aufgebaut. Dem Lieutenant, so scheint es bei der Betrachtung seiner Gedanken, bedeutet der militärische Ehrenkodex offenbar noch nicht so viel, wie er behauptet. Zwar lässt die Betrachtung seiner Gedanken diesen Schluss zu, er selbst jedoch, wo er doch derjenige ist, dessen Gedanken es sind, scheint dies nicht zu bemerken.
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die Frage, durch welche narrativen Mittel und Besonderheiten der innere Monolog diese scheinbar verdeckte Selbstentlarvung möglich macht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wiener Moderne: Die Wendung nach Innen und der innere Monolog
- Darstellung der Erzählinstanz
- Dauer
- Zeitgefühl als Indikator des Gefühlszustands
- Ordnung und Frequenz
- Fokalisierung
- Die Persönlichkeit des Lieutenants
- Selbstentlarvung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Arthur Schnitzlers Novelle "Lieutenant Gustl" im Hinblick auf die Funktion des inneren Monologs als Konzept der Selbstentlarvung. Die Arbeit untersucht, wie der innere Monolog die scheinbar verdeckte Selbstentlarvung des Protagonisten ermöglicht.
- Die Wiener Moderne und ihr Fokus auf das Innere des Menschen
- Der innere Monolog als moderne Erzähltechnik
- Die Rolle der Erzählinstanz in der Darstellung des inneren Monologs
- Die Beziehung zwischen erzählter Zeit und Erzählzeit im inneren Monolog
- Die Funktionsweise des inneren Monologs bei der Selbstentlarvung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den historischen Kontext der Novelle "Lieutenant Gustl" vor und erläutert die Bedeutung der Wiener Moderne für die Entwicklung des inneren Monologs. Der zweite Abschnitt analysiert die Darstellung der Erzählinstanz in "Lieutenant Gustl" und zeigt auf, wie die scheinbare Abwesenheit eines Erzählers die Illusion eines ungefilterten Einblicks in die Gedankenwelt des Protagonisten erzeugt. Im dritten Kapitel wird die doppelte Zeitlichkeit der Novelle betrachtet und die unterschiedlichen Zeitebenen im inneren Monolog beleuchtet. Die einzelnen Kapitel beleuchten verschiedene Aspekte der erzähltechnischen Gestaltung des inneren Monologs in "Lieutenant Gustl" und geben Einblicke in die Selbstentlarvung des Protagonisten.
Schlüsselwörter
Wiener Moderne, innerer Monolog, Selbstentlarvung, Erzählinstanz, Zeitlichkeit, Lieutenant Gustl, Arthur Schnitzler
- Quote paper
- Jasmin Oppermann (Author), 2015, Der innere Monolog als Konzept der Selbstentlarvung am Beispiel von Arthur Schnitzlers "Lieutnant Gustl", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/372280