In seiner Reise um die Welt, die 1777 auf Englisch erschien und wenig später schon in deutscher Sprache, hat Georg Forster beschrieben, wie er in Begleitung seines Vaters mit der Expedition Kapitän Cooks um die Welt gesegelt ist, und dabei vor allem Neuseeland, die Südsee und deren Bewohner kennen gelernt hat. Seine Beschreibung der Weltumseglung hat schon zu Zeiten ihrer Veröffentlichung großes Aufsehen erregt und wurde von verschiedenen Größen der Zeit der Aufklärung, wie Alexander von Humboldt oder Friedrich Schlegel, rezensiert. Herausgeber der bei der vorliegenden Arbeit zugrunde gelegten Ausgabe der Reise, Gerhard Steiner, bezeichnet Forsters Reisebeschreibung sogar als „nach Gehalt und Schreibart beste von allen Darstellungen, die über die epochalen Entdeckungsreisen Cooks geschrieben wurden“.
Forsters Anspruch in seiner „philosophische[n] Reisebeschreibung“ ist es, so objektiv und vorurteilsfrei wie möglich zu bleiben. Diese Zielsetzung ist umso interessanter, als es in der zeitgenössischen und besonders der deutschen Wahrnehmung fremder Kulturen, Naturvölker und besonders der Südseeinsulaner bereits ein klares, aber romantisiertes Bild von diesen Menschen gab. Diesem Klischee, dem der ‚edlen Wilden’, soll sich in dieser Arbeit angenähert werden. Dazu ist es wichtig zu ermessen, wie dieser Topos entstand und inwieweit Georg Forster davon beeinflusst war. Dieser Frage wird anhand einer Textanalyse der beiden Tahitiaufenthalte in den Jahren 1773 und 1774 nachgegangen. Hierbei wird zu erforschen sein, wie er zu den Einwohnern Tahitis steht, und ob seine Auffassung von diesen Südseeinsulanern in das Bild passt, das seine Zeitgenossen vom ‚edlen Wilden’ hatten. Außerdem wird gezeigt werden, dass sich Forster nicht immer so objektiv verhalten hat, wie er ankündigt. Sondern, dass er sich durchaus Illusionen hingegeben hat und von der Schönheit der Insel so hat blenden lassen, dass ihn die Realität hart treffen konnte. Kern der Untersuchung wird sein, wie Forster den Begriff des ‚edlen Wilden’ verwendet und was dieser für ihn bedeutet. Zudem wird zu klären sein, wie sich aus dieser Charakterisierung der Inselbewohner eine Bewertung der eigenen, westlichen Kultur ergibt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der,edle Wilde' im 18. Jahrhundert - Begriffsklärung
- Der,edle Wilde' bei Forster
- Analyse der Tahiti-Aufenthalte
- Forsters Gebrauch dieses Topos
- Forsters Zivilisationskritik
- Zusammenfassung
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert Georg Forsters Reisebeschreibung und untersucht, wie er den Topos des ,edlen Wilden' in seiner Darstellung der Südseevölker, insbesondere der Tahitianer, verwendet. Ziel ist es, Forsters Sichtweise auf die Südseeinsulaner zu beleuchten und zu untersuchen, inwieweit er sich von dem romantisierten Bild des ,edlen Wilden' beeinflussen ließ. Die Arbeit beleuchtet auch, wie Forsters Beschreibungen der Südseevölker eine Kritik an der europäischen Zivilisation implizieren.
- Der Topos des ,edlen Wilden' im 18. Jahrhundert
- Forsters Sichtweise auf die Tahitianer
- Forsters Kritik an der europäischen Zivilisation
- Die Rolle der Südsee in Forsters Reisebeschreibung
- Die Bedeutung von Forsters Reisebeschreibung für die europäische Wahrnehmung der Südsee
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die Zielsetzung der Arbeit vor. Sie erläutert den Kontext von Forsters Reisebeschreibung und die Bedeutung des Topos des ,edlen Wilden' im 18. Jahrhundert. Das zweite Kapitel beleuchtet die Entstehung und Entwicklung des Begriffs des ,edlen Wilden' und seine Bedeutung in der europäischen Wahrnehmung fremder Kulturen. Das dritte Kapitel analysiert Forsters Beschreibungen der Tahitianer und untersucht, wie er den Topos des ,edlen Wilden' verwendet. Es wird gezeigt, dass Forsters Sichtweise auf die Tahitianer sowohl von dem romantisierten Bild des ,edlen Wilden' als auch von seinen eigenen Beobachtungen geprägt ist. Das vierte Kapitel untersucht Forsters Zivilisationskritik, die sich aus seiner Begegnung mit den Südseevölkern ergibt. Es wird gezeigt, dass Forster die europäische Zivilisation kritisch betrachtet und die Südseevölker als ein Gegenmodell zu den europäischen Lebensweisen darstellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Topos des ,edlen Wilden', Georg Forster, Südsee, Tahiti, Zivilisationskritik, Reisebeschreibung, Aufklärung, Naturvölker, Ethnozentrismus, Exotismus, Südseeromantik, Europäische Wahrnehmung, Fremdwahrnehmung.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Arts Miriam Marie Hirschauer (Autor:in), 2013, "Reise um die Welt". Georg Forsters Kritik an der europäischen Zivilisation anhand seiner Auffassung vom ‚edlen Wilden’, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/280208