Zunächst werde ich mich um eine logische Herangehensweise an die Thematik bemühen.
Der Religionspädagoge Herbert Rommel geht davon aus, man könne sich der Theodizee-Problematik nur nähern, wenn spezifische Prämissen erfüllt sind. Ist eine Prämisse nicht erfüllt, würde sich die Frage der Theodizee nicht stellen.
Die erste Voraussetzung ist zunächst die Annahme, dass Übel auf der Welt und somit Leid existieren. Wer das Leid in der Welt nicht als solches wahrnimmt, würde nie auf die Frage nach dem „warum“ des Leids stellen.
Als nächstes muss die Existenz Gottes anerkannt werden. Es spielt jedoch keine Rolle, ob die Existenz Gottes auf eine religiöse Überzeugung zurückzuführen ist, oder nur als Hypothese, also als theoretisches Konstrukt besteht. Beide Ansichten lassen es zu, über Gott zu diskutieren.
Die dritte zu erfüllende Prämisse ist die Vermutung, Gott sei allmächtig. Wäre dies nicht gegeben, würden wir Gott eine Schwäche zuschreiben, was aber auch Lactantius verneinte. Es wäre angemessen, die Allmacht Gottes differenzierter zu betrachten, jedoch auf dieser rein logischen Ebene muss diese Hypothese so stehen gelassen werden.
Zuletzt muss dem Gott noch zugesprochen werden er sei gut und handle dementsprechend im moralischen Sinne gut. Demnach steht dieser Gott dem Leid der Menschen nicht gleichgültig gegenüber. An dieser Stelle ist der Einwand berechtigt, dass der Gottesbegriff sehr eng gesehen wird. Hans Mendl würde hier proklamieren: „Ertragt Gott in seiner Weite!“ Die Reduktion auf einen lieben und guten Gott, was er als „Gottesinfantilisierung“ bezeichnet, ist gewiss ein unzulängliches Gottesverständnis, ist jedoch für die logischen Argumentationszwecke erforderlich.
Aus der Synthese der vier erörterten Prämissen lässt sich logisch folgender Schluss ziehen: Wenn ein Gott existiert, welchem die Eigenschaften der Allmacht und Güte zugeschrieben werden, dürfte es keine Übel in der Welt geben. Tatsache ist jedoch dass es dennoch Übel in der Welt gibt. Zwischen diesem Ist-Zustand (es gibt Übel auf der Welt) und dem Soll-Zustand (es kann keine Übel auf der Welt geben aufgrund eines allmächtigen und gütigen Gottes) besteht ein Widerspruch. Dies ist die Paradoxie, welche das Theodizeeproblem auf logischer Ebene beinhaltet.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- I. Warum lässt Gott Leid zu?
- II.
- 1. Eine logische Herangehensweise an das Theodizeeproblem
- 2. Religionskritischer Ansatz von Ludwig Feuerbach
- 3. Das Buch Hiob
- 4. Zeitgemäße theologische Antwortversuche
- III. Zusammenschau und Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Frage, wie die Existenz Gottes angesichts des Leidens in der Welt gerechtfertigt werden kann. Sie untersucht verschiedene Standpunkte und Ansätze, um diese Problematik, auch bekannt als Theodizeefrage, zu beleuchten.
- Logische Herangehensweise an das Theodizeeproblem
- Religionskritischer Ansatz von Ludwig Feuerbach
- Theologische Antwortversuche im Buch Hiob
- Zeitgenössische theologische Perspektiven
- Zusammenfassung der verschiedenen Ansätze
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- I. Warum lässt Gott Leid zu? Dieses Kapitel führt in das Thema ein und stellt die Theodizeefrage vor. Es diskutiert die Problematik des Leidens in der Welt und wie diese Frage in Bezug auf die Existenz Gottes gesehen wird.
- II.1. Eine logische Herangehensweise an das Theodizeeproblem Dieser Abschnitt analysiert die Prämissen, die notwendig sind, um die Theodizeefrage überhaupt zu stellen. Die Prämissen beinhalten die Existenz von Leid, die Existenz Gottes, die Allmacht Gottes und die Güte Gottes. Aus diesen Prämissen ergibt sich eine logische Paradoxie: Wenn ein allmächtiger und gütiger Gott existiert, dürfte es kein Leid geben, aber es gibt Leid. Dieser Widerspruch bildet den Kern des Theodizeeproblems.
- II.2. Religionskritischer Ansatz von Ludwig Feuerbach Dieses Kapitel untersucht den materialistischen Ansatz von Ludwig Feuerbach, der den Gottesglauben als eine "Gottesillusion" betrachtet. Feuerbach argumentiert, dass der Mensch aufgrund seiner eigenen Defizite und Unvollkommenheiten einen perfekten Gott konstruiert, um seine eigenen Bedürfnisse nach Vollkommenheit und Heil zu erfüllen. Für Feuerbach ist das Christentum eine "Religion des Leidens", die dazu dient, die Bedürfnisse nach Erlösung und Beendigung des Leidens zu befriedigen.
- II.3. Das Buch Hiob Der Abschnitt befasst sich mit dem biblischen Buch Hiob, das das Problem der Theodizee als eine grundlegende existenzielle Frage des Menschseins darstellt. Anhand der Interpretation des Textes von Schwienhorst-Schönberger werden verschiedene theologische Antwortversuche auf das Leid von Hiob beleuchtet.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themengebiete dieser Arbeit umfassen das Theodizeeproblem, die Existenz Gottes, das Leid in der Welt, Ludwig Feuerbach, Religionskritik, das Buch Hiob, theologische Antwortversuche, Gottesverständnis, Allmacht und Güte Gottes, sowie die Frage nach dem Sinn des Leidens.
- Quote paper
- Laura Smith (Author), 2015, Warum lässt Gott Leid zu? Die Theodizeefrage aus verschiedenen Standpunkten, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/311603