Ein Baum ist ein Baum und ein Hund ist ein Hund. Eine einfache Feststellung hinsichtlich hunderter Dinge, die wir täglich als bekannt voraussetzen und unterbewusst in unseren kognitiven Systemen einordnen. Aber warum sehen wir einen felligen Vierbeiner und denken an einen Hund? Und warum kategorisieren wir die hochgewachsene holzige Pflanze im Wald vor unseren Augen als Baum und nicht als Lebewesen, Pflanze oder gar Buche oder Birke? Eine doch nicht mehr ganz so einfache Frage, der in dieser Ausarbeitung unter Bezugnahme der so genannten Merkmals- und Prototypensemantik auf den Grund gegangen werden soll.
Es wird zunächst der Begriff des Prototyp geklärt und beschrieben, was man sich darunter in der Sprachwissenschaft vorzustellen hat. Der Begriff des damit eng zusammenhängenden sprachwissenschaftlichen Teilbereichs der Semantik wird ebenfalls kurz erläutert. Um zu erfahren auf welchen Grundlagen die Prototypensemantik aufbaut, wird im ersten Teil der Arbeit die Herangehensweise zur kognitiven Kategorisierung durch die ursprüngliche Merkmalssemantik geschildert. Im weiteren Verlauf wird dann ein Blick auf die daraus resultierende Prototypentheorie und ihre, zur klassischen Merkmalssemantik konträren, Erkenntnisse unter Zuhilfenahme oft rezipierter Beispiele geworfen.
Im weiteren Verlauf wird untersucht, ob die klassische Merkmalssemantik und die Prototypentheorie auch auf abstrakte Konzepte angewendet werden können, nur eine von beiden Anwendung findet, oder beide Theorien so mangelhaft sind, dass sie lediglich bei Konkreta funktionieren. Zudem stellt sich die Frage, ob sich im Laufe der Zeit ein Wandel der Merkmal / Prototypizität feststellen lässt. Zur Überprüfung werden fünf spanisch-sprachige Lexikoneinträge zum Konzept familia onomasiologisch untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsdefinition Prototyp und Semantik
- Ausgangspunkt der Prototypentheorie – die Merkmalssemantik
- Prototypensemantik
- Graduelle Zugehörigkeit und unscharfe Grenzen
- Das Fokalfarben-Experiment
- Das Vogel-Experiment
- Das Tassen-Experiment
- Familienähnlichkeit
- Die Basisebene
- Graduelle Zugehörigkeit und unscharfe Grenzen
- Anwendung Merkmals- und Prototypensemantik auf das Konzept „Familia“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung befasst sich mit der Frage, wie Menschen Objekte und Konzepte kognitiv kategorisieren. Sie vergleicht die klassischen Ansätze der Merkmalssemantik mit der modernen Prototypentheorie.
- Begriff des Prototypen in der Sprachwissenschaft
- Kategorisierung von Objekten durch die Merkmalssemantik
- Die Prototypentheorie und ihre Erkenntnisse
- Anwendung der beiden Theorien auf Konkreta und Abstrakta
- Wandel von Merkmalen und Prototypen im Laufe der Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel führt in die Thematik der kognitiven Kategorisierung ein und stellt die Frage, wie wir Objekte und Konzepte einordnen. Es wird Bezug auf die Merkmals- und Prototypensemantik genommen.
- Im zweiten Kapitel werden die Begriffe Prototyp und Semantik definiert und erläutert. Es wird auf die unterschiedlichen Begriffsdefinitionen in verschiedenen Disziplinen eingegangen.
- Kapitel drei widmet sich der Merkmalssemantik als Ausgangspunkt der Prototypentheorie. Es wird das NHB-Modell (notwendige und hinreichende Bedingungen) vorgestellt und mit einem Experiment zur kognitiven Kategorisierung veranschaulicht.
- Das vierte Kapitel beschreibt die Prototypensemantik und ihre Unterschiede zur Merkmalssemantik. Es werden die Konzepte der graduellen Zugehörigkeit, der unscharfen Grenzen und der Familienähnlichkeit anhand von Experimenten erläutert.
- Kapitel fünf untersucht, ob sich die Merkmals- und Prototypensemantik auch auf abstrakte Konzepte anwenden lassen. Es werden die Ergebnisse einer onomasiologischen Untersuchung von fünf spanisch-sprachigen Lexikoneinträgen zum Konzept „familia“ präsentiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen der Arbeit sind Prototypensemantik, Merkmalssemantik, kognitive Kategorisierung, Familienähnlichkeit, Basisebene, Konzept der Familie, „familia“ im Spanischen, onomasiologische Analyse.
- Quote paper
- Nadine Loeper (Author), 2013, Von der Merkmalssemantik zur Prototypentheorie. Das Konzept „familia“ unter merkmals- und prototypensemantischen Aspekten, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/336319