Während in der Fabel der Mensch durch die Maske des Tieres spricht und eine moralische Botschaft übermittelt wird, besetzt das Tier bei Kafka und Musil einen Zustand des Dazwischen, von dem her sich die Trennung zwischen Mensch und Tier reflektieren lässt. Franz Kafka verfasste mit „Die Verwandlung“ den wohl bekanntesten Zusammenhang von Mensch und Insekt der Literatur. Darin wandelt sich der Mensch auf fiktional-faktischer Ebene zum Insekt und begeht damit einen Prozess der Rückkehr in etwas Vormenschliches und Ungesellschaftliches. In „Das Fliegenpapier“ von Robert Musil hingegen wird die Fliege in ihrem fortwährenden Leiden immer menschlicher und somit auf sprachlich-deskriptiver Ebene ganz zum Menschen. Die Gemeinsamkeit des Rückgriffs auf Insekten als poetisches Mittel liegt dabei im Bestreben der beiden Autoren, Aussagen über die Menschen zu machen, da sie im Insekt einen Aspekt des Humanen erkannt und damit das Kreatürliche als das Eigentliche erfasst haben.
Diese Seminararbeit geht der Frage nach, wie Robert Musil in seinem Werk „Das Fliegenpapier“ durch den Einsatz von Bildlichkeit den Bezug zwischen Fliege und Mensch herstellt. Dabei stehen zu Beginn ein kurzer theoretischer Blick auf die Funktion von Bildlichkeit und allgemein gehaltene Informationen zum Werk. Im Anschluss wird über den Zusammenhang zwischen Form und Inhalt eines literarischen Werks der Bogen gespannt zur Generierung von Bildlichkeit im „Fliegenpapier“. Hierbei wird erarbeitet, wie bereits die Form des Textes den Einsatz von Bildlichkeit unterstützt. Das vorliegende Textgenre der Parabel und Musils Prinzip der Isolation finden dabei Betrachtung. Im nächsten Schritt wird durch intensive Textarbeit die Bildlichkeit des „Fliegenpapiers“ herausgearbeitet. Hierbei werden unter anderem die innere Struktur und Strategie des Textes aufgezeigt und der explizite Kriegsbezug thematisiert; im Vordergrund stehen jedoch die Vergleiche, wie diese auf-gebaut sind, ihr Vergleichsgegenstand und Zusammenhang, ihre interagierenden Bildfelder und wie sie als Transfersignale agieren. Im Schlussteil der Arbeit wird die Fragestellung anhand einer Rekapitulation aufgelöst.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Bildlichkeit in „Das Fliegenpapier“ von Robert Musil
- „Das Fliegenpapier“
- Textanalyse und Interpretation
- Bildlichkeit durch Form
- Bildlichkeit durch Vergleiche
- Schluss
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Bildlichkeit in Robert Musils Werk „Das Fliegenpapier“ und untersucht, wie der Autor durch den Einsatz von Bildlichkeit den Bezug zwischen Fliege und Mensch herstellt. Die Arbeit analysiert zunächst die Funktion von Bildlichkeit und beleuchtet den Zusammenhang zwischen Form und Inhalt des Werks. Im weiteren Verlauf werden die Vergleiche im Text detailliert untersucht, um die Bildlichkeit des „Fliegenpapiers“ aufzuzeigen.
- Die Funktion von Bildlichkeit in literarischen Texten
- Der Zusammenhang zwischen Form und Inhalt im „Fliegenpapier“
- Die Rolle von Vergleichen in der Bildlichkeit des Textes
- Die Bedeutung von impliziten Transfersignalen
- Die ästhetische Standortbestimmung der kleinen Form in der Moderne
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung führt in die Thematik der Beziehung zwischen Mensch und Tier in der Literatur ein und stellt die Werke von Franz Kafka und Robert Musil gegenüber. Die Arbeit konzentriert sich auf Musils „Das Fliegenpapier“ und untersucht, wie der Autor durch den Einsatz von Bildlichkeit die Fliege immer menschlicher erscheinen lässt.
Das Kapitel „Bildlichkeit in „Das Fliegenpapier“ von Robert Musil“ erläutert, wie Musil durch den Einsatz von Stilmitteln wie Vergleichen und Metaphern den Übergang zwischen der Menschen- und der Fliegensphäre schafft. Es wird darauf hingewiesen, dass die Form des Textes, die Parabel, und Musils Prinzip der Isolation die Bildlichkeit unterstützen.
Im Kapitel „Textanalyse und Interpretation“ wird der Zusammenhang zwischen Form und Inhalt im „Fliegenpapier“ untersucht. Der Autor zeigt, wie Musil durch eine Dualität zwischen sachlicher Wiedergabe und kreativem Element eine neue Herangehensweise an die Betrachtung der Situation der Fliege schafft.
Die Unterkapitel „Bildlichkeit durch Form“ und „Bildlichkeit durch Vergleiche“ gehen detaillierter auf die Bildlichkeit in „Das Fliegenpapier“ ein. Es wird erläutert, wie Musil durch den Einsatz von impliziten Transfersignalen den Leser dazu auffordert, die Bedeutung des Textes auf verschiedenen Ebenen zu erschließen.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Bildlichkeit, „Das Fliegenpapier“, Robert Musil, Parabel, Vergleiche, Metaphern, Form, Inhalt, ästhetische Standortbestimmung, kleine Form, Moderne, Implizite Transfersignale, Tertium Comparationis.
- Quote paper
- Selina Winkler (Author), 2015, Bildlichkeit in „Das Fliegenpapier“ von Robert Musil, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/311858