Es gibt viele Gründe zu schweigen, zu verstummen und nichts zu sagen. Sie reichen vom fehlenden Wortschatz über emotionale Überwältigung bis hin zu einem Willen nichts zu sagen.
Jean Clam stellt sich dabei ein Szenario vor, in dem der Schweigende sich dadurch immer weiter von der Welt distanziert, wie durch eine Glasscheibe getrennt wird und sich auch von seinem Selbst entfernt.
Doch wenn die Sprache an ihre Grenzen stößt, kann das Schweigen selbst, wie Thomas Carlyle entdeckt, viel präziser sein. Es kann an einem Punkt ansetzen, an dem Worte versagen und an dem nur Leerstellen, Stille und Meditation die Idee und den Gedanken vermitteln können.
Auch mit solchen Leerstellen und Ideen vom Unsagbaren beschäftigte sich Eugen Gomringer in seiner konkreten Poesie.
Aber ist Schreiben nicht auch eine Art von Sagen und eben nicht Schweigen?
Und wie kann dieses Schweigen überhaupt etwas vermitteln, wenn es doch gar nicht spricht?
Mit diesen und mehr Fragen des Schweigens und Nicht-Schweigens wird die Arbeit sich im Folgenden beschäftigen. Dabei wird sie, ohne Vollständigkeitsanspruch, die Unterschiede der verschiedenen Formen des Schweigens verdeutlichen und ihre Umsetzung in der konkreten Literatur anhand von Gomringers "schweigen" und Russezkis "dialog" veranschaulichen und vergleichen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aspekte der konkreten Poesie
- Schweigen und Nicht-Schweigen
- Eugen Gomringer: schweigen
- Jan Russezki: dialog
- Interdisziplinärer Blick auf John Cages 4'33"
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Motiv von Schweigen und Nicht-Schweigen in der konkreten Poesie und Musik. Ziel ist es, die verschiedenen Ausprägungen des Schweigens zu verdeutlichen und seine Umsetzung in konkreten literarischen und musikalischen Werken zu analysieren. Der Fokus liegt auf dem Vergleich und der Gegenüberstellung verschiedener künstlerischer Ausdrucksformen.
- Schweigen als Ausdruck künstlerischer Gestaltung
- Konkrete Poesie als Kommunikationsform
- Vergleichende Analyse von konkreten Gedichten und musikalischen Kompositionen
- Die Rolle der Leerstelle und des Unsagbaren in der Kunst
- Interdisziplinärer Zugang zum Thema Schweigen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Schweigen und Nicht-Schweigen ein und erläutert die Forschungsfrage. Sie benennt die verschiedenen Facetten des Schweigens, von fehlendem Wortschatz bis hin zu bewusstem Verstummen. Mittels Zitaten von Thomas Carlyle und Jean Clam wird die Ambivalenz des Schweigens herausgestellt – es kann sowohl Ausdruck von Distanzierung als auch präziser Ausdruck sein, wo Worte versagen. Die Arbeit kündigt eine Analyse des Schweigens in der konkreten Poesie (Gomringer, Russezki) und Musik (Cage) an, um die Komplexität des Umgangs mit Sprache als künstlerisches Material zu beleuchten.
Aspekte der konkreten Poesie: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung der konkreten Poesie im 20. Jahrhundert und ihre kommunikativen Aspekte. Die konkrete Poesie wird als eine Form der Poesie beschrieben, die sich von traditionellen Formen löst und sich durch Kürze, Prägnanz und Bildhaftigkeit auszeichnet. Der Leser wird als aktiver Mitspieler beschrieben, der das Gedicht durch Meditation erschließt. Die Interpretationsmöglichkeiten sind oft offen gehalten. Der Fokus liegt auf dem Wort als eigenständigem Element, das Realität und Sprache vermittelt. Der Abschnitt betont die Bedeutung von Leerstellen und Schweigen als charakteristisches Merkmal der konkreten Dichtung im Gegensatz zur individualistischen Poesie.
Aspekte der konkreten Poesie - Schweigen und Nicht-Schweigen: Dieser Abschnitt differenziert zwischen „Nichts-sagen“ und Schweigen. Während „Nichts-sagen“ inhaltsleeres Reden darstellt, bezeichnet Schweigen ein beredetes Schweigen, das interpretationsbedürftig ist. Die Kommunikationssituation zwischen Autor und Leser über den Text wird analysiert. Die Arbeit bezieht sich auf Katja Schönwandt, die drei wesentliche Aspekte des Schweigens hervorhebt: die Kommunikationssituation, die Asynchronizität der Rezeption und das Eingebettetsein des Schweigens in einen sprachlichen Kontext. Schweigen wird somit als Wechselspiel von Rede und Nicht-Rede verstanden, das einen kommunikativen Rahmen benötigt.
Schlüsselwörter
Konkrete Poesie, Schweigen, Nicht-Schweigen, Kommunikation, Leerstelle, Eugen Gomringer, Jan Russezki, John Cage, 4'33", Sprache als Material, Interdisziplinarität, Musik, Literaturwissenschaft.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Schweigen und Nicht-Schweigen in der Konkreten Poesie und Musik
Was ist das Thema der vorliegenden Arbeit?
Die Arbeit untersucht das Motiv von Schweigen und Nicht-Schweigen in der konkreten Poesie und Musik. Sie analysiert die verschiedenen Ausprägungen des Schweigens und seine Umsetzung in konkreten literarischen und musikalischen Werken, insbesondere im Vergleich verschiedener künstlerischer Ausdrucksformen.
Welche konkreten Werke werden analysiert?
Die Arbeit analysiert Gedichte von Eugen Gomringer ("schweigen") und Jan Russezki ("dialog"), sowie John Cages musikalisches Werk "4'33"". Der Fokus liegt auf dem Vergleich dieser Werke und der Analyse ihrer unterschiedlichen Zugänge zum Thema Schweigen.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die verschiedenen Ausprägungen des Schweigens zu verdeutlichen und seine Umsetzung in konkreten literarischen und musikalischen Werken zu analysieren. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Vergleich und der Gegenüberstellung verschiedener künstlerischer Ausdrucksformen, um die Komplexität des Umgangs mit Sprache als künstlerisches Material zu beleuchten.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Schweigen als Ausdruck künstlerischer Gestaltung, konkrete Poesie als Kommunikationsform, vergleichende Analyse von konkreten Gedichten und musikalischen Kompositionen, die Rolle der Leerstelle und des Unsagbaren in der Kunst und ein interdisziplinärer Zugang zum Thema Schweigen.
Wie wird das Schweigen in der Arbeit definiert und differenziert?
Die Arbeit differenziert zwischen "Nichts-sagen" (inhaltsleeres Reden) und Schweigen als beredetem Schweigen, das interpretationsbedürftig ist. Sie analysiert die Kommunikationssituation zwischen Autor und Leser und bezieht sich auf Katja Schönwandt, die drei wesentliche Aspekte des Schweigens hervorhebt: die Kommunikationssituation, die Asynchronizität der Rezeption und das Eingebettetsein des Schweigens in einen sprachlichen Kontext. Schweigen wird somit als Wechselspiel von Rede und Nicht-Rede verstanden.
Welche Rolle spielt die konkrete Poesie in der Arbeit?
Die Arbeit betrachtet die konkrete Poesie als eine Form der Poesie, die sich von traditionellen Formen löst und sich durch Kürze, Prägnanz und Bildhaftigkeit auszeichnet. Der Leser wird als aktiver Mitspieler beschrieben, der das Gedicht durch Meditation erschließt. Die Bedeutung von Leerstellen und Schweigen als charakteristisches Merkmal der konkreten Dichtung wird hervorgehoben.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Konkrete Poesie, Schweigen, Nicht-Schweigen, Kommunikation, Leerstelle, Eugen Gomringer, Jan Russezki, John Cage, 4'33", Sprache als Material, Interdisziplinarität, Musik, Literaturwissenschaft.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zu Aspekten der konkreten Poesie (inklusive eines Unterkapitels zu Schweigen und Nicht-Schweigen), Kapitel zu den analysierten Werken (Gomringer, Russezki, Cage), und ein Fazit. Sie enthält zudem ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Kapitel und eine Liste der Schlüsselwörter.
- Quote paper
- Jan Russezki (Author), 2014, Schweigen und Nicht-Schweigen in der konkreten Poesie und Musik, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/289361