Nach Johann Georg Sulzer ist die Musik die wirkmächtigste der Künste, denn sie „[...] dringet ein, weil sie die Nerven angreift, und sie spricht, weil sie bestimmte Empfindungen erweken kann.“ Die Musik ist eine abstrakte Kunst und sie spricht eine nonverbale „Sprache der Empfindung“. Die Stimmungen, die mit der Musik vermittelt werden, sind denen des Gemüts ähnlich, somit wird sie dem Zuhörer verständlich und wirkt, im besten Falle positiv, auf ihn. Die verbalen Künste, die Beredsamkeit und die Poetik, sind dem Menschen, neben den musikalischen Aspekten der Poesie, über die Sprache verständlich. Die Malerei und Bildhauerei sind im Gegensatz zur Musik gegenständlich, weshalb der Mensch ihren Inhalt identifizieren und empfinden kann.
Nach dieser Darstellung stellt sich die Frage, wie die letzte der Künste, die Baukunst auf den Menschen wirkt. Es könnte sein, dass sie imposant ist und durch den Eindruck von etwas Großem den Menschen ein erhabenes Gefühl gibt und ihn einschüchtert. Sulzer erklärt über die Kunst:
„[...] ihr Zweck ist lebhafte Rührung der Gemüther, und in ihrer Anwendung haben sie die Erhöhung des Geistes und Herzens zum Augenmerke.“ Demnach würde eine einschüchternde, weil gewaltige, Architektur nicht in ihrer bestmöglichen Anwendung erscheinen. Auch schließt diese Erklärung aus, dass der Baukunst nur ein praktischer Sinn zukommt. Der Frage nach dem Zweck und der Wirkweise der Baukunst möchte diese Arbeit nachgehen. Zunächst wird ein kurzes Bild Sulzers Biographie gezeichnet. Daraufhin werden einige Aspekte von Sulzers Denken beleuchtet, welche notwendig zum Verständnis daraufhin folgender Argumentation sind. Diese Aspekte sind die Beziehungen zwischen Kunst und Natur, der Zweck der Kunst und das Psychologie-Modell. Danach wird kurz auf einige allgemeine Betrachtungen zur Baukunst eingegangen und zuletzt untersucht, welche Zwecke, Arten und Weisen der Wirkung dieser aus den vorhergehenden Abschnitten abzuleiten sind.
Sulzer hat diese zwar nicht direkt beschrieben, sie sind aber in seinem System zu finden. Die Baukunst würde, so ist These dieser Arbeit, in ihrem abstrakten Wesen das Begehrungsvermögen vorteilhaft ansprechen und analog zu einem „generellen Naturbegriff“ das Erhabene symbolisieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aktueller Forschungsstand
- Das Leben Johann Georg Sulzers
- Natur und Kunst
- Zweck der Kunst
- Sulzers Psychologie-Modell
- Die Seele als Kraft. Angenehme und unangenehme Empfindungen
- Erkennen und Empfinden
- Ästhetische Kraft
- Allgemeine Betrachtungen zur Baukunst
- Zweck und Art und Weise der Wirkung der Baukunst
- Baukunst und Denkmal
- Wirkung des abstrakten Wesens der Baukunst
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, den Zweck und die Wirkweise der Baukunst im ästhetischen System von Johann Georg Sulzer zu erforschen. Sie untersucht, wie Sulzer die Architektur in seinem Werk „Allgemeine Theorie der Schönen Künste“ positioniert und welche Rolle ihr in seinem Denkmodell zukommt.
- Beziehungen zwischen Kunst und Natur
- Zweck der Kunst
- Sulzers Psychologie-Modell
- Allgemeine Betrachtungen zur Baukunst
- Wirkung der Baukunst
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beleuchtet die Bedeutung der Baukunst im Vergleich zu anderen Künsten, wie Musik, Malerei und Bildhauerei, im Kontext von Sulzers Denken.
Der Abschnitt „Aktueller Forschungsstand“ analysiert die bisherige Forschung zu Johann Georg Sulzer, insbesondere im Hinblick auf seine Biographie, seine Erkenntnistheorie, Psychologie, Sprach- und Kunsttheorie sowie seine praktische Philosophie.
Das Kapitel „Das Leben Johann Georg Sulzers“ bietet einen kurzen Überblick über die Biographie von Sulzer.
Der Abschnitt „Natur und Kunst“ diskutiert Sulzers Ansichten über die Beziehung zwischen Natur und Kunst.
Das Kapitel „Zweck der Kunst“ erläutert Sulzers Definition des Zwecks der Kunst im Allgemeinen.
Der Abschnitt „Sulzers Psychologie-Modell“ untersucht Sulzers psychologische Theorie, insbesondere die Rolle der Seele, der Empfindungen und der ästhetischen Kraft.
Das Kapitel „Allgemeine Betrachtungen zur Baukunst“ betrachtet einige allgemeine Aspekte der Architektur.
Schlüsselwörter
Johann Georg Sulzer, Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Baukunst, Architektur, Zweck der Kunst, Psychologie-Modell, Natur und Kunst, Erhabenes, Begehrungsvermögen, ästhetische Erfahrung.
- Quote paper
- Arne Böttger (Author), 2013, Die Rolle der Architektur. Johann Georg Sulzers Allgemeine Theorie der Schönen Künste, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/311809