Lukans "Bellum civile" gilt allgemeinhin als Anti-Aeneis, er selbst als Anti-Vergil. Seine Abwendung gegenüber Vergil wird schon mit der Themenwahl evident: während Vergil die national-positive Grundstimmung seiner Vorgänger in der mythisch überhöhten Darstellung der Sendung Roms fortsetzt und übertrifft , wählt Lukan den bereits über hundert Jahre zurückliegenden Bürgerkrieg zum Gegenstand seines literarischen Schaffens .
An die Stelle einer verherrlichenden Darstellung der römischen Geschichte tritt dezidiert ein dramatisches und traumatisierendes Ereignis. Trotz dieser eklatanten Abwendung gegenüber der vergilischen Grundhaltung lassen sich in Lukans Werk dennoch viele Reminiszenzen an die "Aeneis" finden . Selbst das eigentümliche "Bellum Civile"-Proömium erinnert an ihre ersten Verse. Lukan fordert seinen Leser zum Vergleich heraus, er macht sich dessen literarische Kenntnisse zu nutze. Wozu – das soll im Folgenden anhand des Proömiums gezeigt werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Das Proömium – Voraussetzungen
- 3. Das Aeneis-Proömium
- 3.1. Die Gliederung des Aeneis-Proömiums
- 3.2. Die propositio, Vers 1-7
- 3.3 Die invocatio, Vers 8-11
- 3.4. Die narratio, Vers 12 - 33
- 4. Das Bellum Civile- Proömium
- 4.1. Grundstruktur: propositio, invocatio, narratio
- 4.2. Die Themenangabe: Paradoxie anstelle des Sinns
- 4.2.1. Themenangabe im engeren Sinn
- 4.2.2. Themenangabe im weiteren Sinn
- 4.3. Die „invocatio“: Verwerfung göttlicher Motivation und Verantwortung
- 4.3.1.,,invocatio“ im engeren Sinne
- 4.3.2.,,invocatio“ im weiteren Sinn
- 4.4. Die Darlegung der causae die Übernahme vergilischer Technik
- 4.5. Das Telos eines widersinnigen Krieges
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Zielsetzung dieses Textes ist ein Vergleich des Proömiums von Lukans Bellum Civile mit dem der Vergilschen Aeneis. Der Text untersucht, wie Lukan Vergils Technik übernimmt und gleichzeitig diese umdeutet, um seine eigene, von der Vergilschen abweichende, Darstellung des römischen Bürgerkriegs zu gestalten.
- Vergleich der Proömien von Vergils Aeneis und Lukans Bellum Civile
- Analyse der Struktur und der stilistischen Mittel in beiden Proömien
- Untersuchung der unterschiedlichen Themensetzungen und Perspektiven
- Erörterung der Rolle der Götter und des Schicksals in beiden Werken
- Die Abwendung Lukans von der vergilischen Tradition
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Grundthese auf, dass Lukans Bellum Civile als Anti-Aeneis zu verstehen ist und vergleicht die Themenwahl beider Werke: Vergils glorifizierende Darstellung Roms steht im Gegensatz zu Lukans Darstellung des Bürgerkriegs als traumatisches Ereignis. Trotz der Abwendung werden Reminiszenzen an die Aeneis in Lukans Werk aufgezeigt, besonders im Proömium, das den Leser zum Vergleich herausfordert.
2. Das Proömium – Voraussetzungen: Dieses Kapitel beschreibt die Erwartungen des antiken Lesers an das Epos und dessen Proömium. Es beleuchtet die traditionellen Elemente des Proömiums (propositio, invocatio, narratio) nach Homerischem Vorbild und betont die Vorbildfunktion der Aeneis für spätere Epiker. Das Kapitel betont die Notwendigkeit, das Aeneis-Proömium zu analysieren, um Lukans Auseinandersetzung damit zu verstehen.
3. Das Aeneis-Proömium: Dieses Kapitel analysiert detailliert die Struktur und den Inhalt des Aeneis-Proömiums (Verse 1-33). Es unterteilt das Proömium in propositio, invocatio und narratio und untersucht jeden Teil im Detail, inklusive der sprachlichen Mittel und ihrer Bedeutung. Die Analyse beleuchtet die Rolle Junos und des Schicksals sowie die teleologische Sicht der römischen Geschichte.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Vergleich des Proömiums von Lukans *Bellum Civile* mit dem der Vergilschen *Aeneis*
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht das Proömium von Lukans Bellum Civile mit dem der Vergilschen Aeneis. Der Fokus liegt auf der Übernahme und Umdeutung vergilischer Techniken durch Lukan, um seinen eigenen, von Vergils Darstellung abweichenden, Blick auf den römischen Bürgerkrieg zu präsentieren.
Welche Aspekte der Proömien werden verglichen?
Der Vergleich umfasst die Struktur (propositio, invocatio, narratio), die stilistischen Mittel, die Themensetzung, die Perspektive, die Rolle der Götter und des Schicksals, und die jeweilige Darstellung des römischen Bürgerkriegs bzw. der römischen Geschichte.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel zu den Voraussetzungen für das Verständnis antiker Proömien, eine detaillierte Analyse des Aeneis-Proömiums, eine Analyse des Bellum Civile-Proömiums und ein Fazit. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte des Vergleichs, beginnend mit der allgemeinen Thematik und den Erwartungen an ein episches Proömium, gefolgt von detaillierten Analysen der einzelnen Proömien und ihren Elementen.
Welche These wird in der Arbeit vertreten?
Die Arbeit vertritt die These, dass Lukans Bellum Civile als eine Art "Anti-Aeneis" verstanden werden kann. Während Vergils Aeneis Rom glorifiziert, präsentiert Lukans Werk den Bürgerkrieg als traumatisches Ereignis. Trotz dieser Abwendung zeigt die Arbeit auf, dass Lukans Werk dennoch Reminiszenzen an die Aeneis aufweist, insbesondere im Proömium, das den Leser zum Vergleich herausfordert.
Wie wird das Aeneis-Proömium analysiert?
Das Aeneis-Proömium wird in seine traditionellen Bestandteile (propositio, invocatio, narratio) zerlegt und detailliert analysiert. Die Analyse umfasst die sprachlichen Mittel und ihre Bedeutung, die Rolle von Juno und des Schicksals sowie die teleologische Sicht der römischen Geschichte, die in Vergils Werk zum Ausdruck kommt.
Wie wird das Bellum Civile-Proömium analysiert?
Die Analyse des Bellum Civile-Proömiums konzentriert sich auf Lukans Übernahme und Umdeutung vergilischer Techniken. Es werden die Themenangabe (im engeren und weiteren Sinn), die "invocatio" (mit Fokus auf die Verwerfung göttlicher Motivation und Verantwortung) und die Darstellung der Ursachen des Bürgerkriegs untersucht. Besonderes Augenmerk liegt auf der "Übernahme vergilischer Technik" und dem "Telos eines widersinnigen Krieges".
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Das Fazit fasst die Ergebnisse des Vergleichs zusammen und verdeutlicht die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in der Darstellung des römischen Bürgerkriegs und der römischen Geschichte in beiden Werken. Es unterstreicht die bewusste Abwendung Lukans von der vergilischen Tradition und die eigenständige Gestaltung seines Werkes.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2013, Das "Bellum civile"-Proömium von Lukan im Vergleich zum "Aeneis"-Proömium, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/315477