Der Erste Weltkrieg gilt als der erste totale Krieg der Weltgeschichte. Seine Totalität beschränkte sich nicht nur auf das eigentliche Schlachtfeld, wo Millionen von Soldaten über vier lange Jahre hingemordet wurden, sondern sie erfasste auch alle zivilen Lebensbereiche, der am Krieg beteiligten Länder. Erstmals sprach man auch von der „Heimatfront“ und von deren kriegswichtigen Aufgaben. 1 Diese Front sollten die in der Heimat zurückgebliebenen, nicht kriegswilligen oder –tauglichen Männer, vor allem aber die Frauen, die Jugendlichen und nicht zuletzt die Kinder bilden. So beschränkte sich die Mobilmachung nicht nur auf die Soldaten, auch die Kinder wurden mobilisiert. 2 Mit den vielfältigen Einwirkungen der Propaganda auf diese Bevölkerungsgruppe beschäftigt sich die vorliegende Arbeit. Unter Kindern werden dabei alle Jungen und Mädchen bis zum vollendeten 14.Lebensjahr verstanden. 3 Um eine wirkliche Phänomenologie der Propaganda für Kinder im Ersten Weltkrieg zu leisten, wäre die ganze Vielfalt der kriegsbeteiligten Länder und K ulturen zu untersuchen gewesen. Leider erlaubten Zeit- und Quellenlage aber keinen umfassenden Vergleich der am Krieg teilnehmenden Staaten. Deshalb beschränkt sich die folgende Darstellung überwiegend auf das Deutsche Reich.
Zunächst sollen die Propagandamittel (Kinderbücher, Schulbücher und Spielzeug ) anhand einiger Quellen beispielhaft vorgestellt werden. Danach erfolgt eine Darstellung der wichtigsten Funk tionen der Propaganda für Kinder, bevor abschließend im dritten Teil den Wirkungen der Propaganda im Kinderspiel, in den Zeichnungen und Aufsätzen der Schüler und im Phänomen der so genannten Heldenkinder nachgegangen wird.
Niels Weise hat in seiner vor kurzem erschienenen Untersuchung zu den deutschen Witzblättern im Ersten Weltkrieg die für die vorliegende Arbeit wichtigen Begriffe Propaganda und Erziehung gegenübergestellt und voneinander abgegrenzt: „Propaganda unterscheidet sich insofern von Erziehung, als diese (idealerweise) zum selbständigen Denken und Meinungsbilden anleiten soll. Der Einsatz von Propaganda dagegen soll dazu führen, dass Menschen im Sinne des Propagandisten handeln und denken. […] Erziehung will lehren, wie man denkt, Propaganda aber, was man denkt.“ 4 Ausgehend von dieser Definition sollen nachfolgend die Mittel, die Inhalte, die kur zfristigen Absichten und die langfristigen Folgen der Propaganda für die K inder im Ersten Weltkrieg, im Hinblick auf folgende These untersucht werden: [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Propagandamittel
- Schulbücher
- Kinderbücher
- Spielzeug
- Propagandafunktionen
- Sammeln
- Handarbeiten
- Landarbeit
- Sparen
- Kinder als Propagandisten
- Wirkungen der Propaganda
- Kriegsspiele
- Zeichnungen
- Schulaufsätze
- Heldenkinder
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen der Propaganda im Ersten Weltkrieg auf Kinder im Deutschen Reich. Ziel ist es, die verwendeten Propagandamittel, deren Funktionen und die daraus resultierenden Wirkungen auf das kindliche Denken und Handeln zu analysieren. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die Rolle der Schule als Propagandainstrument.
- Propagandamittel im Ersten Weltkrieg (Schulbücher, Kinderbücher, Spielzeug)
- Funktionen der Kinderpropaganda (Sammeln, Handarbeiten, Landarbeit, Sparen, Kinder als Propagandisten)
- Wirkungen der Propaganda auf Kinder (Kriegsspiele, Zeichnungen, Schulaufsätze)
- Das Phänomen der "Heldenkinder"
- Die Schule als Propagandainstrument
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Kinderpropaganda im Ersten Weltkrieg ein und skizziert den Forschungsansatz. Sie betont die Totalität des Krieges und die Einbeziehung der Zivilbevölkerung, insbesondere der Kinder, in die Kriegsanstrengungen. Der Fokus liegt auf dem Deutschen Reich aufgrund von zeitlichen und quellenmäßigen Einschränkungen. Die Arbeit gliedert sich in drei Teile: Propagandamittel, Propagandafunktionen und Wirkungen der Propaganda. Die zentrale These ist, dass die Schulen zu Propagandainstrumenten umfunktioniert wurden, wodurch die Erziehung zum selbständigen Denken durch militärische Indoktrination ersetzt wurde, was die Kinder langfristig prägte.
Propagandamittel: Dieses Kapitel untersucht verschiedene Propagandamittel, die gezielt auf Kinder wirkten. Es beginnt mit einer Betrachtung der Rolle der Schule vor und während des Krieges in Deutschland und Frankreich, wobei die "Kriegspädagogik" und der staatliche Erziehungsauftrag hervorgehoben werden. Der Mangel an geeigneten Schulbüchern zu Beginn des Krieges und die daraufhin erfolgte Gründung des "Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht" werden beleuchtet. Die Kapitel beschreibt, wie der Schulstoff angepasst wurde, um den Krieg zu unterstützen, und wie Lehrer neben dem Unterricht auch Sammlungen organisierten und als Propagandisten fungierten. Die Untersuchung umfasst Schulbücher, Kinderbücher und Spielzeug als zentrale Vehikel der Propaganda.
Häufig gestellte Fragen zu: Auswirkungen der Propaganda im Ersten Weltkrieg auf Kinder im Deutschen Reich
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit untersucht die Auswirkungen der Propaganda des Ersten Weltkriegs auf Kinder im Deutschen Reich. Sie analysiert die verwendeten Propagandamittel (Schulbücher, Kinderbücher, Spielzeug), deren Funktionen (Sammeln, Handarbeiten, Landarbeit, Sparen, Kinder als Propagandisten) und die daraus resultierenden Wirkungen auf das kindliche Denken und Handeln (Kriegsspiele, Zeichnungen, Schulaufsätze). Ein besonderer Fokus liegt auf der Rolle der Schule als Propagandainstrument und dem Phänomen der „Heldenkinder“.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, die Auswirkungen der Propaganda auf Kinder zu analysieren und die Rolle der Schule als Propagandainstrument zu beleuchten. Es wird untersucht, wie die Propaganda das kindliche Denken und Handeln beeinflusste und welche langfristigen Folgen dies hatte.
Welche Propagandamittel werden untersucht?
Die Arbeit untersucht Schulbücher, Kinderbücher und Spielzeug als zentrale Vehikel der Propaganda. Es wird gezeigt, wie diese Medien angepasst wurden, um den Krieg zu unterstützen und Kinder für die Kriegsanstrengungen zu mobilisieren.
Welche Funktionen hatte die Kinderpropaganda?
Die Kinderpropaganda hatte verschiedene Funktionen, darunter das Sammeln von Rohstoffen, die Organisation von Handarbeiten, die Unterstützung der Landarbeit, das Sparen und die Einbindung von Kindern als Propagandisten. Kinder wurden aktiv in die Kriegsanstrengungen eingebunden.
Welche Wirkungen hatte die Propaganda auf Kinder?
Die Propaganda hatte verschiedene Wirkungen auf Kinder. Sie führte zu Kriegsspielen, beeinflusste Zeichnungen und Schulaufsätze und prägte das Bild von „Heldenkindern“. Die langfristigen Auswirkungen auf das Denken und Handeln der Kinder werden ebenfalls diskutiert.
Welche Rolle spielte die Schule?
Die Schule spielte eine zentrale Rolle als Propagandainstrument. Der Schulstoff wurde angepasst, um den Krieg zu unterstützen, und Lehrer fungierten als Propagandisten. Die Erziehung zum selbstständigen Denken wurde durch militärische Indoktrination ersetzt, was die Kinder langfristig prägte.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zu den Propagandamitteln, ein Kapitel zu den Propagandafunktionen, ein Kapitel zu den Wirkungen der Propaganda und ein Resümee. Die Einleitung führt in das Thema ein und skizziert den Forschungsansatz. Die Kapitel behandeln die jeweiligen Aspekte detailliert. Der Fokus liegt auf dem Deutschen Reich aufgrund von zeitlichen und quellenmäßigen Einschränkungen.
Was ist die zentrale These der Arbeit?
Die zentrale These der Arbeit ist, dass die Schulen zu Propagandainstrumenten umfunktioniert wurden, wodurch die Erziehung zum selbständigen Denken durch militärische Indoktrination ersetzt wurde, was die Kinder langfristig prägte.
- Quote paper
- René Schlott (Author), 2005, Kinder und Propaganda im Ersten Weltkrieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/36006