Liefern Machttheorien tragfähige Erklärungen um die Machtverhältnisse im Pflegebereich überzeugend darstellen zu können?
Wie ist der institutionelle Rahmen pflegerischer Tätigkeiten definiert?
Welchen Einfluss haben pflegerische Metadiskurse auf die Arbeit von Pflegekräften?
Dabei verfolgt diese Arbeit zwei übergeordnete Ziele. Zum einen soll analysiert werden, inwieweit Macht sich auf den Pflegealltag auswirkt und zum andern ob sich Autonomie im Pflegeberuf, die durch die Etablierung der Pflegewissenschaft auch angestrebt wird, selbst zu einem Machtinstrument entwickelt.
Ausgehend von diesen Zielstellungen ergibt sich der folgende methodische Aufbau dieser Arbeit. Es werden zuerst verschiedene Machtheorien untersucht, um die historische Eingebundenheit des Pflegeberufs erklären zu können und um die verschiedenen Konfliksituationen, die sich für Pflegekräfte herausbilden, einsehbar zu machen. Im nächsten Schritt soll anhand der Begrifflichkeit von totaler Institution und Kontrollgesellschaft das Arbeitsfeld der pflegerischen Tätigkeit dargestellt werden. Anschließend werden der medizinische Code und der pflegewissenschaftliche Diskurs vorgestellt, die beide Leitlinien für pflegerisches Handeln formulieren. Zum Abschluß soll an spezifischen Konzepten für die Arbeit mit Menschen mit Demenz gezeigt werden, wie Machtpraktiken und Machtdiskurse das Feld pflegerischer Tätigkeit konstituieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aspekte der Macht
- Klassische Machtauffassung
- Macht als Austauschprozess
- Machtdispositive bei Foucault
- Die Konstitution des Selbst
- Die Konstruktion von «Mütterlichkeit»
- Machtkonstellationen im Gesundheitssektor
- Zur Vorgeschichte der Pflege
- Totale Institutionen
- Insassen
- Personal
- Die kontrollierte Gesellschaft
- Der medizinische Code und die Pflege
- Expertokratie
- Das System der Krankenbehandlung als Funktionssystem
- Pflegerischer Professionalismus
- Pflegetheoriebildung
- Machtdiskurse in der Pflege am Beispiel der Demenz
- Medizinische Aspekte der Demenz
- Psychosoziale Faktoren der Demenz
- Pflegerische Konzepte im Umgang mit Demenz
- Kitwoods personenzentrierter Ansatz
- Die Kultur der Depersonalisierung
- Standardparadigma
- Organisationsform
- Personenzentrierte Pflege
- Dementia Care Mapping (DCM)
- Kritische Bewertung des personenzentrierten Ansatzes bei Demenz
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Verhältnis von Macht und Pflege im Kontext historischer und gegenwärtiger Entwicklungen. Ziel ist es, die Einflüsse von Machstrukturen auf den Pflegealltag zu analysieren und die Frage zu beleuchten, ob Autonomie im Pflegeberuf, die durch die Etablierung der Pflegewissenschaft angestrebt wird, selbst zu einem Machtinstrument entwickelt.
- Die Entwicklung des Pflegeberufs im Kontext historischer Machtverhältnisse
- Die Analyse verschiedener Machttheorien und deren Anwendung auf den Pflegebereich
- Die Darstellung des institutionellen Rahmens pflegerischer Tätigkeiten
- Der Einfluss medizinischer und pflegewissenschaftlicher Diskurse auf die Arbeit von Pflegekräften
- Die Rolle von Machtpraktiken und Machtdiskursen in der Arbeit mit Menschen mit Demenz
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Problematik der Macht im Pflegebereich. Im zweiten Kapitel werden verschiedene Machttheorien vorgestellt, die als Grundlage für die Analyse der Machtverhältnisse in der Pflege dienen. Im dritten Kapitel werden die Machtkonstellationen im Gesundheitssektor im Allgemeinen betrachtet, wobei die Geschichte der Pflege, totale Institutionen und die kontrollierte Gesellschaft im Fokus stehen. Das vierte Kapitel befasst sich mit dem medizinischen Code und der Pflege, wobei Themen wie Expertokratie, das System der Krankenbehandlung und der pflegewissenschaftliche Diskurs analysiert werden. Schließlich widmet sich die Arbeit im fünften Kapitel der Analyse von Machtdiskursen in der Pflege am Beispiel der Demenz, wobei Kitwoods personenzentrierter Ansatz und dessen Kritik im Mittelpunkt stehen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Macht, Pflege, Gesundheitswesen, Demenz, personenzentrierte Pflege, Machttheorien, Foucault, Totalität, Kontrollgesellschaft, medizinischer Code, pflegerischer Professionalismus, Autonomie.
- Quote paper
- Henry Borchers (Author), 2004, Machtverhältnisse in der Pflege, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/34958