Die Aufgabe in dieser Arbeit besteht darin, die Stellung des Erasmus von Rotterdam, geboren zwischen 1466 und 1469, gestorben 1536, zu Martin Luther (1483-1546) und der Reformation darzulegen. Als bedeutendster Repräsentant des europäischen Humanismus und eine der höchsten Instanzen in Glaubensfragen, ist Erasmus von Rotterdam in der Reformationsfrage lange Zeit eine wichtige Autorität für beide Seiten. Deswegen haben sowohl Reformer als auch diejenigen, die der römischen Kirche und Ordnung treu geblieben sind, sich um seine Gunst bemüht und versucht, ihn auf ihre Seite zu ziehen. Die Stellung des Erasmus von Rotterdam zu Luther und der Reformation ist in der wissenschaftlichen Forschung bereits oft thematisiert worden. Die Einschätzung seiner Rolle, die er dabei gespielt hat, ist dabei sehr verschieden ausgefallen. Ein Grund dafür ist die Herangehensweise vieler Wissenschaftler aus einer theologischen Perspektive, die von der jeweiligen Konfession beeinflusst ist und eine objektive Analyse erschwert.
Die Beeinflussung durch die jeweilige Konfession wird in Heinz Holeceks Essay Erasmische Reform und Reformation deutlich, wenn er schreibt, dass die Katholiken Erasmus vorwerfen, er habe „das Ei gelegt, welches Luther ausbrütete", während die Protestanten, „die in ihrer Substanz alles aus seinen Schriften erlernt hatten", ihn heftig angreifen, da er sich ihrer Sache letztendlich nicht anschließt. Aber dass Erasmus seinen eigenen Standpunkt vertritt und sich über den Interessenskonflikt stellt, würdigten lange Zeit weder Katholiken noch Protestanten.
Viele Forschungsansätze stellen Erasmus als tragischen Helden dar. Dies wird auch in dem Beitrag „Erasmus von Rotterdam 1469-1536" von Goffe Jensma deutlich. Jensma schreibt, dass sich für Erasmus „zwischen 1517-1536 auf dem Hintergrund der Reformation eine persönliche Tragödie" abzeichne. Denn noch 1517 ist Erasmus „der gefeierte Humanist, der geistige Führer des Kontinents, die religiöse und moralische Autorität West-Europas", doch in seinem letzten Lebensjahr 1536 „ein verbitterter, kranker, isolierter Gelehrter.“ Diese Entwicklung vom populären Humanisten zum isolierten Gelehrten vollzieht sich mit Beginn der reformatorischen Bewegung und dem Auftreten Martin Luthers.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Erste Kontakte zwischen Erasmus und Luther
- Die Stellung des Erasmus zu Luther bis zur Leipziger Disputation 1519
- Annährungen in den Jahren 1517/1518
- Erasmus Reformwünsche und Kontroversen mit Luther im Jahre 1519
- Erasmus gescheiterte Vermittlungsversuche
- Erasmus Bruch mit Luther nach dem Wormser Reichstag
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Stellung Erasmus von Rotterdams zu Martin Luther und der Reformation. Sie beleuchtet Erasmus' Rolle vor, während und nach der Reformation und analysiert die unterschiedlichen wissenschaftlichen Einschätzungen seines Einflusses. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Auseinandersetzung zwischen Erasmus' humanistischem Ansatz und Luthers reformatorischem Wirken.
- Erasmus' Humanismus und seine Bedeutung im Kontext der Reformation
- Die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Erasmus und Luther
- Erasmus' gescheiterte Vermittlungsversuche zwischen den Konfliktparteien
- Die unterschiedlichen wissenschaftlichen Interpretationen von Erasmus' Rolle in der Reformation
- Der Einfluss des konfessionellen Standpunkts auf die Bewertung von Erasmus' Wirken
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung dieser Arbeit skizziert das Ziel, Erasmus von Rotterdams Haltung gegenüber Martin Luther und der Reformation zu erforschen. Sie hebt Erasmus' herausragende Stellung im europäischen Humanismus und seine Bedeutung als Autorität in Glaubensfragen hervor, die ihn sowohl für Reformer als auch für die römische Kirche interessant machte. Die Einleitung weist auf die unterschiedlichen wissenschaftlichen Interpretationen von Erasmus' Rolle hin, die oft von konfessionellen Perspektiven beeinflusst sind und eine objektive Analyse erschweren. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, Erasmus' Standpunkt und dessen Entwicklung im Kontext der reformatorischen Bewegung zu analysieren.
Hauptteil: Der Hauptteil untersucht die komplexen Beziehungen zwischen Erasmus und Luther, beginnend mit ihren ersten Kontakten und der Annäherung in den Jahren 1517/1518. Er analysiert Erasmus' Reformwünsche, seine Kontroversen mit Luther im Jahr 1519, sowie seine gescheiterten Versuche, zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Bruch zwischen Erasmus und Luther nach dem Wormser Reichstag, der die endgültige Trennung zwischen dem Humanisten und dem Reformator markiert. Der Hauptteil setzt sich mit den verschiedenen Deutungen von Erasmus' Rolle auseinander, von der Darstellung als tragischer Held bis zur Sichtweise als wichtiger Impulsgeber für die Reformation. Durch eine detaillierte Analyse der Quellen wird der Verlauf der Beziehung beider Persönlichkeiten und die damit verbundenen theologischen und politischen Implikationen deutlich gemacht. Dieser Teil vertieft das Verständnis der komplexen Dynamik zwischen Humanismus und Reformation durch eine fundierte Analyse der entsprechenden Quellen und Literatur.
Schlüsselwörter
Erasmus von Rotterdam, Martin Luther, Reformation, Humanismus, Vermittlung, Konfessionskonflikt, theologische Kontroverse, Reformwünsche, wissenschaftliche Interpretationen, tragischer Held.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Erasmus von Rotterdam und Martin Luther
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Beziehung zwischen Erasmus von Rotterdam und Martin Luther, insbesondere Erasmus' Rolle vor, während und nach der Reformation. Sie analysiert die Entwicklung ihres Verhältnisses, Erasmus' Vermittlungsversuche und die unterschiedlichen wissenschaftlichen Interpretationen seines Einflusses auf die reformatorische Bewegung.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit beleuchtet Erasmus' Humanismus im Kontext der Reformation, die Entwicklung seines Verhältnisses zu Luther, seine gescheiterten Vermittlungsversuche, die unterschiedlichen wissenschaftlichen Interpretationen seiner Rolle und den Einfluss konfessioneller Standpunkte auf deren Bewertung. Sie betrachtet die ersten Kontakte zwischen Erasmus und Luther, Erasmus' Reformwünsche und Kontroversen mit Luther, und den Bruch zwischen beiden nach dem Wormser Reichstag.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit besteht aus einer Einleitung, einem Hauptteil und einem Schluss. Die Einleitung skizziert die Zielsetzung und die unterschiedlichen Interpretationen von Erasmus' Rolle. Der Hauptteil analysiert die Beziehung zwischen Erasmus und Luther chronologisch, beginnend mit ihren ersten Kontakten bis hin zum endgültigen Bruch. Der Schluss fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit basiert auf einer detaillierten Analyse von Quellen und Literatur, um den Verlauf der Beziehung zwischen Erasmus und Luther und die damit verbundenen theologischen und politischen Implikationen zu verdeutlichen. Die genaue Quellenangabe findet sich im vollständigen Text der Arbeit.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Schlüsselbegriffe sind: Erasmus von Rotterdam, Martin Luther, Reformation, Humanismus, Vermittlung, Konfessionskonflikt, theologische Kontroverse, Reformwünsche, wissenschaftliche Interpretationen, tragischer Held.
Welche Perspektive wird eingenommen?
Die Arbeit zielt auf eine objektive Analyse der Beziehung zwischen Erasmus und Luther ab, wobei sie die unterschiedlichen, oft konfessionell geprägten, wissenschaftlichen Interpretationen ihrer Beziehung berücksichtigt und kritisch hinterfragt.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die genaue Schlussfolgerung ergibt sich aus der detaillierten Analyse im Hauptteil. Die Arbeit beleuchtet die komplexe Dynamik zwischen Humanismus und Reformation und trägt zum Verständnis von Erasmus' Rolle im Kontext der reformatorischen Bewegung bei.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an Wissenschaftler und Studierende, die sich mit der Geschichte der Reformation, dem Humanismus und der Beziehung zwischen Erasmus und Luther auseinandersetzen.
- Quote paper
- Nils Priewe (Author), 2002, Die Stellung des Erasmus von Rotterdam zu Martin Luther, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/31566