"Fußballer-Depression: Das Ende ihrer Karriere treibt viele Fußballprofis in eine schwere psychische Krise. Das ergab eine Studie der Universität Coventry. Die Wissenschaftler hatten den Gesundheitszustand von ehemaligen Profifußballern untersucht, wie die „Ärztliche Praxis“ berichtet. Problematisch wird es demnach für die Kicker-Seelen vor allem dann, wenn die Gelenke Schaden genommen haben. Fast jeder zweite der Untersuchten litt an Osteoarthritis, also an einer von den Knochen auf die Gelenke übergreifenden Entzündung. Und jeder Vierte davon zeigte der Studie zufolge Symptome einer Depression oder einer Angststörung."
Diese Zeitungsnotiz stand im Sommer des Jahres 2000 im „Bonner General-Anzeiger“ und ließ innehalten! Sollte es tatsächlich so sein, dass die exponierten Stars der populärsten Sportart, die Idole breiter Bevölkerungsschichten nach Ende ihrer Erfolgskarriere an einem überdurchschnittlichen Maß körperlicher und psychischer Beschwerden leiden? Zahlen sie in ihren späteren Jahren mit einer deutlichen Einbuße an Lebensqualität? Die Aussage des Zeitungsartikels hinterließ ihre Wirkung, und der Verfasser der vorliegenden Studie entschied, sie als Ausgangspunkt für eine eigene Untersuchung zu nutzen. Eine Recherche in der medizinischen Fachzeitschrift „Ärztlichen Praxis“ erbrachte keine wesentlichen Zusatzinformationen. Es mußte also ein Kontakt zum Autor der englischen Studie, A. TURNER hergestellt werden, was auch umgehend er-folgte. Der interessante wie relevante Fragenkomplex zum Thema Karrierefolgen im Fußballprofibereich war, wie sich bald herausstellte, bislang wenig untersucht worden, insbesondere auch für den deutschen Profifußball. Die Hauptfragestellung für die vorliegende Studie kristallisierte sich daher in dieser Initialphase schnell heraus und lautete erst einmal ganz generell:
Was ist der Preis der Profifußballkarriere?
Die durch die englische Studie vorgegebenen Ergebnisse bewegten den Verfasser, diesen Grundansatz in den bereits untersuchten Bereichen an einer deutschen Profifußballerstichprobe zu überprüfen, mit den spezifischen Fragestellungen:
Wie sieht das Fußballerleben nach Karriereende in den Bereichen
- der körperlichen Gesundheit,
- des psychischen Wohlbefindens,
- der Lebensqualität
tatsächlich aus?
Sind die Ergebnisse der englischen Studie generalisierbar, bzw. auf die deut-schen Spieler übertragbar? Der Kontakt zur Universität Coventry konnte hergestellt werden. [...]
Inhaltsverzeichnis
Einführung
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Einleitung
2.2 Sportverletzungen
2.2.1 Sportschäden
2.2.2 Häufigkeit und Lokalisation von Sportverletzungen
2.2.3 Häufigkeit und Lokalisation von Fußballverletzungen
2.2.4 Ursachen von Verletzungen
2.2.5 Arten von Verletzungen
2.2.5.1 Kopf- und Thoraxverletzungen
2.2.5.2 Schulter- und Handverletzungen
2.2.5.3 Wirbelsäulenverletzungen
2.2.5.4 Leistenverletzungen
2.2.5.5 Kniegelenkverletzungen
2.2.5.6 Fuß- und Fußgelenkverletzungen
2.2.5.7 Muskelverletzungen
2.2.5.8 Sehnenverletzungen
2.2.5.9 Frakturen
2.2.5.10 Kontusionen
2.2.5.11 Distorsionen
2.2.5.12 Luxationen
2.2.5.13 Kapsel-Band-Verletzungen
2.2.6 Profifußball und Sportinvalidität
2.3 Arthrose
2.3.1 Häufigkeit von Arthrose
2.3.2 Ursachen von Arthrose
2.3.3 Sport als Ursache von Arthrose
2.3.4 Arthrosebegünstigende Sportarten
2.3.4.1 Kniegelenkarthrose
2.3.4.2 Hüftgelenkarthrose
2.3.4.3 Sprunggelenkarthrose
2.3.4.4 Spondylarthrose
2.4 Herz-Kreislauf-Erkrankungen 33
2.5 Psychisches Wohlbefinden und Lebensqualität
2.5.1 Ziel der Studie und theoretisches Rahmenkonzept des SEL
2.5.2 Life-Event-Forschung und Lazarus-Coping-Modell
2.5.3 Psychische Befindlichkeit bei Hochleistungsträgern und Flow-Forschung
2.5.5.1 Optimismus- und Pessimismusforschung
2.6 Die englische Studie
3 Methoden
3.1 Auswahl des Untersuchungsverfahrens
3.2 Definition und Auswahl der Stichprobe
3.3 Konzeption des Fragebogen
3.3.1 Sektion A: Karriereverlauf
3.3.2 Sektion B: Verletzungen
3.3.3 Sektion C: Gesundheitszustand
3.3.3.1 Beschreibung des EuroQOL
3.3.3.2 Anwendungsbereiche des EuroQOL
3.3.4 Sektion D: Lebensqualität
3.3.4.1 Beschreibung des SEL
3.3.4.2 Anwendungsbereiche des SEL
3.3.5 Sektion E: Hintergrund-Informationen
3.4 Adressenrecherche und Fragebogenversendung
3.5 Stichprobengröße und Datenrücklauf
3.6 Datenauswertung
4 Ergebnisse
4.1 Deskriptive Darstellung der Ergebnisse
4.1.1 Ergebnisse Sektion A: Karriereverlauf
4.1.2 Ergebnisse Sektion B: Verletzungen
4.1.3 Ergebnisse Sektion C: Gesundheitszustand
4.1.4 Ergebnisse Sektion D: Psychisches Wohlbefinden und Lebensqualität
4.1.5 Ergebnisse Sektion E: Hintergrund-Informationen
4.2 Inferenzstatistische Verfahren
4.3 Vergleich mit den Ergebnissen der englischen Studie
4.3.1 Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen
4.3.2 Abweichungen und Unterschiede
5 Diskussion
5.1 Sektion A: Karriereverlauf
5.2 Sektion B: Verletzungen
5.3 Sektion C: Gesundheitszustand
5.4 Sektion D: Psychisches Wohlbefinden und Lebensqualität
5.5 Sektion E: Hintergrund-Informationen
5.6 Diskussion der inferenzstatistischen Ergebnisse
5.7 Englische und deutsche Ergebnisse im Vergleich
5.8 Kritische Bewertung der Ergebnisse
6 Zusammenfassung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Anhang
1 Einführung
Fußballer-Depression: Das Ende ihrer Karriere treibt viele Fußballprofis in eine schwere psychische Krise. Das ergab eine Studie der Universität Coventry. Die Wissenschaftler hatten den Gesundheitszustand von ehemaligen Profifußballern untersucht, wie die „Ärztliche Praxis“ berichtet. Problematisch wird es demnach für die Kicker-Seelen vor allem dann, wenn die Gelenke Schaden genommen haben. Fast jeder zweite der Untersuchten litt an Osteoarthritis, also an einer von den Knochen auf die Gelenke übergreifenden Entzündung. Und jeder Vierte davon zeigte der Studie zufolge Symptome einer Depression oder einer Angststörung.
Diese Zeitungsnotiz stand im Sommer des Jahres 2000 im „Bonner General-Anzeiger“ und ließ innehalten! Sollte es tatsächlich so sein, dass die exponierten Stars der populärsten Sportart, die Idole breiter Bevölkerungsschichten nach Ende ihrer Erfolgskarriere an einem überdurchschnittlichen Maß körperlicher und psychischer Beschwerden leiden? Zahlen sie in ihren späteren Jahren mit einer deutlichen Einbuße an Lebensqualität? Die Aussage des Zeitungsartikels hinterließ ihre Wirkung, und der Verfasser der vorliegenden Studie entschied, sie als Ausgangspunkt für eine eigene Untersuchung zu nutzen. Eine Recherche in der medizinischen Fachzeitschrift „Ärztlichen Praxis“ erbrachte keine wesentlichen Zusatzinformationen. Es mußte also ein Kontakt zum Autor der englischen Studie, A. Turner hergestellt werden, was auch umgehend erfolgte. Der interessante wie relevante Fragenkomplex zum Thema Karrierefolgen im Fußballprofibereich war, wie sich bald herausstellte, bislang wenig untersucht worden, insbesondere auch für den deutschen Profifußball. Die Hauptfragestellung für die vorliegende Studie kristallisierte sich daher in dieser Initialphase schnell heraus und lautete erst einmal ganz generell:
Was ist der Preis der Profifußballkarriere?
Die durch die englische Studie vorgegebenen Ergebnisse bewegten den Verfasser, diesen Grundansatz in den bereits untersuchten Bereichen an einer deutschen Profifußballerstichprobe zu überprüfen, mit den spezifischen Fragestellungen:
Wie sieht das Fußballerleben nach Karriereende in den Bereichen
- der körperlichen Gesundheit,
- des psychischen Wohlbefindens,
- der Lebensqualität
tatsächlich aus?
Sind die Ergebnisse der englischen Studie generalisierbar, bzw. auf die deutschen Spieler übertragbar? Der Kontakt zur Universität Coventry konnte hergestellt werden. Die Veröffentlichung der Untersuchung „Long term health impact of playing professional football in the United Kingdom“ lag in einem sechsseitigen Beitrag vor (Turner, Barlow & Heathcote-Elliott, 2000), und Turner stellte darüber hinaus den von ihm entwickelten Fragenkatalog zur Verfügung. Weitere Details des Untersuchungsdesigns, interne methodische Überlegungen etc. wurden nicht zugänglich gemacht. So entschied sich der Verfasser unter den Gesichtspunkten seiner eigenen begrenzten Möglichkeiten, die Realisierung der Untersuchung an einer schwer zugänglichen Profifußballerstichprobe in ausreichendem Umfang in Angriff zu nehmen (siehe Kapitel 3.3), die Praktikabilität der Untersuchungsdesigns und seine Vergleichbarkeit mit den Ergebnissen der englischen Studie zu gewährleisten. Für diesen Entschluss waren Kompromisse notwendig und Einfallsreichtum gefragt. Wie finde und motiviere ich die ehemaligen Profis an einer wissenschaftlichen Studie mitzuwirken? Wie gestalte ich einen Untersuchungsansatz, der sowohl für die Probanden zumutbar ist als auch zu persönlichen Antworten führt und nicht von vornherein innere und äußere Abwehrmechanismen aktiviert? Daher wurde sich bei den Entscheidungen für die Operationalisierungen der Untersuchungsbereiche „Körperliche Gesundheit“, „Psychisches Wohlbefinden“ und „Lebensqualität“, soweit es ging, an Vorgaben der englischen Studie angelehnt (siehe Kapitel 2.6 und 3.4), zum einen wegen der angestrebten Vergleichbarkeit, zum andern aber auch wegen der bereits bewährten Praktikabilität der Vorgehensweise. Auch wurde der Versuch unternommen, die deutschen Teilnehmer mit Hinweis auf die bereits vorliegende englische Studie zur Mitarbeit zu gewinnen.
Über den Ansatz der in der englischen Studie fokussierten Bereiche der körperlichen Gesundheit, insbesondere Sportverletzungen und Arthrose, nahm die deutsche Studie noch den Bereich Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf. Dieser gesundheitliche Problembereich steht für die Normalbevölkerung westlicher Zivilisationen in der Altersgruppe der Stichprobenteilnehmer (50-70 Jahre) an erster Stelle. Es lag also nahe, mit wenig Mehraufwand die Daten einer Stichprobe von Ex-Hochleistungssportlern mit zu erfassen (siehe Kapitel 4.1.3). Die Datenerfassung zu den Bereichen „Psychisches Wohlbefinden“ und „Lebensqualität“ erfolgte mit übersetzten und adaptierten Formen in Anlehnung an die englischen Fragestellungen, sowie dem Einsatz der für den deutschsprachigen Raum vorliegenden Skalen zur Erfassung der Lebensqualität (siehe Kapitel 3.4.4). Bei der Darstellung der Ergebnisse wurde erst einmal Wert auf einen deskriptiven Überblick gelegt (siehe Kapitel 4.1), anschließend kommt es zu Vergleichen zwischen den Daten der englischen Studie (siehe Kapitel 4.3) und Vergleichen der Ergebnisse der Stichprobenteilnehmer mit weiteren Referenzstichproben (siehe Kapitel 4.1.4 und 4.2). Es zeichnen sich dabei hohe Übereinstimmungen im körperlichen Bereich zwischen deutschen und englischen Fußballern ab. Bei den Deutschen Fußballern ergeben sich jedoch deutlich positivere Ergebnisse in den Bereichen „Psychische Gesundheit“ und „Lebensqualität“. Die gewonnen Daten werden in der vorliegenden Arbeit dem Versuch einer theoriengeleiteten Diskussion aus den Bereichen der Bewältigungs- bzw. Coping-Forschung (u.a. Lazarus), der Flow-Forschung (Csikszentmihalyi) und der Optimismus-/Pessimismusforschung (Seligman) unterworfen (siehe Kapitel 2.5.3). So formieren sich die vorliegenden Ergebnisse zu weiterführenden Hypothesen und können zu vertiefenden Untersuchungsansätzen anregen.
Die vorliegende Studie beansprucht die Funktion einer Pilotstudie, der allerdings aufgrund der gesellschaftlichen Bedeutung des Fußballsports, den Wechselwirkungseffekten und Einflüssen zwischen den Spitzenstars dieser Sportart und breiten Bevölkerungsschichten ein gewisser Relevanzgrad zukommen dürfte, nicht zuletzt aufgrund der Teilnahme einer doch umfangreichen Prominentenstichprobe (n=92). Es dürfte von Interesse sein, die vorliegenden Ergebnisse als Ausgangspunkt für weiterführende Arbeiten unter sportwissenschaftlichen, medizinischen, psychologischen und soziologischen Gesichtspunkten zu nutzen.
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Einleitung
Das Fußballspiel ist heutzutage der am häufigsten ausgeübte und populärste Volkssport der Welt. Schon vor 2000 Jahren wurde in China Fußball gespielt. Im Mittelalter war er in Klöstern ebenso beliebt wie beim Adel. Das moderne Fußballspiel wurde im 19. Jahrhundert in England entwickelt, welches auch als Mutterland des Fußballs gilt. 1887 wurde der erste deutsche Fußballverein gegründet. Das Fußballspiel hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem Ball99spiel entwickelt, das nicht nur die Aktiven, sondern auch Zuschauer unabhängig vom Alter gleichermaßen begeistert. Zur großen Beliebtheit dieses Sports tragen ganz sicher die einfachen Spielregeln, das im Vergleich zu anderen Sportarten große, klar gegliederte Spielfeld, die nicht allzu schnell wechselnden Spielsituationen und damit die gute Übersichtlichkeit wesentlich bei. 22 Akteure ermöglichen unzählige Kombinationen und der Zuschauer erlebt in jedem Augenblick neuartige und immer wechselnde Ereignisse. Die Popularität des Fußballsports ist sicherlich auch damit zu erklären, dass er unter einfachsten Verhältnissen betrieben werden kann. Ballgefühl, Körperbeherrschung und Übersicht sind wesentliche Vorrausetzungen für diese Sportart. Es genügt heute nicht mehr, ein Ballkünstler zu sein, sondern ein Profifußballer muss die Fitness eines Leistungssportlers haben, um erfolgreich sein zu können. Ein dementsprechendes ganzheitliches Aufbautraining ist daher für den Berufsfußballer eine wichtige Voraussetzung.
Schnelligkeit und Ausdauer, aber auch Beweglichkeit und Kraft sind erforderlich, um schneller als der Gegner am Ball zu sein, um rasch auf den gegnerischen Angriff zu reagieren oder auch den Ball mit Wucht auf das Tor zu schießen. (Cotta, 1988, S. 342)
Die Aktiven, die es in dieser Sportart zum Berufsfußballspieler „geschafft“ haben, stehen heutzutage vielfach im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Die Laufbahn eines Profifußballspielers ist jedoch auch oft mit Verletzungen und Sportschäden während oder nach der Karriere verbunden. Dabei sind besonders das Knie- und das Fußgelenk Körperbereiche, die in Mitleidenschaft gezogen werden. Ein spezifisches und nicht selten anzutreffendes Ereignis ist beispielsweise der „Kreuzbandriss“. In früheren Zeiten bedeutete diese Diagnose oftmals das Karriereende eines Fußballspielers.
Im ersten Teil der Arbeit werden Faktoren, die den körperlichen Gesundheitszustand eines Profifußballers negativ beeinflussen können, abgehandelt. Einleitend werden zunächst die Begriffe näher beschrieben, die für die vorliegende Untersuchung eine übergreifende und tragende Rolle spielen. Nachdem zunächst die Sportverletzung und der Sportschaden erläutert und eine Übersicht der typischen Fußballverletzungen dargestellt werden, schließt sich eine Begriffsbestimmung von Arthrose als möglicher und oft auftretender mittel- und langfristiger Sportschaden an.
2.2 Sportverletzungen
Als Sportverletzungen werden Verletzungen bezeichnet, die beim Sport entstehen. Streng genommen handelt es sich aber nicht zwangsläufig um Sportverletzungen, da die im Sport vorkommenden Verletzungen auch bei Unfällen außerhalb des Sports auftreten. Nach Böhmer ist die Sportverletzung „ein plötzliches, unfreiwilliges, unvorhersehbares Ereignis, das von außen auf den Organismus einwirkt“ (1986, S. 1). Cotta definiert die Sportverletzung folgendermaßen: „Sportverletzungen entstehen durch die plötzliche Unterbrechung eines dynamischen Bewegungsablaufs aufgrund einer direkten oder indirekten Gewalteinwirkung und können zu einer mehr oder weniger langen Beeinträchtigung der Sportfähigkeit führen“ (vgl. 1988, S. 236). Dabei kann es sich um eine einfache Prellung über einen Muskel- oder Sehnenriß bis zu einem Knochenbruch handeln. Treten bestimmte Verletzungsformen in einer Sportart gehäuft auf, so kann man von einer typischen Sportverletzung sprechen (z.B. „Torhüterdaumen“, „Fußballerleiste“). Sportverletzungen können vollständig und ohne Leistungseinbuße ausheilen, aber auch bleibende Verletzungsfolgen hinterlassen.
Sportverletzungen sind relativ eindeutig nach der Ursache des Traumas zu klassifizieren. Es lassen sich personenabhängige (endogene) und personen-unabhängige (exogene) Bedingungen voneinander unterscheiden. Bei einer äußeren Gewalteinwirkung wie z.B. bei einem Tritt oder Schlag des Gegenspielers, ist der direkte Zusammenhang zwischen Ursache und Folge unstrittig. Der Sportler kann das Unfallereignis exakt identifizieren. Bei einer personenabhängigen Verletzung ist kein offensichtliches Unfallereignis festzustellen. Hier muss wiederum zwischen der durch Überlastung oder der durch Traumen hervorgerufenen Verletzung unterschieden werden. Charakteristisch ist bei Überlastungsschäden die schrittweise Entwicklung der Verletzung. Traumatisch-endogene Verletzungen entstehen durch plötzliche Ereignisse ohne äußere Gewalteinwirkung (vgl. Grisogno, 1992; zitiert nach Koszinowsky, 2000, S. 8).
2.2.1 Sportschäden
Gesondert von den Sportverletzungen sind die Sportschäden zu betrachten. Während eine Sportverletzung durch einen Unfall verursacht wird, entsteht der Sportschaden schleichend. Nach Cotta handelt es sich bei Sportschäden „um chronische Veränderungen an Weichteilen, Knochen und Gelenken, die als Folge einer anhaltendenden Überlastung durch Überschreiten der Toleranzgrenze des Gewebes entstehen“ (1986, S. 236). Sportschäden sind in der Regel irreversibel, das heißt, sie können die sportliche Leistungsfähigkeit ständig beeinträchtigen. Es ergibt sich die Problematik, dass „zwischen chronischem, primärem Gewebeaufbrauch und sekundären Unfallspätfolgen oft nicht genau abzugrenzen“ ist (Kupriann, 1990; zitiert nach Koszinowsky, 2000, S. 8). Somit sind die Grenzen von Sportverletzung und Sportschaden nicht immer zweifelsfrei zu erkennen.
So ist der Riß des Meniskus im Kniegelenk zwar häufig die Folge einer plötzlichen unphysiologischen Belastung des Gelenks, beruht aber zum wesentlichen Teil auf einer Vorschädigung des Gewebes. Nicht selten werden auch die bleibenden Behinderungen nach einer Verletzung im Sport als Sportschaden bezeichnet. (Böhmer, 1986, S. 1)
In den Bereich des Sportsschadens fällt u.a. das Beschwerdebild der durch Sport verursachten Arthrose, das für die vorliegende Untersuchung eine wichtige Rolle spielt und in Kapitel 2.3 näher erklärt wird.
2.2.2 Häufigkeiten und Lokalisation von Verletzungen allgemein
Fasst man alle Sportarten zusammen, dann erfolgen die meisten Verletzungen an den unteren Extremitäten. „Allein auf das Sprunggelenk entfallen ein Viertel aller Sportverletzungen und etwas mehr als 10% auf das Knie“ (Menke, 2000, S. 10). Diese beiden Gelenkbereiche sind wie bereits erwähnt, auch die am häufigsten betroffenen Bereiche innerhalb des Fußballsports. Unabhängig von der Lokalisation stehen bei den Sportverletzungen die Gelenke mit Kapseln und Bändern im Vordergrund. Sie machen 30% der Verletzungen aus, gefolgt von Muskel-Sehnenverletzungen mit 25%, dann folgen Prellungen, Frakturen und schließlich Haut- und andere Weichteilverletzungen (vgl. Menke, 2000, S. 10).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Lokalisation und Arten von Sportverletzungen (Menke, 2000, S.11)
2.2.3 Häufigkeit und Lokalisation von Verletzungen beim Fußball
Nach Pfeil führt die Vielzahl der Fußballspieler und die Besonderheit als Zweikampfsportart dazu, dass die Sportart Fußball den höchsten Anteil an Sportverletzungen im Weltmaßstab aufweist (vgl. 1988, S. 11f). Im Vereinssport führt der Fußball nach der absoluten Zahl der Verletzungen betrachtet die Statistik an. Von den jährlich rund 125.000 Unfällen in Deutschland entfallen etwa 45% auf den Fußballbereich (vgl. Henke & Gläser 2001, S. 6). Bei den Männern allein entfallen 58% aller Verletzungen auf den Fußball (vgl. Henke, Gläser & De Marees, 1994, S. 450). Diese Spitzenposition ergibt sich jedoch nicht nur, weil Fußball im Verhältnis zu anderen Sportarten besonders risikoreich ist, sondern weil der Fußballsport die am häufigsten betriebene Sportart in Deutschland darstellt. Bezüglich der Gelenkverletzungen nehmen die Knie- und Fuß-Sprung-Gelenke mit weitem Abstand, gefolgt von Schädigungen der Schultergelenke, die ersten beiden Ränge ein (siehe Abb. 2). Das Kniegelenk steht auch hinsichtlich der Verschleißerkrankungen (u.a. Arthrose, Knorpelschäden) an erster Stelle.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Häufigkeit von Gelenkverletzungen in der Oberliga (Pfeil, 1988, S. 21)
Bezüglich der Spielerposition im Zusammenhang mit Verletzungshäufigkeit gibt es sehr unterschiedliche Angaben von den Autoren. In einer 7-Jahres-Analyse von Kuppig und Heisel sind die Abwehrspieler bei Akutverletzungen in höherem Maße gefährdet als die angreifenden Spieler (vgl. 1993, S. 244). Aglietti u.a. hingegen stellten eine hohe Gefährdung der Stürmer und Mittelfeldspieler fest (vgl. Koszinowsky, 2000, S. 55). Sie untersuchten in einem Zeitraum von 11 Jahren (1980-1991) alle Spieler des Profi-Kaders des AC Florenz (Seria A). Andere Studien brachten Becker (1987) und Schwendtner (1994) zu der Schlussfolgerung, dass keine wesentliche Abhängigkeit der Verletzungshäufigkeit zu der Spielposition besteht (vgl. Koszinowsky, 2000, S. 55). In der bereits erwähnten 7-Jahres-Analyse von Kuppig und Heisel aus dem Jahr 1993 wurde eine deutlich ansteigende Verletzungshäufigkeit mit höherer Spielklasse nachgewiesen (vgl. S. 244). Auch die Schwere von Verletzungen korreliert demnach mit ansteigender Spielklasse. Mehr als zwei Drittel der Verletzungen passieren im Wettkampf, ein Drittel aller Unfälle ereignet sich während des Trainingsbetriebes (vgl. Hess, 2002, S. 2).
Das Fußballspiel ist eine kampfbetonte Kontaktsportart, bei der das Sportgerät Ball überwiegend mit dem Fuß befördert wird. Aus der hohen Spielgeschwindigkeit und der relativ langen Spieldauer resultieren enorme Laufwege der Feldspieler. Bei Berücksichtigung dieser Faktoren ist es verständlich, dass die Verletzungen der unteren Extremitäten bei weitem überwiegen. Allerdings wird auch bei der Gesamtheit der Sportverletzungen diese Körperregion am häufigsten genannt. Nach Hess sind die unteren Extremitäten im Fußballsport mit einem Anteil von über 60% betroffen, gefolgt von den oberen Extremitäten mit etwas über 20% und einem doch recht hohen Anteil von Kopfverletzungen mit 15% (vgl. 2002, S. 2).
Prozentuale Angaben über die Verletzungslokalisation variieren sehr stark, beim Kniegelenk z.B. von etwa 20 bis fast 70% (vgl. Hess, 2002, S. 2). Sicher aber ist, dass Sprung- und Kniegelenk am häufigsten, insbesondere von den schweren Verletzungen betroffen sind. Zur Lokalisation und Häufigkeit von Verletzungen der unteren Extremitäten werden von verschiedenen Autoren Anteile zwischen 56% und 79% genannt (vgl. Koszinowsky, 2000, S. 12).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Lokalisation von Fußballverletzungen in der Oberliga (Pfeil, 1988, S. 14)
2.2.4 Ursachen von Verletzungen
Die Ursachen von Sportverletzungen sind zahlreich und komplex. Diese Tatsache lässt sich auch auf die Verletzungen im Fußballspiel übertragen. Es sind fast immer mehrere Faktoren gleichzeitig für ein Verletzungsereignis verantwortlich. Dadurch ist in vielen Fällen keine eindeutige Beurteilung der Entstehung einer Verletzung möglich. Ein Umstand, der nicht befriedigen kann, da die genaue Rekonstruktion des Verletzungsherganges die Diagnose und anschließende Therapie wesentlich begünstigen könnte. Trotz technischen Fortschrittes, besserer medizinischer Versorgung und verbesserter Trainingsmethoden ist die Anzahl der Verletzungen im Fußballsport nicht signifikant zurückgegangen. Die Umstände, die ein Verletzungsereignis herbeiführen bzw. verhindern können, müssen weiter erforscht werden (Yaffe, 1992; zitiert nach Koszinowsky, 2000, S. 15).
Es erscheint als praktikabel und sinnvoll, Verletzungen in exogene (vorwiegend durch äußere Einwirkung bedingte) und endogene (vorwiegend durch den Sportler bedingte) Schädigungen zu unterteilen. Während bei den endogen begründeten Verletzungen die Sportler und der Trainer einen gewissen Einfluß haben können, ist bei den exogenen Verletzungen keine oder nur geringe Einflussnahme möglich (vgl. Böhmer, 1986, S. 3). Häufig ist eine Kombination von endogenen und exogenen Faktoren bei Verletzungen zu erkennen. Nahezu 80% aller Unfälle ereignen sich bei Aktivitäten, bei denen der Zweikampf ein wesentlicher Bestandteil ist (vgl. Henke, Gläser & De Marees, 1994, S. 453). In einer Untersuchung dazu hielten etwa 70% der Spieler selbst übertriebenen Kampfeseifer in Kombination mit der Nichtbeachtung von sportlichen Regeln für wesentliche Ursachen von Verletzungen (vgl. Henke, Gläser & De Marees, 1994, S. 453). Für diese Einschätzung spricht auch die hohe Zahl der Verletzungen während des Wettkampfes bzw. Pflichtspiels. Des Weiteren wird von vielen Autoren die Ermüdung als eine der Hauptverletzungsursachen genannt. Dabei handelt es sich zum einen um die allgemeine körperliche Ermüdung, zum anderen um lokale Muskelermüdung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Ursachen von Sportverletzungen und Sportschäden (Böhmer, 1986, S. 4)
Neben rein körperlicher Eigenschaften des Fußballers wie Größe, Gewicht, Schnelligkeit, Koordination, Flexibilität und körperlicher Fitness spielen psychologische Faktoren eine wichtige Rolle. Bei Yaffe findet man den Hinweis auf einen positiven Zusammenhang zwischen angstvoller Erwartung des Spielers und der Anzahl von Verletzungen innerhalb einer Saison (vgl. Koszinowsky, 2000, S. 16). Angesichts einer solchen Korrelation gewinnt ein Begriff, der sich mittlerweile in der Sportwelt etabliert hat, an Bedeutung. Gemeint ist die „Verletzungsanfälligkeit“ eines Spielers. Der Druck auf die in der Öffentlichkeit stehenden Spieler kann so groß sein, dass es z.B. auch zur Verletzung als „Fluchtweg“ kommen kann. Dieser Typ des sogenannten „Trainingsweltmeisters“ verletzt sich leichter im Training und umgeht somit den Wettkampf.
2.2.5 Arten von Verletzungen
Je nach Spielsituation und Schwere des Unfallhergangs können im Fußball nahezu alle Arten von Verletzungen auftreten. Bei Kopfverletzungen treten vor allem Joch- und Nasenbeinfrakturen, Platzwunden sowie Augenbrauen- und Zahnverletzungen auf. Bei den Verletzungen im Schulter- und Armbereich sind überwiegend Schlüsselbein-, Schultereckgelenk-, Hand- und Fingergelenkverletzungen zu nennen. Torleute stellen aufgrund ihrer Spielposition hier das Gros des Patientengutes. Im Rumpfbereich klagen Fußballer häufig über einen „Leistenschmerz“ (auch „Fußballerleiste“ genannt) nach Zerrungstraumata. Im Oberkörper sind vor allem Rippenprellungen und Kontusionen im Rückenbereich zu nennen, meist hervorgerufen durch Stürze oder Zweikämpfe. Bei den unteren Extremitäten kommt es vielfach zu Muskelverletzungen wie Muskelfaser- oder Muskelbündelrisse, sowie zu Zerrungen und Muskelverhärtungen. Etwa genauso häufig wie Knieverletzungen treten Verletzungen des Fußgelenks auf. Im Fußbereich erleiden die Akteure überwiegend sportartbedingte Prellungen. Beim oberen Sprunggelenk sind Distorsionen und Kapsel-Band-Rupturen zu nennen.
Im Folgenden werden „typische“ und oft auftretende Verletzungen des Fußballers nach einer Einteilung in Körperregionen und ihre möglichen Ursachen beschrieben. Im Anschluss daran werden die Arten der Verletzungen nach medizinisch-physiologischen Aspekten aufgegliedert. Aufgrund der unterschiedlichen Kategorieeinteilungen innerhalb der Sportmedizin kann es dabei gelegentlich zu Überschneidungen der typischen Verletzungsmuster kommen.
2.2.5.1 Kopf- und Thoraxverletzungen
Kopfverletzungen müssen im Fußballsport als typische Verletzungen angesehen werden. Schädelprellungen bis hin zur Gehirnerschütterungen gibt es sowohl bei Kopfzusammenstößen als auch beim Kopfballspiel und beim Sturz des Torhüters gegen den Torpfosten. Die am häufigsten genannten Verletzungen sind Verletzungen an Augenbraue und im Zahn- bzw. Kieferbereich, sowie Joch- und Nasenbeinfrakturen. Matthews berichtet über Migräne-Attacken, die durch den Aufschlag des Fußballs auf den Schädel ausgelöst wurden (vgl. Bowerman, 1985, S. 170). Matthews nimmt an, dass es zu Kopfschmerzen und Migräne-Attacken bei Fußballspielern kommen kann, wenn der Kopf des Spielers nicht so gehalten wird, dass er den Schlag des Balles richtig auffangen kann oder der Spieler ungeschickt zum Kopfball kommt. Sheldon ging ebenfalls der Frage nach, ob häufiges Kopfballspielen das Gehirn dauerhaft gefährdet (vgl. Jordan et al., 1996, S. 534). Es wurden Leichtathleten mit Fußballnationalspielern verglichen, die in einem Fragebogen zum Auftreten von Kopfschmerzen und Kopfverletzungen Stellung nahmen sowie mittels Magnetresonanz untersucht wurden. Es ergaben sich keine signifikanten Unterschiede der beiden Gruppen. Auch unter den Fußballern zeigten subjektive Symptome keine Abhängigkeit von Alter, Trainingsjahren oder der Häufigkeit des Kopfballspiels. Allerdings ergab sich eine Korrelation chronischer Kopfschmerzen zu vorhergegangenen akuten Kopfverletzungen.
Thoraxverletzungen bzw. Verletzungen im Brustkorbbereich sind eher selten. Gelegentlich treten Rippenprellungen oder Rippenfrakturen auf. Meist ist eine solche Verletzung nach Stürzen oder Zusammenstößen anzutreffen. Die Rippenfraktur stellt jedoch kein typische Verletzung des Fußballspielers dar.
2.2.5.2 Schulter- und Handverletzungen
Nach Cotta sind die Schultern bzw. Arme bei Fußballspielern zu einem Fünftel der Verletzungen betroffen (vgl. 1988, S. 343). Torhüter, aber auch Feldspieler, erleiden Schlüsselbeinbrüche, Sprengungen des Schultereckgelenks, Schulterluxationen, Stauchungsverletzungen der Finger und Speichenbrüche beim Sturz auf die Hand. Durch Schlag, Stoß oder Überlastung auf der Streckseite des Ellenbogens kann es zu einer Verletzung oder einem entzündlichen Reizzustand des unmittelbar unter der Haut liegenden Schleimbeutels kommen (vgl. Menke, 2000, S. 108). Diese Symptomatik wird auch „Torhüterellenbogen“ genannt. Bei Frakturen der Handwurzelknochen sind die Kahnbeinfrakturen am häufigsten, meistens verursacht durch Stürze oder besonders hart geschossene Bälle (vgl. Mettler; zitiert nach Haaker, 1996, S. 131). Brüche der Mittelhandknochen treten fast ausschließlich bei Spielern auf, denen der Gegenspieler nach einem Sturz auf die Hand trat und sind daher auch nicht selten anzutreffen (vgl. Haaker, 1996, S. 131). Weitere typische Handverletzungen, vor allem bei Torleuten, sind der Riss des Seitenbandes des Daumens, auch „Torhüterdaumen“ genannt sowie die Abrissverletzung der Fingerstrecksehne.
2.2.5.3 Wirbelsäulenverletzungen
Wirbelkörperbrüche treten beim Fußballer nur selten und nach extremer Gewalteinwirkung auf. Häufiger sind schon die nach Kopfball auftretenden Schmerzen im Halswirbelbereich, die auch Zervikalsyndrom genannt werden. Dabei „kommt es durch Stauchung und Drehbewegung zu einer Kapselbandverletzung mit Irritation der Halsnerven, die zu einer reflektorischen Verspannung der Halsmuskulatur führt“ (Haaker, 1996, S. 131). Bandscheibenvorfälle werden im Zusammenhang mit Fußball eher selten genannt. Auslöser für einen Bandscheibenschaden können Stürze direkt auf den Rücken oder mit voller Wucht ausgeführte Tritte ins Leere sein, die eine extreme Verdrehung der Wirbelsäule bedingen.
2.2.5.4 Leistenverletzungen
Der Schmerz in der Leiste ist im Fußballsport recht häufig anzutreffen . Dabei wird oft von der sogenannten „Fußballerleiste“ gesprochen. Hervorgerufen werden diese Beschwerden durch die einseitige Belastung beim Schießen (vgl. Read & Wade, 1988, S. 154f). Es handelt sich hierbei um eine chronische Überbeanspruchung der Adduktoren, bei der sich die Schmerzen vor allem im Schambeinbereich lokalisieren lassen. Die Symptome werden verstärkt durch Ausschreiten, Springen oder durch die Zugbeanspruchung beim kraftvollen Treten des Balles. Eine weitere sehr häufig angegebene Verletzung ist die Adduktorenzerrung, die meistens durch ein seitliches Überdehnen des Beines verursacht wird. In kalten Jahreszeiten kommt es zu einer Häufung von Muskelfaserrissen der Adduktoren (vgl. Pfeil, 1988, S. 178).
2.2.5.5 Kniegelenkverletzungen
Das Kniegelenk des Fußballspielers ist besonders gefährdet. Eine direkte Gewalteinwirkung, zum Beispiel durch einen Tritt an die Innen- oder Außenkante des Kniegelenks, kann eine Gelenkknorpelabsprengung an der Oberschenkelrolle oder an der Kniescheibe verursachen (vgl. Cotta, 1988, S. 343). Als Folge einer indirekten Gewalteinwirkung können auch Überdehnungen und Zerreißungen des Kapsel-Band-Apparates am Kniegelenk auftreten. Die häufigsten Kniegelenkverletzungen entstehen aber durch Verdrehung des Kniegelenks in Beugestellung, wobei der Fuß mit den Schuhstollen am Boden festgehalten wird und der Rumpf zur Seite wegdreht. Die Verankerung des Fußes mit den Stollen im Rasen in Verbindung mit hohen Geschwindigkeiten führen zwangsläufig zu schweren Verletzungen (vgl. Haaker, 1996, S. 135). In diesem Zusammenhang ist der Innenmeniskusriss als eine typische Knieverletzung beim Fußballspiel zu nennen. Die Bänder des Kniegelenks (Seitenbänder, Kreuzbänder) können durch direkte Gewalteinwirkung oder indirekt durch Überstreckung oder Umknicken nach innen oder außen verletzt werden. Isolierte Bandrupturen sind eher selten. Häufiger kommt es wegen der komplexen Anatomie des Kniegelenks zu kombinierten Verletzungen von Kreuz- und Seitenband. Meist ist die Kniegelenkkapsel mit betroffen (vgl. Cotta, 1988, S. 246f). In diesem Zusammenhang wird des Öfteren der Begriff „Unhappy triade“ genannt. Hierbei handelt es sich um eine Verletzungskombination aus vorderem Kreuzband, Innenmeniskus und innerem Seitenband (vgl. Menke, 2000, S. 111). Gelegentlich kommt es bei Fußballspielern zu Schleimbeutelentzündungen, seltener werden Kniegelenkluxationen genannt. Alle diese Knieverletzungen erfordern eine sofortige exakte ärztliche Untersuchung, um schwerwiegende Verletzungsfolgen zu erkennen.
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Abb. 5: Bei der Distorsion dreht sich der Oberkörper gegen das feststehende Kniegelenk. Im Extremfall können dabei Kreuz- und Seitenbänder reißen (Thomann, 1991, S. 74).
2.2.5.6 Fuß- und Fußgelenkverletzungen
„Naturgemäß stehen die Prellungen im Fußbereich, als dem aktivsten Körperteil des Fußballspielers, an erster Stelle“ (Pfeil, 1988, S. 18). Meistens handelt es sich hierbei jedoch nicht um sehr schwerwiegende Verletzungen. Kapsel-Band-Verletzungen der Sprunggelenke, vorwiegend am äußeren Knöchel, treten bei Fußballspielern ebenfalls sehr häufig auf. Sie reichen von der Kapsel-Band-Überdehnung über den Einriss bis zur Ruptur. Nahezu alle Sportler können im Rahmen ihrer sportlichen Betätigung mit dem Sprunggelenk umknicken und eine Kapsel-Band-Verletzung erleiden. Beim Umknicken wird durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung kurzzeitig der normale Bewegungsspielraum des oberen Sprunggelenks überschritten. Die äußeren Kapsel-Band-Anteile können dabei überdehnt oder gezerrt werden, sie können auch teilweise oder vollständig zerreißen. Bei einem kompletten Riss ist die Gelenkeinheit zerstört und es droht eine Einschränkung der Funktion und der Belastbarkeit (vgl. Cotta, 1988, S. 252). Durch häufiges Treten des schweren Balles kommen auch Zerrungen der Bänder an der Vorderseite des Fußgelenkes vor. Ein „Fußballer-Fußgelenk“ tritt auf, wenn der Spieler versucht, den Ball anzuschneiden, bei Spannschlägen oder durch einen Tritt gegen das Gelenk. Dabei kommt es zu einer Fußbeschwerdesymptomatik durch Kapselzerrungen infolge des dauernden Schießens. Dies führt zu Veränderungen des Sprungbeinknochens, infolgedessen dann chronische Schmerzen auftreten (vgl. Read & Wade, 1988, S. 155). Hinzu kommen Anprallverletzungen und Überdehnungen des Mittelfuß- und Vorfußbereiches sowie Stauchungsverletzungen der Zehen. Gelegentlich treten bei direkter Gewalteinwirkung durch den Gegner Sprunggelenksbrüche auf.
2.2.5.7 Muskelverletzungen
Die Muskelverletzungen haben gerade im Fußball eine überragende Bedeutung, wo sie ca. 30% aller beobachteten Verletzungen ausmachen (vgl. Haaker, 1996, S. 136). „Zu einem Drittel treten diese Verletzungen im Training auf und zwar beim Schuß- oder Sprinttraining, ein weiteres Drittel in den letzten 20 Minuten eines Matches“ (Gorschewsky, 1996, S. 36). Es ist anzunehmen, dass das letztgenannte Drittel aus der lokalen Ermüdung der Muskulatur resultiert. Muskelverletzungen treten besonders häufig an Muskeln auf, die mehrere Gelenke überziehen (z.B. der M. Quadriceps femoris). Eine häufige Ursache der Verletzung ist der Versuch, eine Krafteinwirkung abzufangen oder eine maximale Kraftanstrengung zu leisten. Nach Cotta werden Muskelverletzungen unterteilt in (vgl. 1988, S. 239):
1. Muskelprellungen,
2. Muskelzerrungen,
3. Muskelrisse bzw. Muskelfaserrisse.
„Muskelzerrungen werden durch äußere Gewalt oder durch eine plötzliche, unkoordinierte Anspannung hervorgerufen. Einzelne Muskelfasern und begleitende Blutgefäße können dabei einreißen. Der Muskel als Ganzes bleibt jedoch erhalten“ (Cotta, 1988, S. 240). Muskelprellungen werden auch Muskelquetschungen genannt und treten nach stumpfer äußerer Gewalteinwirkung auf. Typisches Beispiel ist der sogenannte „Pferdekuss“ des Fußballspielers durch den Tritt mit dem Knie oder Fuß eines Gegenspielers gegen den Oberschenkel. Muskelrisse entstehen durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung, beispielsweise durch unkoordinierte Aktionen. Hierbei kommt es zu „einem mehr oder weniger ausgedehnten Defekt in der muskulären Substanz“ (Cotta, 1988, S. 240). Muskelfaserrisse des vorderen Oberschenkels treten gehäuft dann auf, wenn einem Spieler während einer Schussbewegung ein Gegenspieler vor das Schienbein tritt (vgl. Read & Wade, 1988, S. 155). Die Rissbereitschaft eines Muskels wird nach Cotta durch folgende Faktoren erhöht (vgl. 1988, S. 240):
1. Kälte und mangelnde Durchblutung
2. Örtliche und allgemeine Übermüdung
3. Ungenügendes Training
4. Unzureichende Vorbereitung vor einem Pflichtspiel
5. Vorschädigungen nach Injektionen und Infektionen
Ein kompletter Muskelriss ist eine relativ schwere Verletzung, die einen mehrwöchigen Trainingsausfall und eine Beschwerdesymptomatik bis hin zu 3 Monaten zur Folge haben kann. Wichtig erscheint der Hinweis, dass „zwischen Zerrung, Muskelfaserriss und Muskelriss fließende Übergänge bestehen und eine streng schematische diagnostische Zuordnung nicht immer möglich ist“ (Menke, 1997, S. 101).
2.2.5.8 Sehnenverletzungen
Verletzungen der Sehne entstehen durch direkte und indirekte Gewalteinwirkungen. Es kann zu Ein- und Durchrissen sowohl an den knöchernen Ansatzstellen der Sehnen, den Sehnen selbst oder dem muskulären Ursprung kommen (vgl. Cotta, 1988, S. 242). In der Anamnese sind häufig Vorschädigungen, Verschleiß, unzureichende Behandlung von Vorschäden usw. zu finden. Nach Cotta werden Sehnenverletzungen unterteilt in (vgl. 1988, S. 242):
1. Sehnenzerrung,
2. Sehneneinriss,
3. Sehnenriss.
Beim Sehnenriss unterscheidet man zum einen den Riss einer degenerativ veränderten (verschlissenen) Sehne, z.B. typisch bei der Ruptur der Rotatorenmanschette an der Schulter oder den Achillessehnenrupturen. Zum andern sind traumatisch bedingte Rupturen wie z.B. der Fingerstrecksehnenriss zu nennen. Insofern kann es sich dabei um einen Sportschaden handeln, der eine chronisch degenerierte Sehne trifft und bei der ein hinzutretendes Trauma zu deren endgültiger Ruptur führt (vgl. Haaker, 1996, S. 21). Die meisten Achillessehnenrupturen lassen sich bei älteren Fußballspielern beobachten. In diesem Zusammenhang muss man an dieser Stelle auch häufig vorkommende Sehnenreizungen wie das Patellaspitzensyndrom (Kniescheibe), Achillessehnenreizungen und Sehnenscheidenentzündungen im unteren Armbereich bei Torleuten erwähnen.
2.2.5.9 Frakturen
Wenn die Grenzen der Elastizität und der Eigenfestigkeit des Knochens überschritten werden, kann es zu Knochenbrüchen kommen. Aufgrund der Häufigkeit von Zweikämpfen und Lufteinsätzen, sowohl bei Feldspielern als auch bei Torhütern, sind Knochenbrüche (Frakturen) durchaus möglich. Gorschewsky berichtet von etwa 7,5% Frakturschäden, die innerhalb des Fußballsports auftreten (vgl. 1996, S. 33). Typisch sind Schlüsselbeinfrakturen beim Sturz auf die Schulter, Kahnbein- oder Speichenbrüche beim Sturz auf den gestreckten Arm. Besonders gefährdet sind auch Hand- und Fingergelenke bei sehr hart geschossenen Bällen. Gelegentlich erleiden Profifußballspieler Ermüdungsfrakturen am Mittelfußknochen oder im Unterschenkelbereich. Ursache dafür ist meistens ein zu intensives Training (vgl. Bowerman, 1985, S. 168). Trümmer- oder offene Brüche sind besonders problematisch. Manche Fußballerlaufbahn wurde durch eine komplizierte Unterschenkelfraktur frühzeitig beendet.
2.2.5.10 Kontusionen
Kontusionen (Prellungen) kommen bei einer Kontaktsportart wie Fußball sehr oft vor. Laut Unfallstatistik machen sie einen Anteil von 33% aus (vgl. Gorschewsky, 1996, S. 33). Sie entstehen durch Einwirkung stumpfer Gewalt. Bei einer Kontusion handelt es sich meistens um eine Quetschung von Weichteilen bzw. um zerrissene Blutgefäße und Blutergüsse (vgl. Cotta, 1988, S. 238). Eine typische Kontusion bei Fußballspielern ist beispielsweise der „Pferdekuss“, der durch einen Stoß mit dem Knie gegen die seitliche oder vordere Oberschenkelpartie verursacht wird. Neben den Muskelprellungen sind auch Knochenprellungen wie Rippen- oder Schienbeinprellungen zu nennen. Vor allem Gelenkkontusionen sollten nicht unterschätzt werden, da sie z.B. im Knie einen Gelenkerguss oder eine Schleimbeutelschwellung nach sich ziehen können.
2.2.5.11 Distorsionen
Distorsionen (Verstauchungen) zählen ebenfalls zu den sehr häufig auftretenden Verletzungen im Fußballsport. Die Unfallstatistik gibt hier einen Anteil von 40% an (vgl. Gorschewsky, 1996, S. 33). Am häufigsten werden das obere Sprung- und Kniegelenk betroffen (vgl. Cotta, 1988, S. 238). Die Verstauchung entsteht, wenn durch die einwirkende Gewalt der normale Bewegungsspielraum eines Gelenks überschritten wird. Die Gelenkflächen verlassen jedoch nicht völlig ihre normale Stellung und kehren nach der Gewalteinwirkung sofort wieder in die ursprüngliche Mittellage zurück. „Im günstigsten Fall kommt es ‚nur’ zu einer kurzfristigen Überdehnung des Kapsel-Band-Apparats mit entsprechender Zerreißung kleiner Kapselgefäße, die zur Hämatombildung und Anschwellung des Gelenks führen“ (Haaker, 1996, S. 24).
2.2.5.12 Luxationen
Luxationen (Verrenkungen, Ausrenkungen) entstehen durch stärkere direkte oder indirekte Gewalteinwirkung auf ein Gelenk. Während bei einer Distorsion die gelenkbildenden Knochen nach Überschreiten des normalen Bewegungsspielraums des Gelenks sofort wieder in ihre anatomische Lage zurückkehren, verbleiben die gelenkbildenden Knochen des verrenkten Gelenks meist in einer federnden Fehlstellung. Eine Untersuchung von Pfeil ergab, dass Schulterluxationen bei Fußballspielern fast ausschließlich infolge von Gewalteinwirkung auf den ausgestreckten, abduzierten und außenrotierten Arm während des Sturzes zustande kommen (vgl. 1988, S. 188).
2.2.5.13 Kapsel-Band-Verletzungen
Kapsel-Band-Verletzungen entstehen durch direkte oder indirekte Gewalteinwirkung mit Überschreiten des natürlichen Bewegungsspielraums eines Gelenks. Es wird unterschieden in (vgl. Cotta, 1988, S. 243):
1. Zerrung oder Überdehnung,
2. Bandeinriss,
3. Bandriss.
Bei der Kapsel-Band-Überdehnung bleibt die Kontinuität des Gewebes erhalten. Die überdehnte Struktur ist hochgradig druckempfindlich, geschwollen und die Gelenkfunktion ist schmerzhaft eingeschränkt. Beim Bändereinriss bzw. Bänderanriss ist die Kontinuität des Bandes teilweise erhalten und die Gelenkfunktion nicht stärker eingeschränkt. Bei der Kapsel-Band-Ruptur bzw. beim Bandriss besteht hingegen eine erhebliche Funktionsbehinderung des Gelenks. Stabilität und Belastbarkeit sind weitestgehend aufgehoben (vgl. Cotta, 1988, S. 243f).
2.2.6 Profifußball und Invalidität
Da in dieser Arbeit auch die Ursachen für die Beendigung einer Fußballprofikarriere erfasst werden, erscheint es als sinnvoll den Bergriff der Sportinvalidität zu betrachten. Unter dem Begriff Invalidität ist eine Minderung der Erwerbsfähigkeit, im schlimmsten Fall die absolute Erwerbsunfähigkeit zu verstehen. Kommt es zum Abschluss der medizinischen Behandlung, ohne dass die sportliche und somit auch die wirtschaftlich vollständige Wiederherstellung eingetreten ist, so muss der Grad der Invalidität festgesetzt werden (vgl. Wagner et al., 1995, S. 423). Von 1986-1992 wurden die Invaliditätsfälle bei Profifußballspielern der 1. und 2. Bundesliga in Deutschland untersucht. Die Häufigkeiten und typischen Verletzungsmuster der Spieler wurden von Wagner analysiert (vgl. 1995, S. 422). Insgesamt kam es zu 215 Unfällen, die eine Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) von 20% und mehr nach sich zogen. Die häufigste Verletzungsursache waren Rupturen von Muskeln, Bändern und Sehnen. 66% aller invaliditätsbedingenden Unfälle der Profifußballer fanden sich am Knie, Unterschenkel und Knöchel (vgl. Wagner et al., 1995, S. 424). Die meisten Dauerschäden zogen eine Minderung der Erwerbsfähigkeit von ca. 30% nach sich (Range 20-60%). Durch den Profifußball in der 1. und 2. Bundesliga entstehen pro Jahr in der Summe ca. 770% MdE. Der Profifußballer steht damit an der Spitze der verletzungsträchtigsten Berufe.
2.3 Arthrose
Nachdem auf Sportverletzungen innerhalb des Fußballs eingegangen worden ist, soll nun das Krankheitsbild der Arthrose als langfristiger Sportschaden näher beschrieben werden. Der Zusammenhang von Fußball und einer Beschleunigung des Arthroseprozesses ist mittlerweile bewiesen. In der vorliegenden Studie soll überprüft werden, wie hoch der Anteil, die Häufigkeit und Lokalisation von Arthrose bei Profifußballspielern ist. Dazu zunächst einige Grundlagen.
Der Alterungsprozess des Menschen ist ein natürlicher Vorgang. Im Laufe des Lebens nimmt mit der Knorpeldicke auch die Fähigkeit der Gelenke ab, unerwartete und extreme Belastungen auszugleichen. Mit dem Alter nimmt die Zahl der Menschen zu, die wegen eines ausgeprägteren Gelenkverschleißes über Beschwerden klagen. „Wenn die Abnutzung das altersgemäße Maß übersteigt und Schmerzen oder eine Bewegungseinschränkung verursacht, spricht man von einer Arthrose“ (Thomann, 1991, S. 49). Die folgenden Definitionen von Erikson und Groher erklären das Krankheitsbild der Arthrose relativ eindeutig.
Arthrose ist eine Schädigung des Gelenks, die zu einer Veränderung des Gelenkknorpels und später auch des Knochens führt. Sie entsteht durch Überlastung des Gelenks, z.B. durch zu hohes Körpergewicht, oder durch Sport (primäre Arthrose) oder durch Verletzungen bzw. Krankheiten wie Infektionen oder Gelenkrheumatismus (sekundäre Arthrose). Die Knie- und Hüftgelenke sind besonders davon betroffen. Es kann zur Schwellung der Gelenke, Steifigkeit und Schmerzen bei Bewegung und unter Belastung kommen. In fortgeschrittenen Stadien treten Deformationen und Schmerzen auch in Ruhe auf. Arthrotische Veränderungen können lange verborgen bleiben und oft erst zufällig bei einer Röntgenuntersuchung entdeckt werden. (Erikson et al., 1989; zitiert nach Meusel, 1996, S. 182)
Arthrosen betreffen in vermehrtem Umfang statisch belastete Extremitäten, also auch die Wirbelsäule (Spondylarthrose). Sport kann eine vorzeitige Arthrose begünstigen, wenn wiederholte Verletzungen eines oder mehrerer Gelenke zu Knorpelkontusionen (Prellungen) führen und damit chemisch und mechanisch begünstigende Mechanismen in Gang gesetzt werden. Auch z.B. losgelöste oder eingerissene Menisci, die im Sinne eines Fremdkörpers im Gelenk wirken, können vorzeitige Arthrose beim Sportler, aber auch beim Nichtsportler auslösen. (Groher, 1992; zitiert nach Röthig et al., 1992, S. 44f)
Selbst wenn eine Arthrose diagnostiziert wurde, können die Beschwerden nach einiger Zeit der Schonung wieder verschwinden. Die Arthrose ist dann aus einem entzündeten in einen ruhenden Zustand übergegangen. Der Gelenkverschleiß kann allerdings jederzeit erneut in eine entzündliche Form übergehen (aktivierte Arthrose). Schwellungen der Gelenke und Schmerzen sind Zeichen einer aktivierten Arthrose (vgl. Steinbach et al., 2001, S. 109). Das Gelenk ist dann der Beanspruchung nicht mehr gewachsen, die dünneren Knorpelschichten reiben aufeinander. Besonders ungünstig ist es, wenn der Knorpel soweit abgerieben ist, dass der Knochen an einer Stelle frei liegt. In diesem Fall ist die Bewegung sehr schmerzhaft. Manchmal ist es dann Arthrose-Patienten nicht möglich aufzutreten und nur wenige Schritte zu gehen (vgl. Thomann, 1991, S. 49).
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Abb. 6: Kreislauf bei Entstehung von Arthrosen und Verschleißprozessen in den Gelenken (Cotta, 1988, S. 55)
2.3.1 Häufigkeit von Arthrose
Etwa 5 Millionen Menschen leiden in Deutschland an Arthrose. Dabei ist in rund 70% der Fälle das Kniegelenk betroffen. Bereits mit 35 Jahren hat ein Drittel der Bevölkerung arthrotische Veränderungen in mindestens einem Gelenk. 75% aller über 50jährigen und 90% der über 75jährigen haben radiologisch nachweisbare Gelenkveränderungen, auch wenn sich diese klinisch zunächst nur bei einem geringen Teil der Betroffenen bemerkbar machen. „Wegen der großen Verbreitung und der Zunahme der durchschnittlichen Lebenserwartung muß die Arthrose als Volkskrankheit angesehen werden, die medizinisch und wirtschaftlich immer mehr ins Gewicht fällt“ (Schmid, 2001, S. 8). Weitere Angaben, die auf den Zusammenhang von Alter und Arthrose hinweisen, werden von Menke gemacht. Während bei den unter 50jährigen Knorpelschäden nur in 20% der Fälle zu erwarten sind, sind es bei 50-60jährigen bereits 50% und in der Gruppe der 70-90jährigen weist fast jedes Hüftgelenk arthrotische Veränderungen auf (vgl. 1997, S. 88).
2.3.2 Ursachen von Arthrose
Aufgrund der volkswirtschaftlichen Bedeutung untersuchte die Bonner SEMEDIA GmbH das Krankheitsbild der Arthrose näher und stellte 1995 eine Liste von Faktoren zusammen, die zur Arthrose disponieren (vgl. S. 181f).
- Es besteht mit Sicherheit eine Korrelation mit dem Alter. Die Inzidenz steigt ab dem 50. Lebensjahr deutlich an. Von den über 60jährigen ist mittlerweile jeder Zweite betroffen.
- Das Geschlecht spielt in gewissem Ausmaß eine Rolle. Frauen haben häufiger Kniegelenk-, Finger- und Zehengelenkarthrosen. Hüftgelenkarthrosen sind auf beide Geschlechter in etwa gleich verteilt.
- Starkes Übergewicht disponiert vor allem dann zur Arthrose, wenn es bereits in jugendlichen Jahren angesetzt wird. Konsequente Gewichtsreduktion ist notwendig, um den Arthroseprozess zu verhindern bzw. aufzuhalten.
- Vererbung als Risikofaktor kann vor allem für die Polyarthrosen angenommen werden. Sie werden familiär gehäuft beobachtet.
- Wichtige Risikofaktoren sind Traumata, die mit akuten Verletzungen der Gelenkoberfläche einhergehen, z.B. Frakturen und Meniskusläsionen.
- Wiederholte stereotype Bewegungsabläufe vor allem am Arbeitsplatz disponieren zur späteren Arthrose. Sport gilt nur dann als Risikofaktor, wenn die Gelenke überlastet werden.
- Fußfehlstellungen sowie X- oder O-Beine bedingen eine einseitige Belastung der Knorpelflächen und können zu einem Gelenkverschleiß führen.
2.3.3 Sport als Ursache von Arthrose
Arthrosen können aufgrund vielfältiger Ursachen entstehen. „Neben einer Vielzahl auslösender Faktoren von Arthrosen erlauben zahlreiche Einzelbeispiele und epidemiologische Daten auch eine ursächliche Beziehung zwischen Sport und Arthrose herzustellen“ (Kreutz & Kohn, 2002, S. 45). Neben degenerativen Gelenkschäden aufgrund angeborener oder erworbener Fehlbildungen sind vor allem Sportverletzungen für die Beschleunigung des Gelenkverschleißes verantwortlich. Dabei stehen Ausmaß und Häufigkeit der Verletzungen in engem Zusammenhang mit der Sportart, die ausgeübt wird. Nicht die sportliche Betätigung an sich, sondern das Trauma beim Sport ist die Hauptursache von Gelenkschäden. Vor allem bei Sportarten mit hohen Stoßbelastungen wird eine gewisse Häufung von Arthrosen und Verschleißschäden bemerkt (vgl. Menke, 1997, S. 87). Nicht zu empfehlen sind daher auch Sportarten, die durch Gegnerkontakt, rasche Richtungsänderungen, Sprungbelastung oder schwierige Handhabung des Sportgerätes in vermehrtem Maße Verletzungen hervorrufen können. Beim Fußball kommen alle genannten Risiken vor. Durch Gegnerkontakt, Treten gegen den Ball oder in den Boden kommt es besonders an den Beingelenken zu Mikro- und Makroverletzungen. Zudem führen die häufig unebenen Bodenverhältnisse vermehrt zum Umknicken in den Gelenken (vgl. Schmid, 2001, S. 38).
2.3.4 Arthrosebegünstigende Sportarten
Sportarten, bei denen frühzeitig Veränderungen, also Früharthrosen an bestimmten Gelenken des Körpers auftreten, werden von Gorschewsky (vgl.1996, S. 259f) und Schmid (vgl. 2001, S. 29) aufgezählt. Die folgende Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit:
- Großzehengrundgelenke: Fast 100% schwere Arthrosen bei über 50jährigen ehemaligen Fußballspielern
- Fußgelenke: Fast 100% schwere Arthrosen an beiden Fußgelenken bei ehemaligen Fußballspielern, 85% Arthrosen bei Balletttänzern, 48% Arthrosen bei Hochspringern
- Kniegelenke: 100% Arthrosen des Kniescheibengleitlagers bei Fußballspielern, 90% Arthrosen bei Gewichthebern
- Lendenwirbelsäule: Arthrose der Wirbelgelenke in 100% der Fälle bei Speerwerfern, 90% bei Turm- und Kunstspringern, (...) u.a.
- Schultergelenke: Arthrose bei Ringern, Gewichthebern, Handballern, Volleyballspielern, Judosportlern, Werfern, (...) u.a.
- Ellenbogengelenk: 90% Arthrose bei Gewichthebern, Boxern, (...) u.a.
2.3.4.1 Kniegelenkarthrose
Sowohl im Sport als auch im gewöhnlichen Alltag wird das Kniegelenk vielfältigen Beanspruchungen ausgesetzt. Dabei kommt es vor, dass man mit dem Fuß ausgleitet, sich den Unterschenkel prellt, sich das Knie verdreht oder durch einen Sturz hart und ungefedert aufkommt. Bei diesen kleinen Unfällen wird der Knorpel gedrückt und kann im Laufe der Zeit Beeinträchtigungen erfahren. Nach Thomann wird die Situation problematisch, wenn die einwirkende Gewalt zu einem Bruch des Schienbeinkopfes oder der Oberschenkelrolle führt und die Bruchlinie das Gelenk kreuzt (vgl. 1991, S. 51). Es tritt dann eine Verwerfung der Gelenkfläche auf, die die Gelenkmechanik beeinträchtigen kann. Lässt sich mit einer operativen oder konservativen Behandlung keine optimale Wiederherstellung der Gelenkflächen erreichen, dann besteht die Gefahr einer Fehlstellung und einer aus ihr entstehenden vorzeitigen Arthrose. Thomann erklärt weiter, dass selbst wenn nur eine minimale Stufe von zwei oder drei Millimetern im Schienbeinkopf bestehen bleibt, diese Unebenheit bei jedem Schritt gegen die Oberschenkelrolle schaben und mit der Zeit den Knorpel immer weiter abschleifen wird (vgl. 1991, S. 51). Somit ist die optimale Wiederherstellung der Gelenkflächen nach einem Bruch die beste Vorbeugung der Unfall- oder verletzungsbedingten Arthrose. Häufig spielen auch konstitutionelle Faktoren (Präarthrose) eine Rolle bei dem Prozess der Gelenkabnutzung. Ausgeprägte O-Beine beispielsweise begünstigen die Entstehung einer Arthrose des inneren Gelenkspalts (vgl. Thomann, 1991, S. 53).
Innerhalb des Fußballsports ist das Knie besonders großen Kräften ausgesetzt. Es ist nicht erstaunlich, dass professionell spielende Fußballer nach einigen Jahren Knieschäden aufweisen. Stehen am Anfang nur Verletzungen des Meniskus, die zur einer Spielpause zwingen, so lässt sich nach Jahren ein zunehmender Verschleiß des Kniegelenkes feststellen. Die Entstehung der Arthrose wird durch die operative Entfernung des Meniskus begünstigt (vgl. Thomann, 1991, S. 52f). Reißt das Innen- bzw. Außenband oder eines der beiden Kreuzbänder, dann entsteht eine mehr oder minder schwere Instabilität des Kniegelenkes. Die Schwerkräfte werden dann größer und die Gelenkführung verliert an Sicherheit. Die auf das Gelenk einwirkenden Kräfte können sich noch stärker als nach der Meniskusverletzung auf den Knorpel auswirken. „Da die Arthrose auf Alterungsvorgängen beruht und der Knorpel sich nicht regenerieren kann, ist eine Heilung der Arthrose nicht möglich“ (Thomann, 1991, S. 55).
2.3.4.2 Hüftgelenkarthrose
Lebenslanges Fußballspielen oder auch irgendeine andere intensive sportliche Betätigung kann zu chronischen Hüftschmerzen führen. Murray hat beobachtet, dass bei vielen früheren Sportlern der Hüftgelenkskopf nicht in normaler Weise auf dem Schenkelhals aufsitzt und dass nicht selten eine schwere Arthrose aus dieser Situation entsteht (vgl. Bowerman, 1985, S. 169). Der ursprüngliche Gleitprozess kann dabei unbemerkt vor sich gegangen sein oder nur leichte Schmerzen verursacht haben. Die Entwicklung der Hüftarthrose ist demnach mehr oder weniger schleichend. Bezüglich dieser Problematik ist von Shepard in Großbritannien eine Studie mit 68 Ex-Profifußballspielern durchgeführt worden (vgl. 2003, S. 80). Danach wiesen neun Spieler die Diagnose einer Hüftarthrose auf, sechs Spieler hatten bereits ein künstliches Hüftgelenk. Keiner der Spieler hatte während der aktiven Laufbahn unter Hüftproblemen gelitten. In einer Vergleichsgruppe von 136 Männern, die nie professionell Fußball gespielt haben, waren nur zwei Hüftarthrose-Patienten. Shepards Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass Profi-Fußballspieler ein deutlich erhöhtes Risiko aufweisen, im Laufe ihres Lebens an einer Hüftarthrose zu erkranken.
2.3.4.3 Sprunggelenkarthrose
Die Inzidenz der Sprunggelenkarthrose ist, verglichen mit der Inzidenz von Hüftgelenk- und Kniegelenkarthrose, gering. „Am häufigsten findet man sie nach Sprunggelenkfrakturen, insbesondere wenn die Fraktur in einer nicht anatomischen Stellung verheilt“ (Peterson & Renström, 2002, S. 385). Bei einer schweren Sprunggelenkverstauchung mit einem kompletten Bänderriss, der nicht zur Ausheilung kommt, verbleibt eine Gelenkinstabilität. „Diese führt auf längere Sicht zu einem regelrechten Gelenkverschleiß, nämlich einer Sprunggelenkarthrose. So wird aus einer Verletzung ein Dauerschaden, der letztendlich eine Erkrankung nach sich zieht“ (Menke, 2000, S. 9).
2.3.4.4 Spondylarthrose
Die Wirbelsäule ist innerhalb des Fußballsports unterschiedlichsten Stauchungs-, Überstreckungs- und Drehbelastungen ausgesetzt. Vor allem bei Stürzen und Schlägen nach Luft- oder Zweikämpfen kann es zu mehr oder weniger schweren Distorsionen und Kontusionen kommen. Langfristig kann es dabei zu einem Verschleiß der Wirbelgelenke und der Bandscheiben kommen. Die degenerativen Veränderungen in den Wirbelgelenken werden als Spondylarthrose bezeichnet (vgl. Bäker, 1994, S. 110). „Normale Abnutzungsprozesse in der Wirbelsäule können Schmerzen und Entzündung hervorrufen; der Fachmann spricht dann von aktivierter Arthrose oder degenerativer Wirbelsäulenerkrankung“ (White, 1992, S. 48). Nach einer Untersuchung von Krämer gehören Mannschaftsspiele wie Fuß- oder Handball hinsichtlich ihrer Wirbelsäulenbelastung in „die mittlere Gruppe“ von Sportarten, das heißt sie sind weder ausgesprochen wirbelsäulenbelastend noch kann man sie als wirbelsäulenfreundlich bezeichnen (vgl. 1996, S. 179).
2.4 Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Zu den am häufigsten auftretenden Zivilisationskrankheiten der letzten Jahrzehnte gehören die Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Hauptursache dieser Entwicklung ist der in den Industrienationen weitverbreitete Bewegungsmangel (vgl. Dargatz & Koch, 1994, S. 8). Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die Gefahr eines Herzinfarkts bei bewegungsinaktiven Menschen doppelt so hoch ist, als bei Menschen, die einer regelmäßigen Bewegungsaktivität nachgehen. „Diese Gefährdung steigt mit dem 40. Lebensjahr an, während das Risiko beim Trainierten auch im hohen Alter noch konstant niedrig bleibt“ (Dargatz & Koch, 1994, S. 10).
Die Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Krankheiten bei ehemaligen oder aktuellen Profifußballspielern ist bis heute nicht näher untersucht worden. Aus diesem Grund wird diese Thematik innerhalb der vorliegenden Untersuchung als Randpunkt miterforscht.
Epidemiologische Studien zeigen insbesondere im Herz-Kreislauf-Bereich bedenkliche Entwicklungen. An die 50% aller Todesursachen sind herzkreislaufbedingt, wobei das frühe Einsetzen (ab dem 35. Lebensjahr) und die Zunahme mit dem Alter bedenklich stimmen müssen. Das Statistische Bundesamt bestätigt diesen Trend (vgl. 2000, S. 422). Neben Akutereignissen mit Todesfolge zählen Herz-Kreislauf-Schwächen und Herzinfarkte ohne tödlichen Ausgang zu wesentlichen Zivilisationsbedrohungen, die die Lebensqualität erheblich beeinflussen (vgl. Mitterbauer, 1994, S. 87).
Herz-Kreislauf-Erkrankungen können sowohl durch äußere (exogene) als auch durch innere (endogene) Faktoren hervorgerufen werden. Die folgende Aufzählung stellt diese Faktoren kurz und knapp dar (vgl. Dargatz & Koch, 1994, S.8ff).
Exogene Faktoren:
- falsche Lebensgewohnheiten – z.B. zu wenig oder schlechter Schlaf, Stress, und Bewegungsmangel
- falsche Essgewohnheiten (z.B. fettes und cholesterinhaltiges Essen)
- Suchtgewohnheiten – z.B. Rauchen, Alkohol und Drogen
Endogene Faktoren:
- Bluthochdruck
- hoher Cholesterinspiegel
- Zuckerkrankheit (Diabetes)
- Herzverfettung
- Arterienverkalkung etc.
2.5 Psychisches Wohlbefinden und Lebensqualität
Lebensqualität ist die subjektive Wahrnehmung einer Person über ihre Stellung im Leben in Relation zur Kultur und den Wertsystemen, in denen sie lebt und in Bezug auf ihre Ziele, Erwartungen, Standards und Anliegen. Es handelt sich um ein Arbeitskonzept, das in komplexer Weise beeinflusst wird durch die körperliche Gesundheit, den psychologischen Zustand, den Grad der Unabhängigkeit, die sozialen Beziehungen und den hervorstehenden Eigenschaften der Umwelt. (Arbeitsgruppe Lebensqualität der WHO; zitiert nach Ronowski, 2002, S. 3)
Die Umschreibung des Konstrukts Lebensqualität durch die World Health Organisation weist bereits im ersten Satz auf den Aspekt der subjektiven Wahrnehmung einer Person in Bezug auf möglicherweise wirksame Einzelfaktoren und ihrer Wechselwirkungen hin. Die Selbstbewertungen des Individuums zu den Bereichen „Psychisches Wohlbefinden“ und „Lebensqualität“ sind offensichtlich das zentrale Kriterium dafür, inwieweit das Leben als sinnvoll und gelungen betrachtet wird. Psychisches Wohlbefinden, nicht als Momentaufnahme, sondern als zeitlich überdauerndes Phänomen, ist in der mentalen und emotionalen Struktur der Einzelperson, wie auch innerhalb theoretischer Konzepte in den Humanwissenschaften die Koordinierungslinie, die in Form übergreifender Konstrukte mehr oder weniger bewusste Anteile und Wechselwirkungsfaktoren zusammenfasst.
Ein abfragendes Vorgehen nach Befunden und objektivierbaren Faktoren wie es für den Untersuchungsbereich körperliche Gesundheit (siehe Kapitel 2.1-2.4) möglich und sinnvoll war, schied dementsprechend für den Bereich „Psyche und Lebensqualität“ von vornherein aus. Für die vorliegende Arbeit war von Anfang an klar, dass aussagekräftige Indikatoren für das psychische Befinden und die Lebensqualität erfasst werden sollten. Die Ergebnisse der englischen Studie zu diesem Bereich waren schließlich die motivierenden Faktoren für den Verfasser. Allerdings kam es im Rahmen der vorgegebenen Möglichkeiten darauf an, ein diesbezüglich treffsicheres Messinstrument anzulegen. Der Aufwand für die Teilnehmer sollte zumutbar sein, ungeschicktes Eindringen in die zu schützende „Privatsphäre“ der Psyche vermieden werden. Das hätte u.U. zu kaschierenden Reaktionen oder gar Abwehrstrategien geführt.
2.5.1 Ziel der Studie und theoretisches Rahmenkonzept des SEL
Obwohl im Rahmen des EuroQOL (siehe Kapitel 3.5.7) bereits ein Einzelitem zum Thema Psyche („Ängstlichkeit und Niedergeschlagenheit“) auftaucht, wurde schnell deutlich, dass der zu erfassende Bereich so nicht ausreichend untersucht sein konnte. Als praktikables und den inhaltlichen Zielvorgaben der Studie entsprechendes Instrument fiel daher die Wahl auf die Skalen zur Erfassung der Lebensqualität (SEL), ein seit 1997 vorliegendes standardisiertes Verfahren (siehe Kapitel 3.5.8). In seiner wissenschaftlichen Entwicklungsgeschichte waren die angesprochenen Gesichtspunkte vielschichtig bearbeitet worden, so dass als Endprodukt ein nach testtheoretischen Kriterien abgesichertes Verfahren vorlag (vgl. Averbeck et al., 1997, S. 7ff).
Mit der Entscheidung für den SEL war klar, dass eigene theoretische Vorentscheidungen in der Planungsphase der Studie nicht mehr sinnvoll erschienen, sondern mit der Wahl des genannte Instrumentariums auch automatisch das theoretische Rahmenkonzept des SEL übernommen wurde. Ausgangspunkt dieses Rahmenkonzeptes, weitgehend übereinstimmend mit den Zielrichtungen der Studie im Bereich Psyche und Lebensqualität, ist dabei die Fragestellung nach Güte und Adaptivität der Bewältigungsprozesse in unterschiedlichen Probanden- bzw. Patientengruppen, z.B. bei chronischen Erkrankungen.
Nach zahlreichen empirischen Befunden aus mehr als vier Jahrzehnten Stress-/Bewältigungsforschung (u.a. Lazarus, Olbrich) kann als grundsätzlich gesichert gelten, dass trotz vergleichbarer objektiver Daten innerhalb kritischer Lebensphasen große Unterschiede in den subjektiven Bewertungsfaktoren vorliegen, das psychisch-emotionale Befinden, das Gelingen der Anpassung (coping) durchaus unterschiedlich erlebt werden können. Es wird damit deutlich, dass weder im SEL noch im Ansatz der vorliegenden Arbeit die Intention besteht, die Aufmerksamkeit auf pathologische Prozesse, wie etwa psychische Erkrankungen zu richten. Das wäre in der hier praktizierten Form einer Fragebogenstudie als Pilotuntersuchung weder möglich noch sinnvoll gewesen. Mit diesem Hinweis soll noch einmal der Fokus auf den zentralen Punkt der Selbstbewertung und Erlebnisqualität im Bereich „Psyche und Lebensqualität“ verdeutlicht werden. Ob und wie den Ex-Profis der Bewältigungsprozess nach einer langjährig exponierten Lebensphase in der Öffentlichkeit, zurück in das Alltagsleben gelingt, dazu noch unter Beeinträchtigung durch Erkrankungen und Schmerzen als Karrierefolgen. Der biographische Wechsel an sich wird in der Bewältigungsforschung per Definition als kritisches Lebensereignis bzw. als Stressor gesehen, der vorübergehend zu Störungen im Balancehaushalt führt, den Copingprozess aktiviert und insbesondere auch durch die subjektive Bewertung von Copingressourcen beeinflusst wird.
Der SEL versucht diese Faktoren auf der Basis von drei Komponenten zu ordnen und zu erfassen (vgl. Averbeck et al., 1997, S. 11f):
- anhand der inhaltlichen Dimension (körperlich, kognitiv-emotional, sozio-ökonomisch),
- anhand der zeitlichen Dimension,
- anhand des subjektiven Relevanzgrades (z.B.: Wie wird ein Ereignis wahrgenommen? Als Stressor oder Herausforderung? Wie schlägt sich die Einschätzung der vorhandenen Ressourcen nieder?).
Als theoretischer Rahmen fassen die Autoren des Instrumentariums ihre Überlegungen in drei Grundthesen zusammen (vgl. Averbeck et al., 1997, S. 12):
- Lebensqualität ist ein populationsunspezifisches Konstrukt, d.h. unabhängig vom Gesundheitszustand oder anderen Populationsmerkmalen. Dies impliziert, dass bei verschiedenen Teilpopulationen grundsätzlich von einheitlichen Bestimmungselementen auszugehen ist (Averbeck et al., 1997, S. 12).
- Lebensqualität ist ein dynamisches Konstrukt, d.h. es ist Ausdruck eines Anpassungsprozesses und schließt Veränderungen innerhalb der Lebensentwicklung einer Person ein (vgl. Kerekjarto et al.,1989; zitiert nach Averbeck et al., 1997, S. 12).
- Lebensqualität ist ein globales Konstrukt, das generell drei Dimensionen beinhaltet: eine inhaltliche Dimension, die körperliche, soziale und kognitiv-emotionale Komponenten umfasst; eine zeitliche Dimension und eine Dimension verschiedener subjektiver Relevanzgrade (Averbeck, Grote-kusch & Schröder, 1992, S. 303; zitiert nach Averbeck et al., 1997, S. 12).
2.5.2 Life-Event-Forschung und Lazarus-Coping-Modell
Die Erfassung des Psychischen Wohlbefindens sowie der Lebensqualität der ehemaligen Spitzensportler ist, wie bereits erläutert, schon für sich ein zentraler Interessenpunkt der vorliegenden Arbeit. Darüber hinaus dienen die Merkmale der psychischen Verfassung der Ex-Fußballer aber auch als Anpassungsindikatoren für den mehr oder minder gelungenen Bewältigungsprozess im Rahmen ihres biographischen Wechsels in die Anschlussphase nach Karriereende. Dieser Wechsel wird in der Life-Event-Forschung als kritisches Lebensereignis, welches zum Stadium relativen Ungleichgewichtes führt, betrachtet (vgl. Filipp, 1981; zitiert nach Beck, 2002, S. 3). Das bis dato aufgebaute Passungsgefüge zwischen Person und Umwelt erfordert eine Neuorganisation. Dieser Prozess der Neuorganisation bzw. Restrukturierung wird auch als Bewältigungs- oder Copingprozess bezeichnet (vgl. Lazarus, 1981; zitiert nach Beck, 2002, S. 3). Ein in 40jähriger Forschung untersuchter Ansatz ist dabei das interaktionistische Modell des amerikanischen Psychologen Lazarus (vgl. Lazarus & Folkman, 1984). Coping ist hier die zentral vermittelnde Größe zwischen Belastungen und psychischen Folgewirkungen. Das Bewältigungsverhalten hängt dabei entscheidend davon ab, welche Bedeutung eine Person einem Ereignis zuschreibt. Lazarus’ Ansatz besteht aus zwei zentralen Teilkonzepten:
- dem Konzept der kognitiven Bewertung (cognitive appraisal),
- dem Konzept der Bewältigung (coping).
Beim Konzept der kognitiven Bewertung wird die Bewertung eines Ereignisses auf zwei Aspekte bezogen (vgl. Beck, 2002, S. 4): Zum einen auf seine Bedeutung für das eigene Wohlempfinden („Primäre Einschätzung“) und zum andern im Hinblick auf eigene, verfügbare Bewältigungsfähigkeiten und Ressourcen („Sekundäre Einschätzung“). Die folgende Abbildung veranschaulicht die Faktoren dieses Konzeptes.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 7: Konzept der kognitiven Bewertung nach Lazarus (Beck, 2002, S. 5)
Nach jedem Bewältigungsversuch erfolgt eine Einschätzung des Erfolgs der vorausgegangenen Bemühungen. Lazarus spricht hier von „Reappraisal". Kognitive Einschätzungen und Bewältigungsversuche wechseln demnach ständig ab, bzw. überlagern sich (vgl. Beck, 2002, S. 6). Das zweite Teilkonzept des Modells (Konzept der Bewältigung) bezieht sich auf den tatsächlichen Ablauf der Bewältigung (Coping), wobei ebenso zwei Funktionen zentral sind: Zum einen die Problemlösung durch Veränderung der Situation; durch Einstellung oder Anpassung eigener Aktivitäten soll die Situation verbessert werden. Zum anderen soll durch die Regulation negativer Emotionen, wie Angst oder Wut die Bewältigung unterstützt werden. Im Folgenden ein Überblick der Bewältigungsformen nach Lazarus & Folkman:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 8: Bewältigungsformen nach Lazarus & Folkman von 1984 (Beck, 2002, S. 7)
Der Lazarus-Ansatz ist nach wie vor ein ergiebiges Erklärungsmodell, und die aktuelle Grundlage der breitgestreuten und intensiven Forschungsansätze von Lebens- und Krankheitsbewältigungsprozessen in Medizin, Psychologie und anderen Disziplinen. Er fließt auch in die Konzeptionsbildung des SEL ein. Er wird an dieser Stelle eigens vorgestellt, weil er als geeignetes Interpretationsmodell für die Ergebnisse der Studie erscheint.
2.5.3 Psychische Befindlichkeit bei Hochleistungsträgern und Flow- Forschung
Ein weiterer Forschungsansatz, der im Hinblick auf die Daten der hier untersuchten Stichprobe von langjährig erfolgreichen Spitzensportlern Interpretationsansätze ermöglicht, ist der Ansatz des interdisziplinär orientierten Amerikaners Csikszentmihalyi, der in drei Jahrzehnten empirischer Forschung Menschen verschiedenster Lebensbereiche, insbesondere auch Hochleistungsträger, zu den bedingenden Faktoren ihrer Erlebnisqualität untersuchte. Es tauchte dabei, unabhängig von äußeren Faktoren, immer wieder die Beschreibung eines psychophysischen Phänomens auf, welches zusammengefasst als Flow-Faktor bezeichnet wird. Die Leistungsträger, sei es im Beruf, im Sport oder in der Kunst schilderten übereinstimmend das Gefühl der Konzentration, der Selbstvergessenheit und der völligen Hingabe an die jeweilige Herausforderung. Eine hochgradige Motivation, verbunden mit fließenden (Glücks-)Gefühlen kennzeichnete diesen Flow-Prozess. Die neurobiologischen Korrelate der sich im Flow (Bewegungsfluss) befindenden Menschen ergeben dabei keine erhöhte kortikale Aktivität, sondern weisen auf äußerst effiziente Hirntätigkeit, „fließend" angepasst und optimal koordiniert mit den Anforderungen der jeweiligen Tätigkeit. Goleman schildert den Vorgang so:
Fließen ist vielleicht das Äußerste, wenn es darum geht, die Emotionen in den Dienst der Leistung zu stellen. Beim Fließen sind die Emotionen nicht nur beherrscht und kanalisiert, sondern positiv, voller Spannung und auf die vorliegende Aufgabe ausgerichtet (...) Es ist ein Zustand, in dem man ganz in dem, was man tut, ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt, wo das Bewusstsein nicht mehr vom Handeln getrennt ist. (Goleman, 1997, S. 120)
Die beginnende Ausführung der jeweiligen Tätigkeit kostet dabei oft Überwindung, Übung und Disziplin. Hat sich die Konzentration jedoch eingestellt, gewinnt sie ihre eigene Kraft, befreit von emotionaler Unruhe und wird zum Selbstverstärker, zum intrinsischen Motiv. „Fließen" ist dabei die Vorbedingung jeder Meisterschaft, sei es im Beruf oder anderen Disziplinen. Menschen, die diesen Mechanismus der Selbstmotivierung und -entwicklung erreicht haben, besitzen lebenslang Vorteile. Sie regenerieren sich unter Belastungen schneller und erneuern Antriebskraft und Selbstvertrauen auch nach großen Rückschlägen (vgl. Goleman, 1997, S. 119f).
2.5.3.1 Optimismus- und Pessimismusforschung
Ein weiterer Forschungsansatz, der für die Interpretation der Daten der Sportler-Stichprobe relevant sein könnte, ist der Ansatz kognitiver Erklärungsmuster bei optimistischer bzw. pessimistischer Einstellung zu Lebensereignissen. Der amerikanische Psychologe Seligman, wies in über zwei Jahrzehnten Forschung nach, dass nicht die Art der objektiven Lebensereignisse die subjektive Erlebnis-Qualität bestimmt, sondern Optimisten über eindeutig mehr Verzerrungen der Wahrnehmung zu ihren Gunsten verfügen. Optimisten erklären positive Ereignisse mit langdauerndem Geltungsbereich und mit ihren eigenen Verdiensten. Negative Ereignisse oder Misserfolge liegen hingegen eher an den Umständen und sind nur kurzfristig. Pessimisten hingegen attribuieren die Ursache von Ereignissen genau umgekehrt. Seligman untersuchte dieses Phänomen auch sehr intensiv an Einzelsportlern und Teams der amerikanischen Baseball-Liga und Olympiamannschaft (vgl. 1993, S. 192f). Bei vergleichbaren sportlichen Leistungen waren immer die optimistisch attribuierenden Einzelsportler oder Teams im Vorteil. „Zusammenfassend kann man sagen, nicht der Sieg macht den Optimisten, sondern der Optimismus macht den Sieger“ (Seligman, 1993, S. 202).
2.6 Die englische Studie
Wie in der Einführung bereits angesprochen, dient die in England durchgeführte Studie als thematische und methodische Grundlage für die hier vorliegende Untersuchung. A. Turner, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Coventry, veröffentlichte im Jahr 2000 die Ergebnisse einer Befragung, an der 284 ehemalige Profifußballspieler aus England teilnahmen. Turner und seine Mitarbeiter entwickelten dafür einen Fragebogen, der dem Verfasser zur Verfügung gestellt wurde. Der Fragebogen wurde für die Erhebung in Deutschland erheblich modifiziert und an die hiesigen Verhältnisse angepasst. Interne Ergebnisse und Details der methodischen Vorgehensweise gab Turner nicht an den Untersucher dieser Studie weiter.
Von 515 angeschriebenen Ex-Profis sendeten 284 den ausgefüllten Fragebogen zurück. Das Durchschnittsalter der Probanden lag bei 56,1 Jahren, das mittlere Alter bei Beendigung der Karriere wurde mit 32,3 angegeben. 32% der Befragten gaben an, seit Beendigung der Laufbahn mindestens einmal operiert worden zu sein. Dabei mussten sich von 75 operierten Spielern 48 einer Knie- und 15 Spieler einer Hüft-Operation unterziehen. 12 von den 15 Hüftpatienten wurde ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt. 24 Probanden (9%) der gesamten Stichprobe waren bei Beendigung der Untersuchung in Erwartung einer Operation. In sieben von diesen 24 Fällen ist ein künstliches Hüftgelenk und in sechs Fällen ein künstliches Kniegelenk unvermeidlich gewesen. Es wurde deutlich, dass mit steigendem Alter immer mehr Hüftbehandlungen bzw. Hüft-OPs notwendig werden, während das Kniegelenk insgesamt am häufigsten betroffen war und auch nach der Karriere am häufigsten einer Behandlung bedurfte. 28% der Befragten nehmen auch heute noch Medikamente gegen Schmerzen oder Entzündungen, die ihre Auslöser in der aktiven Fußballzeit haben. Turner war sehr interessiert daran, die Intensität und Häufigkeit von Arthrose-Erkrankungen festzustellen.
A few European studies have reported musculoskeletal symptoms in former elite players. Less attention has been paid to describing how OA impacts on former players’ health related quality of life (HRQL). This is an important omission because general population studies have consistently shown that OA of the knee and/or hip is a common cause of pain and disability. (Turner, Barlow & Heathcote-Elliott, 2000, S. 332)
Das Kürzel „OA“ steht in diesem Fall für das englische Wort „Osteoarthritis“ und ist im Deutschen mit dem Wort „Arthrose“ übersetzbar. 49% berichten über die Diagnose von Arthrose in mindestens einem Körperbereich bzw. Gelenk. Dabei führen die Kniegelenke die am häufigsten betroffenen Körperbereiche an. 89 Probanden gaben in mindestens zwei Gelenken arthrotische Beschwerden an, 42 der Befragten berichten über Arthrose in drei oder mehr Gelenken. 72% der Spieler, die von Arthrose betroffen sind, stimmten dem Satz zu: „I am concerned with how OA may affect my body in the future“ (Turner, Barlow & Heathcote-Elliott, 2000, S. 333). Häufigkeitsangaben zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind von Turner nicht gemacht worden, eine präzise Frage zu diesem Themenkomplex wurde in seinem Untersuchungsbogen nicht gestellt. Zehn Spieler berichteten über neuropsychologische Probleme wie z.B. Kopfschmerzen oder Gedächtnisverlust. Von 43 Spielern (15%), die als behindert registriert worden sind, haben 33 Arthrose. Spieler mit Arthrose hatten im Vergleich zu Spielern ohne Arthrose signifikant niedrigere Lebensqualität-Werte. Es blieb unklar, warum 60% der englischen Spieler, bei denen keine Arthrose diagnostiziert worden ist, über Schmerzen berichten.
„Footballers paying a high price for fame and fortune“ lautet das Fazit der UK-Studie über die ehemaligen Premiere League-Spieler. Turner, Barlow & Heathcote-Elliott wollten deutlich machen, wie hoch das gesundheitliche Risiko eines Profifußballers nicht nur während, sondern vor allem nach der Karriere sein kann. Sie schließen ihre Untersuchung mit der folgenden „take home message“ ab (2000, S. 336):
Evidence from this study showing that playing professional football can lead to chronic health problems in later life lends credence to the saying that football is not a game but a disease of the knee. (Turner, Barlow & Heathcote-Elliott, 2000, S. 336)
Die relevanten Ergebnisse der englischen Studie werden im Kapitel 4.3 mit den Resultaten der deutschen Untersuchung verglichen und im Kapitel 5.7 diskutiert.
3 Methoden
3.1 Auswahl des Untersuchungsverfahrens
Ein Standardmittel der Datenerhebung ist die Befragung von Probanden. Sie „kann als Interview in mündlicher Form oder über einen Fragebogen in schriftlicher Form erfolgen“ (Eberspächer, 1993, S. 340). Für die hier vorliegende Arbeit wurde aus organisatorischen, zeitlichen und kostentechnischen Gründen die schriftliche Befragung gewählt und ein spezieller Fragebogen entwickelt. Eine andere Form der Befragung ist aufgrund der Spielerprominenz und breiten geographischen Streuung der Probanden innerhalb der Bundesrepublik nicht möglich gewesen.
Der erste Schritt der Untersuchung war die Kontaktaufnahme mit A. Turner von der Universität Coventry, United Kingdom. Von dort aus wurde der Fragebogen zur Verfügung gestellt, den Turner bei der bereits erwähnten Studie mit englischen Ex-Fußballprofis erstmalig eingesetzt hat. Die einzelnen Sektionen des englischen Fragebogens sind für die vorliegende Studie zunächst ins Deutsche übersetzt worden. Einige Passagen wurden modifiziert und an deutsche Gegebenheiten angepasst. Andere Teile wiederum sind für die deutsche Fragebogenfassung beseitigt und durch neue Fragestellungen oder Tests ersetzt worden. Der Fragebogen besteht aus fünf Bereichen, die zum einen selbstentwickelte offene und geschlossene Fragen, zum andern, standardisierte Tests enthalten.
3.2 Definition und Auswahl der Stichprobe
In der Stichprobe befinden sich ausschließlich ehemalige Bundesligaspieler aus dem bezahlten Fußballsport. Alle Probanden spielten in ihrer aktiven Laufbahn mehr oder weniger lange in der 1. Fußball-Bundesliga. Nur ein geringer Teil der Probandengruppe spielte überwiegend in der 2. Bundesliga (siehe Abb. 10). Die Probanden wohnen innerhalb der Bundesrepublik Deutschland breit gestreut und sind mindestens 50, aber nicht älter als 70 Jahre.
3.3 Konzeption des Fragebogens
Ein Fragebogen lässt sich in der Regel u.a. nach dem Grad der Standardisierung klassifizieren (vgl. Atteslander, 1993; zitiert nach Konrad, 2001, S. 63f):
- Nicht oder schwach standardisierte Fragebogen: Sie enthalten die Themen der Befragung, aber weder die Fragen noch die Reihenfolge der Fragen noch die Antwortmöglichkeiten sind festgelegt.
- Teilstandardisierte Fragebogen: Festgelegt sind die genauen Formulierungen und die Reihenfolge der Fragen; die Antwortmöglichkeiten sind dagegen nicht genauer bestimmt.
- Vollstandardisierte Fragebogen: Hier sind die Fragenformulierungen, die Fragenreihenfolgen und die Antwortmöglichkeiten festgelegt.
Im Fragebogen dieser Arbeit lassen sich sowohl standardisierte und teilstandardisierte als auch nichtstandardisierte Befragungsformen finden. Dies schließt mit ein, dass geschlossene und offene Antwortmöglichkeiten vorlagen.
Der Fragebogen besteht aus insgesamt fünf Sektionen (siehe Anhang). Sektion A ermittelt demographisch relevante Daten bezüglich des Karriereverlaufs, Sektion B beschäftigt sich mit Art und Häufigkeit von Verletzungen und Behandlungen während der Fußballkarriere, Sektion C stellt Fragen zum aktuellen Gesundheitszustand und Sektion E befasst sich rein demographisch mit Hintergrundinformationen wie Alter, Gewicht, Größe und Beruf des Probanden. Alle vier Sektionen sind nicht standardisiert, überwiegend übernommen und auf deutsche Verhältnisse adaptiert. Ausschließlich Sektion D und ein kleiner Auszug der Sektion C sind mit standardisierten Tests versehen. In diesen Tests, die im Folgenden näher beschrieben werden, geht es zum einen um die Erfassung der Lebensqualität, zum andern um den aktuellen Gesundheitszustand.
3.3.1 Sektion A: Karriereverlauf
Sektion A erfasst ausschließlich demographische Daten bezüglich des Verlaufs der Fußballkarriere. Es werden zunächst Karrierelänge, hauptamtliche Ligazugehörigkeit, Anzahl der Spieleinsätze, Häufigkeit des Kopfballspiels, die überwiegend eingenommene Spielposition und der Grund für die Beendigung der Karriere erfragt. Dieser Teil wurde in der bereits erwähnten Studie mit englischen Fußballspielern eingesetzt und für die vorliegende Untersuchung vom Untersucher ins Deutsche übersetzt.
3.3.2 Sektion B: Verletzungen während der Laufbahn
In Sektion B werden die Art, die Anzahl und der Schweregrad von Verletzungen sowie die Art und Häufigkeit von Operations- und Behandlungsmaßnahmen erfasst. Die unterschiedlichen Schweregrade der Verletzungen werden nach Richtlinien der Sportmedizin in drei verschiedene Kategorien unterteilt:
- Leichte Verletzung: Spielausfall für mindestens eine Woche, aber höchstens einen Monat.
- Mittlere Verletzung: Spielausfall für mindestens einen Monat, aber höchstens drei Monate.
- Schwere Verletzung: Spielausfall für über drei Monate.
Des Weiteren sollen in einer Tabelle genaue Angaben zu Häufigkeiten und Art von Knieverletzungen gemacht werden. Die Befragung findet in diesem Abschnitt hauptsächlich in Form von Kreuztabellen statt. Sektion B ist aus der englischen Studie übernommen und übersetzt worden.
3.3.3 Sektion C: Aktueller Gesundheitszustand
Im ersten Teil von Sektion C wird in Form von Kreuztabellen die Häufigkeit von Arthrose und Schmerzen in den einzelnen Gelenken erfragt. Diese Tabellen wurden für die deutsche Studie aus der englischen übernommen. Im letzten Teil der Sektion C folgen einige speziell für diese Studie entwickelte Fragestellungen bezüglich des Herz-Kreislauf-Systems der Probanden. Die letzte Frage der Sektion C: „Wenn Sie Ihre Fußballerkarriere noch einmal rückwärts betrachten, was würden Sie im Nachhinein anders machen?“ ist ebenfalls eine nur in der deutschen Studie gestellte Frage. Den Mittelteil von Sektion C bildet der EuroQOL-Test, welcher nachfolgend näher beschrieben und erklärt wird.
3.3.3.1 Beschreibung des EuroQOL
Der EuroQOL (EQ-5D) ist ein Selbstbeurteilungsverfahren für erwachsene Personen zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Es besteht aus einem kurzen Fragebogen mit 5 Items sowie einer Analogskala zur Beurteilung des subjektiven Gesundheitszustandes. Die folgenden Items machen inhaltlich den EuroQOL aus (vgl. Schumacher, 2001, S. 1):
1. Beweglichkeit/Mobilität
2. Selbstversorgung/Hygiene
3. Allgemeine Tätigkeiten/Hausarbeiten
4. Schmerzen/Körperliche Beschwerden
5. Ängstlichkeit/Niedergeschlagenheit
Zu jedem Item existieren drei Antwortmöglichkeiten, die unterschiedliche Grade der Beeinträchtigung beschreiben. „Der EuroQOL eignet sich insbesondere für den Einsatz in gesundheitsökonomischen Untersuchungen zur Abschätzung der Effekte medizinischer Leistungen auf die subjektive Gesundheit“ (Schumacher, 2001, S. 2). Darüber hinaus kann das Verfahren bei klinischen Studien in unterschiedlichen Bereichen sowie bei Bevölkerungsumfragen eingesetzt werden.
3.3.3.2 Anwendungsbereiche des EuroQOL
Der EuroQOL ist gegenwärtig der einzige in deutscher Sprache zur Verfügung stehende Gesundheitsfragebogen, der eine eindimensionale Maßzahl (Index) zur Erfassung der Lebensqualität bereitstellt, wie sie für Kosten-Nutzwert-Analysen benötigt wird. „Das Verfahren wird deshalb insbesondere für den Einsatz bei Evaluationsprojekten, die auch eine gesundheits- und rehaökonomische Orientierung haben, empfohlen“ (vgl. Greiner & Uber, 2000; zitiert nach Schumacher, 2001, S. 1). Weitere Einsatzbereiche sind bevölkerungsbezogene Gesundheitsumfragen und klinische Untersuchungen. Der EuroQOL sollte ergänzend zu anderen krankheitsübergreifenden Lebensqualitätsverfahren (wie dem SF-36 oder SIP) oder zu krankheitsspezifischen Messinstrumenten zur Anwendung kommen. Dieser Empfehlung wird innerhalb dieser Untersuchung nachgegangen, indem der EuroQOL mit dem SEL-Test (siehe Kapitel 3.3.4) im Fragebogenkatalog für ehemalige Fußballprofis kombiniert wird. Folgende Gütekriterien sind von den Autoren der deutschen Fassung genannt worden und hier in einem knappen Überblick dargestellt (vgl. von der Schulenburg et al., 1998, S. 14ff):
- Objektivität: Der EuroQOl ist in seiner Durchführung und Auswertung standardisiert und deshalb als objektiv einzuschätzen.
- Reliabilität: Die Sensitivität des EuroQOL für die Aufdeckung kleiner Unterschiede im subjektiven Gesundheitszustand ist eher gering.
- Konstruktvalidität: Gefundene positive Zusammenhänge können als Belege für die Konstruktvalidität des Verfahrens angesehen werden.
- Inhaltliche Validität: Die inhaltliche Validität kann als gegeben angenommen werden, da alle wesentlichen Dimensionen der Gesundheit abdeckt werden.
3.3.4 Sektion D: Psychisches Wohlbefinden und Lebensqualität
Sektion D setzt sich ausschließlich aus einem standardisiertem Test, nämlich den Skalen zur Erfassung der Lebensqualität (SEL), zusammen. Die SEL erfassen das Konstrukt der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und sind seit 1997 in Anwendung. Das dem Fragebogen zugrunde liegende Konzept von Lebensqualität geht von den drei Dimensionen Inhalt, zeitlicher Bezugsrahmen und subjektiver Relevanzgrad aus (siehe Kapitel 2.5.1). Der SEL-Fragebogen ist in einer Lang- und in einer Kurzfassung einsetzbar. Für die vorliegende Studie wurde aus zeitlichen und organisatorischen Gründen die Kurzfassung herangezogen.
3.3.4.1 Beschreibung der SEL-Skalen
Zielsetzung der Skalen zur Erfassung der Lebensqualität ist die Erhebung verschiedener Komponenten, die in ihrer Summe die Lebensqualität einer Person abbilden (vgl. Averbeck et al., 1997, S. 13f). Nach Averbeck machen die folgenden Komponenten die Erfassung der Lebensqualität möglich:
1. (Aktuelle) Stimmung
2. Objektive körperliche Beschwerden
3. Objektives soziales Umfeld
4. Subjektive körperliche Verfassung
5. Grundstimmung
6. Subjektives soziales Umfeld
7. Lebensorientierung
Stimmung
In der Skala Stimmung wird die aktuelle Stimmung des Probanden erfasst. Hohe Werte sprechen für eine insgesamt positive Gestimmtheit. Die Probanden sind gut gelaunt, entspannt, ruhig, gelassen, angeregt, aktiv und voller Energie. Niedrige Werte in der Skala Stimmung zeigen eine insgesamt negative Gestimmtheit des Probanden an. Sie sind eher schlecht gelaunt, gedrückt, niedergeschlagen, energielos, abgestumpft, gereizt und ruhelos.
Objektive körperliche Beschwerden
Die Skala Objektive körperliche Beschwerden erfasst körperliche Beeinträchtigungen und Veränderungen. Hohe Werte sprechen für eine relative Beschwerdefreiheit der Probanden. Niedrige Werte zeigen viele Beeinträchtigungen und körperliche Veränderungen an. In den Items sind solche Beschwerden aufgeführt und zusammengefasst, die häufig mit körperlichem Unwohlsein und körperlicher Erkrankung einhergehen. Dies sind beispielsweise: Kopfschmerzen, Herzjagen, Herzstolpern, Übelkeit, Krämpfe, Taubheitsgefühle an den Extremitäten, Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Kurzatmigkeit.
Subjektive körperliche Verfassung
Während in der Skala objektive körperliche Beschwerden die objektivierbaren körperlichen Beeinträchtigungen im Vordergrund stehen, geht es in der Skala Subjektive körperliche Verfassung stärker um das Erleben des eigenen körperlichen Befindens. Erzielen Probanden hohe Werte in dieser Skala, spricht dies dafür, dass sie sich körperlich gut fühlen, sich leistungsfähig und belastbar erleben. Niedrige Werte zeigen an, dass die Probanden sich beeinträchtigt sehen. Sie haben Befürchtungen bezüglich ihres körperlichen Befindens, Erschöpfungsgefühle, leiden an Schlaflosigkeit, Anspannung, spüren Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit, haben Schmerzen.
Objektives soziales Umfeld
Mit der Skala Objektives soziales Umfeld wird die Funktionsfähigkeit im Alltag, im persönlichen Umfeld erfasst. Hohe Werte dieser Skala stehen für ein gutes, normales und gewohntes Auskommen im Alltag: die Anzahl von Bezugspersonen ist ausreichend hoch, Beruf bzw. Haushalt sowie Freizeit- und Entspannungsaktivitäten erfolgen wie gewohnt. Niedrige Werte sprechen für eine nicht zufriedenstellende finanzielle Absicherung und für Veränderungen z.B. bezüglich der Berufstätigkeit und den Aktivitäten in der Freizeit.
Subjektives soziales Umfeld
Die Skala Subjektives soziales Umfeld erfasst die subjektive Bewertung der sozialen Umgebung in den letzten Monaten. Probanden mit hohen Werten fühlten sich wohl im Freundes- und Familienkreis, sie erhielten hilfreiche Unterstützung und waren zufrieden mit ihren familiären und beruflichen Situationen. Niedrige Werte von Probanden weisen auf deren Einsamkeit, Sorgen um Familie und Finanzen und fehlende oder wenig hilfreiche Unterstützung von anderen hin.
Grundstimmung
In der Skala Grundstimmung wird die Erlebnistönung der letzten Wochen und Monate erhoben. Hohe Werte stehen für eine insgesamt positive Grundstimmung: die Probanden sehen auch glückliche Stunden, sind zufrieden mit ihrer Lebenssituation, erleben sich als aktiv, geborgen, lebensfroh und konnten auch Rückschläge überwinden. Niedrige Werte verweisen auf eine insgesamt eher negative Grundstimmung. Die Probanden sehen die letzten Monate als geprägt von voller Traurigkeit, Sinnlosigkeit, Haltlosigkeit, Ängstlichkeit, Ruhelosigkeit und Wut.
Lebensorientierungen
In der Skala Lebensorientierungen stehen schließlich längerfristige Lebenseinstellungen im Vordergrund. Probanden mit hohen Werten in dieser Skala sind insgesamt eher ruhig und gelassen, blicken auf ihr bisheriges Leben im Guten zurück, sie akzeptieren sich und ihr Leben auch mit den Rückschlägen, Fehlern und Schwächen, sie gehen zuversichtlich in die Zukunft und erwarten für ihr Leben noch Positives. Niedrige Werte sprechen für eine umfassende Unzufriedenheit mit dem bisherigen Leben. Die Probanden würden im nachhinein ihr Leben anders gestalten, konnten ihre Vorstellungen nicht verwirklichen, haben keinen Halt, sind von Rückschlägen, eigenen Fehlern und Schwächen gebeutelt und fühlen sich in ihrer Person von anderen häufig missverstanden; die Zukunft erscheint ihnen eher düster.
3.3.4.2 Anwendungsbereiche des SEL
Die Einsatzbereiche des SEL liegen überwiegend in der Diagnostik, Beratung, Intervention und Forschung von Medizin und Psychologie. Hierzu gehören neben der Klinischen Psychologie, in der die Frage nach subjektiv erlebten Defiziten der Lebensqualität den größten Anteil darstellen dürfte, vor allem die medizinische Psychologie in Fragen von Behandlungsoptionen sowie die Gesundheitspsychologie, bei der präventive und rehabilitative Aspekte der Gesundheitsförderung und -erhaltung im Vordergrund stehen. Wichtige Anwendungsbereiche des SEL liegen auch in wissenschaftlichen Untersuchungen, so etwa bei der Frage nach Effektivität und Effizienz von Bewältigungsbemühungen (vgl. Averbeck et al., 1997, S. 14).
Es liegen für die Langfassung (n=900) und für die Kurzfassung (n=2305) des SEL Vergleichswerte für verschiedene Krankheitsgruppen sowie gesunde Erwachsene vor. Den größten Anteil der vorliegenden Vergleichsgruppen stellt mit 1683 Personen die erwachsene Bevölkerung (Normpopulation) dar. Diese Gruppe ist eine nichtklinische Teilstichprobe, die zufällig ausgewählt und befragt worden ist. Weitere Teilstichproben sind 239 Tumorpatienten, 161 HIV-Infizierte, 122 Herzpatienten und 100 SLE-Patienten (Systematische Lupus Erythematodes). Für die vorliegende Untersuchung mit ehemaligen Berufsfußballspielern ist in erster Linie der Vergleich mit der Normpopulation relevant. Sekundär ist aber ein relativer Vergleich mit Herz- und Tumorkranken ebenfalls von Interesse und Bedeutung. „Ein Vergleich mit Extremgruppen und die Übereinstimmung mit einem anderen wissenschaftlich-standardisiertem Fragebogen belegen, dass der SEL das misst, was er messen soll: gesundheitsbezogene Lebensqualität“ (Averbeck et al., 1997, S. 65). Demnach liegt mit dem SEL ein Fragebogen mit sehr guten Messeigenschaften vor, der es erlaubt, das subjektive Wohlbefinden chronisch oder akut erkrankter Menschen zuverlässig und differenziert zu erfassen.
3.3.5 Sektion E: Hintergrund-Informationen
Im letzten Teil des Gesamtfragebogens wird auf heutiges und damaliges Alter, heutiges und damaliges Körpergewicht, Körpergröße und Art der Berufstätigkeit eingegangen. Abschließend besteht für die Probanden die Möglichkeit, Anmerkungen zu machen, die ihnen als wichtig erscheinen. Sektion E ist im Vergleich zur englischen Studie gekürzt und modifiziert worden.
3.4 Adressenrecherche und Fragebogenversendung
Die Spielernamen sind in der „Vereinsenzyklopädie des deutschen Liga Fußballs“ von H. Grüne (1998) recherchiert worden. Die darauf folgende Adressenrecherche erfolgte zum einen über das Online-Telefonbuch der Deutschen Telekom, zum andern wurden etwa 30 heutige und ehemalige 1. Bundesliga-Vereine angeschrieben, um die Adressen von früheren Fußballprofis ausfindig zu machen. Der Fragebogen wurde entweder an die Vereine gesendet und von dort aus an ehemalige Spieler des Vereins weitergeleitet oder direkt an die jeweilige Person gesendet. Voraussetzung für die Möglichkeit, den Spieler direkt zu kontaktieren, ist die Bereitstellung der Spieleranschriften durch die früheren oder heutigen Vereine. Etwa die Hälfte der Vereine kooperierten und sendeten entweder Anschriften zurück oder verschickten die Fragebögen eigenständig an ihre ehemaligen Angestellten. Ehemalige Spieler aus folgenden Vereinen nahmen an der Befragung teil: Preußen Münster, Meidericher SV, Borussia Dortmund, FC Bayern München, TSV 1860 München, Eintracht Braunschweig, Rot-Weiß-Essen, 1. FC Kaiserslautern, Alemannia Aachen, Arminia Bielefeld, MSV Duisburg, Borussia Neunkirchen, Borussia Mönchengladbach, Hamburger SV, Rot-Weiß-Oberhausen, Kickers Offenbach, Hertha BSC Berlin, 1. FC Saarbrücken.
3.5 Stichprobengröße und Datenrücklauf
Etwa 200 ehemalige Fußball-Bundesligaspieler sind angeschrieben worden. Die Anzahl der zurückgeschickten auswertbaren Fragebögen beträgt 92. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 46%. 24 Spieler schickten den Fragebogen anonym zurück. Die Datenerhebung selbst dauerte 7 Monate.
3.6 Datenauswertung
Die Ergebnisse der Befragung sind in einer Datenmatrix mithilfe des Statistikprogramms SPSS bearbeitet und ausgewertet worden. Mögliche Fehler in den Rohdaten wurden beseitigt. Die Datenauswertung umfasst im Wesentlichen zwei Schritte: 1. Deskription der Daten (Beschreibende Statistik): Häufigkeitsverteilungen, Maße der zentralen Tendenz, Streuung, Kennzahlen, 2. Überprüfung der Forschungsfragen mit hypothesenprüfenden Methoden (Inferenzstatistik): Korrelationsanalyse, Varianzanalyse. Für die Berechnungen wurden unter anderem der Chi-Quadrat-Test und der T-Test verwendet.
4 Ergebnisse
4.1 Deskriptive Darstellung der Ergebnisse
Der erste Teil der Ergebnisdarstellung zielt darauf ab, die Ergebnisse der Fragebogenstudie übersichtlich und systematisch zu präsentieren. Dabei werden die Resultate der verschiedenen Sektionen des Fragebogens der Reihe nach in Form von Balkendiagrammen und Tabellen dargestellt. Für die Auswertung des Fragebogens wurde das Statistikprogramm SPSS verwendet. Da die Abbildung aller Ergebnisse zu umfangreich geworden wäre und einige Auswertungsdaten eher nebensächlich erschienen, wurde bei der Auswahl für die Ergebnisdarstellung nach Relevanzgrad entschieden.
4.1.1 Ergebnisse aus Sektion A
Die Ergebnisse der Sektion A beinhalten hauptsächlich demographische Daten bezüglich des Karriereverlaufs. Darunter fallen Karrierelänge, Anzahl der Pflichtspiele, Häufigkeit des Kopfballspiels, Grund für die Beendigung der Karriere, hauptamtliche Spielklasse und die von den Spielern überwiegend eingenommenen Spielpositionen während ihrer Laufbahn.
Wie in Abbildung 9 zu sehen ist, beträgt die durchschnittliche Karrierelänge der ehemaligen Fußballprofis etwa zehn Jahre (Mittelwert: 9,76/Modus: 10). Fast 86% der Spieler haben überwiegend in der 1. Fußball-Bundesliga und etwa 11% mehrheitlich in der 2. Fußball-Bundesliga gespielt. Dazu sollte gesagt werden, dass auch die Probanden, die überwiegend in einer anderen Liga spielten, einen Teil ihrer Laufbahn in der 1. Fußball-Bundesliga absolviert haben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 9: Karrierelänge der Spieler in Jahren (n=92)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 10: Überwiegende Spielklassenzugehörigkeit während der Laufbahn (n=92)
Die folgenden Tabellen zeigen die Anzahl der Spieler mit Länderspiel-Einsätzen. 14 Spieler haben mindestens einmal in der Jugendnationalmannschaft, 17 Spieler mindestens einmal in der U 21- und weitere 17 Spieler mindestens einmal in der A-Nationalmannschaft für Deutschland gespielt.
Tab. 1: Anzahl der Spieler, die in der Jugend für Deutschland gespielt haben
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 2: Anzahl der Spieler, die in der U 21 für Deutschland gespielt haben
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 3: Anzahl der Spieler, die in der A-Ländermannschaft gespielt haben
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Fast 50% der Befragten haben im Laufe ihrer Karriere über 450 Pflichtspiele (einschließlich Test- und Freundschaftsspiele) bestritten. Nur ungefähr ein Viertel hat eine Anzahl von unter 250 Spieleinsätzen aufzuweisen (siehe Abb. 11). Mit 37% stellen die Abwehrspieler die größte Gruppe der vorliegenden Studie. Mittelfeldspieler und Stürmer halten sich mit 26% und 28% etwa die Waage. Den kleinsten Teil bilden erwartungsgemäß mit 8,7% die Torwächter (siehe Abb. 12).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 11: Anzahl der 90minütigen Spieleinsätze während der Karriere (n=92)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 12: Überwiegend eingenommene Spielposition während der Karriere (n=92)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 13: Häufigkeit beim Kopfballspiel (n=92)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 14: Verteilung von rechts-, links- und beidfüßigen Fußballspielern (n=92)
Abbildung 13 zeigt, dass 77,6% der Spieler nach eigener Einschätzung oft bzw. sehr oft am Kopfballspiel beteiligt waren. Auffallend ist die prozentuale Verteilung in Abbildung 14, wo sich 53,3% als beidfüßige Spieler, aber nur 41,1% als rechtsfüßige Spieler bezeichnen würden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 15: Gründe, die zum Karriereende führten (n=92)
43,5% der ehemaligen Berufsfußballer beendeten ihre Karriere aus Altersgründen. Fast ein Viertel gaben einen Verletzungsgrund oder Sportinvalidität an, während 15,2% als Grund für das Karriereende das Alter in Verbindung mit Verletzung nannte.
Tab. 4: Art der Verletzung, die zum Karriereende führte
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei den Spielern, die aus Verletzungsgründen ihre Laufbahn beendeten, wurden folgende Verletzungen genannt: Acht Kniegelenkverletzungen (8,7%), fünf Achillessehnenabrisse (5,4%), vier Muskelverletzungen (4,3%), zwei offene Schien- und Wadenbeinbrüche (2,2%), eine Fußgelenk- sowie eine Schulterverletzung (jeweils 1,1%).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 16: Verteilung der tatsächlich betroffenen Fälle (n=21)
19,6% der ehemaligen Bundesligaspieler geben andere Gründe für das Ende ihrer Karriere an als Verletzungen und/oder Alter. 13 Spieler (14,1%) traten aus beruflichen Gründen aus dem Berufsfußball zurück. Zwei Spieler (2,2%) erkrankten unabhängig voneinander im Rahmen einer Testspielreihe in Südamerika und mussten aufgrund einer diagnostizierten Hepatitis C ihre Karriere vorzeitig beenden. Zwei Spieler (2,2%) hielten ein Studium für wichtiger und bei einer Person (1,1%) wurde der Lizenzvertrag nach Auslauf nicht mehr verlängert.
Tab. 5: Andere Gründe der Spieler, die zum Karriereende führten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 17: Verteilung der tatsächlich betroffenen Fälle (n=18)
4.1.2 Ergebnisse aus Sektion B
In Sektion B geht es ausschließlich um die Erfassung von Anzahl, Art und Schweregrad der Verletzungen, sowie um Anzahl und Art von medizinischen Behandlungen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 18: Verteilung der Schweregrade von Verletzungen (n=92)
Fast zwei Drittel der ehemaligen Fußball-Profis hatten im Lauf ihrer Karriere mindestens eine leichte bzw. mittelschwere Verletzung. Über 41% zogen sich eine schwere und ernsthafte Sportverletzung zu. Bei den leichten und mittelschweren Verletzungen handelt es sich vor allem um Fuß-, Fußgelenk- und Kniegelenkverletzungen (siehe Abb. 19 und Abb. 20). Etwa 28% erlitten eine leichte Knieverletzung, über 47% eine leichte Fuß- bzw. Fußgelenkverletzung. Bei der Verteilung der mittelschweren Verletzungen lässt sich eine gegenteilige Tendenz erkennen. Hier haben über 36% eine Knieverletzung angegeben während nur noch etwa 24% eine Fuß- oder Fußgelenkverletzung vermerkten. Des Weiteren zogen sich 21,1% „andere“ leichte und 29,3% „andere“ mittelschwere Verletzungen zu (siehe Abb. 22 und Abb. 23). Unter die Kategorie „andere Verletzungen“ fallen vor allem Muskel- und Sehnenverletzungen, Hand- und Schulterverletzungen sowie Kopfverletzungen und Nasenbeinfrakturen. Bei „anderen mittelschweren Verletzungen“ treten zunehmend auch Bein- und Rippenfrakturen auf.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 19: Häufigkeit von leichten Verletzungen (n=92)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 20: Häufigkeit von mittelschweren Verletzungen (n=92)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 21: Häufigkeit von schweren Verletzungen (n=92)
In der Abbildung 21 ist zu sehen, dass sich annähernd 37% der Spieler eine schwere Knieverletzung und über 42% eine schwere Fuß- oder Fußgelenkverletzung zugezogen haben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 22: Häufigkeiten von anderen leichten Verletzungen (n=23)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 23: Häufigkeiten von anderen mittelschweren Verletzungen (n=26)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 24: Häufigkeiten von anderen schweren Verletzungen (n=17)
Bei den Häufigkeiten der „anderen leichten- und mittelschweren Verletzungen“ führen die Muskelverletzungen die Rangliste an. Auch Schulter- und Handverletzungen sind oft vertreten. Herausragend sind bei den „anderen schweren Verletzungen“ die hohe Anzahl der Sehnenverletzungen (u.a. fünf Achillessehnenrupturen).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 25: Operation wahrend der Laufbahn aufgrund einer Verletzung (n=92)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 26: Häufigkeit der chirurgischen Eingriffe in einzelnen Körperbereichen (n=92)
Abbildung 25 zeigt, dass sich fast 54% der Ex-Profis während der aktiven Laufbahn einem operativen Eingriff unterziehen mussten. Bei über 40% dieser Spieler wurde eine Operation am Kniegelenk durchgeführt. Nur etwa halb so viele (21,6%) mussten sich am Fuß- bzw. Fußgelenk operativ behandeln lassen.
Bei 19,6% der Spieler waren andere Bereiche betroffen als Knie- oder Fußgelenk. Abbildung 27 zeigt die einzelnen OP-Bereiche auf. An erster Stelle rangieren hier Schulter- und Gesichts- bzw. Kopfverletzungen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 27: Häufigkeiten von anderen chirurgischen Eingriffen (n=18)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 28: Erneute Behandlung nach der Karriere aufgrund von alter Verletzung (n=92)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 29: Behandlungen und Behandlungsbereiche nach der Karriere (n=92)
35 von 92 Probanden (38,5%) mussten aufgrund einer alten Verletzung erneut operiert bzw. konservativ behandelt werden. Der mit Abstand am häufigsten betroffene Behandlungs- und Operationsbereich nach Karriereende ist mit 51,5% das Kniegelenk. An zweiter Stelle steht mit 20% die Rückentherapie bzw. Rückenoperation, gefolgt von den Hüftbehandlungen mit 14,3%.
Abbildung 30 zeigt, dass sich 52,2% der Ex-Bundesligaspieler mindestens eine Knieverletzung während der Fußballlaufbahn zugezogen haben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 30: Häufigkeit von Knieverletzungen (n=92)
In der Frage der Knieverletzungsart stand mit etwa 36% die Knorpel- und/oder Meniskusverletzung an erster Stelle. Fast gleich häufig stehen an zweiter und dritter Stelle mit 14,1% die Außen- und Innenbandverletzungen und mit 13% die Kreuzbandverletzungen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 31: Verteilung der verschiedenen Arten von Knieverletzungen (n=48)
4.1.3 Ergebnisse aus Sektion C
Sektion C gibt Auskunft über den aktuellen Körper- und Gesundheitszustand der ehemaligen Berufsfußballspieler. Dabei liegt der Untersuchungsschwerpunkt zum einen bei der Erfassung von Spielern, bei denen Arthrose festgestellt worden ist. Zum anderen wird durch den EuroQOL (EQ-5D) ein Vergleich mit der Normpopulation bezüglich des heutigen Gesundheitszustandes möglich gemacht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 32: Regelmäßig ausgeübte Bewegungsaktivitäten heute (n=92)
Die mit Abstand am häufigsten ausgeführte Bewegungsaktivität stellt mit über zwei Drittel der Befragten das Fahrradfahren da. Relativ gleich liegen bei rund 30% Schwimmen, Joggen und Senioren-Fußball. Fast 50% geben auch andere Bewegungsaktivitäten an, bei denen vor allem Tennis, Ski-Langlauf und Wandern die Nase vorn haben. Für das Nichtausüben von regelmäßigem Bewegungsaktivitäten geben sieben Spieler zu große Schmerzen und drei Spieler Lustlosigkeit oder Faulheit an. Nur ein Spieler hat dafür berufliche Gründe.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 33: Gründe für überwiegende Bewegungsinaktivität (n=11)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 34: Ehemalige Spieler, die momentan in Erwartung einer Behandlung sind (n=92)
Von 92 Ex-Profis sind annähernd ein Viertel in Erwartung einer Behandlung oder Operation.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 35: Gelenke/Körperbereiche, die in Erwartung einer Behandlung sind (n=21)
Neun Spieler sind in Erwartung einer Rückentherapie, vier müssen sich am Knie, drei an der Hüfte und zwei am Fußgelenk operieren lassen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 36: Spieler, bei denen Arthrose diagnostiziert wurde (n=92)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 37: Verteilung der von Arthrose befallenen Körperteile und Gelenke (n=50)
Exakt 50 Personen (55,6%) der gesamten Stichprobe leiden an Arthrose. Das Durchschnittsalter, in dem Arthrose diagnostiziert worden ist, liegt bei 45,8 Jahren (Mittelwert), das am häufigsten genannte Alter ist 40 Jahre (Modus). Bei der Verteilung der von Arthrose befallenen Körperteile liegen die Kniegelenke mit fast 45% ganz vorne. Es folgen Fußbereich bzw. Fußgelenke mit insgesamt 37%, gefolgt vom Befall der Hüftgelenke mit über 27%. 17,4% der Befragten geben arthrotische Veränderungen im Hals- und/oder Lendenwirbelsäulenbereich an. 36 Spieler weisen in mindestens einem Gelenk Arthrose auf, 14 Spieler berichten von mindestens drei betroffenen Gelenken. Unter „andere Bereiche“ in Abbildung 37 fallen vor allem Großzehengelenke und Schultergelenke bei Torleuten (4 Nennungen).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 38: Zufriedenheit mit Körperteilen, die von Arthrose befallen sind (n=50)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 39: Sorge um die Zukunft aufgrund der Beeinträchtigung durch Arthrose (n=50)
Die Abbildungen 38 und 39 zeigen auf, dass ca. 46% der von Arthrose betroffenen Spieler mit den von Arthrose befallenen Körperteilen zufrieden bzw. sehr zufrieden sind. Etwa genauso viele (44%) sind unzufrieden bzw. sehr unzufrieden. 10% liegen im neutralen Bereich. Bei der Frage „Sorge um die Zukunft aufgrund der Beeinträchtigung durch Arthrose“ verschiebt sich diese Einschätzung der Betroffenen nur geringfügig. 44% sind wenig bzw. ganz unbesorgt, 40% sind mäßig bzw. sehr besorgt um die Zukunft, 16% liegen im neutralen Bereich. Auf einer Skala von 1-7 liegt der Mittelwert hier bei 3,88.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 40: Schmerzen in den einzelnen Bereichen, die von Arthrose befallen sind (n=50)
Von 50 Spielern geben 43 moderate bis starke Schmerzen in den von Arthrose befallenen Gelenken oder Körperbereichen an. Von den 50 Spielern haben 45,4% Schmerzen im Lendenwirbel- und/oder Halswirbelsäulenbereich. 20% klagen über Schmerzen und Beschwerden im Kniegelenk. Jeweils 13,6% leiden an Schmerzen im Hüft- oder Fußgelenk. Es ist auffällig, dass vor allem das Kniegelenk auch in späteren Jahren zu Entzündungen neigt. Acht Spieler geben eine derartige Symptomatik in mindestens einem Kniegelenk an. Weniger häufig bezüglich Entzündungen werden Rücken (sechs Nennungen) und Hüftgelenke (vier Nennungen) genannt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 41: Selbsteinschätzung des aktuellen Gesundheitszustandes (n=92)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 42 : Selbsteinschätzung des zukünftigen Gesundheitszustandes (n=92)
Über 70% der ehemaligen Profis schätzen ihren aktuellen allgemeinen Gesundheitszustand als gut bzw. sehr gut ein. Nur etwa 14% empfinden ihn als eher schlecht. Ähnlich optimistisch sieht auch die eigene Einschätzung des zukünftigen Gesundheitszustandes aus.
Tab. 6: Beweglichkeit und Mobilität (EuroQOL)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 7: Selbstversorgung und Körperpflege (EuroQOL)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 8: Allgemeine Tätigkeiten und Hausarbeiten (EuroQOL)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 9: Ängstlichkeit und Niedergeschlagenheit (EuroQOL)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 10: Schmerzen und körperliche Beschwerden (EuroQOL)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In den Tabellen 6 bis 10 sind die Ergebnisse des EuroQOL-Test (EQ-5D) aufgeführt. Im Bereich „Beweglichkeit und Mobilität“ haben 26 Personen (28,3%) „Probleme beim Herumgehen“ angegeben. Die Antworten im Bereich „Selbstversorgung und Körperpflege“ haben keine nennenswerten Ergebnisse gebracht. Elf Spieler (12%) sind nicht mehr problemlos in der Lage ihren „alltäglichen Tätigkeiten und Hausarbeiten“ nachzugehen. Weitere 13 Spieler (14,1%) empfinden des Öfteren „Ängstlichkeit und Niedergeschlagenheit“. Die Kategorie „Schmerzen und körperliche Beschwerden“ weist die höchsten Ausprägungen auf. Hier geben 53 Teilnehmer (57,6%) der Studie an, Schmerzen zu haben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 43: Spieler, die als körperlich behindert registriert sind (n=92)
Abbildung 43 zeigt, dass 17,4% der Befragten als körperbehindert eingestuft werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 44: Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (n=92)
Tab. 11 : Auflistung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Von 92 Personen leiden bzw. litten etwas unter 20% (18 Spieler) an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Die häufigsten Erkrankungen sind mit jeweils drei Nennungen Bluthochdruck, Herz-Rhythmus-Störungen und Herzinfarkte. An zweiter Stelle wurde die Koronare Herzerkrankung und die Bypass-Operation angegeben.
Tab.12 : Freie Antworten der Probanden auf die Frage „Was würden Sie, wenn Sie Ihre Karriere rückwärts betrachten, im Nachhinein anders machen?“
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Es ist bemerkenswert, dass 32 (34,8%) ehemalige Bundesligaspieler bezüglich ihrer Karriere im Nachhinein „nichts“ anders machen würden (siehe Tab. 12). 20 Spieler (21,7%) würden rückblickend ihre „Verletzungen vollständig auskurieren“. Sechs Probanden (5,5%) hätten „auf eine bessere Trainingsmethodik achten“ wollen. Ebenfalls sechs Spieler würden sich „nicht wieder fit spritzen lassen“. Bei vier Personen (4,3%) wäre „die Inanspruchnahme der medizinischen Versorgung“ im Nachhinein von höchster Wichtigkeit gewesen. Drei Probanden (3,3%) würden „sich noch mehr und länger dem Profi-Fußball widmen“, drei würden aus finanziellen Gründen „öfter den Verein wechseln“ und weitere drei Spieler geben an, sie würden eine „bessere Auswahl des Vereins treffen und die Verträge lukrativer aushandeln“.
4.1.4 Ergebnisse aus Sektion D
Im Ergebnisteil Sektion D ist die Auswertung der Skalen zur Erfassung der allgemeinen Lebensqualität (SEL-Test) graphisch dargestellt. Neben deskriptiven Darstellungen werden auch inferenzstatistische Ergebnisse abgebildet. Dabei werden die ehemaligen Fußballprofis zum einen mit Herz- (n=122) und Tumorpatienten (n=239), zum andern mit einer Normpopulation (n=1683) verglichen. Die Nummerierung der Skalen (z.B. 0-4) bei den folgenden Abbildungen sind die Abstufungen, die die Befragten angeben konnten. Der abgebildete Wert eines Items (z.B. 2,7) ist der Durchschnitt (arithmetisches Mittel) der befragten Probandengruppe, also die Summe aller Punkte, geteilt durch die Anzahl der Personen (n).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 45: Aktuelle Stimmung
In Abbildung 45 ist zu sehen, dass die Fußballspieler sich entspannter fühlen als alle anderen Untersuchungsgruppen. Auch empfinden sie sich als weniger energielos und gedrückt als z.B. die Normstichprobe. Im Bereich der Aktivität haben Fußballspieler und Durchschnittsbevölkerung relativ gleiche Werte.
Die Tabellen innerhalb dieses Unterkapitels geben die Mittelwerte der untersuchten Gruppen in den einzelnen Items des SEL an. Die Normpopulation (Zufallsstichprobe) und die Fußballerstichprobe wurden auf Signifikanz überprüft. Die Angabe eines Sterns in einer Tabelle bedeutet, dass ein signifikantes Ergebnis (p ≤ 0,05) auf dem 5%-Niveau vorliegt, zwei Sterne bezeichnen ein sehr signifikantes Ergebnis (p ≤ 0,01). Bei drei Sternen kann man von einem hochsignifikantem Unterschied (p ≤ 0,001) zwischen den Gruppen sprechen.
Tab. 13: Aktuelle Stimmung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die folgende Abbildung veranschaulicht die Ausprägungen von somatischen Beschwerden der verschiedenen Untersuchungsgruppen. Hier haben fast überall die Fußballspieler die niedrigsten Werte und damit nach eigener Einschätzung die geringsten körperlichen Beschwerden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Abb. 46: Objektive körperliche Beschwerden
Tab. 14: Objektive körperliche Beschwerden
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 47: Subjektive körperliche Verfassung
Nach Abbildung 47 ist die heutige Belastbarkeit des Körpers bei den ehemaligen Fußballspielern deutlich geringer als bei der Normalbevölkerung. Hingegen fühlen sich die Ex-Profis weniger erschöpft und müde als alle anderen untersuchten Gruppen.
Tab. 15: Subjektive körperliche Verfassung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 48: Grundstimmung
Auch bezüglich der allgemeinen Grundstimmung haben die Fußballspieler die höchsten positiven und die niedrigsten negativen Werte. Im Vergleich zu den anderen Gruppen fühlen sie sich am wenigsten traurig, ängstlich, gelangweilt oder wütend. Dafür weisen sie in punkto Lebensfreude den deutlich höchsten Ausprägungsgrad auf.
Tab. 16: Grundstimmung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im Bereich des sozialen Umfeldes (siehe Abb. 49) haben die ehemaligen Fußballprofis die wenigsten Einsamkeitsgefühle und die niedrigste emotionale Abhängigkeit.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 49: Subjektives soziales Umfeld
Tab. 17: Subjektives soziales Umfeld
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 50: Lebensorientierung
Es ist bemerkenswert, dass die untersuchten Fußballprofis „heute viele Dinge in einem positiveren Licht“ sehen als alle anderen Vergleichsgruppen. Auch verspüren sie deutlich stärker als andere Ruhe und Gelassenheit, haben Halt in einer festen Lebensorientierung, wie in Abbildung 50 zu erkennen ist.
Tab. 18: Lebensorientierung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 51: Die einzelnen SEL-Bereiche im Überblick
Tab. 19: Die einzelnen SEL-Bereiche im Überblick
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 19 zeigt zwei weitere Gruppen mit den Bezeichnungen „Gesunde“ und „Erkrankte“. Diese beiden Gruppen resultieren aus einer Aufteilung der Normpopulation. Die Gruppe „Gesunde“ umfasst diejenigen Personen, die bei der Befragung innerhalb der Bevölkerungsgruppe keine Krankheiten angaben. Unter „Erkrankte“ fallen alle Personen, die bei der Erhebung eine Erkrankung angaben. In der Summierung aller SEL-Bereiche ist der Unterschied zwischen den ehemaligen Fußballprofis und der „gesunden“ Bevölkerungsgruppe sehr signifikant. Der Unterschied zwischen den Ex-Profis und allen anderen Referenzgruppen ist hochsignifikant.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 52: Selbsteinschätzung der allgemeinen Lebensqualität (n=90)
Über 70% der Probanden schätzen ihre allgemeine Lebensqualität als gut, 12,6% sogar als sehr gut ein. Etwa 16% geben immerhin noch eine mittelmäßige Verfassung an. Trotz des hohen Prozentsatzes der Spieler, die unter Schmerzen leiden (siehe Tab. 10), hält nur ein ehemaliger Spieler seine Lebenssituation für schlecht.
4.1.5 Ergebnisse aus Sektion E
Die Ergebnisdarstellung von Sektion E zeigt einige Hintergrundinformationen der Probanden auf. Es werden vor allem statistische Kennwerte von Körpergröße, Alter und Gewicht, sowie Art der Berufstätigkeit während und nach der aktiven Fußballlaufbahn abgebildet.
Tab. 20: Statistische Kennwerte von Körpergröße, Alter und Gewicht
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das durchschnittliche Alter bei Beendigung der Karriere liegt bei 32,4 Jahren. Das Durchschnittsalter der Stichprobe heute liegt bei 61,3 Jahren. Zu Beginn der Karriere lag das Körpergewicht eines Spielers im Mittel bei 73,4 Kilogramm. Heute liegt es durchschnittlich bei rund 84 Kilogramm. Dies macht eine Differenz von etwa 10,5 Kilogramm aus.
Tab. 21: Überwiegende Tätigkeit nach Beendigung der Fußballkarriere
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
57 Personen (63,3%) der Stichprobe übten nach Beendigung ihrer Karriere einen Beruf aus, der hauptsächlich eine sitzende Tätigkeit beinhaltet. 23 Probanden (25%) führten ihren Beruf überwiegend im Stehen aus (siehe Tab. 14).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 53: Art der Berufstätigkeit während der Fußballkarriere (n=92)
In Abbildung 54 ist zu sehen, dass 36,3% der Befragten einen Vollzeitberuf außerhalb des Fußballs und 26,4% einen Teilzeitberuf außerhalb des Fußballs ausübten. Etwa 35% waren ausschließlich Vollzeit-Profifußballer.
Nach Beendigung der Karriere sind folgende Berufe bei den Stichprobenteilnehmern aufgenommen worden: 26 Spieler (28,6%) geben den Beruf des kaufmännischen- oder technischen Angestellten an, elf Spieler (12,1%) haben sich selbstständig gemacht, zehn Spieler (10,9%) haben haupt- oder nebenberuflich als Fußballtrainer gearbeitet, weitere zehn Spieler (10,9%) sind oder waren in der Baubranche tätig, acht Spieler (8,8%) sind oder waren Lehrer, davon fünf Sportlehrer, drei Spieler (3,3%) waren als Adidas-Repräsentanten tätig, drei (3,3%) Spieler sind oder waren verbeamtet, weitere drei (3,3%) Probanden übten den Beruf des Unternehmers aus und zwei (2,2%) Personen hielten sich im Gaststättengewerbe auf. Die restlichen Befragten machten keine genauen Angaben bezüglich ihres Berufes.
4.2 Interferenzstatistische Verfahren
Im zweiten Teil der Ergebnisdarstellung werden einzelne Untersuchungsschwerpunkte bezüglich Wechselwirkungen und Zusammenhänge berechnet. Außerdem werden Untersuchungshypothesen mithilfe interferenzstatistischer Methoden auf Signifikanz überprüft. In den folgenden Korrelationsberechnungen werden die Ergebnisse des EuroQOL-Test (EQ-5D) mit den Spielern, die von Arthrose betroffen sind, auf Zusammenhänge überprüft. Hierfür ist ein Chi-Quadrat-Test und ein T-Test für unabhängige Stichproben verwendet worden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 54: Zusammenhang von Mobilität und Arthrose (n=92)
Von den Spielern mit Mobilitätsproblemen haben etwa 77% Arthrose. Unter den Spielern, die keine Probleme bezüglich der Beweglichkeit haben, befinden sich knapp 47% Arthrose-Betroffene. Der Unterschied zwischen den beiden Gruppen ist auf dem 5%-Niveau signifikant.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 55: Zusammenhang von Selbstversorgung und Arthrose (n=92)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 56: Zusammenhang von allgemeinen Tätigkeiten und Arthrose (n=92)
Abbildung 56 zeigt, dass alle Spieler sowohl mit als auch ohne Arthrose keine Probleme bei der Selbstversorgung haben. Ein grundsätzlich anderes Bild lässt sich im Bereich der allgemeinen Tätigkeiten und Hausarbeiten erkennen (siehe Abb. 57). Hier sind von allen Spielern, die Probleme beim Ausführen dieser Tätigkeiten haben, fast 91% von Arthrose befallen, während bei den Spielern, die keine Probleme beim Ausüben der allgemeinen Tätigkeiten haben, nur etwa die Hälfte mit Arthrose leben muss. Der Unterschied zwischen den Gruppen im Bereich „allgemeine Tätigkeiten“ ist auf dem 5%-Niveau signifikant.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 57: Zusammenhang von Schmerzen und Arthrose (n=92)
Bei über zwei Dritteln der Befragten, die mäßige bis starke Schmerzen angeben, wurde Arthrose diagnostiziert. Nur 36,1% der schmerzfreien Fußballspieler sind von Arthrose betroffen . Der Unterschied zwischen den beiden untersuchten Gruppen ist auf dem 5%-Niveau sehr signifikant.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 58: Zusammenhang von Ängstlichkeit und Arthrose (n=92)
66,7% der Ex-Profis die gelegentlich oder öfter zu Angstzuständen neigen, sind von Arthrose betroffen. Da fast 54% der angstfreien Personen ebenfalls Arthrose haben, kann man hier weder von einem signifikanten Zusammenhang noch von einer Tendenz sprechen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 59: Zusammenhang von körperlich behinderten Spielern und Arthrose (n=92)
Abbildung 60 zeigt, dass bei über 80% der körperlich behinderten Spieler Arthrose festgestellt worden ist. Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen Arthrose und Behindertenstatus auf dem 5%-Niveau.
Ein weiterer Zusammenhang lässt sich bei den Operationen während und nach der Karriere ausfindig machen. Etwa 47% der Spieler, die sich während der aktiven Laufbahn einer Operation unterziehen mussten, sind aufgrund einer alten Verletzung nach der Karriere erneut operativ behandelt worden. Nur 27,8% hatten einen chirurgischen Eingriff unabhängig von einer früheren Verletzung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 60: Operation in aktiver Zeit und Behandlung nach der Karriere (n=92)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 61: Normpopulation und Ex-Profifußballer im Vergleich (EuroQOL)
Im folgenden Diagramm werden die Antworten der ehemaligen Spieler aus dem EuroQOL-Test mit den Antworten einer Zufallsstichprobe aus der Bevölkerung prozentual verglichen. Dabei stehen den Fußballspielern zwischen 55 und 64 Jahren und den Spielern zwischen 65 und 74 Jahren zwei gleichaltrige Bevölkerungsgruppen zum Vergleich gegenüber. In den Bereichen „Mobilität“, „Selbstversorgung“ und „Allgemeine Tätigkeiten“ haben die beiden Normpopulationen die höheren Werte (siehe Tab. 22). Im Bereich der „körperlichen Schmerzen“ liegen die ehemaligen Fußballprofis erwartungsgemäß vorne. Es ist bemerkenswert, dass die Gruppen aus der Normpopulation die höchsten Werte bei „Ängstlichkeit und Niedergeschlagenheit“ haben, während die Werte bei den Fußballern eine geringe Ausprägung aufweisen. Daraus lässt sich schließen, dass die ehemaligen Fußballspieler weniger „ängstlich/niedergeschlagen“ sind.
Tab. 22: Normpopulation und Ex-Profifußballer im Vergleich (EuroQOL)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4.3 Vergleich mit den Ergebnissen der englischen Studie
Im folgenden Abschnitt werden relevante Ergebnisse der vorliegenden Studie mit Daten der englischen Untersuchung verglichen. Die Gegenüberstellung der Ergebnisse erfolgt im Text, da graphische Abbildungen der englische Studie nicht verfügbar sind.
4.3.1 Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen
Der Fragebogenrücklauf der englischen Studie liegt bei 55% während bei der hier vorliegenden Untersuchung die Rücklaufquote 46% beträgt. Hierzu sollte gesagt werden, dass A. Turner in seiner Studie auch Spieler aus der zweiten, dritten und vierten Liga angeschrieben hat. In England hat man, anders als in Deutschland, bis in die vierte Liga einen Status als bezahlter Profifußballspieler. Das Durchschnittsalter der Probanden liegt in der dortigen Untersuchung bei 56,1 Jahren, die deutschen Teilnehmer haben einen mittleren Wert von 61,3 Jahren. Fast identisch ist in beiden Studien das Alter bei Beendigung der Karriere. England: 32,3 Jahre, Deutschland: 32,4 Jahre. Die durchschnittliche Karrierelänge der Spieler aus Großbritannien liegt bei 13,5 Jahren. Etwas weniger lang ist mit etwa zehn Jahren die Profilaufbahn des deutschen Bundesligaspielers. Ähnliche Ergebnisse erbrachte auch die Erfassung der Anzahl von Pflichtspieleinsätzen. Über 450 Spieleinsätze hatten in England fast 60% der Spieler während ihrer Profikarriere, in Deutschland waren es etwa 50%.
Relativ große Übereinstimmungen lassen sich auch bezüglich der Häufigkeit von operativen Behandlungen nach der Karriere feststellen. Während 32% der Spieler aus Großbritannien nach ihrer aktiven Zeit aufgrund einer alten Verletzung operiert werden mussten, liegt der Wert der deutschen Spieler bei 38,5%. Dabei lag das Kniegelenk bei den Engländern mit 64% und bei den Deutschen mit 51% in beiden Stichproben weit vorne.
55,6% der deutschen Spieler geben an, von Arthrose betroffen zu sein. Ähnlich hoch ist mit 49% auch die Häufigkeit des Arthrosebefundes bei den englischen Probanden. Das Durchschnittsalter bei der Diagnose von Arthrose liegt bei den ehemaligen englischen Spielern mit 40,4 Jahren etwas niedriger als bei den Deutschen mit 45,8 Jahren. Der Modus der deutschen Stichprobe liegt wie bei den Engländern ebenfalls bei 40 Jahren. Der mit einigem Abstand am häufigsten betroffene Körperbereich ist in beiden Untersuchungsgruppen das Kniegelenk.
Die Korrelationsberechnungen von Spielern mit Arthrosebefall bezüglich der EuroQOL-Dimensionen brachten im Bereich der Mobilität folgende Ergebnisse: Sowohl 68% der von Arthrose betroffenen englischen Spieler als auch 77% der von Arthrose betroffenen deutschen Spieler „haben Probleme herumzugehen“. 89% der Engländer und 70% der Deutschen mit Arthrosebefund geben an, „körperliche Schmerzen“ zu haben. In Zusammenhang mit Arthrose gibt es bezüglich des EuroQOL-Tests jedoch auch gravierende Unterschiede, die im Unterkapitel „Abweichungen und Unterschiede“ näher erläutert werden.
Zehn Spieler aus England (3,5%) berichten über neurophysiologische bzw. neuropsychologische Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schwindel oder Gedächtnisverlust. Fünf Spieler aus Deutschland (5,5%) geben an, unter häufigen bis permanenten Kopfschmerzen zu leiden. Weitere 13 Spieler sind nur manchmal von Kopf- oder diffusen Schmerzen betroffen. 15% der gesamten englischen Stichprobe ist als behindert registriert, davon haben 77% Arthrose. Ungefähr genauso hoch ist der Prozentsatz bei den deutschen Spielern mit 17,4%. Hier wurde bei etwa 81% der körperlich behinderten Spieler Arthrose diagnostiziert.
4.3.2 Abweichungen und Unterschiede
Wenn man die Stichprobengröße der beiden Studien betrachtet, lässt sich feststellen, dass die englische Studie eine deutlich höhere Teilnehmerzahl als die deutsche Befragung hat. Von 515 englischen Anschreiben sind 284 zurückgeschickt worden, während von etwa 200 deutschen Fragebögen 92 den Weg zurück fanden. Hierzu sollte aber gesagt werden, dass innerhalb der englischen Untersuchung nicht nur Spieler aus der Premiere Division, sondern, wie bereits erwähnt auch aus anderen Ligen angeschrieben worden sind. Die deutsche Untersuchung befasst sich ausschließlich mit Spielern aus der 1. Fußball-Bundesliga. Genau gesagt haben 63% der englischen Probanden einmal zu einer bestimmten Zeit in der Premiere Division gespielt. Bei den deutschen Spielern ist hier bezüglich der 1. Fußball-Bundesliga eine Quote von 100% zu vermerken.
Bei den Spielern, die zurzeit in Erwartung einer Behandlung sind, liegt der Prozentsatz der Deutschen mit 23,3% höher als bei den Engländern mit 9%. 72% der befragten Engländer, die Arthrose haben, sorgen sich um ihre Zukunft aufgrund der Beeinträchtigung durch Arthrose. Um einiges weniger sorgen sich mit 40% die deutschen Spieler mit Arthrose. Auch bei der Einschätzung des aktuellen Körperzustandes sind die deutschen Probanden wesentlich zufriedener als ihre englischen Kollegen.
Im letzten Bereich des EuroQOL „Ängstlichkeit und Niedergeschlagenheit“ lässt sich im Unterschied zu allen anderen EuroQOL-Bereichen mit den Engländern eine große Diskrepanz feststellen. Während in England gut jeder dritte Spieler mit Arthrose Symptome einer Depression oder Angststörung zeigt, lässt sich bei den deutschen Spielern kaum eine durch Arthrose beeinflusste Tendenz in dieser Richtung erkennen (siehe Abb. 59). Es ist bemerkenswert, dass die deutschen Ex-Profis in dem Bereich „Ängstlichkeit und Niedergeschlagenheit“ sogar bessere Werte haben als die Normpopulation.
5 Diskussion
5.1 Sektion A: Karriereverlauf
Da in Sektion A überwiegend deskriptive demographische Daten erfasst wurden, werden an dieser Stelle nur die Ursachen, die zum Karriereende der Spieler führten, betrachtet. Die meisten Fälle von Sportinvalidität sind durch eine Verletzung im Kniegelenkbereich verursacht worden. Weitere häufig genannte Verletzungen, die zum Karriereende führten, sind Achillessehnen- und Muskelverletzungen. Heutzutage lassen sich derartige schwere Verletzungen effektiver behandeln, so dass es nicht wie in den 60er und 70er Jahren zu einem frühzeitigen Karriereende kommen muss.
Dass ein Teil der Spieler (14,1%) aus beruflichen Gründen (außerhalb des Fußballs) die Fußballkarriere beendete, kann damit zusammenhängen, dass die Verdienstmöglichkeiten zu Beginn der Einführung der Fußball-Bundesliga noch nicht genau vorausgesagt werden konnten. Ein Spieler begründete trotz eines Profi-Vertrags seine Entscheidung für einen „konventionellen“ Beruf folgendermaßen: „...damals war die Explosion der Gehälter nicht vorhersehbar, habe daher den Einstieg in die Selbstständigkeit als Handelsvertreter für führende Firmen vorgezogen“. Ein anderer Ex-Profi beschrieb die Situation wie folgt: „Zu meiner Zeit habe ich alles richtig gemacht, zeitversetzt würde ich ganz auf Fußball setzen“. Die überwiegende Mehrheit der Stichprobenteilnehmer (43,5%) beendete ihre Karriere aus Altersgründen. Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ist dies auch heutzutage noch der Fall. Es wird also so lange Fußball gespielt, bis es nicht mehr geht.
Die Häufigkeit des Kopfballspiels erbrachte keinen signifikanten Zusammenhang bezüglich neuropsychologischer Symptomatik. Stattdessen wurde Sheldons These (siehe Kapitel 2.2.5.1) durch persönliche Anmerkungen von einzelnen Probanden gestützt. Danach traten lang andauernde Kopfschmerzen nach Kopfverletzungen im Spiel (z.B. bei einem Zusammenprall) auf. Ein Proband sprach von „anhaltenden Kopfschmerzen seit seiner Verletzung in der Bundesliga“ und ein weiterer Ex-Profi gab „Morbus Parkinson“ an.
5.2 Sektion B: Verletzungen
Die Ergebnisse im physiologischen Bereich der Untersuchung brachten insgesamt sehr ähnliche Ergebnisse im Vergleich zu Turners Ergebnissen. Bei der Erfassung der Verletzungen im Profifußball wurde deutlich, dass das Knie- und Fußgelenk erwartungsgemäß die am häufigsten betroffenen Verletzungsbereiche sind. Den höchsten Schweregrad einer Verletzung wiesen ebenfalls das Knie- und Fußgelenk (z.B. bei Kapsel-Band-Rupturen) auf. Auch bei den leichten und mittelschweren Verletzungen lagen diese beiden Gelenkbereiche an der Spitze. Hier sind vor allem Kontusionen und Distorsionen zu nennen. Bei den Häufigkeiten der „anderen leichten und mittelschweren Verletzungen“ führen die Muskelverletzungen die Rangliste an. Auch Schulter- und Handverletzungen sind oft vertreten. Herausragend sind bei den „anderen schweren Verletzungen“ die hohe Ausprägung der Sehnenverletzungen. Hier stehen vor allem die Achillessehnenrupturen im Vordergrund.
Dass über die Hälfte der Stichprobenteilnehmer sich während der Karriere mindestens einmal einer Operation unterziehen musste, macht ebenso deutlich, mit welchen gesundheitlichen Risiken der Profifußballsport verbunden ist. Der mit Abstand am häufigsten betroffene Operationsbereich ist hier das Kniegelenk. 35 von 92 Probanden (38,5%) mussten aufgrund einer alten Verletzung erneut operiert bzw. konservativ behandelt werden. Der mit Abstand am häufigsten betroffene Behandlungs- und Operationsbereich nach Karriereende ist mit 51,5% das Kniegelenk. An zweiter Stelle steht mit 20% die Rückentherapie (einschließlich der Rückenoperation), gefolgt von den Hüftbehandlungen mit 14,3%. Dies zeigt die langfristigen Auswirkungen nach Karriereende auf, wobei Rücken- und Hüftprobleme mit dem ansteigenden Alter immer stärker in den Vordergrund rücken.
5.3 Sektion C: Gesundheitszustand
Dass fast ein Viertel der Befragten sich momentan in Erwartung einer Behandlung befindet, weist auf körperliche Langzeitschäden hin. Auch in der jetzigen Behandlungsphase bilden Rückentherapien und Hüftoperationen den Schwerpunkt.
Bei fast 56% der Probanden ist Arthrose in mindestens einem Gelenk festgestellt worden. Meistens sind mehrere Gelenke betroffen. Es ist bemerkenswert, dass etwa die Hälfte der Spieler trotz Arthrose zufrieden bzw. sehr zufrieden mit dem aktuellen Körperzustand ist, während die andere Hälfte eher unzufrieden bzw. sehr unzufrieden ist. Die unterschiedlichen Ausprägungen von Schmerzen und Beweglichkeitseinschränkungen, aber auch subjektive Bewertungsfilter könnten hier eine Ursache der sehr unterschiedlichen Einschätzungen sein. Wie bereits erwähnt, können Schmerzen im Zusammenhang mit Arthrose sowohl sehr stark als auch mit geringem Ausprägungsgrad wahrgenommen werden. Die Mehrheit der Arthrose-Patienten gibt vor allem Schmerzen im Lenden- und Halswirbelsäulenbereich an (zusammen über 45%). Allerdings geben fast 55% der gesamten Stichprobe moderate bis starke Schmerzen an. Hierunter fallen auch Probanden, die nicht von Arthrose betroffen sind. Es bleibt unklar, wo die Schmerzen dieser Personen ihre Ursache haben.
Ungewöhnlich ist bei diesen hohen Schadensraten und Verletzungsanteilen die subjektive Einschätzung des aktuellen Gesundheitszustandes. Über 70% schätzen ihren Zustand als gut bis sehr gut ein. Diese Tendenz könnte wieder durch subjektive Bewertungsfilter und Bewältigungsressourcen erklärt werden, wie dargestellt im Lazarus-Modell (siehe Kapitel 2.5 und 5.4).
Augenfällig ist, dass 17,4% der ehemaligen Profis als körperlich behindert eingestuft werden. Auch diese Tatsache ist ein weiterer Hinweis für die enormen Belastungen und Auswirkungen auf die Physis.
Die Probandengruppe liegt bezüglich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen (einschließlich Bluthochdruck) mit 19,8% deutlich unter den Bevölkerungsdurchschnittswerten (etwa 50%). Dies kann zum einen daran liegen, dass 81 der 92 Probanden regelmäßigen Bewegungsaktivitäten nachgehen und dadurch ihr Herz-Kreislauf-System trainieren. Zum andern haben laut Kindermann Fußballprofis ein meist nur „mäßiggradig vergrößertes Sportherz“ (1993, S. 232). Dadurch ist ein systematisches Abtrainieren nach Karriereende nicht zwingend notwendig, das Herz-Kreislauf-System aber gut trainiert. Es sollte erwähnt werden, dass bei sieben von elf Ex-Spielern, die kein regelmäßiges Training durchführen, die körperlichen Schmerzen so groß sind, dass sie keinen Sport treiben können.
Auf die Frage „Was würden Sie, wenn Sie Ihre Karriere rückwärts betrachten, im Nachhinein anders machen?“ antworteten fast 35% der Spieler mit „nichts“. Unter diesen Spielern finden sich sowohl körperlich relativ gesunde Spieler als auch Spieler, die erhebliche körperliche Schäden während ihrer Karriere davongetragen haben. Viele Spieler dieser 35% fügten des Öfteren am Rande hinzu, sie „würden alles noch mal genauso machen“. Man kann davon ausgehen, dass die Intensität und Freude dieser Lebensphase in der Rückschau die Belastungen und zum Teil schweren Verletzungen der Profilaufbahn vergessen lassen. Mit 22% standen als zweitgrößte Gruppe die Spieler, die im Nachhinein „ihre Verletzungen richtig auskurieren würden“. Diese Antwort gaben erwartungsgemäß jene Spieler, die auch heutzutage noch an den Langzeitauswirkungen (z.B. Schmerzen, Arthrose) der Fußballkarriere leiden.
5.4 Sektion D: Psychisches Wohlbefinden und Lebensqualität
Die Selbsteinschätzungen zum psychischen Wohlbefinden und zur Lebensqualität sind bei den deutschen Ex-Profis der vorliegenden Studie trotz der in der Karriere erworbenen körperlichen Langzeitschäden gut. Selbst in Anbetracht der nicht zu verleugnenden körperlichen Behinderungen und Schmerzempfindungen bezeichnen noch über 70% der Stichprobenteilnehmer in der subjektiven Bewertung ihren Gesundheitszustand als gut (siehe Kapitel 4.1.3). Bei der Einschätzung ihrer Lebensqualität liegen gar 82% bei gut oder sehr gut (siehe Kapitel 4.1.4). Als Gesamttrend der Studie muss daher festgehalten werden: Die deutschen Ex-Profis zahlen de facto einen hohen Preis in der körperlichen Gesundheit für ihre Karriere, den sie selbst aber gar nicht so hoch einschätzen. Immerhin würden 32 von 92 Teilnehmern noch einmal alles genauso machen. In Bezug auf ihr psychisches Wohlbefinden und ihre Lebensqualität erleben sich bis auf eine geringfügige Minderheit alle als zumindest mittelmäßig, die meisten als zufrieden bis sehr zufrieden. Dieses Ergebnis weicht ab von den Daten der englischen Studie und wird in Kapitel 5.7 genauer betrachtet. Für die deutschen Spieler gilt erst einmal eine positive Selbsteinschätzung, sowohl zu ihrer Karriere, ihren Folgelasten und ihren Nachwirkungen im heutigen Lebensalltag, zwei bis drei Jahrzehnte später. Die Ex-Profis liegen in allen Bereichen der psychischen Stimmungslage vorn (siehe Kapitel 4.1.4). Sie fühlen sich nicht nur deutlich positiver als die Teilnehmer der „kranken“ Vergleichsstichproben, sondern auch entspannter, angstfreier und energetischer als die Normpopulation ihrer Altersgenossen (siehe Kapitel 4.1.4). Die Betrachtung dieser Resultate an sich ist interessant und dürfte zumindest zu einer differenzierenden Betrachtung und Bewertung der Frage, was wird aus dem Spitzensportler, wenn seine öffentliche Karriere zu Ende ist, beitragen. Die öffentliche Aufbereitung einiger misslungener Fälle, die den Absturz des ehemaligen Superstars propagieren (z.B. Müller, Libuda, Matthäus, Maradona u.a.) lassen ja vielleicht zu früh den Trugschluss zu, dass Spitzensportler oder andere prominente Leistungsträger ihre Entzugserscheinungen nach Karriereende mit Drogen oder Alkohol betäuben, oder sich mit exzentrischen Auftritten bemerkbar machen müssen, weil sie mit dem Alltag ohne öffentliche Aufmerksamkeit nichts anfangen können. Für die Teilnehmer der hier untersuchten Stichprobe trifft dieser Verlauf jedenfalls nicht zu. Die Indikatoren ihrer psychischen Verfassung und Lebensqualität legen nahe, dass sie trotz der erheblichen Herausforderungen durch gesundheitliche Einbußen durchaus über ein hohes Maß an Bewältigungsressourcen verfügen, diese bereits während der Karriere, wie auch im biographischen Wechsel und bis heute erfolgreich einsetzen können. Im Rahmen ihrer Profikarrieren mussten sie diese Fähigkeiten und Ressourcen natürlich jederzeit abrufen können und haben sie dadurch weiter ausgebaut und trainiert. Schon die Tatsache, dass die Stichprobenteilnehmer im Schnitt weit über ein Jahrzehnt in der Bundesliga „durchgehalten“ haben, zeigt, dass sie unter öffentlichem wie persönlichem Druck, wöchentlich im Angesicht der gegnerischen Mannschaft mit einer vergleichbaren Ausgangsposition, ihr Leistungsvermögen voll entfalten konnten. Ihre kognitiven Strukturen und persönlichen Ressourcen, u.a. Konzentrationsfähigkeit, Koordinationsvermögen, emotionale Hingabe und (Selbst-)Motivation konnten zum geforderten Zeitpunkt zielgerichtet zur Aufgabenbewältigung eingesetzt werden. Sie erfüllten damit die von Csikszentmihalyi aufgeführten Kriterien (siehe Kapitel 2.5.4), waren Meister ihrer Disziplin, erwarben und stärkten damit einen intrinsischen Mechanismus, der Beharrlichkeit und Selbstvertrauen auch unter größten Herausforderungen, z.B. im Angesicht einer Niederlage, aktiviert. Die mentale Ausrichtung auf ihre Erfolgsaussichten musste ausdauernd und positiv gewesen sein, sonst hätten sie im langjährigen Spitzenwettbewerb, unter Erfahrung auch der Niederlagen, nicht standgehalten. Die Kriterien für eine eher optimistische Attribuierung waren sehr wahrscheinlich bereits in der aktiven Phase vorhanden. Es ist davon auszugehen, dass optimistische Einstellungen, kognitive Grundmuster und der selbstaktivierende, zielgerichtete Mechanismus, den Csikszentmihalyi beschreibt, bei dieser spezifischen Stichprobe überdurchschnittlich ausgeprägt waren, sie damals zu Leistungsträgern machten, und heute die Herausforderungen des gesundheitlich angeschlagenen Lebens positiv zu bewältigen helfen. Studien aus der Motivationsforschung aus der Forschung zur emotionalen Intelligenz (Goleman, 1997), die Analysen der Biographien herausragender Sportler und anderer Leistungsträger (Gabler, 1996; Csikszentmihalyi, 2001 & Seligman, 1993) weisen darauf hin, dass die Weichenstellung für die Entwicklung dieser Faktoren in der menschlichen Entwicklung bereits früh erfolgt. Sie haben die Tendenz, sich durch „Training“ in der jeweiligen Lebenspraxis für das jeweilige Individuum zu überdauernden Determinanten zu entwickeln, zu den bereits beschriebenen inneren Erfolgsprinzipien und Wirkungsmechanismen. Die Daten der hier erfassten Sportler zeigen eine Tendenz in diese Richtung. Weiterführende Untersuchungen der Einzelbiographien sowie der heute tatsächlich vorhandenen Lebensbewältigungskompetenzen könnten zu genaueren Antworten führen.
5.5 Sektion E: Hintergrund-Informationen
36,3% der Befragten übten während der Karriere einen Vollzeitberuf und 26,4% einen Teilzeitberuf außerhalb des Fußballs aus. „Nur“ 35,2% waren ausschließlich Vollzeit-Profifußballer. Dieses Bild spiegelt die berufliche Situation der Fußballer in den Anfangsjahren der Bundesliga recht typisch wieder. Während der 60er Jahre waren die Arbeitsverhältnisse in vielen Vereinen der Fußball-Bundesliga noch nicht eindeutig reglementiert und finanziell abgesichert. Heutzutage kann man wohl davon ausgehen, dass sich 100% der 1. Bundesliga-Spieler als Vollzeit-Profifußballer bezeichnen. Anfang und Mitte der 60er Jahre „voll und ganz“ auf Fußball zu setzen, war sicherlich mit einem gewissen finanziellen und existentiellen Risiko verbunden. Jedenfalls zeigten mehr als 50% der Stichprobenteilnehmer ein weiteres Standbein neben dem Fußball.
Im allerletzten Teil des Fragebogens konnten die Probanden freie Anmerkungen über ihre Karriere machen. Dabei kamen einige bemerkenswerte Aussagen zustande. Ein Teilnehmer schrieb: „Ich halte Leistungssport für schädlich, die Auswirkungen kommen mit den Jahren.“ Ein weiterer Ex-Profi berichtete, „Berufsfußball bedeutet überdurchschnittlichen Verschleiß.“ Ein Dritter machte die Aussage: „Die Spuren der Fußballzeit sind erheblich und lassen weitere Beeinträchtigungen befürchten. Elementare Schäden werden erst mit dem Alter kommen“. Diese Anmerkungen weisen darauf hin, dass trotz der biographischen Positiv-Bilanz zumindest einige Teilnehmer den hohen körperlichen Preis ihrer Karriere im Bewusstsein haben.
An den Rahmenbedingungen ihrer beruflichen Situation wurde rückwirkend Einzelkritik geübt: „Als angestellter Profi gibt es kaum Mitspracherecht – die Trainingslehre hat sich zum Glück zum Positiven geändert, ebenso die Trainings- und Rahmenbedingungen (z.B. Physiotherapeuten, Ärzte etc.)“.
5.6 Diskussion der inferenzstatistischen Ergebnisse
Die drei Dimensionen „Allgemeine Tätigkeiten“, „Körperliche Beschwerden/Schmerzen“ und „Mobilität“ aus dem EuroQOL-Testverfahren erbrachten signifikante Zusammenhänge zu den Daten der Spieler, die an Arthrose leiden. Bezüglich der Dimensionen „Ängstlichkeit/Niedergeschlagenheit“ und „Selbstversorgung“ kam es, anders als in der Untersuchung von Turner, zu keinen signifikanten Ergebnissen. Dies stützt erneut die in der deutschen Studie gemachten Resultate des SEL und des EuroQOL. In einem Vergleich mit einer gleichaltrigen Stichprobe aus der Normpopulation haben die Fußballer die niedrigsten Werte bezüglich der Mobilität und die höchsten Schmerzwerte. Dennoch verfügen sie über die deutlich niedrigsten Werte im Bereich „Ängstlichkeit/Niedergeschlagenheit“.
Einen signifikanten Zusammenhang beweisen die Korrelationen von Arthrose und Behindertenstatus. Da über 80% der körperlich behinderten Spieler an Arthrose leiden, kann man von ursächlichen Zusammenhängen ausgehen.
Es ist eindeutig festzustellen, dass während der Laufbahn operierte Spieler Komplikationen auch später noch stärker spüren als früher nicht operierte Spieler. Dies kann mit einer nicht vollständigen Genesung von früheren Verletzungen zusammenhängen. Ein Proband äußerte sich folgendermaßen: „Es hätte eine sorgfältigere (Nach-)Behandlung bei Verletzungen, nicht nur bei OPs, eben besonders bei Bagatell-Verletzungen wie Stauchungen, Prellungen etc. geben müssen“.
5.7 Englische und deutsche Ergebnisse im Vergleich
Die relativ hohen Rücklaufquoten aus beiden Studien (siehe Kapitel 4.3.1) sprechen für ein Interesse an der Untersuchung, zumindest bei knapp der Hälfte der Probanden. Im Prinzip kann jeder Proband anhand des Fragebogens seine Karriere noch einmal aus der Retrospektive Revue passieren lassen. In beiden Studien wird ein Alter von hochgerundet 32,5 Jahren bei Karriereende angegeben. Man kann davon ausgehen, dass sich diese „Altersgrenze“ heutzutage um einige Jahre nach hinten verschoben hat.
Die Häufigkeit von Arthrose bei den Spielern beider Studien wird, im Vergleich zum normalen Bevölkerungsdurchschnitt, nicht wesentlich überschritten, doch müssen vor allem Ausprägungsgrad, Anzahl der betroffenen Gelenke und Schmerzen der Probanden berücksichtigt werden. Bei Betrachtung der letztgenannten Faktoren hebt sich das Arthrose-Krankheitsbild der Ex-Profis im Schweregrad deutlich von dem der Durchschnittsbevölkerung ab.
Wie bereits ausführlich dargestellt, gibt es bei deutschen und englischen Spielern hohe Signifikanzen zwischen Arthrose und drei Dimensionen des EuroQOL. Wie in der Diskussion Sektion D bereits angeklungen ist, zeigt sich bei den englischen Profis in Bezug auf „Ängstlichkeit und Niedergeschlagenheit“ durchaus ein nicht zu übersehender Trend ab. Bei den deutschen Teilnehmern gibt es in Bezug auf diesen Punkt der Selbsteinschätzung keine Bestätigung (siehe Kapitel 4.2).
Für Turner war die relativ geringe Anzahl der Spieler, die an neuropsychologischen Beschwerden (z.B. chronische Kopfschmerzen) litt, ein unerwartetes Ergebnis (vgl. Turner, Barlow & Heathcote-Elliott, 2000, S. 335). Auch in der hier vorliegenden Studie konnte keine signifikante Korrelation zwischen Kopfschmerzen und zu häufigem Kopfballspiel herausgefunden werden.
Bemerkenswert ist in jedem Fall der Zukunftspessimismus und die negative Einstellung der Engländer bezüglich ihres Körperzustandes im Zusammenhang mit Arthrose. Auch hier scheinen die deutschen Spieler, wie schon in Sektion D erläutert wurde, bessere mentale Bewältigungsarbeit geleistet und ihren „Zweckoptimismus“ beibehalten zu haben. Warum allerdings die englischen Spieler ein weniger gutes emotionales und psychisches Wohlbefinden haben, lässt sich nicht genau erklären. Möglicherweise hat sowohl das Gesundheits- als auch Sozialsystem einen gewissen Einfluss. Spontane Anmerkungen auf die Ergebnisse der deutschen Studie von einem englischen Trainer: „Die deutschen Spieler legen ihr Geld besser an, ...die englischen Profis trinken exzessiver...“.
5.8 Kritische Bewertung der Ergebnisse
Ein Großteil der somatischen Daten der Studie konnte durch das Abfragen nach medizinischen Befunden und Behandlungsmaßnahmen erfolgen. Die gleichlaufenden Ergebnistendenzen der englischen und deutschen Studie für diesen Teilbereich der Untersuchung lassen den Schluss zu, dass hier eine relativ objektive Erfassung der Daten gelungen ist. Kritischer muss man mit den Daten der Selbsteinschätzung zum psychischen Wohlbefinden und zur Lebensqualität umgehen. Es liegt in der Natur dieser sensiblen persönlichen Lebensbereiche, dass dazu getroffene Aussagen eher Verzerrungsmöglichkeiten unterliegen und man vielleicht gerade als ehemaliger Spitzenstar im Sinne der sozialen Erwünschtheit, also beschönigend antwortet. Allerdings wird diese Tendenz bereits bei der Entwicklung der standardisierten Erfassungsinstrumente (SEL) durch die Itemanalyse berücksichtigt und ihr somit durch geeignete Itemauswahl entgegenwirkt. Es ist die offensichtliche Grenze dieser Studie, dass nur deskriptive Aussagen zu den tatsächlich vorhandenen Befunden erfolgen und diese lediglich mit Modellen aus den passenden Forschungsbereichen (siehe Kapitel 2.5.3-2.5.5) einem Interpretationsversuch unterzogen werden können. Wie stabil die Selbsteinschätzungsergebnisse der Ex-Spieler sind, welches Bedingungsgefüge für ihre positive Lebenseinschätzung tragend ist, und warum es Unterschiede zur erlebten Lebensqualität der Engländer gibt, diese Fragen müssen aufgeworfen, können aber nicht beantwortet werden. Hier könnte die Kombination theoriengeleiteter Nachuntersuchungen mit passenden Ausgangshypothesen aus dem Bewältigungsmodell, sowie die vertiefende Analyse des Einzelfalls, auch in Form persönlicher Untersuchungsgespräche, weiterführen. Auch zur Beschaffenheit der Stichprobe kann nicht mehr gesagt werden als bereits unter Kapitel 3.2 beschrieben. Es besteht hier die offene Frage, ob nicht vielleicht besonders betroffene Ex-Profis zur Mitarbeit gewonnen wurden, und wenn, in welcher Richtung eine mögliche Stichprobenverzerrung vorliegt.
6 Zusammenfassung und Ausblick
Ex-Profifußballspieler zahlen für eine langjährige Spitzenkarriere zumindest im körperlichen Bereich mit großer Wahrscheinlichkeit einen hohen Preis. Diese Aussage wird sowohl durch die englische als auch die vorliegende mit deutschen Spielern durchgeführte Studie empirisch gestützt. Zumindest bei den deutschen Ex-Profis wird dieser Preis aber als gar nicht so hoch eingeschätzt. Sie würden in der Retrospektive mehrheitlich nichts oder grundsätzlich nichts anders machen. In der Selbsteinschätzung ihres psychischen Wohlempfindens wie ihrer Lebensqualität zeigen die englischen Spieler bei Arthrosebefund in gut jedem dritten Fall eine Symptomatik, die als Depression eingestuft werden kann. Für die deutschen Spieler gilt dieser Befund in keiner Weise. In der überwältigenden Mehrheit zeigen sie sehr gute, gute oder zumindest zufriedenstellende Einschätzungen zu den genannten Punkten. Sie erleben sich sogar angstfreier, ausgeglichener und energetischer als die altersentsprechende Normpopulation, und das unter starken körperlichen Einschränkungen und Schmerzen. Die vorliegende Untersuchung basiert auf Daten einer Umfrage und zeigt in deskriptiver Form durchaus signifikante Ergebnisse, interessante und relevante Tendenzen. Sie kann aber z.B. keine Aussagen zu bedingenden Faktoren und zur Stabilität der Selbsteinschätzungen machen. Weiterführende Untersuchungen mit theoriengeleiteten Ansätzen aus der Bewältigungsforschung, der Flow-Forschung und der Optimismusforschung könnten wechselseitige Wirkmechanismen aufdecken und u.U. die Unterschiede der deutschen und englischen Ergebnisse erklären helfen. Es ist mit Sicherheit nur ein kleiner Teil von möglicherweise weiteren interessanten Daten an der zur Mitarbeit motivierten Prominentenstichprobe erfasst worden. Die Chancen sollten genutzt werden, diesen erfolgreichen Ansatz mit erweiterten Forschungsmöglichkeiten fortzuführen.
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Turner, A.P., Barlow, J.H. & Heathcote-Elliott, C. (2000). Long term heath impact of playing professional football in the United Kingdom . British Journal of Sports Medicine, 34. S. 332-337.
Wagner, W., Walther, M., Hess, H., Hoffmann, A., Weiss, J. & Beck, H. (1995). Invaliditätsfälle bei Profifußballspielern der 1. und 2. Bundesliga in Deutschland von 1986-1992. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 46. Heft 9, S. 422-426.
White, A. (1992). Das Kreuz mit dem Rücken. München: BLV.
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1 Lokalisation und Arten von Sportverletzungen (Quelle: Menke, 2001, S. 11)
Abb. 2 Häufigkeit von Gelenkverletzungen in der Oberliga (Quelle: Pfeil, 1988, S. 21)
Abb. 3 Lokalisation von Fußballverletzungen in der Oberliga (Quelle: Pfeil, 1988, S. 14)
Abb. 4 Ursachen von Sportverletzungen und Sportschäden (Quelle: Böhmer, 1986, S. 4)
Abb. 5 Distorsion des Kniegelenks (Quelle: Thomann, 1991, S. 74)
Abb . 6 Kreislauf bei Entstehung von Arthrose (Quelle: Cotta, 1988, S. 55)
Abb. 7 Konzept der kognitiven Bewertung nach Lazarus (Quelle: Beck, 2002, S. 5)
Abb. 8 Konzept der Bewältigung nach Lazarus & Folkman (Quelle: Beck, 2002, S. 7)
Abb. 9 Karrierelänge der Spieler
Abb. 10 Spielklassenzugehörigkeit während der Laufbahn
Abb. 11 Anzahl der Spieleinsätze während der Laufbahn
Abb. 12 Spielposition während der Karriere
Abb. 13 Häufigkeit beim Kopfballspiel
Abb. 14 Verteilung von rechts-, links- und beidfüßigen Fußballspielern
Abb. 15 Gründe für die Beendigung der Karriere
Abb. 16 Verletzungen die zum Karriereabbruch führten
Abb. 17 Andere Gründe die zum Karriereende führten
Abb. 18 Häufigkeit von Verletzungsschweregraden
Abb. 19 Häufigkeit von leichten Verletzungen
Abb. 20 Häufigkeit von mittelschweren Verletzungen
Abb. 21 Häufigkeit von schweren Verletzungen
Abb. 22 Häufigkeit von anderen leichten Verletzungen
Abb. 23 Häufigkeit von anderen mittelschweren Verletzungen
Abb. 24 Häufigkeit von anderen schweren Verletzungen
Abb. 25 Operation während der Laufbahn aufgrund einer Verletzung
Abb. 26 Häufigkeit der chirurgischen Eingriffe
Abb. 27 Häufigkeit von anderen chirurgischen Eingriffen
Abb. 28 Erneute Behandlung aufgrund einer alten Verletzung
Abb. 29 Behandlung und Behandlungsbereiche nach der Karriere
Abb. 30 Häufigkeit von Knieverletzungen
Abb. 31 Arten von Knieverletzungen
Abb. 32 Regelmäßig ausgeübte Bewegungsaktivitäten
Abb. 33 Gründe für überwiegende Bewegungsinaktivität
Abb. 34 Ehemalige Spieler in Erwartung einer Behandlung
Abb. 35 Gelenke bzw. Bereiche in Erwartung einer Behandlung
Abb. 36 Spieler, bei denen Arthrose diagnostiziert wurde
Abb. 37 Verteilung der von Arthrose befallenen Gelenke
Abb. 38 Zufriedenheit mit Körperteilen, die von Arthrose befallen sind
Abb. 39 Sorge um die Zukunft aufgrund von Arthrose
Abb. 40 Schmerzen in den einzelnen Arthrose-Bereichen
Abb. 41 Selbsteinschätzung des aktuellen Gesundheitszustandes
Abb. 42 Selbsteinschätzung des zukünftigen Gesundheitszustandes
Abb. 43 Spieler, die als körperlich behindert registriert sind
Abb. 44 Häufigkeit von Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Abb. 45 Aktuelle Stimmung
Abb. 46 Objektive körperliche Beschwerden
Abb. 47 Subjektive körperliche Verfassung
Abb. 48 Grundstimmung
Abb. 49 Subjektives soziales Umfeld
Abb. 50 Lebensorientierung
Abb. 51 Die einzelnen SEL-Bereiche im Überblick
Abb. 52 Selbsteinschätzung der allgemeinen Lebensqualität
Abb. 53 Art der Berufstätigkeit während der Fußballkarriere
Abb. 54 Zusammenhang von Mobilität und Arthrose
Abb. 55 Zusammenhang von Selbstversorgung und Arthrose
Abb. 56 Zusammenhang von allgemeinen Tätigkeiten und Arthrose
Abb. 57 Zusammenhang von Schmerzen und Arthrose
Abb. 58 Zusammenhang von Ängstlichkeit und Arthrose
Abb. 59 Korrelation von körperlich behinderten Spielern und Arthrose
Abb. 60 Operation in aktiver Zeit und Behandlung nach der Karriere
Abb. 61 Normpopulation und Ex-Profis im Vergleich (EuroQOL)
Tabellenverzeichnis
Tab. 1 Anzahl der Spieler, die in der Jugend für Deutschland gespielt haben
Tab. 2 Anzahl der Spieler, die in der U 21 für Deutschland gespielt haben
Tab. 3 Anzahl der Spieler, die in der A-Ländermannschaft gespielt haben
Tab. 4 Art der Verletzung, die zum Karriereende führte
Tab. 5 Andere Gründe der Spieler, die zum Karriereende führten
Tab. 6 Beweglichkeit und Mobilität (EuroQOL)
Tab. 7 Selbstversorgung und Körperpflege (EuroQOL)
Tab. 8 Allgemeine Tätigkeiten und Hausarbeiten (EuroQOL)
Tab. 9 Ängstlichkeit und Niedergeschlagenheit (EuroQOL)
Tab. 10 Schmerzen und körperliche Beschwerden (EuroQOL)
Tab. 11 Auflistung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Tab. 12 Freie Antworten der Probanden
Tab. 13 Aktuelle Stimmung
Tab. 14 Objektive körperliche Beschwerden
Tab. 15 Subjektive körperliche Verfassung
Tab. 16 Grundstimmung
Tab. 17 Subjektives soziales Umfeld
Tab. 18 Lebensorientierung
Tab. 19 Die einzelnen SEL-Bereiche im Überblick
Tab. 20 Statistische Kennwerte von Alter, Körpergröße und Gewicht
Tab. 21 Überwiegende Tätigkeit nach Beendigung der Karriere
Tab. 22 Normpopulation und Ex-Profis im Vergleich (EuroQOL)
SEKTION A:
Karriereverlauf
1. Bitte geben Sie an, wie lange Sie als Profifußballer tätig waren (z.B. 1962-1975)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. In welcher Liga/Klasse spielten Sie überwiegend während Ihrer Profilaufbahn?
(bitte ankreuzen)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3. Internationale Einsätze
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4. Bitte schätzen Sie wieviel 90 minütige Spieleinsätze Sie während Ihrer Profilaufbahn hatten (inkl. Pflichtspiele, Nationalspiele, Test- und Freundschaftsspiele)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
5. Welche Spielposition nahmen Sie hauptsächlich während Ihrer Fußballkarriere ein?
(bitte nur ein Kästchen ankreuzen)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
6. Wie häufig waren Sie am Kopfballspiel beteiligt ?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
7. Waren Sie als Fußballer...
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
8. Was war der Grund für die Beendigung Ihrer Karriere?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
SEKTION B:
Verletzungen während der Laufbahn
Im folgenden Abschnitt werden drei verschiedene Kategorien von Verletzungen definiert:
Leichte Verletzung : Spielausfall für mindestens 1 Woche aber höchstens 1 Monat
Mittlere Verletzung: Spielausfall für mindestens 1 Monat aber höchstens 3 Monate
Schwere Verletzung : Spielausfall für über 3 Monate
1. Wenn Sie sich während Ihrer Fußballkarriere verletzt haben sollten, tragen Sie bitte die Anzahl (1,2,4 u.s.w.) Ihrer Verletzungen in das entsprechende Kästchen in der unten stehenden Tabelle ein. Worterklärung: HWS=Halswirbelsäule, BWS=Brustwirbelsäule, LWS=Lendenwirbelsäule
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Mußten Sie sich in Ihrer aktiven Zeit aufgrund einer Verletzung operieren lassen?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Falls Sie ja angekreuzt haben, geben Sie bitte die Anzahl der Operationen in der unten stehenden Tabelle an.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3. Mußten Sie seit der Beendigung Ihrer Karriere aufgrund einer alten Fußballverletzung erneut behandelt werden?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Falls Sie ja angekreuzt haben, geben Sie bitte an was für eine Behandlung durchgeführt wurde und welches Gelenk betroffen war bzw. ist
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Falls Sie sich einer Knieoperation bzw. einer Behandlung am Knie unterziehen mußten, machen Sie bitte Angaben in der folgenden Tabelle
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SEKTION C:
Aktueller Gesundheitszustand
1. Welche der folgenden Bewegungsaktivitäten führen Sie momentan aus? (Mehrfachankreuzungen möglich)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2. Falls Sie keine regelmäßigen Bewegungsaktivitäten durchführen, bitte geben Sie die Gründe dafür an
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3. Sind Sie momentan in Erwartung einer Behandlung?
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Falls Sie ja angekreuzt haben, bitte geben Sie an was für eine Behandlung durchgeführt wird und welches Gelenk/welcher Bereich betroffen ist
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4. Wurde bei Ihnen Arthrose diagnostiziert?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Falls Sie ja angekreuzt haben, machen Sie bitte in der folgenden Tabelle in den entsprechenden Kästchen ein Kreuz
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
5. Wie alt waren Sie als bei Ihnen Arthrose diagnostiziert wurde? Jahre
Die folgenden Aussagen beschäftigen sich mit den Auswirkungen von Arthrose auf Ihren Körper. Bitte kreuzen Sie die entsprechende Zahl auf den untenfolgenden Skalen an (von 1=keine Zustimmung bis 7=volle Zustimmung)
6. Ich bin zufrieden mit meinem Körperzustand
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7. Zufriedenheitsgrad mit Körperteilen, die von Arthrose befallen sind
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8. Ich sorge mich um meine Zukunft aufgrund der Beeinträchtigung durch Arthrose
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9. Bitte machen Sie in den entsprechenden Kästchen in der untenfolgenden Tabelle ein Kreuz wenn die jeweilige Symptombeschreibung zutrifft. Bitte machen Sie nur dann ein Kreuz, wenn Sie glauben, daß es sich um Auswirkungen des Fußballspielens handelt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
10. Bitte geben Sie Ihren aktuellen Gesundheitszustand durch das Setzen eines Kreuzes (X) auf der unten folgenden Skala an.
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11. Bitte geben Sie an, welche Aussagen Ihren heutigen Gesundheitszustand am besten beschreiben, indem Sie ein Kreuz (X) in ein Kästchen jeder Gruppe machen.
Beweglichkeit / Mobilität
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Für sich selbst sorgen
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Allgemeine Tätigkeiten (z.B. Arbeit, Hausarbeit, Familien- oder Freizeitaktivitäten)
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Schmerzen / Körperliche Beschwerden
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Angst / Niedergeschlagenheit
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12. Bitte plazieren Sie ein Kreuz auf der untenfolgenden Skala. Wählen Sie die Zahl aus, bei dem Sie glauben, dies könnte Ihr angemessener Gesundheitszustand für die Zukunft sein.
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13. Werden Sie als körperlich behindert eingestuft?
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14. Leiden oder litten Sie in der Vergangenheit an einer Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems?
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2 Wenn Sie ja angekreuzt haben, bitte geben Sie an was für eine Erkrankung festgestellt worden ist
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15. Wenn Sie Ihre Fußballerkarriere noch einmal rückwärts betrachten, was würden Sie im nachhinein anders machen?
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SEKTION D:
Emotionales Wohlbefinden und Lebensqualität
Gehen Sie bitte die Liste der folgenden Wörter durch und schätzen Sie ein, wie Sie sich heute fühlen. Sie können jeweils zwischen 5 Antwortmöglichkeiten auswählen und entsprechend ankreuzen.
1 bedeutet: trifft für mein augenblickliches Befinden gar nicht zu.
2 bedeutet: trifft für mein augenblickliches Befinden wenig zu.
3 bedeutet: trifft für mein augenblickliches Befinden in einem mittleren Maß zu.
4 bedeutet: trifft für mein augenblickliches Befinden ziemlich stark zu.
5 bedeutet: trifft für mein augenblickliches Befinden sehr stark zu.
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Im folgenden Teil geht es um Ihre körperlichen Beschwerden. Kreuzen Sie bitte an, wie stark Sie die genannten Beschwerden oder Veränderungen in den letzten 2-3 Monaten beobachtet haben.
1 bedeutet “kommt nie vor und/oder ist nicht vorhanden.”
5 bedeutet “ist immer und/oder sehr stark vorhanden.”
2, 3 und 4 stehen für den Zwischenbereich.
Ich habe Beschwerden oder beobachte Veränderungen...
5. ...im Bereich von Mund und Rachen (z.B. Schluckbeschwerden, Geschmack)
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6. ...mit meiner Haut (z.B. Hautausschläge, Juckreiz, Rötungen)
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7. ...mit Körperregulation und Körperfunktion (z.B. Fieber, Schüttelfrost, Atemnot, Schlaflosigkeit)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Ich habe Beschwerden oder beobachte Veränderungen...
8. ...im Bereich des Magens und Darms (z.B. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Appetitlosigkeit)
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9. ...im Bereich meiner körperlichen Empfindungen (Kopfschmerzen, Taubheitsgefühle, diffuse Schmerzen)
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10. ...in meinem allgemeinen körperlichen Zustand (z.B. Mattigkeit, Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit oder anderes)
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Im Folgenden geht es darum, wie Sie Ihr körperliches Befinden selbst einschätzen. Bitte kreuzen Sie eine der fünf Antwortmöglichkeiten an.
1 bedeutet: trifft gar nicht zu
5 bedeutet: trifft voll zu
2, 3 und 4 stehen für den Zwischenbereich.
11. In den vergangenen Wochen hat es mich stark belastet, daß ich die Krankheit dauernd spüre.
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12. In den letzten Wochen fühle ich mich oft müde und erschöpft.
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13. Zur Zeit erlebe ich meinen Körper als so belastbar und leistungsfähig wie eh und je.
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Schätzen Sie nun bitte Ihre vorherrschende Stimmung ein.
14. In den letzten Monaten konnte ich oft Glück empfinden.
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15. Wenn ich zurück denke, war ich in den vergangenen Tagen und Wochen oft traurig.
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16. Vieles, was ich in den letzten Monaten gemacht habe, war für mich eintönig und langweilig.
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17. In den vergangenen Tagen und Wochen war ich oft ängstlich und unsicher.
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18.In den letzten Tagen und Wochen stieg öfter Wut in mir auf.
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19. Im allgemeinen war ich in den letzten Monaten guten Mutes und voller Lebensfreude.
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Im nächsten Abschnitt geben Sie bitte an, wie Sie Ihre Umgebung in der letzten Zeit erlebt haben.
20. Auch in der Familie und im Freundeskreis überkam mich in den letzten Wochen manchmal ein Gefühl der Einsamkeit.
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21. Über Probleme und persönliche Angelegenheiten konnte ich in den vergangenen Wochen mit meinen wichtigsten Bezugspersonen sprechen.
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22. Auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein hat mich in der letzten Zeit sehr belastet.
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23. Ich kann meine Pflichten - Beruf, Haushalt und Ähnliches – noch wie gewohnt ausüben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im nächsten Teil des Fragebogens beurteilen Sie bitte Aussagen zu Erfahrungen, die man im Leben machen kann.
24. Schon sehr lange verspüre ich in meinem innersten Kern Ruhe und Gelassenheit.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
25. Ich sehe heute viele Dinge in einem positiveren Licht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
26. Ich habe Halt in einem festen Glauben/einer festen Lebensorientierung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
27. Wie würden Sie insgesamt gesehen Ihren körperlichen Zustand einschätzen?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
28. Wie würden Sie ganz allgemein Ihre Lebensqualität einstufen?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
SEKTION E:
Hintergrund-Informationen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
6. Welche der folgenden Angaben beschreibt die Art Ihrer Berufstätigkeit in/während Ihrer
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
8. Was war nach Beendigung der Fußballkarriere Ihre Hauptbeschäftigung?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
9. Welche Tätigkeit beinhaltete nach Beendigung Ihrer Karriere Ihren Beruf am meisten?
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
10. Falls Sie noch Anmerkungen machen möchten, notieren Sie dies bitte hier:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wenn Sie an den Ergebnissen dieser Untersuchung interessiert sind, geben Sie bitte Ihren Namen und Ihre Adresse an. Wir versichern Ihnen, daß Ihre Angaben unter das Gesetz der Datenschutzbestimmungen fallen und streng vertraulich behandelt werden. Sie können selbstverständlich auch anonym bleiben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema dieser Studie?
Diese Studie untersucht die langfristigen Auswirkungen einer Profifußballkarriere auf die körperliche und psychische Gesundheit sowie die Lebensqualität ehemaliger Bundesligaspieler in Deutschland.
Wer war an der Studie beteiligt?
An der Studie nahmen ehemalige Bundesligaspieler aus Deutschland im Alter von 50 bis 70 Jahren teil. Die Studie vergleicht deutsche Ergebnisse mit Ergebnissen einer ähnlichen englischen Studie.
Welche Bereiche wurden im Fragebogen untersucht?
Der Fragebogen umfasste fünf Sektionen: A) Karriereverlauf, B) Verletzungen während der Laufbahn, C) Aktueller Gesundheitszustand, D) Psychisches Wohlbefinden und Lebensqualität (mit den SEL-Skalen und EuroQOL), und E) Hintergrund-Informationen.
Welche Arten von Verletzungen traten häufig auf?
Häufige Verletzungen betrafen das Knie- und Fußgelenk, einschließlich leichter, mittelschwerer und schwerer Verletzungen. Muskel-, Sehnen-, Schulter- und Handverletzungen sowie Kopfverletzungen kamen ebenfalls vor.
Wie häufig war Arthrose bei den ehemaligen Fußballspielern?
Bei über 55% der ehemaligen Fußballspieler wurde Arthrose diagnostiziert. Am häufigsten betroffen waren die Kniegelenke.
Welche Rolle spielte das Kopfballspiel für das Auftreten von Verletzungen?
Es konnte keine signifikante Korrelation zwischen häufigem Kopfballspiel und neuropsychologischen Symptomen festgestellt werden. Einige Teilnehmer berichteten jedoch von anhaltenden Kopfschmerzen nach Kopfverletzungen im Spiel.
Wie wurde die Lebensqualität der Spieler gemessen?
Die Lebensqualität wurde mithilfe der Skalen zur Erfassung der Lebensqualität (SEL) und dem EuroQOL (EQ-5D) erfasst. Die SEL-Skalen erfassten verschiedene Komponenten wie Stimmung, körperliche Beschwerden, soziales Umfeld und Lebensorientierungen.
Wie schätzten die ehemaligen Fußballspieler ihren aktuellen Gesundheitszustand ein?
Trotz körperlicher Einschränkungen und Schmerzen schätzten über 70% der ehemaligen Fußballspieler ihren aktuellen Gesundheitszustand als gut oder sehr gut ein. Über 80% gaben eine gute oder sehr gute Lebensqualität an.
Gab es Unterschiede zwischen deutschen und englischen Spielern in Bezug auf psychisches Wohlbefinden?
Ja, die deutschen Spieler zeigten im Bereich "Ängstlichkeit und Niedergeschlagenheit" bessere Werte als die englischen Spieler und die Normpopulation. Im Gegensatz zur englischen Studie wiesen die deutschen Spieler mit Arthrose keine erhöhten Werte bei Angst oder Depression auf.
Welche Herz-Kreislauf-Erkrankungen traten bei den ehemaligen Fußballspielern auf?
Etwa 20% der ehemaligen Fußballspieler litten an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung. Die häufigsten Erkrankungen waren Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Herzinfarkte.
Was würden die ehemaligen Fußballspieler im Nachhinein anders machen?
Etwa 35% der ehemaligen Fußballspieler würden im Nachhinein nichts anders machen. 22% würden ihre Verletzungen vollständig auskurieren, und einige würden auf eine bessere Trainingsmethodik achten oder sich nicht wieder fit spritzen lassen.
Wurde in der Studie ein Zusammenhang zwischen der Operation, und deren Auswirkungen auf die Fußballspieler beobachtet?
Ja, die Ergebnisse zeigten, dass bei ehemaligen Fußballspielern, die sich während der aktiven Laufbahn einer Operation unterziehen mussten, auch später noch starke Komplikationen und Probleme auftraten.
Wie ging es den ehemaligen Fußballspielern, nachdem sie Ihre Fußballkarriere beendet haben?
Die Studie ergab das die ehemaligen Fußballspieler in ein Loch fielen. 36,3% der Befragten übten während der Karriere einen Vollzeitberuf und 26,4% einen Teilzeitberuf außerhalb des Fußballs aus.
- Quote paper
- Ashoka Arora (Author), 2003, Fußballprofis nach Karriereende, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/288181