Der Kontext, in dem wir uns Dinge merken, hat bedeutenden Einfluss auf unser alltägliches Leben. Das heißt, er spielt beim Speichern von Informationen und vor allem beim Abrufen und Erinnern eine große Rolle. Warum das so ist, ist Thema dieser Arbeit. Hinterfragt wird, wie Kontexte beim Lernen und beim Erinnern von Gedächtnisinhalten miteinander in Verbindung stehen und welche Folgen sich daraus ergeben, speziell auch für den schulischen Bereich.
Zentral dafür ist das Prinzip der Enkodierungsspezifität, das vorangehend von Endel Tulving und seinen Mitarbeitern untersucht wurde. Offensichtlich ist es einfacher für uns, Informationen unter der gleichen Bedingung abzurufen, unter der wir sie auch in unserem Gedächtnis behalten haben. Dabei können die Kontexte ganz unterschiedlicher Art sein. Deshalb findet das Prinzip der Enkodierungsspezifität in der Psychologie ein breites Anwendungsfeld. Ursprünglich entstammt das Modell dem Paarassoziationslernen. Dessen Experimente zeigen, dass ein Wort als Hinweisreiz dienen kann, um ein anderes Wort abrufen zu können.
Zum Thema der Enkodierungsspezifität wurde in den 60er und 70er Jahren viel empirische Forschung betrieben, u. a. von Tulving und Donald M. Thomson, bei denen hauptsächlich Wortkontexte ausschlaggebend waren. Kritische Untersuchungen und auch Gegenbeweise folgten vor allem in den 80er und 90er Jahren. Experimente zu Effekten von physikalischen Enkodierungskontexten oder emotionale Kontexten gab es verstärkt Ende der 70er Jahre und in den 80er Jahren.
Zunächst wird das Modell in seiner Theorie verdeutlicht. Anschließend folgen die empirischen Befunde dazu. Auf die Untersuchung von Tulving und Shirley Osler 1968 wird vertieft eingegangen. Auch einige andere Kontexte und deren Einflüsse werden dargestellt. Nachstehend werden unterrichtliche Bezüge dargelegt, die die Aktualität dieses Modells einmal mehr sichtbar machen. Geklärt werden soll, ob die Enkodierungsspezifität Auswirkungen auf Lern- und Prüfungssituationen der Schüler hat. Wenn ja, wie lässt sich das Modell effektiv in den Schulalltag umsetzen? Welche Möglichkeiten hat der Lehrer bei seinen Schülern den größt-möglichen Lernerfolg zu erzielen? Lassen sich Gestaltungsprinzipien für den Unterricht ableiten? Am Ende der Arbeit werden Schlussfolgerungen gezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Prinzip der Enkodierungsspezifität
- Begriff und Theorie
- Empirische Belege
- Tulving und Osler 1968
- Thomson und Tulving 1970
- Tulving und Thomson 1973
- Weitere Enkodierkontexte
- Bezug zum Unterricht
- Schlussfolgerungen
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Prinzip der Enkodierungsspezifität und dessen Auswirkungen auf das Lernen und Erinnern von Gedächtnisinhalten. Es wird die Theorie hinter dem Prinzip erläutert, empirische Belege vorgestellt und die Relevanz für schulische Lern- und Prüfungssituationen diskutiert. Die Arbeit soll zeigen, wie Kontexte beim Lernen und Erinnern eine wichtige Rolle spielen und welche Möglichkeiten sich daraus für den Unterricht ergeben.
- Einfluss von Kontexten auf das Lernen und Erinnern
- Theorie der Enkodierungsspezifität und ihre empirische Unterstützung
- Untersuchung des Einflusses unterschiedlicher Kontexte auf die Gedächtnisleistung
- Relevanz des Prinzips für den Unterricht
- Möglichkeiten der Umsetzung der Enkodierungsspezifität im Schulalltag
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Prinzip der Enkodierungsspezifität vor und erläutert dessen Bedeutung für das Lernen und Erinnern. Anschließend werden die Theorie und empirische Belege des Prinzips näher betrachtet. Besonderes Augenmerk liegt auf der Studie von Tulving und Osler (1968), die die Bedeutung von Hinweisreizen für den Abruf von Gedächtnisinhalten untersucht hat. Im weiteren Verlauf werden weitere Enkodierkontexte und deren Einfluss auf die Gedächtnisleistung betrachtet. Schließlich werden die Implikationen des Prinzips für den Unterricht diskutiert und Möglichkeiten zur Umsetzung im Schulalltag vorgestellt.
Schlüsselwörter
Enkodierungsspezifität, Gedächtnis, Lernen, Erinnern, Kontext, Hinweisreize, Abruf, Unterricht, Schulalltag, Tulving, Osler, Thomson, Assoziationen, Aktivierungsausbreitung
- Quote paper
- Sophie Thümmrich (Author), 2012, Zum Prinzip der Enkodierungsspezifität beim Abruf von Gedächtnisinhalten, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/304297