In der 1912 entstandenen und 1915 veröffentlichten Erzählung "Die Verwandlung" verwandelt sich der Handlungsreisende Gregor Samsa eines Morgens im Spätherbst in ein ungeheueres Ungeziefer, wird seiner Familie zum belastenden Ärgernis und stirbt im März des Folgejahres.
Der Text ist in der Er-Erzählform geschrieben, der personale Erzähler berichtet nicht den absonderlichen Vorgang der Metamorphose in ein nicht näher bestimmtes Ungeziefer, sondern nur, wie Gregor und seine Familie mit dieser Verwandlung umgehen und wie Gregor und seine Angehörigen sich im Verlauf dieses Familienkonfliktes selbst verwandeln. Da weder Gregor noch seine Familie einen Grund für die Verwandlung nennen, ja nicht einmal nach einer Erklärung suchen und da auch bis zu Gregors Tod kein omniszienter Erzähler die Ereignisse in der Familie Samsa aufklärt, bleibt die Frage nach dem Warum der Metamorphose unbeantwortet, die Deutung bleibt vollkommen dem Leser überlassen.
Als mögliche Antwort geht der Autor ein auf die biographische Lesart (die erzählte Verwandlung als narrativer Ausweg aus der Misere, den Kafka in seinem Leben nicht hatte), die psychoanalytische Lesart (die Verwandlung als Selbstbestrafung für das vorangegangene, gegen den Vater gerichtete Konkurrenzstreben des Protagonisten), die ökonomische Lesart (Gregor Samsa wird von seiner eigenen Familie finanziell ausgebeutet, die sich von ihm ernähren lässt, die Rückführung des entschleierten Familien-verhältnisses auf ein reines Geldverhältnis, die Käfergestalt Gregors als Zeichen seiner Entfremdung und Verdinglichung, Gregors vertaylorisiertes Leben) und die ethische Lesart (die Käfergestalt als Sehnsucht Gregors angesichts der Wesenlosigkeit und menschlichen Substanzlosigkeit seiner Existenz als Reisender). "Die Verwandlung" als Kafkas längste vollendete und meistinterpretierte Erzählung zeigt, wie eine entmetaphorisierte Metapher zu einer fortgeführten Metapher wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Entstehungs- und Veröffentlichungsgeschichte der Verwandlung
- 2. Einordnung des Textes Die Verwandlung in Kafkas Gesamtwerk.
- 3. Das Verwandlungsmotiv ......
- 4. Er-Erzählform und personales Erzählverhalten.......
- 5. Redeformen in Kafkas Verwandlung..\n
- 6. Überblick über die inhaltliche Entwicklung der Verwandlung.
- 7. Verwandlungen der Familie Samsa.
- 8. Wie eine entmetaphorisierte Metapher zu einer fortgeführten wird.
- Die möglichen Deutungen der Verwandlung.
- 9.1 Die biographische Lesart
- 9.2 Die psychoanalytische Lesart.....
- 9.3 Die ökonomische Lesart
- 9.4 Die ethische Lesart......
- 10. Wie und weshalb Gregor stirbt...
- 10.1 Textnahe Erklärungen .........
- 10.2 Andere Erklärungsversuche.
- 11. Der Epilog: das Geschehen nach Gregors Tod
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert Franz Kafkas Kurzgeschichte "Die Verwandlung" und beleuchtet ihre Entstehungsgeschichte, Einordnung in Kafkas Gesamtwerk und mögliche Deutungen. Die Analyse konzentriert sich auf die Erzählform, Redeformen, inhaltliche Entwicklung und die verschiedenen Interpretationen der Verwandlung.
- Die Entstehungsgeschichte von "Die Verwandlung"
- Die Einordnung der Erzählung in Kafkas Gesamtwerk
- Die verschiedenen Deutungen der Verwandlung
- Die Analyse der Erzählform und des Erzählverhaltens
- Die Rolle der Redeformen in Kafkas "Die Verwandlung"
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die Entstehungs- und Veröffentlichungsgeschichte der Verwandlung. Es beleuchtet die Entstehung des Textes durch die Mitteilungen Kafkas an seine Freundin Felice Bauer und die anschließende Veröffentlichung in der Zeitschrift "Die weißen Blätter".
Kapitel 2 ordnet "Die Verwandlung" in Kafkas Gesamtwerk ein. Es wird dabei auf die Phasenentwicklung von Kafkas Werk eingegangen und die Bedeutung der Verwandlung im Kontext seiner anderen Werke beleuchtet.
Kapitel 3 widmet sich dem Verwandlungsmotiv. Es analysiert die Verwandlung Gregors Samsa in ein Ungeziefer und die Folgen dieser Verwandlung für Gregor und seine Familie.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit der Er-Erzählform und dem personalen Erzählverhalten in "Die Verwandlung". Es untersucht, wie die Erzählung aus der Perspektive Gregors Samsa erzählt wird und welche Auswirkungen dies auf die Interpretation des Textes hat.
Kapitel 5 analysiert die Redeformen in Kafkas "Die Verwandlung". Es untersucht die verschiedenen Arten von Dialogen und Monologen in der Erzählung und deren Bedeutung für die Darstellung der Charaktere und ihrer Beziehungen.
Kapitel 6 bietet einen Überblick über die inhaltliche Entwicklung der Verwandlung. Es beschreibt die wichtigsten Ereignisse der Erzählung und die Veränderungen, die sich im Laufe der Geschichte für Gregor Samsa und seine Familie ergeben.
Kapitel 7 untersucht die Verwandlungen der Familie Samsa. Es analysiert, wie die Verwandlung Gregors Samsa die Beziehungen innerhalb der Familie verändert und wie sich die einzelnen Familienmitglieder mit der Situation auseinandersetzen.
Kapitel 8 beschäftigt sich mit der Frage, wie eine entmetaphorisierte Metapher zu einer fortgeführten wird. Es analysiert die metaphorische Bedeutung von Gregors Verwandlung und die verschiedenen Interpretationen, die sich daraus ergeben.
Die Kapitel 9.1 bis 9.4 behandeln die möglichen Deutungen der Verwandlung. Es werden die biographische, psychoanalytische, ökonomische und ethische Lesart der Geschichte beleuchtet.
Kapitel 10 untersucht die Frage, wie und weshalb Gregor stirbt. Es werden textnahe Erklärungen und andere Erklärungsversuche für Gregors Tod analysiert.
Kapitel 11 befasst sich mit dem Epilog der Erzählung und dem Geschehen nach Gregors Tod. Es beschreibt die Reaktionen der Familie Samsa auf Gregors Tod und die Folgen der Verwandlung für sie.
Schlüsselwörter
Die Verwandlung, Franz Kafka, Ungeziefer, Familie, Gesellschaft, Isolation, Existenzangst, Metapher, Interpretation, biographische Lesart, psychoanalytische Lesart, ökonomische Lesart, ethische Lesart.
- Quote paper
- Gerd Berner (Author), 2016, Franz Kafkas "Die Verwandlung". Versuch einer Interpretation, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/355985