Gegen Ende des Jahres 1929 traf die Weltwirtschaftskrise, die mit dem Schwarzen Freitag in den USA ihren Anfang genommen hatte, das Deutsche Reich mit voller Wucht. Das Land war bereits zuvor von Krisen geschüttelt worden und dementsprechend geschwächt. Zudem war es sehr von Krediten aus den USA abhängig. Die Folgen waren katastrophal und das nicht nur in materieller Hinsicht. Die Not führte auch zu psychosozialen Problemen wie Aggressivität, Depression und auch hohen Selbstmordraten. Zudem kam es zu einer politischen Radikalisierung der Gesellschaft, verbunden mit gewalttätigen Ausschreitungen und fast bürgerkriegsähnlichen Zuständen.
Gleichzeitig begann der beispiellose Aufstieg der NSDAP. „Keine andere Partei in der deutschen Geschichte hat in so kurzer Zeit einen derartigen Sprung in der Wählergunst von einer relativ erfolglosen, von den meisten Zeitgenossen nicht sonderlich ernstgenommenen Splitterpartei zur mit weitem Abstand stärksten politischen Kraft innerhalb und außerhalb des Reichstags geschafft“ (Falter 1991: 17). Auch die KPD, die Partei der extremen Linken, konnte an Stimmen gewinnen.
Die Verbindung scheint klar: Die Weltwirtschaftskrise sorgte, verbunden mit der aus ihr resultierenden Massenarbeitslosigkeit, dafür, dass die Wähler in Scharen zu staatsfeindlichen Parteien strömten. Diese Ansicht hat seit jeher die Forschung zum Ende der Weimarer Republik dominiert. Doch entspricht sie wirklich der Wahrheit? Ist die Gleichung so einfach oder spielten noch andere Faktoren eine Rolle im Verhalten der Wähler? Diese Fragestellung soll in meiner Arbeit untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Weltwirtschaftskrise und die Wahlpropaganda der Parteien
- 2.1 Die Weimarer Parteien
- 2.2 Die totalitären Parteien
- 2.2.1 KPD
- 2.2.2 NSDAP
- 3. Analyse des Wählerverhaltens
- 3.1 Zusammenhang zwischen Wahlergebnissen und Wahlbeteiligung
- 3.2 Soziodemographischer Hintergrund
- 3.2.1 Weimarer Parteien
- 3.2.2 KPD
- 3.2.3 NSDAP
- 3.3 Parteiwanderungen
- 4. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss der Weltwirtschaftskrise auf das Wählerverhalten in der Weimarer Republik. Sie analysiert, inwieweit die Krise und die daraus resultierende Massenarbeitslosigkeit zu einem Anstieg der Stimmen für staatsfeindliche Parteien wie die NSDAP und KPD führten. Die Arbeit hinterfragt die gängige Annahme einer einfachen Kausalität und berücksichtigt weitere Faktoren, die das Wählerverhalten beeinflusst haben könnten.
- Wahlpropaganda der Parteien während der Weltwirtschaftskrise
- Zusammenhang zwischen Wirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit und Wählerverhalten
- Analyse der Strategien verschiedener Parteien zur Bewältigung der Krise im Wahlkampf
- Soziodemographische Faktoren und ihr Einfluss auf das Wahlverhalten
- Parteiwanderungen und die Rolle der politischen Radikalisierung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Beginn der Weltwirtschaftskrise im Deutschen Reich Ende 1929 und deren verheerende Folgen, sowohl materiell als auch psychosozial. Sie hebt den rasanten Aufstieg der NSDAP und der KPD hervor und stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem tatsächlichen Einfluss der Wirtschaftskrise auf das Wählerverhalten in Frage. Die Arbeit argumentiert, dass die Machtergreifung Hitlers zwar ohne den vorherigen Aufstieg der NSDAP nicht möglich gewesen wäre, der direkte Zusammenhang zwischen Wahlerfolgen der NSDAP und dem Dritten Reich jedoch nicht zwingend gegeben ist. Die Studie untersucht die Wahlpropaganda der Parteien und weitere Faktoren, die das Wählerverhalten beeinflussten, mit einem Fokus auf die Reichstagswahlen 1930 und 1932.
2. Die Weltwirtschaftskrise und die Wahlpropaganda der Parteien: Dieses Kapitel untersucht die Reaktion der verschiedenen Parteien auf die Weltwirtschaftskrise in ihrer Wahlpropaganda zwischen 1930 und 1932. Es analysiert zunächst die "Weimarer Parteien" (SPD, DDP, Zentrum, DVP, DNVP) und ihren Spagat zwischen dem Ignorieren der Krise und dem Versuch, die Regierung zu kritisieren ohne sich selbst zu schaden. Die Arbeit zeigt, dass die Parteien zwar auf die Not der Bevölkerung reagierten (Stichwort "Arbeit und Brot"), jedoch oft zu spät und mit unzureichenden Strategien.
3. Analyse des Wählerverhaltens: Dieses Kapitel, basierend auf den Reichstagswahlen von 1930 und 1932, untersucht den Einfluss der Weltwirtschaftskrise auf das Wählerverhalten im Detail. Es betrachtet die Korrelation zwischen Wahlergebnissen und Wahlbeteiligung, den soziodemografischen Hintergrund der Wähler verschiedener Parteien (Weimarer Parteien, KPD, NSDAP), und die Parteiwanderungen, um ein umfassendes Bild der komplexen Faktoren zu zeichnen, die das Wahlverhalten beeinflusst haben. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der NSDAP aufgrund ihrer Bedeutung und der Verfügbarkeit von Daten.
Schlüsselwörter
Weltwirtschaftskrise, Weimarer Republik, Wählerverhalten, NSDAP, KPD, Wahlpropaganda, Massenarbeitslosigkeit, politische Radikalisierung, Reichstagswahlen, Soziodemografie, Parteiwanderungen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse des Wählerverhaltens in der Weimarer Republik während der Weltwirtschaftskrise
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Einfluss der Weltwirtschaftskrise auf das Wählerverhalten in der Weimarer Republik zwischen 1930 und 1932. Der Fokus liegt auf der Untersuchung, inwieweit die Krise und die daraus resultierende Massenarbeitslosigkeit zum Aufstieg von Parteien wie der NSDAP und der KPD beitrugen. Die Arbeit hinterfragt dabei einfache Kausalzusammenhänge und berücksichtigt weitere Einflussfaktoren.
Welche Parteien werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die Wahlpropaganda und das Wählerverhalten der „Weimarer Parteien“ (SPD, DDP, Zentrum, DVP, DNVP), der KPD und der NSDAP. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der NSDAP aufgrund ihrer historischen Bedeutung und der Datenverfügbarkeit.
Welche Aspekte des Wählerverhaltens werden analysiert?
Die Analyse umfasst den Zusammenhang zwischen Wahlergebnissen und Wahlbeteiligung, den soziodemografischen Hintergrund der Wähler verschiedener Parteien, und die Parteiwanderungen. Die Arbeit betrachtet diese Faktoren, um ein umfassendes Bild der komplexen Dynamik des Wahlverhaltens zu erstellen.
Wie wird die Wahlpropaganda der Parteien berücksichtigt?
Die Arbeit analysiert die Reaktion der verschiedenen Parteien auf die Weltwirtschaftskrise in ihrer Wahlpropaganda. Sie untersucht die Strategien der Parteien, ihre Reaktionen auf die Not der Bevölkerung (z.B. "Arbeit und Brot") und deren Effektivität im Wahlkampf.
Welche Rolle spielt die Weltwirtschaftskrise in der Analyse?
Die Weltwirtschaftskrise bildet den zentralen Kontext der Analyse. Die Arbeit untersucht, wie die Krise und die daraus resultierende Massenarbeitslosigkeit das Wählerverhalten beeinflussten, aber auch, ob und inwieweit andere Faktoren eine bedeutendere Rolle spielten.
Welche Daten werden verwendet?
Die Analyse basiert primär auf den Ergebnissen der Reichstagswahlen von 1930 und 1932. Die Arbeit nutzt soziodemografische Daten, um den Hintergrund der Wähler verschiedener Parteien zu verstehen.
Welche Schlussfolgerungen zieht die Arbeit?
Die Arbeit argumentiert, dass der Aufstieg der NSDAP zwar ohne die Weltwirtschaftskrise nicht denkbar gewesen wäre, der direkte Zusammenhang zwischen Wahlerfolgen der NSDAP und der Machtergreifung Hitlers jedoch nicht zwingend gegeben ist. Die Studie zeigt die Komplexität der Faktoren, die das Wählerverhalten in dieser Zeit beeinflussten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Weltwirtschaftskrise, Weimarer Republik, Wählerverhalten, NSDAP, KPD, Wahlpropaganda, Massenarbeitslosigkeit, politische Radikalisierung, Reichstagswahlen, Soziodemografie, Parteiwanderungen.
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- Damaris Englert (Author), 2014, Der Einfluss der Weltwirtschaftskrise auf das Wählerverhalten in der Weimarer Republik, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/337628