In den Königshäusern der frühen Neuzeit wurde nicht aus Liebe geheiratet, sondern zum politischen Vorteil. Legitime Nachkommen sollten gezeugt werden. Die Stellung als Ehefrau eines Monarchen verpflichtete die Fürstin zur Aufsicht über den Hofstaat im Sinne der Haushaltsführung und die Sicherung des Landes durch das Gebären von Thronfolgern. Als Regentinnen konnten Fürstinnen gleichwohl auf der Basis eheherrlicher Testamente, nach dem Ableben ihres Ehemannes, erhebliche Macht erlangen. Denn sie übernahmen die Regierung für den noch nicht volljährigen Erben.
Diese geringe Anzahl an Möglichkeiten, offiziell auf der politischen Bühne „mitzuspielen“, wie auch Katrin Keller beschreibt, betrifft den Großteil der Frauen in der Frühen Neuzeit. Eine der wenigen Ausnahmen war Königin Luise von Preußen. Sie wurde 1776 in Hannover als Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz geboren, heiratete 1793 den preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm III. und wurde nach dem Tod seines Vaters 1797 Königin von Preußen. Luise regierte dreizehn Jahre an der Seite ihres Mannes bis sie 1810 an einem Lungentumor verstarb. Ihrem Tod folgte ein einzigartiger Fall nationaler Gedächtnispolitik. Die Berliner Bevölkerung begleitete nicht nur den Trauermarsch der verstorbenen Königin, sondern es entwickelte sich geradezu eine Heldenverehrung.
Aber warum konnte gerade Luise von Preußen die Grundlage für die Entstehung eines Mythos sein? Inwieweit das reale Wirken der preußischen Königin überhaupt mit dem Mythos nach ihrem Tod zusammenhängt und warum es eine gewisse Gedächtnispolitik auch noch einhundert Jahre nach ihrem Tod gibt, wird im Folgenden geklärt und ist Mittelpunkt dieser Arbeit. Dazu wird zunächst der Mythen-Begriff definiert und in die disziplinäre Betrachtung einer geschichtswissenschaftlichen Auseinandersetzung eingeordnet. Weiterhin werden Leben und Erziehung Luises betrachtet, um so die Entwicklung ihrer Charakterzüge zu begründen, die sie zu einer leidenschaftlichen Königin werden ließen. Anschließend wird die Zeit der Regentschaft fokussiert, die von Krieg und Flucht gekennzeichnet war. Dabei werden die Zusammenhänge zu den ersten Formen des öffentlichen Gedenkens augenscheinlich. Dieses Vorgehen wird herausstellen warum gerade Luise von Preußen zu einer politischen-mythisierten Figur wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Mythisierung in der Deutschen Kultur
- Das Leben der Luise von Preußen
- Mythisierung der Luise von Preußen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Mythisierung der Königin Luise von Preußen und untersucht die Entstehung und Entwicklung des Luisen-Mythos im Kontext der deutschen Geschichte. Die Arbeit beleuchtet, inwiefern Luises Leben und Wirken mit dem späteren Mythos zusammenhängen und wie dieser Mythos zur nationalen Gedächtnispolitik beigetragen hat.
- Definition des Begriffs "Mythos" im Zusammenhang mit historischen Personen
- Die Entwicklung des Luisen-Mythos im Kontext der deutschen Geschichte
- Die Rolle von Luise von Preußen in der preußischen Politik und Gesellschaft
- Die Bedeutung des Luisen-Mythos für die nationale Identität
- Die Mythisierung von Frauen in der deutschen Kultur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Mythisierung von historischen Personen ein und stellt die Bedeutung der Königin Luise von Preußen für die deutsche Geschichte dar. Kapitel 2 definiert den Begriff "Mythos" und untersucht die Mythisierung von Frauen in der deutschen Kultur. Kapitel 3 beleuchtet das Leben der Luise von Preußen, ihre Kindheit, ihre Ehe und ihre Rolle als Königin. Kapitel 4 analysiert die Mythisierung der Königin Luise von Preußen und untersucht die Entstehung des Luisen-Mythos im Kontext der preußischen und deutschen Geschichte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Mythisierung, Königin Luise von Preußen, nationale Gedächtnispolitik, deutsche Kultur, Frauen in der Geschichte, Idealbild, Geschichte der Nation, politische Symbolik, Volksidentität.
- Quote paper
- Nadine Langer (Author), 2015, Königin Luise von Preußen. Ein Mythisierungsprozess, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/339411