Der Mythos ist von seiner Entstehung her die sprachliche Ausdrucksform des naiven, durch mangelnde Reflexion über sich und seine Umwelt gekennzeichneten Bewusstseins. Der durch den Mythos Gebundene erlebt sich vorwiegend in nicht-rationaler Art und Weise. Er ist umgeben von einer Umwelt, die er nicht rational durchdringen kann. Er hat keine kausalen Erklärungsmöglichkeiten, und sieht daher, wie er von Mächten umgeben ist. Die seiner Bewusstseinsstruktur entsprechende Beschreibung von Wirklichkeit ist dann eben der Mythos, der sich in der griechischen Kultur von den dumpfen Vorstellungen unbegreiflicher, dämonischer Mächte zur Klarheit der anthropomorphen olympischen Götterwelt lichtet.
Sehen wie in dieser kurzen Abhandlung, wie Platon den Mythos auch benutzt, doch sich seiner im Sinne seines durchaus rationalen Philosophierens bedient!
Platon, Gorgias, Der Mythos vom Totengerichte (Schlussparänese)
Der Stellenwert des “Mythos” im sokratisch-platonischen Philosophieren
Gorgias 523 A - 525 B
Der "Mythos" ist von seiner Entstehung her die sprachliche Ausdrucksform des naiven, durch mangelnde Reflexion über sich und seine Umwelt gekennzeichneten Bewusstseins. Der "mythisch gebundene" Mensch erlebt sein Ich vorwiegend in nicht-rationalen Kategorien, ist umgeben von einer Umwelt, die er nicht rational zu durchdringen vermag. Da er nun nicht über kausale Erklärungsmöglichkeiten verfügt, sieht er sich nicht umgeben von "Gegenständen", sondern von "Mächten". Die seiner Bewusstseinsstruktur entsprechende Beschreibung von Wirklichkeit ist dann eben der "Mythos", der sich in der griechischen Kultur von den dumpfen Vorstellungen unbegreiflicher, dämonischer Mächte zur Klarheit der anthropomorphen olympischen Götterwelt lichtet.
Interessant ist nun, dass im sokratisch-platonischen Philosophieren ein gewissermaßen nachrationaler Gebrauch mythischen Sprechens auftaucht. Dem Mythos kommt angesichts der Entwicklung der rationalen Reflexion eine ganz neue Funktion zu: Er wird zur bildhaft- metaphorischen Darstellung von Gegen- standsbereichen, die sich dem Zugriff der menschlichen Vernunft entziehen, zur symbolischen Darstellung von "Metaphysik". Der Mythos stellt also bei Platon keine vorlogische Aussage mehr dar wie der archaische Mythos, sondern führt die Linien des Logos über dessen Grenzen hinaus weiter. Er wird zur Extrapolation des Logos, zur Metapher seiner rationalen Postulate, die gleichwohl jenseits von seiner Reichweite liegen.
An den Grenzen des Logos, in Bereichen, die als der Metaphysik angehörend die Möglichkeit der rationalen Prüfung, des λόγον διδόναι ("logon didónai", d.h. Rechenschaft ablegen) nicht mehr bieten, ist nur noch eine "mythische" Aussage möglich. Sokrates und Platon legen dabei immer größten Wert auf die Identifizierbar- keit des Mythos als eines nicht-logischen Sprechens, auf seine Unterscheidbarkeit von der rational- dialektischen Argumentation; Der Begriff "Mythos" wird solchen Passagen immer unübersehbar vorangestellt, sein Ende bildet jeweils eine Bedingung, die den gesamten Mythos sofort wieder ad absurdum zu führen in der Lage ist - es ist die berühmte Bedingung des εἴπερ γε τὰ λεγόμενα ἀληϑή ("eiper ge ta legómena alēthē" d.h.: insofern nur das Gesagte der Wahrheit entspricht) - der sokratischen Apologie (41 C).
Der Mythos beansprucht also nicht, Wahrheit zu sein oder diese unmittelbar wiederzugeben, er spiegelt sie allenfalls in einem vielfältig fluoreszierenden und vielfältig gefährdeten Bild. Die Anleitung zum rechten Verständnis des philosophischen Mythos gibt Sokrates selbst an einer unvergesslichen Stelle des Dialogs Phaidon (114 D), wo er kurz vor seinem Tod über das Problem der Unsterblichkeit der Seele reflektiert und über den als Ausweitung dieser Reflexion entwickelten Mythos sagt: "Sich darauf nun zu versteifen, dass es sich so und nicht anders verhalte, wie ich es (im Mythos) dargestellt habe, scheint mir einem Manne, der Verstand besitzt, nicht anzustehen. Dass es jedoch entweder dieses oder doch ein irgendwie so geartetes Bewenden habe mit unserer Seele und dem Ort ihres Geborgenseins, da sich die Seele nun einmal doch als etwas Unsterbliches erweist, dies zu glauben scheint mir angemessen zu sein und würdig, dass man die Gefahr dieses Glaubens, dass es sich so verhalte, auf sich nehme - schön ist nämlich diese Gefahr - und man muss sich derartiges gewissermaßen als Beschwörung vorsprechen, weswegen ich ja auch die ganze Zeit schon den Mythos verzögernd in die Länge ziehe."
Das Phänomen des Moralischen trägt für Sokrates und Platon offensichtlich den Charakter einer Verweisung; Wenn es sich auch in der rationalen Suche der Dialektik Schritt für Schritt klären lässt, verweist es doch auf einen letzten, der menschlichen ratio entzogenen Zielpunkt transzendentaler Art. Der Mythos, der in seiner ganzen Ungesichertheit die einzige Möglichkeit für den Menschen bleibt, von der Transzendenz zu sprechen, zeigt die Grenzen der menschlichen Rationalität an. Wenn Kant Metaphysik als die Lehre von den Grenzen der menschlichen Vernunft neu definiert, setzt er nur das Denken des Sokrates fort, das sich im mythischen Sprechen als Einsicht in seine Grenzen zu erkennen gibt.
In der Schluss-Paränese des Mythos vom Totengericht, in der Sokrates den Kallikles zu einem Leben der Gerechtigkeit und philosophisch getragener ethischer Grundeinstellungen auffordert, erscheint noch einmal das von Kallikles dem Sokrates geweissagte Schicksal, aber unter den Perspektiven einer im mythischen Bilde gedeuteten metaphysischen Gerechtigkeit hat es jegliches Schreckliche verloren. Das Erleben des Moralischen als eines Absoluten vermittelt Sokrates die tröstliche Gewissheit, dass dem wahrhaft "Guten" nichts Schlechtes widerfahren könne; eine Gewissheit, die ihn offensichtlich bis in seinen Tod hinein begleitete und ihn gleichzeitig zum ersten Repräsentanten einer konsequenten philosophischen Ethik hat werden lassen.
Doch nun der Text selbst: (Übersetzung nach Platon: Gorgias, griechisch und deutsch, Leipzig: Verlag Wilhelm Engelmann, 18571 ):
So höre denn eine sozusagen schöne Geschichte, die du meines Erachtens zwar für eine Fabel halten wirst, ich aber für eine wahre Erzählung - denn was ich dir erzählen möchte, erzähle ich dir als die reine
Wahrheit: Bei Homer teilten Zeus, Poseidon und Pluton die Herrschaft, nachdem sie sie von ihrem Vater übernommen hatten. Es galt nun folgendes Gesetz für die Menschen unter Kronos, und es besteht noch heute unter den Göttern: Wer von den Menschen sein Leben gerecht und gottesfürchtig zugebracht hat, soll nach seinem Tode auf die Inseln der Seligen gelangen und dort in aller Glückseligkeit frei von Übeln wohnen, wer aber ungerecht und gottlos sein Leben hingebracht hatte, der soll in den Kerker der Vergeltung und Strafe kommen, den man bekanntlich ‚Tartaros‘ nennt. Nun waren unter Kronos und erst vor kurzem, als Zeus schon die Regierung
Sokrates: Ἄκουε δή, φασǎ, μάλα καλοῦ λόγου, ὃν σὺ μὲν ἡγήσῃ μῦϑον, ὡς ἐγɰ οἶμαι, ἐγɰ δὲ λόγον: ὡς ἀληϑῆ γὰρ ὄντα σοι λέξω ἃ μέλλω λέγειν. Ὥσπερ γὰρ Ὅμηρος λέγει, διενεǎμαντο τὴν ἀρχὴν ὁ Ζεὺς καὶ ὁ Ποσειδῶν καὶ ὁ Πλού- των, ἐπειδὴ παρὰ τοῦ πατρὸς παρέλαβον. ἦν οὖν νόμος ὅδε περὶ ἀνϑρώπων ἐπὶ Κρόνου, καὶ ἀεὶ καὶ νῦν ἔτι ἔστιν ἐν ϑεοῖς, τῶν ἀνϑρώπων τὸν μὲν δικαǎως τὸν βǎον διελϑόντα καὶ ὁσǎως, ἐπειδὰν τελευτήσῃ, εἰς μακάρων νήσους ἀπιόν- τα οἰκεῖν ἐν πάσῃ εὐδαιμονǎᾳ ἐκτὸς κακῶν, τὸν δὲ ἀδǎκως καὶ ἀϑέως εἰς τὸ τῆς τǎσεώς τε καὶ δǎκης δεσμωτήριον, ὃ δὴ Τάρταρον καλοῦσιν, ἰέναι. Τούτων δὲ δικασταὶ ἐπὶ Κρόνου καὶ ἔτι hatte, lebende Richter über Lebendige, die am selben tage Gericht hielten, an dem die Lebenden sterben sollten. Die Urteile wurden daher schlecht gefällt. Da gingen denn Pluton und die Aufseher auf die Inseln der Seligen zu Zeus und legten ihm dar, dass öfter an beide Orte Menschen, die es nicht verdient hätten, kämen.
Darauf entgegnete Zeus: ͣGut, dem will ich ein Ende machen! Jetzt werden die Dinge freilich schlecht abgeurteilt; denn in ihren Gewändern werden dieje- nigen gerichtet, die gerichtet werden, sagte er, weil sie noch lebend gerichtet werden. Viele nun, die schlechte Seelen haben, sind mit schönen Leibern, vornehmen Geschlechtern und Reichtümern umhüllt, und wenn nun das Urteil gefällt wird, so treten viele Zeugen für sie auf, um Zeugnis zu geben, dass sie gerecht gelebt haben. Die Richter nun werden da- durch aus der Fassung gebracht und richten nebenbei selbst in ihren Kleidern, indem sie vor ihrer Seele an Augen, Ohren und dem ganzen Körper eine Hülle ha- ben. All dies wird ihnen hinderlich, sowohl ihre eige- nen Hüllen, als auch diejenigen, die sie zu richten haben. Zuerst also, sagte er, muss es damit ein Ende haben, dass sie den Tod vorauswissen, denn jetzt wis- sen sie ihn voraus. es ist daher bereits Prometheus gesagt worden, dass er bei ihnen dem ein Ende machen soll. Ferner müssen sie all dies los sein, wenn sie gerichtet werden; denn sie müssen tot gerichtet werden. Auch der Richter muss nackt sein, tot, und mit bloßer Seele die die bloße Seele selbst eines jeden, sobald er gestorben ist, betrachten, entblößt von allen Verwandten, nachdem sie allen ihren Schmuck auf Erden zurückgelassen hat, damit die Entscheidung gerecht ist. indem ich nun dies eher erkannt habe als ihr, habe ich meine Söhne zu Richtern bestellt, aus Asien Minos und Rhadamanthys und Aiakos aus Europa. 524 Diese werden nun, sobald sie gestorben sind, Gericht halten auf der Wiese am Kreuzweg, von dem die Wege abführen, der eine zu den Inseln der Seligen, der andere zum Tartaros; die aus Asien wird Rhadamanthys richten, die aus Europa Aiakos. Dem Minos will ich aber das Ehrenamt über- tragen, die Entscheidung zu treffen, wenn die beiden anderen im Zweifel sind, damit die Entscheidung über den Weg, den die Menschen wandeln müssen, mög- lichst gerecht ist.“ Dies nun habe ich gehört, Kallikles, νεωστὶ τοῦ Διὸς τὴν ἀρχὴν ἔχοντος ζῶντες ἦσαν ζώντων, ἐκεǎνῃ τῇ ἡμέρᾳ δικάζοντες ᾗ μέλλοιεν τελευτᾶν: κακῶς οὖν αἱ δǎκαι ἐκρǎνον- το. ὅ τε οὖν Πλούτων καὶ οἱ ἐπιμεληταὶ οἱ ἐκ μακάρων νήσων ἰόντες ἔλεγον πρὸς τὸν Δǎα ὅτι φοιτῷέν σφιν ἄνϑρωποι ἑκατέρωσε ἀνάξιοι.
Εἶπεν οὖν ὁ Ζεύς: ‘Ἀλλ᾽ ἐγώ,’ ἔφη, ‘παύσω τοῦτο γιγνόμενον. νῦν μὲν γὰρ κακῶς αἱ δǎκαι δικάζονται. Ἀμπεχόμενοι γάρ,’ ἔφη, ‘οἱ κρινό- μενοι κρǎνονται: ζῶντες γὰρ κρǎνονται. πολλοὶ οὖν,’ ἦ δ᾽ ὅς, ‘ψυχὰς πονηρὰς ἔχοντες ἠμφι- εσμένοι εἰσὶ σώματά τε καλὰ καὶ γένη καὶ
πλούτους, καǎ, ἐπειδὰν ἡ κρǎσις ᾖ, ἔρχονται αὐτοῖς πολλοὶ μάρτυρες, μαρτυρήσοντες ὡς δικαǎως βεβιώκασιν: Οἱ οὖν δικασταὶ ὑπό τε τούτων ἐκπλήττονται, καὶ ἅμα καὶ αὐτοὶ ἀμπεχόμενοι δικάζουσι, πρὸ τῆς ψυχῆς τῆς αὑτῶν ὀφϑαλμοὺς καὶ ὦτα καὶ ὅλον τὸ σῶμα προκεκαλυμμένοι. ταῦτα δὴ αὐτοῖς πάντα ἐπǎπροσϑεν γǎγνεται, καὶ τὰ αὑτῶν ἀμφιέσμα- τα καὶ τὰ τῶν κρινομένων. Πρῶτον μὲν οὖν,’ ἔφη, ‘παυστέον ἐστὶν προειδότας αὐτοὺς τὸν ϑάνατον: νῦν γὰρ προΐσασιν. Τοῦτο μὲν οὖν καὶ δὴ εἴρηται τῷ Προμηϑεῖ, ὅπως ἂν παύσῃ αὐτῶν. Ἔπειτα γυμνοὺς κριτέον ἁπάντων τούτων: τεϑνεῶτας γὰρ δεῖ κρǎνεσϑαι. Καὶ τὸν κριτὴν δεῖ γυμνὸν εἶναι, τεϑνεῶτα, αὐτῇ τῇ ψυχῇ αὐτὴν τὴν ψυχὴν ϑεωροῦντα ἐξαǎφνης ἀποϑανόντος ἑκάστου, ἔρημον πάντων τῶν συγγενῶν καὶ καταλιπόντα ἐπὶ τῆς γῆς πάντα ἐκεῖνον τὸν κόσμον, ἵνα δικαǎα ἡ κρǎσις ᾖ. ἐγɰ μὲν οὖν ταῦτα ἐγνωκɰς πρότερος ἢ ὑμεῖς ἐποιησάμην δικαστὰς ὑεῖς ἐμαυτοῦ, δύο μὲν ἐκ τῆς Ἀσǎας, Μǎνω τε καὶ Ῥαδάμανϑυν, ἕνα δὲ ἐκ τῆς Εὐρώπης, Αἰακόν: οὗτοι οὖν ἐπειδὰν τελευτήσωσι, δικάσουσιν ἐν τῷ λειμῶνι, ἐν τῇ τριόδῳ ἐξ ἧς φέρετον τɰ ὁδώ, ἡ μὲν εἰς μα- κάρων νήσους, ἡ δ᾽ εἰς Τάρταρον. καὶ τοὺς μὲν und halte es für wahr! und ich schließe, dass aus diesen Geschichten folgendes hervorgeht: Nach meiner Meinung ist der Tod nichts anderes als die Trennung zweier Dinge, nämlich der Seele und des Leibes voneinander. Wenn sie nun voneinander getrennt sind, so behält dennoch jedes von beiden dieselbe Beschaffenheit, die es besaß, als der Mensch noch lebte Der Körper behält seine Natur, die deutlichen Spuren seiner Pflege und seiner Leiden. während seines Lebens hatte einer z. b. von Natur aus oder durch seine Ernährung oder durch beides einen großen Körper, so ist auch nach seinem Tod der
Leichnam groß, und wenn er dick war, so ist er auch nach dem Tod dick, und so auch im Übrigen. Wenn er leine Haare lang trug, so ist auch der Leichnam
langhaarig; ferner, war einer ein gemeiner Verbrecher und hatte er zu seinen Lebzeiten Narben als Spuren von Schlägen oder Geiselhieben oder andern Verletzungen am Körper, so kann man doch am Leib des Toten sehen; und wenn die Glieder eines Menschen, während er lebte, gebrochen oder verrenkt waren, so ist eben dieses noch am Gestorbe- nen ersichtlich. Mit einem einigen Wort: die Verfas- sung, in der sich jemands Körper im Leben befand, zeigt sich nach dem Ableben entweder gänzlich oder zum Teil eine Zeit lang. Dasselbe findet anscheinend auch ei der Seele statt, Kallikles. Alles ist an der Seele deutlich erkennbar, nachdem sie vom Leib entblößt ist, sowohl was sie von Natur hat, als auch die Einflüs- se, die der Mensch durch die Beschäftigung mit irgendetwas in die Seele aufgenommen hat. Kommen sie nun vor ihren Richter, die aus Asien vor den Rhadamanthys, so lässt sich dieser die Seele eines jeden vor sich hintreten und beschaut sie, ohne zu wissen, wessen Seele sie ist; aber manchmal mag er wohl, wenn er die Seele des Großkönigsoder sonst eines Königs oder eines großen Herrn vor sich hatte, nichts Gesundes an ihr, sondern sie zerfleischt und voller Narben vom Meineid und von der Ungerech- tigkeit finden, was jede Tat seiner Seele aufgeprägt hatte, (525) ferner alles krumm von der Lüge und der Prahlerei und nichts Gerades, weil sie ohne Wahrheit erzogen worden sind; und er sah wohl die Seele in- folge von Gewalttat, Schwelgerei, Üppigkeit, Frevel und Unmäßigkeit im Tun und Handeln unerhört miss- gestaltet und scheußlich. Sah er nun eine solche, so schickte er sie mit Schimpf unverzüglich in den Kerker,
ἐκ τῆς Ἀσǎας Ῥαδάμανϑυς κρινεῖ, τοὺς δὲ ἐκ τῆς Εὐρώπης Αἰακός: Μǎνῳ δὲ πρεσβεῖα δώσω ἐπιδιακρǎνειν, ἐὰν ἀπορῆτόν τι τɰ ἑτέρω, ἵνα ὡς δικαιοτάτη ἡ κρǎσις ᾖ περὶ τῆς πορεǎας τοῖς ἀνϑρώποις.’
Ταῦτ᾽ ἔστιν, ὦ Καλλǎκλεις, ἃ ἐγɰ ἀκηκοɰς πιστεύω ἀληϑῆ εἶναι: καὶ ἐκ τούτων τῶν λόγων τοιόνδε τι λογǎζομαι συμβαǎνειν. ὁ ϑάνατος τυγχάνει ὤν, ὡς ἐμοὶ δοκεῖ, οὐδὲν ἄλλο ἢ δυοῖν πραγμάτοιν διάλυσις, τῆς ψυχῆς καὶ τοῦ σώματος, ἀπ᾽ ἀλλήλοιν: ἐπειδὰν δὲ διαλυ- ϑῆτον ἄρα ἀπ᾽ ἀλλήλοιν, οὐ πολὺ ἧττον ἑκάτερον αὐτοῖν ἔχει τὴν ἕξιν τὴν αὑτοῦ ἥνπερ καὶ ὅτε ἔζη ὁ ἄνϑρωπος, τό τε σῶμα τὴν φύσιν τὴν αὑτοῦ καὶ τὰ ϑεραπεύματα καὶ τὰ παϑή- ματα ἔνδηλα πάντα. οἷον εἴ τινος μέγα ἦν τὸ σῶμα φύσει ἢ τροφῇ ἢ ἀμφότερα ζῶντος, τούτου καὶ ἐπειδὰν ἀποϑάνῃ ὁ νεκρὸς μέγας, καὶ εἰ παχύς, παχὺς καὶ ἀποϑανόντος, καὶ τἆλλα οὕτως: καὶ εἰ αὖ ἐπετήδευε κομᾶν, κομήτης τούτου καὶ ὁ νεκρός. μαστιγǎας αὖ εἴ τις ἦν καὶ ἴχνη εἶχε τῶν πληγῶν οὐλὰς ἐν τῷ σώματι ἢ ὑπὸ μαστǎγων ἢ ἄλλων τραυμάτων ζῶν, καὶ τεϑνεῶτος τὸ σῶμα ἔστιν ἰδεῖν ταῦτα ἔχον: ἢ κατεαγότα εἴ του ἦν μέλη ἢ διεστραμ- μένα ζῶντος, καὶ τεϑνεῶτος ταὐτὰ ταῦτα ἔνδηλα. ἑνὶ δὲ λόγῳ, οἷος εἶναι παρεσκεύαστο τὸ σῶμα ζῶν, ἔνδηλα ταῦτα καὶ τελευτήσαντος ἢ πάντα ἢ τὰ πολλὰ ἐπǎ τινα χρόνον. ταὐτὸν δή μοι δοκεῖ τοῦτ᾽ ἄρα καὶ περὶ τὴν ψυχὴν εἶναι, ὦ Καλλǎκλεις: ἔνδηλα πάντα ἐστὶν ἐν τῇ ψυχῇ, ἐπειδὰν γυμνωϑῇ τοῦ σώματος, τά τε τῆς φύσεως καὶ τὰ παϑήματα ἃ διὰ τὴν ἐπιτή- δευσιν ἑκάστου πράγματος ἔσχεν ἐν τῇ ψυχῇ ὁ ἄνϑρωπος. ἐπειδὰν οὖν ἀφǎκωνται παρὰ τὸν δικαστήν, οἱ μὲν ἐκ τῆς Ἀσǎας παρὰ τὸν Ῥαδάμανϑυν, ὁ Ῥαδάμανϑυς ἐκεǎνους ἐπιστήσας ϑεᾶται ἑκάστου τὴν ψυχήν, οὐκ
wo angelangt sie die ihr gebührende Pein zu erdulden hat. Es muss aber jeder, der Strafe leidet, sofern er von einem anderen richtig gestraft wird, entweder besser werden und Nutzen davon ziehen, oder den anderen als Beispiel dienen, damit, wenn andere ihn das erleiden sehen, was er erleidet, Furcht bekom- men und besser werden. die aber, die Nutzen haben, wenn sie von Göttern und Menschen bestraft worden sind, sind diejenigen, die heilbare Vergehen begangen haben. aus Schmerzen und Pein entspringt ihnen dennoch Nutzen sowohl hier als auch im Hades. Sonst werden sie ja überhaupt nicht in der Lage sein, die Ungerechtigkeit abzustreifen.
εἰδɰς ὅτου ἐστǎν, ἀλλὰ πολλάκις τοῦ μεγάλου βασιλέως ἐπιλαβόμενος ἢ ἄλλου ὁτουοῦν βασιλέως ἢ δυνάστου κατεῖδεν οὐδὲν ὑγιὲς ὂν τῆς ψυχῆς, ἀλλὰ διαμεμαστιγωμένην καὶ οὐλῶν μεστὴν ὑπὸ ἐπιορκιῶν καὶ ἀδικǎας, ἃ ἑκάστη ἡ πρᾶξις αὐτοῦ ἐξωμόρξατο εἰς τὴν ψυχήν, καὶ πάντα σκολιὰ ὑπὸ ψεύδους καὶ ἀλαζονεǎας καὶ οὐδὲν εὐϑὺ διὰ τὸ ἄνευ
ἀληϑεǎας τεϑράφϑαι: καὶ ὑπὸ ἐξουσǎας καὶ τρυφῆς καὶ ὕβρεως καὶ ἀκρατǎας τῶν πράξεων ἀσυμμετρǎας τε καὶ αἰσχρότητος γέμουσαν τὴν ψυχὴν εἶδεν: ἰδɰν δὲ ἀτǎμως ταύτην ἀπέπεμψεν εὐϑὺ τῆς φρουρᾶς, οἷ μέλλει ἐλϑοῦσα ἀνατλῆναι τὰ προσήκοντα πάϑη. προσήκει δὲ παντὶ τῷ ἐν τιμωρǎᾳ ὄντι, ὑπ᾽ ἄλλου ὀρϑῶς τιμωρουμένῳ, ἢ βελτǎονι γǎγνεσϑαι καὶ ὀνǎνασϑαι ἢ παραδεǎγματι τοῖς ἄλλοις γǎγνεσϑαι, ἵνα ἄλλοι ὁρῶντες πάσχοντα ἃ ἂν πάσχῃ φοβούμενοι βελτǎους γǎγνωνται. εἰσὶν δὲ οἱ μὲν ὠφελούμενοǎ τε καὶ δǎκην διδόντες ὑπὸ ϑεῶν τε καὶ ἀνϑρώπων οὗτοι οἳ ἂν ἰάσιμα ἁμαρτήματα ἁμάρτωσιν: ὅμως δὲ δι᾽ ἀλγηδόνων καὶ ὀδυνῶν γǎγνεται αὐτοῖς ἡ ὠφελǎα καὶ ἐνϑάδε καὶ ἐν Ἅιδου: οὐ γὰρ οἷόν τε ἄλλως ἀδικǎας ἀπαλλάττεσϑαι.
[...]
1 Auch empfehlenswert: der englische Text von W.R.M. Lamb: Plato in 12 Volumes, Vol. 3, Cambridge bei Boston, Massachusetts, Harvard University Press; London, Ndr. William Heinemann, 1967]
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- Hartmut Geuder (Author), 2016, Die Schlussparänese in Platons Gorgias. Der Mythos vom Totengericht, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/341564