L’Adultera versteht sich nicht von selbst. Man mag verwundert sein, über diesen fast reißerischen Titel, der allzu freizügig die Quintessenz der Handlung vorwegnimmt. Vielleicht liegt darin aber auch schon eine erste Erklärung für die Wahl eines italienischen Wortes. Es kaschiert in wohlklingender Weise die wenig schmeichelhafte deutsche Bezeichnung ‚Ehebrecherin’ und bringt es dennoch auf den Punkt. Fontane verweist mit diesem Titel auf das gleichnamige Gemälde, das nicht nur titelgebend ist, sondern, zumindest als Kopie in das Geschehen Eingang findet. Fontane erschließt sich damit schon im Titel das ganze Feld, auf dem er seine Geschichte ausbreiten wird. Malerei, Kunst im weitesten Sinne, werden zu Bezugsgrößen, zu Symbolträgern der Handlung und Italien zum Fluchtort der Liebenden. Mit den jeweiligen Zusätzen zum Titel, ‚Novelle’ oder ‚Roman’, stellt sich ein zweites Problem. Für beide Bezeichnungen gibt es Anhaltspunkte. Wie auch bei den späteren Werken Fontanes lässt sich hier die Handlung im Kern zurückführen auf einen Gesellschaftsskandal, der nicht nur die Berliner Presse, sondern auch unseren Autor interessiert hat und der sich durchaus als novellentauglich erweist. Allein die Länge der Fontanischen Adaption und die Finesse, mit der er die Tragweite der Geschichte, die innere Disposition der Beteiligten, besonders der weiblichen Hauptfigur, beleuchtet und den sozial-politischen Hintergrund gestaltet, verdient ohne Frage das Etikett ‚Roman’. Aber damit nicht genug der Besonderheiten dieses Werkes. Einzig in L’Adultera geht die Geschichte der Liebenden glimpflich aus. Das Schlusskapitel ist ganz der Versöhnung in einem „ungetrübtem Glanz“ gewidmet. Auf das Idyll unter Weihnachtslichtern fällt am Ende kein Schatten mehr. So reibungslos wird es nicht wieder zugehen in den Ehegeschichten des Autors Fontane. In dieser Arbeit werden die Voraussetzungen und Strukturen, sowie die Personen, ihr gesellschaftlicher Kontext und die Reaktion der Leserschaft beleuchtet, um ein möglichst abgerundetes Bild dieses Werkes zu bieten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Form und Inhalt
- Formale Struktur
- Inhalt
- Voraussetzungen
- Das Vorbild
- Die Entstehung
- Resonanz der Leser und Kritiker
- Die Personen
- Kommerzienrat van der Straaten - Derb und doch gefühlvoll
- Melanie van der Straaten - Das Problem von Schuld und Sühne
- Ebenezer Rubehn - Eine künstliche Konstruktion
- Nebenfiguren
- Funktion der Kunst
- Tintorettos,L'Adultera' - Ein Bild als Kristalisationspunkt
- Weitere Kunstwerke
- Zitate und Anspielungen: Intertextualität
- Die Musik der Verführung
- Zeitroman
- Gesellschaftsbild
- Bourgeoisie und Adel
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Theodor Fontanes Roman „L'Adultera“ und zielt darauf ab, die Voraussetzungen, Strukturen und Personen, den gesellschaftlichen Kontext und die Reaktion der Leserschaft zu beleuchten, um ein umfassendes Bild des Werks zu bieten. Die Arbeit basiert auf einem bereits gehaltenen Referat und soll einen Einblick in das Werk geben.
- Der Einfluss eines realen gesellschaftlichen Skandals auf Fontanes Roman
- Die Rolle von Kunst und Kultur in der Geschichte
- Die Darstellung von Schuld, Sühne und gesellschaftlichen Konventionen
- Die Charakterentwicklung der Hauptfiguren, insbesondere von Melanie van der Straaten
- Die Intertextualität des Werkes und seine Verweise auf Kunst und Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt den Leser in die Thematik ein und erläutert die besondere Bedeutung des Titels "L'Adultera" für das Verständnis des Romans. Das zweite Kapitel behandelt die formale Struktur des Romans und seine erzählerische Technik. Das dritte Kapitel analysiert die Voraussetzungen für die Entstehung des Romans, insbesondere das Vorbild in Form eines realen Skandals.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Romans sind "L'Adultera", "Tintoretto", "Schuld", "Sühne", "Gesellschaft", "Berlin", "Bourgeoisie", "Adel", "Kunst", "Intertextualität", "Zeitroman". Diese Begriffe spiegeln die zentralen Themen des Romans wider und verweisen auf Fontanes Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Konventionen, der Rolle der Kunst und dem individuellen Schicksal des Menschen.
- Arbeit zitieren
- Sandra Schmidt (Autor:in), 2004, Theodor Fontane: "L'Adultera". Eine Werkanalyse, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/28638