Das Bild der Frau in der Literatur verändert und entwickelt sich im Laufe der Jahrhunderte so wie sich die politischen und sozialen Verhältnisse, unter denen sie lebt, eine Änderung erfahren. Das 19. Jahrhundert als die die Zeit der großen sozialen, politischen und wirtschaftlichen Umbrüche in Spanien und in ganz Europa bewirkt eine neue Definierung der Position der Frau in der Gesellschaft. Während aber in vielen europäischen Ländern wie England und Deutschland die Frau dank der sich gegen Mitte des Jahrhunderts neu formierenden Frauenbewegungen einen bedeutenden Schritt nach vorne Richtung mehr Rechte und Unabhängigkeit vom Mann macht, bleiben in Spanien die Reformen, die den Frauen mehr Rechte garantieren und sich somit den veränderten politischen und sozialen Verhältnisse anpassen, fast im Laufe der gesamten Zeitspanne aus. Die drei Faktoren, die den Fortschritt bezüglich der Frauenrechte in den anderen erwähnten Ländern begünstigen, sind Industrialisierung, Nichtkatholizismus und Tradition geistiger Freiheit. Da in Spanien diese Faktoren fehlen, entwickelt es sich zu einem Land, "indem der im 19. Jahrhundert in Europa zusammen mit den linkspolitischen geistigen Strömungen aufkommende Feminismus - abgesehen von einer kurzen historischen Zäsur - bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts hinein wie eine gegen den katholischen Glauben gerichtete `Ketzerei´ bekämpft wurde."
Diese Situation beeinflußt in hohem Maße die Darstellung der Frau in der Literatur im betrachteten Zeitraum. Bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts fehlt in der spanischen Literatur fast ausschließlich eine fundierte Auseinandersetzung mit den Problemen und eine zielgerichtete Sensibilisierung für die legitimen Rechte der Frauen. Die meisten Autoren des vorletzten Jahrhunderts - unter ihnen auch viele Schriftstellerinnen - halten an einer misogynen Literaturtradition fest, die die Vormachtstellung des Mannes zu festigen und den kleinsten Widerstand dagegen im Keim zu ersticken versucht. Erst nach der bürgerlichen Revolution von 1868 wird vermehrt, meist von liberalen Schriftstellern, auf die Frauenproblematik aufmerksam gemacht und versucht, die Gesellschaft zur Reformen auf diesem Gebiet zu bewegen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Situation der Frau im sozial-historischen Kontext des 19. Jahrhunderts
- 2.1 Frau und Mann
- 2.2 Frau und Bildung
- 2.3 Frau und Arbeit
- 3. La Gaviota (1849) von Fernán Caballero
- 3.1 Biographischer Hintergrund
- 3.2 Darstellung der Frau in La Gaviota
- 3.2.1 Die ideale Frau bei Caballero
- 3.2.2 Marisalada als negative Frauenfigur
- 4. Tristana (1892) von Benito Pérez Galdós
- 4.1 Biographischer Hintergrund
- 4.2 Der Entwurf der "mujer nueva" bei Pérez Galdós
- 4.3 Scheitern eines Emanzipationsmodells
- 5. Memorias de un solterón (1896) von Emilia Pardo Bazán
- 5.1 Biographischer Hintergrund
- 5.2 Die Schwestern Neira: Vertreterinnen der traditionellen Frauenrolle
- 5.3 Der Entwurf der "mujer nueva" bei Pardo Bazán
- 5.4 Feítas Emanzipation: Triumph oder Scheitern?
- 6. Schlußbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung des Frauenbildes in der spanischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Sie analysiert, wie sich die Darstellung der Frau in Romanen verändert und welche sozio-historischen Faktoren diese Veränderungen beeinflussen. Die Analyse konzentriert sich auf drei Romane, die als repräsentativ für verschiedene Phasen des Jahrhunderts gelten.
- Die sozio-historische Situation der Frau in Spanien im 19. Jahrhundert
- Die Darstellung idealisierter und nicht-idealisierter Frauenfiguren in der Literatur
- Der Einfluss der gesellschaftlichen und politischen Veränderungen auf das Frauenbild
- Die Entwicklung des Konzepts der "mujer nueva" (neue Frau)
- Vergleichende Analyse der Frauenbilder in den ausgewählten Romanen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Veränderungen des Frauenbildes in der Literatur im Laufe der Jahrhunderte und legt den Fokus auf das 19. Jahrhundert in Spanien. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern, in denen Frauenbewegungen Fortschritte erzielten, blieb Spanien in Bezug auf Frauenrechte im 19. Jahrhundert weitgehend zurück. Die Abwesenheit von Industrialisierung, Nicht-Katholizismus und Tradition geistiger Freiheit wird als Erklärung angeführt. Die Arbeit untersucht, wie sich diese Situation in der Literatur widerspiegelt und analysiert drei Romane, die repräsentativ für verschiedene Phasen des 19. Jahrhunderts sind.
2. Die Situation der Frau im sozial-historischen Kontext des 19. Jahrhunderts: Dieses Kapitel beleuchtet die rechtliche und gesellschaftliche Situation der spanischen Frau im 19. Jahrhundert, indem es die Rechte von Frauen in Bezug auf Familie, Bildung und Arbeit untersucht. Es wird auf die Novísima Recopilación von 1805 und den Código Civil von 1889 eingegangen, die die rechtliche Unterordnung der Frau gegenüber dem Mann verdeutlichen. Der Zugang zu Bildung und Arbeit war stark von der Klassenzugehörigkeit abhängig.
3. La Gaviota (1849) von Fernán Caballero: Dieses Kapitel analysiert Fernán Caballeros Roman "La Gaviota" und untersucht die Darstellung der Frau in diesem Werk. Es wird zwischen der idealisierten Frauenfigur und der negativen Figur Marisalada unterschieden und der biographische Hintergrund der Autorin beleuchtet.
4. Tristana (1892) von Benito Pérez Galdós: Der Fokus dieses Kapitels liegt auf Benito Pérez Galdós' Roman "Tristana". Es wird untersucht, wie Galdós den Entwurf der "mujer nueva" darstellt und ob ein Emanzipationsmodell in dem Roman gelingt oder scheitert. Der biographische Kontext wird mit einbezogen.
5. Memorias de un solterón (1896) von Emilia Pardo Bazán: Dieses Kapitel befasst sich mit Emilia Pardo Bazáns Roman "Memorias de un solterón". Es analysiert die traditionellen Frauenrollen, die durch die Schwestern Neira repräsentiert werden, und untersucht Pardo Bazáns Konzept der "mujer nueva". Der Erfolg oder das Scheitern der Emanzipation der Figur Feíta wird diskutiert und der biographische Hintergrund wird beleuchtet.
Schlüsselwörter
Frauenbild, Spanien, 19. Jahrhundert, Literatur, Romane, Fernán Caballero, Benito Pérez Galdós, Emilia Pardo Bazán, "mujer nueva", Emanzipation, soziale Verhältnisse, Rechtslage, Bildung, Arbeit, Familie.
Häufig gestellte Fragen zu: Analyse des Frauenbildes in der spanischen Literatur des 19. Jahrhunderts
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert die Entwicklung des Frauenbildes in der spanischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Sie untersucht, wie sich die Darstellung von Frauen in Romanen verändert hat und welche sozio-historischen Faktoren diese Veränderungen beeinflusst haben. Der Fokus liegt auf drei repräsentativen Romanen.
Welche Romane werden analysiert?
Die Arbeit analysiert drei Romane: "La Gaviota" (1849) von Fernán Caballero, "Tristana" (1892) von Benito Pérez Galdós und "Memorias de un solterón" (1896) von Emilia Pardo Bazán. Diese Romane repräsentieren verschiedene Phasen des 19. Jahrhunderts und bieten unterschiedliche Perspektiven auf das Frauenbild.
Welche Aspekte der sozio-historischen Situation der Frau werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die rechtliche und gesellschaftliche Situation der spanischen Frau im 19. Jahrhundert. Sie untersucht die Rechte von Frauen in Bezug auf Familie, Bildung und Arbeit und bezieht die Novísima Recopilación von 1805 und den Código Civil von 1889 mit ein, die die rechtliche Unterordnung der Frau verdeutlichen. Der Zugang zu Bildung und Arbeit wird im Kontext der jeweiligen Klassenzugehörigkeit betrachtet.
Wie werden die Frauenfiguren in den Romanen dargestellt?
Die Analyse unterscheidet zwischen idealisierten und nicht-idealisierten Frauenfiguren. In "La Gaviota" wird beispielsweise zwischen der idealisierten Frauenfigur und der negativen Figur Marisalada unterschieden. In den anderen Romanen wird untersucht, wie die Autor*innen das Konzept der "mujer nueva" (neue Frau) darstellen und ob ein Emanzipationsmodell gelingt oder scheitert.
Was ist das Konzept der "mujer nueva"?
Die Arbeit untersucht die Entwicklung des Konzepts der "mujer nueva", der "neuen Frau". Diese repräsentiert einen Wandel im Frauenbild und wird in den analysierten Romanen unterschiedlich dargestellt. Die Analyse beleuchtet, wie die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen dieses Konzept beeinflussen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf folgende Themenschwerpunkte: die sozio-historische Situation der Frau im 19. Jahrhundert in Spanien, die Darstellung idealisierter und nicht-idealisierter Frauenfiguren, der Einfluss gesellschaftlicher und politischer Veränderungen auf das Frauenbild, die Entwicklung des Konzepts der "mujer nueva" und eine vergleichende Analyse der Frauenbilder in den ausgewählten Romanen.
Welche Kapitel enthält die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung, die sozio-historische Situation der Frau im 19. Jahrhundert, Analyse von "La Gaviota", Analyse von "Tristana", Analyse von "Memorias de un solterón" und Schlussbemerkung. Jedes Kapitel bietet eine detaillierte Analyse des jeweiligen Themas.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Frauenbild, Spanien, 19. Jahrhundert, Literatur, Romane, Fernán Caballero, Benito Pérez Galdós, Emilia Pardo Bazán, "mujer nueva", Emanzipation, soziale Verhältnisse, Rechtslage, Bildung, Arbeit, Familie.
- Arbeit zitieren
- Ilina Bach (Autor:in), 2003, Die Entwicklung des Frauenbildes in Spanien des 19. Jahrhunderts, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/32137