Ziel dieser Arbeit ist es die Unterschiede und Überschneidungen der Konzepte von Bourdieu und Schulze zu veranschaulichen. Daher werden zunächst die wichtigsten Aspekte beider Werke in Kürze präsentiert sowie kritisiert. Der Fokus dieser Arbeit liegt anschließend auf dem Vergleich beider Konzepte, um darauf aufbauend im Fazit die Leitfrage beantworten zu können, inwiefern Schulzes „Die Erlebnisgesellschaft“ einen Gegenentwurf zu Bourdieus "Die feinen Unterschiede“ darstellt.
Die Lebensstilforschung scheint in den letzten Jahren zu einer der populärsten Forschungseinrichtungen der Soziologie geworden zu sein. Sie entwickelte sich in den 1980er Jahren, aufgrund wahrgenommener Defizite in den vorherrschenden Klassen- und Schichtkonzepten, die die gesellschaftlichen Strukturen bis dato zu erklären versuchten. Ein großer Kritikpunkt war hierbei die schwindende Erklärungskraft dieser Konzepte, aufgrund von veralteten Annahmen und Ignoranz neuer sozialer Ungleichheiten.
Anders als vorherige Konzepte fragt die Lebensstilforschung nach dem Zusammenhang zwischen objektiven Lagemerkmalen und subjektiven Lebensweisen. Bis in die 1970er Jahre wurde dies meist nur durch sozioökonomische Lagebedingungen versucht, die sich aufgrund der Bildung, der beruflichen Stellung und dem damit einhergehenden Einkommen ergaben. Seit den 1980er Jahren gewinnen aber auch soziokulturelle Bedingungen zur Bestimmung der sozialen Differenzierung mehr und mehr an Bedeutung.
Einer der Pioniere der Lebensstilforschung war unter anderen Pierre Bourdieu mit seinem Werk „Die feinen Unterschiede“. Mit seiner Struktur-Habitus-Praxis Formel versuchte er die differenzierten Lebensstile einer Gesellschaft aufgrund von klassenspezifischen Unter-schieden zu erklären und so auch die Konstitution und Reproduktion sozialen Lebens zu verstehen. Zeitgleich wurden jedoch auch Begriffe, wie „Individualisierung“ und „Entstrukturierung“ in der Lebensstilforschung populär, bei denen von einer Pluralisierung der Lebensstile aufgrund von Entkopplungsprozessen subjektiver Lebensweisen von sozioökonomischen Bedingungen ausgegangen wird. Gerhard Schulzes „Die Erlebnisgesellschaft“ knüpft an diese Gedanken an und gilt daher als Gegenpol zur Bourdieuschen Theorie.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Pierre Bourdieu: „Die feinen Unterschiede“
- Ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital
- Der soziale Raum
- Der Habitus
- Die drei Geschmacksdimensionen
- Kritik an Bourdieus Theorie
- Gerhard Schulze: „Die Erlebnisgesellschaft“
- Alltagsästhetische Schemata
- Die Milieubeschreibungen
- Niveaumilieu
- Harmoniemilieu
- Integrationsmilieu
- Selbstverwirklichungsmilieu
- Unterhaltungsmilieu
- Kritik an Schulzes Theorie
- Vergleich der Theorien
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Theorien von Pierre Bourdieu und Gerhard Schulze im Bereich der Lebensstilforschung. Das Ziel ist es, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Konzepte aufzuzeigen und zu analysieren, inwieweit Schulzes „Die Erlebnisgesellschaft“ als Gegenentwurf zu Bourdieus „Die feinen Unterschiede“ verstanden werden kann.
- Kulturelle und soziale Kapitalformen
- Der Einfluss von sozialer Herkunft und Klasse auf den Lebensstil
- Die Rolle von Geschmack und ästhetischen Präferenzen in der Gesellschaft
- Die Unterscheidung von Milieus und Klassen
- Die Bedeutung der Individualisierung und Entstrukturierung in der modernen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Lebensstilforschung als eine wichtige Entwicklung innerhalb der Soziologie vor und erläutert die Kritik an traditionellen Klassen- und Schichtkonzepten. Sie führt in die Theorien von Bourdieu und Schulze ein und benennt die Zielsetzung der Arbeit.
Pierre Bourdieu: „Die feinen Unterschiede“
Dieses Kapitel präsentiert die Grundannahmen von Bourdieus Theorie, die besagen, dass der Geschmack und der Lebensstil von Individuen durch die soziale Struktur geprägt sind. Bourdieus Konzept von ökonomischem, kulturellem und sozialem Kapital wird erklärt, sowie die Bedeutung des Habitus als strukturierende und strukturierte Struktur. Schließlich werden Bourdieus drei Geschmacksdimensionen vorgestellt, die mit den verschiedenen Klassen im sozialen Raum verbunden sind.
Gerhard Schulze: „Die Erlebnisgesellschaft“
Dieses Kapitel stellt Schulzes Theorie der Erlebnisgesellschaft vor, die die Individualisierung und Entstrukturierung als zentrale Merkmale der modernen Gesellschaft hervorhebt. Die Alltagsästhetischen Schemata und die verschiedenen Milieus werden dargestellt, die durch unterschiedliche Lebensentwürfe und Wertvorstellungen geprägt sind.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der Lebensstilforschung, insbesondere mit den Theorien von Pierre Bourdieu und Gerhard Schulze. Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Kapitalformen, Habitus, Geschmack, soziale Struktur, Klassen, Milieus, Erlebnisgesellschaft, Individualisierung, Entstrukturierung.
- Quote paper
- Annika Oppers (Author), 2017, Die Gegenüberdarstellung von Schulzes "Erlebnisgesellschaft" und Bordieus Theorie "Die feinen Unterschiede", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/371070