Was geschieht, wenn ein Mensch Widerstand gegen den Staat leistet? Michael Kohlhaas gilt heute als Paradebeispiel für einen Menschen, der sich in einem Kampf gegen Willkür und Korruption sein Recht verschaffen will und dabei selbst schuldig wird. Gegenstand dieser Arbeit soll genau diese Entwicklung darstellen.
Die Entwicklung vom Opfer zum Täter wird in Michael Kohlhaas exemplarisch dargestellt, weshalb das Werk heute nicht nur für die literarische, sondern auch die juristische und politische Bildung von großer Bedeutung ist.
Die Frage, wie man zu Michael Kohlhaas steht, ist heute immer gleichbedeutend mit der Frage nach der eigenen Auffassung von Gerechtigkeit und wie weit man dafür gehen darf. Insbesondere das Rätselhafte und Widersprüchliche in Kleists Ausführungen führen dazu, dass die unterschiedlichen Wissenschaften zu keiner gemeinsamen Deutung des Textes gelangen.
Juristen beispielsweise wissen zu gut, dass jeder scheinbar genaueste Gesetzestext viele Möglichkeiten der Interpretation bietet. Die ausgeübte Selbstjustiz in Michael Kohlhaas ist entsprechend nicht nur ein literarisches Phänomen, sondern damals wie heute das Resultat aus vorherrschenden Rechtssystemen. Die Spannungsfelder in Kohlhaas sind auch auf die heutige Zeit übertragbar.
Um die Novelle im Hinblick auf die Frage nach der Entwicklung von Michael Kohlhaas zu analysieren, ist es zunächst unumgänglich, die Entstehungsgeschichte und die nachträgliche Wahrnehmung des Werkes zu betrachten. Im Anschluss daran soll anhand der relevanten Textstellen die sukzessive Entwicklung Kohlhaas‘ von rechtschaffend zu entsetzlich analysiert werden. Es ist dabei von besonderer Bedeutung die Wendepunkte in seinem Handeln aufzuzeigen und die Motive zu hinterfragen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entstehungsgeschichte und nachträgliche Wahrnehmung des Michael Kohlhaas
- Entwicklung von rechtschaffend zu entsetzlich
- Kohlhaas' Streben nach Recht
- Wendepunkt: Das Scheitern des Rechtsweges
- Kohlhaas und das Geschäft der Rache
- Das Gespräch mit Luther
- Die Rechtslösung in Berlin
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Heinrich von Kleists Novelle „Michael Kohlhaas“ und verfolgt dabei das Ziel, die Entwicklung des Protagonisten von einem rechtschaffenden Bürger zu einem „entsetzlichsten Menschen seiner Zeit“ zu untersuchen.
- Die Ambivalenz der Figur Michael Kohlhaas
- Der Konflikt zwischen Recht und Selbstjustiz
- Die Frage nach der Verantwortung des Einzelnen im Angesicht von Willkür und Korruption
- Die Rolle des Erzählers und seine Beeinflussung der Leserperspektive
- Die Deutungsmöglichkeiten des Textes und seine Relevanz für die heutige Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung der Novelle stellt Michael Kohlhaas als einen „rechtschaffenden zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit“ vor und kündigt damit eine interessante Entwicklung des Protagonisten an.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Entstehungsgeschichte der Novelle und ihre Rezeption im Laufe der Zeit. Es wird auf die Quellen von Kleist eingegangen und die Bedeutung des Werkes für die gesellschaftspolitischen und rechtlichen Debatten seiner Zeit hervorgehoben.
Das dritte Kapitel untersucht die Entwicklung von Kohlhaas von einem rechtschaffenden Bürger zu einem Rächer. Es wird auf seine Suche nach Recht und Gerechtigkeit eingegangen, sowie auf den Wendepunkt, der ihn zur Selbstjustiz treibt.
Schlüsselwörter
Die Novelle „Michael Kohlhaas“ von Heinrich von Kleist beschäftigt sich mit den Themen Recht und Gerechtigkeit, Selbstjustiz, Willkür und Korruption, sowie der Ambivalenz der menschlichen Natur. Die Figur Michael Kohlhaas steht exemplarisch für den Konflikt zwischen dem Streben nach Recht und der Bereitschaft, dieses Recht mit Gewalt durchzusetzen.
- Quote paper
- Janine Simon (Author), 2015, Vom Opfer zum Täter. Die Entwicklung von Recht zu Unrecht in "Michael Kohlhaas" von Heinrich von Kleist, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/318046