Im gesamten Pflegebereich sind Tendenzen zu beobachten, die zu einer Professionalisierung und Eigenständigkeit der Pflege führen sollen. Zusammen mit dem Pflegeprozeß bildeten sich eine Anzahl Begriffe, die leider eher wie Schlagworte benutzt werden. Definitionen sind nicht klar, sie hängen vom Verständnis ihrer Verfasser und/oder Benutzer ab.
Den Begriff "aktivierende Pflege" wählte ich nicht nur aus Interesse, sondern auch aus eigener Betroffenheit.
In den sieben Jahren, die ich in der ambulanten Pflege arbeitete, hat sich sowohl mein Berufsbild als auch mein Pflegeverständnis gewandelt. Eine kurze Etappe lang, während und nach einer Weiterbildungsmaßnahme, konnte ich selbst erleben, was es bedeutet, mit einem "aktivierenden Pflegeverständnis" zu pflegen. So jedenfalls war der Begriff zu verstehen, vermittelte man uns, nicht etwa als eine Maßnahme, Technik oder Methode.
Meine anfängliche Euphorie wurde bald abgelöst von Zweifeln. Nichts gegen aktivierende Maßnahmen - aber als Pflegeverständnis? Nie wäre mir der Gedanke gekommen, z.B. bei einer Sterbebegleitung von aktivierender Pflege zu sprechen. Oder was war mit den alten Menschen, die sich nicht "aktivieren" ließen, die ihre Ruhe haben wollten? Hatte meine Pflege da keine Qualität?
Entspricht die aktivierende Pflege tatsächlich den Bedürfnissen aller alten Menschen? Gibt es nicht auch welche, die sich gerne in Abhängigkeit begeben, weil sie müde sind, keine Kraft mehr haben und trotzdem noch etwas Zuwendung haben wollen? Wer pflegt diese Menschen, wenn alle nur noch aktivierend pflegen wollen?
Ich bin der Meinung, daß ein positiveres Altersbild die Pflege alter Menschen verändert. Ich meine aber, daß dieses nicht Aufgabe eines Begriffes wie "aktivierende Pflege" sein kann.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, daß charakterisierende Begriffe wie "aktivierend" die Pflege einschränken. Statt der ständigen Neubildung von schmückenden Begriffen, die zu Leerformeln werden, ist es an der Zeit, nachzusehen, welche Pflegetheorien, Pflegekonzepte, Pflegemodelle es gibt, um daran weiterzuarbeiten. Erst dadurch wird pflegewissenschaftliches Arbeiten möglich.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Aussagen ausgewählter Autoren zur aktivierenden Pflege
- Arntzen
- Bergener
- Böhm
- Büker
- Dietze & Schwarze
- Füsgen & Summa
- Juchli
- Lehr
- Matthes
- Sieber & Weh
- Erster Vergleich der Aussagen und Kommentar
- Ziele aktivierender Pflege
- Rehabilitation und aktivierende Pflege
- Pflegeverständnis und aktivierende Pflege
- Pflegemethode oder Pflegemodell?
- Beschreibung aktivierender Maßnahmen
- Zusammenfassung und Stellungnahme
- Begriffliche Erklärungen und ihre Beziehung zur aktivierenden Pflege
- Definitionen "Pflege"
- Definitionen "Aktiv"
- Pflegeverständnis
- Prozeßorientierte Pflegeplanung
- Zusammenfassung
- Systematisierung und Definition als Voraussetzung für die Zuordnung der aktivierenden Pflege
- Aktivierende Pflege als Begriff
- Aktivierende Pflege als Definition
- Analyse ausgewählter Definitionen
- Zusammenfassung und Kommentar
- Definitionsvorschlag
- Aktivierende Pflege innerhalb eines Pflegekonzeptes
- Aktivierende Pflege und Pflegetheorie
- Die Theorie am Beispiel ganzheitlich-rehabilitierender Prozeßpflege
- Aktivierende Pflege innerhalb eines Pflegemodells
- Virginia Henderson: Grundregeln der Krankenpflege
- Nancy Roper, Winifred W. Logan, Alison J. Tierney: Die Elemente der Krankenpflege
- Aktivierende Pflege als Pflegemethode
- Zur Situation der Pflegefachkräfte in der ambulanten und stationären Altenhilfe
- Aus-, Fort- und Weiterbildung
- Institutionelle Rahmenbedingungen
- Ambulante Altenhilfe
- Stationäre Altenhilfe
- Zusammenfassung und Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Begriff "aktivierende Pflege" im Kontext der ambulanten und stationären Altenhilfe. Ziel ist es, den Begriff zu definieren, seine Anwendung zu beleuchten und seine Relevanz im Hinblick auf verschiedene Pflegemodelle und -methoden zu diskutieren. Die Arbeit hinterfragt zudem die praktische Umsetzbarkeit und die Auswirkungen auf die Pflegepraxis.
- Definition und Abgrenzung des Begriffs "aktivierende Pflege"
- Analyse verschiedener Pflegemodelle und deren Verhältnis zur aktivierenden Pflege
- Bewertung der Relevanz und Umsetzbarkeit des Konzepts in der Praxis
- Diskussion der Herausforderungen und Grenzen aktivierender Pflege
- Reflexion des Einflusses auf das Pflegeverständnis
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort: Das Vorwort beschreibt das zugrundeliegende Berufsverständnis der Alten- und Krankenpflege, wobei ein gemeinsames Berufsbild betont wird, das die Pflege als eigenständigen, lebenswichtigen Beruf im Gesundheitswesen definiert, der sich auf wissenschaftliche Grundlagen stützt und sich mit der Aus-, Fort- und Weiterbildung auseinandersetzt. Trotz dieses gemeinsamen Bildes wird die Notwendigkeit der separaten Betrachtung von Alten- und Krankenpflege in der Arbeit angesprochen.
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Professionalisierungstendenzen im Pflegebereich und die daraus resultierende Vielzahl an Begriffen, die oft ungeklärt und mehr als Schlagworte verwendet werden. Die Autorin wählt den Begriff "aktivierende Pflege" aus persönlichem Interesse und Erfahrung, beschreibt ihre anfängliche Euphorie und die später entstandenen Zweifel an der uneingeschränkten Anwendbarkeit des Konzepts. Kritisch hinterfragt sie die Vereinbarkeit mit den Bedürfnissen aller alten Menschen, insbesondere derer, die Ruhe und Abhängigkeit bevorzugen.
Aussagen ausgewählter Autoren zur aktivierenden Pflege: Dieses Kapitel analysiert die unterschiedlichen Auffassungen verschiedener Autoren zum Thema „aktivierende Pflege“. Es wird ein Überblick über die verschiedenen Perspektiven und Definitionen gegeben, die die Grundlage für spätere Vergleiche und kritische Analysen bilden.
Erster Vergleich der Aussagen und Kommentar: Dieses Kapitel vergleicht die im vorherigen Kapitel vorgestellten Definitionen und Perspektiven auf aktivierende Pflege. Es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausgearbeitet, und die Autorin gibt einen Kommentar zu den jeweiligen Positionen, wobei sie kritische Punkte und mögliche Widersprüche beleuchtet.
Begriffliche Erklärungen und ihre Beziehung zur aktivierenden Pflege: Dieses Kapitel beleuchtet die Begriffe "Pflege" und "Aktivität" und deren jeweilige Definitionen. Es analysiert unterschiedliche Pflegeverständnisse und deren Relevanz für das Konzept der aktivierenden Pflege. Die prozessorientierte Pflegeplanung wird im Kontext der aktivierenden Pflege diskutiert.
Systematisierung und Definition als Voraussetzung für die Zuordnung der aktivierenden Pflege: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die systematische Erarbeitung einer Definition für "aktivierende Pflege". Es analysiert ausgewählte Definitionen, um schließlich einen eigenen Definitionsvorschlag zu formulieren und diesen in verschiedene Pflegekonzepte und -modelle einzuordnen, darunter die ganzheitlich-rehabilitierende Prozeßpflege, das Modell von Virginia Henderson und das von Roper, Logan und Tierney.
Zur Situation der Pflegefachkräfte in der ambulanten und stationären Altenhilfe: In diesem Kapitel wird die Situation der Pflegefachkräfte im Hinblick auf Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie die institutionellen Rahmenbedingungen in der ambulanten und stationären Altenhilfe beleuchtet. Es wird analysiert, wie die Rahmenbedingungen die Umsetzung aktivierender Pflege beeinflussen.
Schlüsselwörter
Aktivierende Pflege, Altenhilfe, Pflegemodelle, Pflegemethoden, Pflegeverständnis, Rehabilitation, Altersbild, Ambulante Pflege, Stationäre Pflege, Pflegefachkraft, Professionalisierung.
Häufig gestellte Fragen zur Arbeit "Aktivierende Pflege in der ambulanten und stationären Altenhilfe"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Begriff "aktivierende Pflege" in der ambulanten und stationären Altenhilfe. Sie zielt darauf ab, den Begriff zu definieren, seine Anwendung zu beleuchten und seine Relevanz für verschiedene Pflegemodelle und -methoden zu diskutieren. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der praktischen Umsetzbarkeit und den Auswirkungen auf die Pflegepraxis.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit umfasst folgende Themen: Definition und Abgrenzung des Begriffs "aktivierende Pflege", Analyse verschiedener Pflegemodelle und deren Verhältnis zur aktivierenden Pflege, Bewertung der Relevanz und Umsetzbarkeit des Konzepts in der Praxis, Diskussion der Herausforderungen und Grenzen aktivierender Pflege und Reflexion des Einflusses auf das Pflegeverständnis. Sie betrachtet außerdem die Situation der Pflegefachkräfte (Aus-, Fort- und Weiterbildung, institutionelle Rahmenbedingungen).
Welche Autoren werden in der Arbeit zitiert?
Die Arbeit analysiert die Aussagen verschiedener Autoren zur aktivierenden Pflege, darunter Arntzen, Bergener, Böhm, Büker, Dietze & Schwarze, Füsgen & Summa, Juchli, Lehr, Matthes und Sieber & Weh. Diese Autoren bieten unterschiedliche Perspektiven und Definitionen, die verglichen und kritisch bewertet werden.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beginnt mit einem Vorwort und einer Einleitung, gefolgt von Kapiteln, die die Aussagen verschiedener Autoren analysieren, einen Vergleich und Kommentar der Aussagen liefern, begriffliche Erklärungen (Pflege, Aktivität) und deren Beziehung zur aktivierenden Pflege beleuchten. Ein zentrales Kapitel widmet sich der Systematisierung und Definition von "aktivierender Pflege", ihrer Einordnung in Pflegekonzepte und -modelle (z.B. Henderson, Roper-Logan-Tierney). Ein weiteres Kapitel befasst sich mit der Situation der Pflegefachkräfte. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung und den Ergebnissen.
Welche Definition von "aktivierender Pflege" wird vorgeschlagen?
Die Arbeit entwickelt einen eigenen Definitionsvorschlag für "aktivierende Pflege" basierend auf der Analyse verschiedener bestehender Definitionen. Dieser Definitionsvorschlag wird im Kontext verschiedener Pflegekonzepte und -modelle eingeordnet und diskutiert.
Welche Pflegemodelle werden betrachtet?
Die Arbeit analysiert unter anderem die Modelle von Virginia Henderson ("Grundregeln der Krankenpflege") und Nancy Roper, Winifred W. Logan, Alison J. Tierney ("Die Elemente der Krankenpflege") im Hinblick auf ihre Beziehung zur aktivierenden Pflege. Zusätzlich wird die ganzheitlich-rehabilitierende Prozeßpflege als Beispiel einer relevanten Theorie betrachtet.
Welche Herausforderungen und Grenzen der aktivierenden Pflege werden diskutiert?
Die Arbeit thematisiert kritische Punkte und mögliche Widersprüche in Bezug auf die aktivierende Pflege. Sie hinterfragt die uneingeschränkte Anwendbarkeit des Konzepts und die Vereinbarkeit mit den Bedürfnissen aller alten Menschen, insbesondere derer, die Ruhe und Abhängigkeit bevorzugen. Die institutionellen Rahmenbedingungen und die Situation der Pflegefachkräfte werden ebenfalls kritisch beleuchtet.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Aktivierende Pflege, Altenhilfe, Pflegemodelle, Pflegemethoden, Pflegeverständnis, Rehabilitation, Altersbild, Ambulante Pflege, Stationäre Pflege, Pflegefachkraft, Professionalisierung.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit richtet sich an Personen, die sich akademisch mit dem Thema aktivierende Pflege auseinandersetzen möchten, insbesondere im Kontext der Altenpflege. Sie bietet eine umfassende Analyse des Begriffs und seiner Implikationen für die Pflegepraxis.
- Quote paper
- Cornelia Michalke (Author), 1993, Der Begriff 'aktivierende Pflege' in der ambulanten und stationären Altenhilfe, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/31173