Adalbert Stifters „Brigitta“ und Gustave Flauberts „Un cœur simple“ (zu deutsch: „Ein schlichtes Herz“) lassen sich in eine Reihe an Werken des Realismus einordnen, die sich mit Frauenschicksalen beschäftigen. Das Porträt einer einzelnen Frau kann sogar als ein spezifisches Phänomen der realistischen Literatur gesehen werden. Dies lässt sich mit der besonderen Stellung der Frau im 19. Jahrhundert begründen: Die an Familie und Ehemann gebundene „Determiniertheit“ war wie geschaffen für tragische Prosa.
Dass die Unterdrückung der Frau vor allem im 19. Jahrhundert besonders ausgeprägt war, lässt sich unter anderem mit den ökonomischen Veränderungen und der Entwicklung des Bürgertums erklären. Das Leben wurde in einen öffentlichen und einen privaten Bereich aufgespalten. Frauen wurden fast vollständig aus der Produktionssphäre sowie aus den entscheidenden Bereichen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen, ihnen wurden die Aufgabenbereiche der Haus-, Ehefrau und Mutter zugewiesen und damit ihre bürgerliche Gleichberechtigung verhindert.
Andererseits ist das 19. Jahrhundert auch eine Zeit des politischen und sozialen Umbruchs und besonders gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten sich verstärkt Emanzipationsbestrebungen der Frauen. Vor diesem Hintergrund bietet sich die kontrastive Untersuchung zweier literarischer Frauenschicksale jener Zeit an.
Die Werke „Brigitta“, erstmals 1844 veröffentlicht, sowie „Ein schlichtes Herz“, 1877 als Buchausgabe in Frankreich erschienen, wurden als Beispiele für Frauenporträts für diese Analyse ausgewählt, weil sie nicht nur zwei unterschiedlichen Nationalliteraturen entspringen, sondern auch zwei Frauen aus jeweils verschiedenen gesellschaftlichen Schichten darstellen und sich daher gut einander gegenüberstellen lassen. Hierbei erscheint die Frage erforschenswert, ob die untersuchten literarischen Frauencharaktere, die ja zur Zeit des Realismus entstanden sind, als typisch für diese Epoche des 19. Jahrhunderts dargestellt werden. Welches Frauenbild wird gezeigt?
Um diese Fragen zu beantworten, wird versucht, durch eine schrittweise Analyse von „außen“ nach „innen“ ein ganzheitliches Bild der beiden Protagonistinnen zu entwerfen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Stifters Brigitta und Flauberts Félicité
- Name
- Äußere Erscheinung
- Soziale Situation
- Gefühle und Verhalten
- Verhältnis zu Mitmenschen
- Entwicklung und persönliches Glück
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Darstellung der Frau in Adalbert Stifters „Brigitta“ und Gustave Flauberts „Ein schlichtes Herz“. Ziel der Analyse ist es, die beiden Protagonistinnen, Brigitta und Félicité, in ihren jeweiligen gesellschaftlichen Kontexten zu betrachten und ihre Entwicklungen im Laufe der Erzählungen zu untersuchen.
- Die Bedeutung des Namens und seiner Symbolik für die Charakterisierung der Protagonistinnen
- Die Darstellung der äußeren Erscheinung und ihre Rolle für die gesellschaftliche Wahrnehmung der Frauen
- Die Analyse des Gefühlslebens und Verhaltens der Protagonistinnen im Kontext ihrer sozialen Situation
- Die Untersuchung des Verhältnisses der Frauen zu anderen Menschen, insbesondere zu Männern
- Die Frage nach der Entwicklung und dem persönlichen Glück der Protagonistinnen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Hausarbeit befasst sich mit der Einordnung der beiden Erzählungen in den Kontext des Realismus und der besonderen Stellung der Frau im 19. Jahrhundert. Dabei wird die Bedeutung des Frauenbildes in der Literatur dieser Zeit beleuchtet.
Im zweiten Kapitel werden Stifters Brigitta und Flauberts Félicité zunächst anhand ihrer Namen charakterisiert. Es wird die Bedeutung der Namenswahl für die Charakterisierung der Figuren analysiert und die Symbolik der Namen in Bezug auf die gesellschaftliche Rolle der Frauen beleuchtet.
Daraufhin wird die äußere Erscheinung der beiden Protagonistinnen beleuchtet. Dabei wird die Bedeutung des Äußeren für die gesellschaftliche Wahrnehmung der Frauen in den Fokus gerückt. Es wird untersucht, wie die Erzähler die Körperlichkeit der Frauen beschreiben und welche Rolle diese für die Entwicklung der Figuren spielt.
Anschließend wird das Gefühlsleben und Verhalten der Frauen analysiert. Es werden die Gefühle und Handlungen der Protagonistinnen im Kontext ihrer sozialen Situation betrachtet und die Rolle von Männern in ihrem Leben beleuchtet.
Im fünften Abschnitt wird das Verhältnis der Frauen zu anderen Menschen untersucht, insbesondere zu Männern. Es wird beleuchtet, wie die Frauen mit anderen Menschen umgehen und welche Beziehungen sie pflegen. Dabei werden die unterschiedlichen Beziehungsformen von Brigitta und Félicité analysiert.
Das sechste Kapitel befasst sich mit der Entwicklung und dem persönlichen Glück der Protagonistinnen. Es wird untersucht, welche Veränderungen die Frauen im Laufe der Erzählungen durchmachen und inwieweit sie ihr Glück finden. Dabei werden die unterschiedlichen Lebenswege und Lebensentwürfe der beiden Frauen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit befasst sich mit zentralen Themen des Realismus, wie der Darstellung von Frauenschicksalen, der sozialen Situation der Frauen im 19. Jahrhundert, dem Einfluss von gesellschaftlichen Normen auf das Individuum und der Rolle der Familie in der Gesellschaft. Weitere wichtige Themen sind die Bedeutung des Namens, der Einfluss der äußeren Erscheinung auf die Wahrnehmung, die Analyse von Gefühlsleben und Verhalten, das Verhältnis zu anderen Menschen, die Frage nach der Entwicklung und dem persönlichen Glück sowie die Kontrastierung zweier literarischer Frauenschicksale.
- Quote paper
- Sofia Gruca (Author), 2013, Die Darstellung der Frau in Stifters "Brigitta" und Flauberts "Ein schlichtes Herz", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/294823