Robert Musils Roman „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ (im Folgen „Törleß“) ist unbestritten einer der bedeutsamsten des frühen 20. Jahrhunderts und noch über 100 Jahre später hat er nichts von seiner anfänglichen Faszination einbüßen müssen. Und so ist er zum modernen Klassiker geworden. In Musils Erstlingswerk sind bereits zentral Themen angelegt, die sich im Weiteren durch sein gesamtes Œuvre ziehen werden. „Im Törless“, schreibt Musil in einen Tagebucheintrag „wird das Unbegreifliche, Ahnungsvolle nur ungefähr Vorstellbare, wo es auftritt überall begreiflich zu machen gesucht, genetisch, psychologisch.“
Kaum ein Aspekt des Romans wurde nicht durchleuchtet, schon diese Vielschichtigkeit der differenzierten Denkanstöße, lässt auf „Törleß“ Komplexität schließen. Die Kategorisierungsversuche reichten von Bildungs- über Schüler- bis zum Kadettenroman, Was es jedoch unbestreitbar festststeht ist, dass es „the earliest novel […] to show specific Freudian influence“ und zudem „the earliest existentialist novel“ sei. Der Roman sei somit ein „gesamtphilosophischer Weltentwurf“.
Es lassen sich zwei Hauptlinien in der Rezipientenschaft erkennen. Die einen sprechen von einem Schülerroman, in dem die krisengeplagte Entwicklung eines sensiblen Schülers, hinweg durch eine Odyssee leidvoller Erfahrung hin zur Entwicklung zum gereiften jungen Mann beschrieben wird, auf der andere Seite steht eine Leserschaft, die genährt durch Musils eigene Kommentare im „Törleß“ einen Vorboten auf die Grausamkeiten des drohenden Weltkriegs analysieren zu denkt.
Die Herangehensweise, mit welcher ich mich dem Roman nähere ist eine Symbiose aus philosophischen, psychologisches, teils auch soziologischen Fragestellungen. Im Verlauf meiner Ausarbeitungen werde ich erst Musils frühe Rezeption Maeterlincks, danach Mach und Freud, bevor ich mich einer Interpretation ausgesuchter Textinhalte im Sinne der Psychoanalyse widme. Im nächsten Schritte werde ich mich mit der Frage der Individualität auseinandersetzen, dem Ich-Konzept und dem des Individuums aus der Sicht um 1900.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Musils philosophische Studien
- Freudsche Psychoanalyse – Das Unbewusste
- Maeterlinck - Das Transzendentale
- Mach und die Gestaltpsychologie - Die Immanenz
- Psychoanalytische Interpretation
- Erotik und Sexualität als Grenzüberschreitung
- Božena
- Basini - Homosexualität als Tabubruch
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Robert Musils Roman "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" und untersucht ihn aus philosophischer, psychologischer und soziologischer Perspektive. Sie verfolgt das Ziel, die verschiedenen Interpretationsebenen des Romans aufzudecken und die zentralen Themen und Ideen zu analysieren.
- Die Entwicklung der Psychologie und ihre Einflüsse auf Musils Werk
- Die Rolle des Unbewussten und der Psychoanalyse in der Interpretation des Romans
- Die Darstellung von Sexualität und Grenzüberschreitung in "Törleß"
- Die Herausforderungen der Individualität und des Ich-Konzepts im frühen 20. Jahrhundert
- Der Einfluss von Maeterlinck, Mach und Freud auf Musils Denkweise und Schreibstil
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über Robert Musils Roman "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" und seine Bedeutung als literarisches Werk. Sie beleuchtet die Vielschichtigkeit des Romans und die verschiedenen Interpretationsansätze, die sich im Laufe der Zeit herauskristallisiert haben.
Das zweite Kapitel befasst sich mit Musils philosophischen Studien und beleuchtet die Einflüsse von Freud, Maeterlinck und Mach auf seine Denkweise und Schreibstil. Es analysiert die Bedeutung des Unbewussten in der psychoanalytischen Interpretation des Romans und untersucht die Bedeutung von Musils eigener Rezeption dieser philosophischen Strömungen.
Das dritte Kapitel widmet sich einer psychoanalytischen Interpretation des Romans und untersucht zentrale Textstellen und Fragestellungen. Es analysiert die Bedeutung von Sexualität und Grenzüberschreitung in "Törleß" und beleuchtet die Herausforderungen der Individualität und des Ich-Konzepts im frühen 20. Jahrhundert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themenbereiche des Romans "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" sind: Psychoanalyse, Unbewusstes, Individualität, Sexualität, Grenzüberschreitung, Maeterlinck, Mach, Freud, Bildungsroman, Schülerroman, Kadettenroman, Weltentwurf, Psychologie, Philosophie, Soziologie.
- Arbeit zitieren
- Martin Hinz (Autor:in), 2016, "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß". Eine psychologische Betrachtung im Zeichen der Philosophie, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/340708