Die im Verlauf der letzten dreißig Jahre ausgemachten Grenzen der hoheitlichhierarchischen
Aufgabenerfüllung führten in zunehmendem Maße zum Rückgriff
auf alternative Konfliktregelungsmodi. Zum einen hat diese Entwicklung die
steuerungstheoretische Diskussion befruchtet und zum zweiten dazu beigetragen,
dass diese alternativen Konfliktregelungsmodi weiter ausgearbeitet wurden und
sich in der Verfahrenspraxis des Verwaltungshandelns der Bundesrepublik
Deutschland etablieren konnten. Die Entwicklung und Fortentwicklung des
kooperativen Staates hat hierfür die unverzichtbare Grundlage geschaffen.
Spätestens seit der intensiv geführten umweltpolitischen Diskussion der achtziger
Jahre hat sich das multipolare kooperative-mediative Verfahren, das
mittlergestützte Konfliktlösungsverfahren zwischen widerstreitenden
Interessengruppen, in der Verwaltungspraxis bewähren können. Vor allem das
Mediationsverfahren hat sich im Laufe der Jahre aus seinem ursprünglichen
Anwendungsgebiet der Umweltpolitik weitestgehend gelöst und auch in allen
anderen Politikbereichen ansiedeln können und kommt jetzt auch hier zur
Anwendung. Unterschiedliche, zumeist normative Untersuchungen haben
verfahrensinterne Probleme aufgedeckt und auf Rationalisierungseffekten
beruhende (effizienzsteigernde) Kommunikationsstrategien produziert.
Diese Arbeit stellt sich zunächst folgende Fragen: Wie hat das
Mediationsverfahren Eingang in die bundesdeutsche Verwaltungspraxis gefunden,
welche Probleme entstehen innerhalb des Verfahrens und wie können diese gelöst
bzw. vermieden werden. Zur Beantwortung dieser Fragen soll zuvorderst ein
steuerungstheoretischer Diskurs thematisch auf den Einzug kooperativ-mediativer
Verfahrenspraxis im öffentlichen Bereich vorbereiten. Das Mediationsverfahren
steht in der Bundesrepublik Deutschland seit den neunziger Jahren unter
besonderer Beobachtung, obgleich oder gerade weil es umfangreicher empirischer
Analysen noch immer ermangelt. Zudem ist noch immer keine anerkannte
Begriffsdefinition vorgelegt worden, die präzisiert, was mit Mediation bzw. dem
Mediationsverfahren im öffentlichen Raum gemeint ist. Die Arbeit möchte auch
diese Diskussion nachzeichnen und entsprechend problematisieren. Einige
Modelle sehen sich hier vor allem um kommunikationspsychologische Aspekte
bereichert und legen ihr Augenmerk auf verfahrensinterne kommunikative
Problemstrukturen und die zentrale Rolle des Mediators (Mittlers). [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kooperative Verwaltung in der Bundesrepublik Deutschland
- Entwicklung der Kooperativen Verwaltung in der Forschungsgeschichte
- Kooperative Verwaltung: Definitionsprobleme
- Steuerungstheoretischer Exkurs:
- Maßstäbe wohlfahrtsstaatlicher Effizienz
- Verhandlungsdilemma: Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten
- Legitimationsproblem und Lösungsansätze
- Mediationsverfahren im öffentlichen Bereich
- Mediationsverfahren vs. Hierarchische Steuerung in Umweltkonflikten
- Umweltbewusstsein als Katalysator mediativer Verfahren
- Mediation im öffentlichen Bereich
- Einvernehmliche Konfliktlösung – Aufbau sozialer und kommunikativer Kompetenzen
- Das Harvard-Konzept
- Kommunikative Problemstrukturen und -situationen
- Der konzeptionelle Entwurf
- Sach- und Beziehungsebene (Kognitive Dissonanz)
- Positionen vs. Interessen
- Entwickeln verschiedener Lösungsalternativen
- Neutrale Bewertungsmaßstäbe
- Grenzen der Kooperation – Verhandlungsmacht und outside option
- Abschließende Betrachtungen
- Fazit
- Zusammenfassung/Abstract
- Anhang
- Literaturverzeichnis
- Genutzte Internetlinks
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Entwicklung und Einführung des Mediationsverfahrens in die deutsche Verwaltungspraxis. Sie beleuchtet die Herausforderungen, die mit diesem alternativen Konfliktlösungsverfahren verbunden sind, und untersucht mögliche Lösungsansätze. Dabei wird der Fokus auf die Steuerungstheorie und die kommunikativen Problemstrukturen gelegt.
- Kooperative Verwaltung im öffentlichen Bereich
- Mediationsverfahren als Instrument der Konfliktlösung
- Kommunikative Problemstrukturen und -situationen in Mediationsprozessen
- Das Harvard-Konzept als Lösungsansatz für Mediation
- Bewertung der Effizienz von Mediationsverfahren
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung führt in das Thema Mediationsverfahren im öffentlichen Bereich ein und skizziert die Motivation der Arbeit. Sie beleuchtet die Entwicklung des kooperativen Staates in Deutschland und die wachsende Bedeutung alternativer Konfliktregelungsmethoden.
- Kooperative Verwaltung in der Bundesrepublik Deutschland: Dieses Kapitel untersucht den Aufstieg des kooperativen Staates in Deutschland. Es betrachtet die Entwicklung des Begriffs der Kooperativen Verwaltung in der Forschungsgeschichte und analysiert die Definitionsprobleme des Begriffs. Schließlich wird ein steuerungstheoretischer Exkurs durchgeführt, der die Maßstäbe wohlfahrtsstaatlicher Effizienz, das Verhandlungsdilemma sowie Legitimationsprobleme und Lösungsansätze beleuchtet.
- Mediationsverfahren im öffentlichen Bereich: Dieses Kapitel behandelt Mediationsverfahren als alternatives Verfahren zur hierarchischen Steuerung in Umweltkonflikten. Es untersucht die Rolle des Umweltbewusstseins als Katalysator für mediative Verfahren und erläutert den Einsatz von Mediation im öffentlichen Bereich. Des Weiteren werden die Vorteile der einvernehmlichen Konfliktlösung durch Mediation in Bezug auf den Aufbau sozialer und kommunikativer Kompetenzen hervorgehoben.
- Das Harvard-Konzept: Dieses Kapitel stellt das Harvard-Konzept als einen vielbeachteten Lösungsansatz für die Bearbeitung kommunikativer Problemstrukturen und -situationen vor. Es analysiert die konzeptionellen Grundlagen des Konzepts und beleuchtet die Sach- und Beziehungsebene, die Unterscheidung zwischen Positionen und Interessen, die Entwicklung von Lösungsalternativen sowie die Rolle neutraler Bewertungsmaßstäbe.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen wie Mediation, Kooperative Verwaltung, Konfliktlösung, Kommunikation, Steuerungstheorie, Umweltpolitik, Harvard-Konzept, Sach- und Beziehungsebene, Interessen, Positionen, Lösungsalternativen, Effizienz und Legitimation.
- Quote paper
- Marcel Kreykenbohm (Author), 2005, Mediationsverfahren im öffentlichen Bereich, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/35105