Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, die preußischen Agrarreformen von 1807 bis 1816 in ihren Wirkungen auf den Bauernstand und auf den Stand der Gutsherren in Ostelbien näher zu untersuchen. Außer Acht gelassen werden hierbei die preußischen Domänenbauern, die anderen Rechtsverhältnissen unterstanden.
Es stellt sich die Frage, in wie weit die preußische Regierung an einem wahrhaftigen Interessenausgleich zwischen Gutsherren und Dienstpflichtigen interessiert war, in wie weit dieser Interessenausgleich gelang, wer von den Reformen profitierte und in wie weit diese Reformen, die oft unter dem Begriff „Bauernbefreiung“ subsummiert werden, die gesellschaftlich-staatliche Struktur veränderten.
Der Begriff „Bauernbefreiung“ wird in dieser Hauptseminararbeit genauso gemieden, wie der Begriff „Leibeigenschaft“. „Bauernbefreiung“ ist ganz klar positiv konnotiert und steht so einem unbefangenem Herangehen an die Thematik im Wege. Weiter ist festzuhalten, dass viele Bauern dieser „Befreiung“, aus Gründen, die zu erläutern sein werden, sehr misstrauisch bis ablehnend gegenüberstanden.
„Leibeigenschaft“ wiederum subsummiert unter sich das höchst differente System der bäuerlichen Unfreiheit, auf Grund von Diensten und Abgaben, die dem jeweiligen Gutsherren, welcher gleichzeitig oberster Polizei- und Gerichtsherr war, zu erbringen waren.
Da sich die Frage stellt, wie sich die Bauern in Ostelbien, überhaupt zu den am stärksten belasteten oder eben zu den Bauern mit der am weitesten ausgeprägten bäuerlichen Unfreiheit entwickeln konnten, wird ein kurzer historischer Abriss für notwendig erachtet, schließlich waren die ersten Siedler im Osten des Reiches im Vergleich zu ihren Standesgenossen im Altreich mit weitreichenden (Steuer-)Privilegien ausgestattet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Thematische Annäherung
- Historischer Abriss
- Motive der Agrarreformen
- Das „Oktoberedikt“
- Das „Oktoberedikt“ vom 09.10.1807
- Wirkungen des Oktoberedikts
- Regulierungsedikt von 1811 und Deklaration von 1816
- Das „Edikt zu Regulierung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse“ vom 14.09.1811
- Die Deklaration vom 29.05. 1816
- Wirkungen der Deklaration von 1816
- Gesamtwirkungen der Agrarreformen
- Gesamtwirkungen der Agrarreformen auf den Bauernstand
- Gesamtwirkungen der Agrarreformen auf den Landadel
- Die Voraussetzungen in den Köpfen des Landadels
- Ökonomische Folgen für den Landadel
- Gesamtgesellschaftliche Auswirkungen der Agrarreformen
- Die Agrarreformen im Spiegel der Historiker
- Quellen
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hauptseminararbeit analysiert die preußischen Agrarreformen von 1807 bis 1816 und untersucht deren Auswirkungen auf den Bauernstand und den Stand der Gutsherren in Ostelbien. Dabei werden die preußischen Domänenbauern, die anderen Rechtsverhältnissen unterstanden, nicht berücksichtigt. Die Arbeit beleuchtet die Frage, ob die preußische Regierung an einem Interessenausgleich zwischen Gutsherren und Dienstpflichtigen interessiert war und inwiefern dieser gelang. Außerdem wird untersucht, wer von den Reformen profitierte und inwiefern diese Reformen, die oft unter dem Begriff „Bauernbefreiung“ subsummiert werden, die gesellschaftlich-staatliche Struktur veränderten.
- Die Auswirkungen der preußischen Agrarreformen auf den Bauernstand und den Landadel in Ostelbien
- Die Motive der preußischen Regierung hinter den Agrarreformen
- Der Erfolg des Interessenausgleichs zwischen Gutsherren und Dienstpflichtigen
- Die Auswirkungen der Reformen auf die gesellschaftlich-staatliche Struktur
- Die historische Einordnung der Agrarreformen im Kontext der gesellschaftlichen und politischen Veränderungen des frühen 19. Jahrhunderts
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und das Ziel der Arbeit vor. Sie beleuchtet die Problematik der Begriffe „Bauernbefreiung“ und „Leibeigenschaft“ und erklärt die Notwendigkeit eines historischen Abrisses zur Entwicklung der bäuerlichen Unfreiheit in Ostelbien.
- Das Kapitel „Thematische Annäherung“ beginnt mit einem historischen Abriss über die Ostsiedlung in Mecklenburg als repräsentatives Beispiel für Ostelbien. Es beschreibt die Entwicklung des Grundherrschaftssystems und die zunehmende Abhängigkeit der Bauern vom Landadel.
- Das Kapitel „Das ‚Oktoberedikt‘“ analysiert das erste Edikt zur Reform der landwirtschaftlichen Verhältnisse auf junkerlichen Gutshöfen. Es beleuchtet die Motivation Friedrich Wilhelms III. und zeigt die Einflüsse von Adam Smith und Immanuel Kant auf die Reformpolitik auf.
- Das Kapitel „Regulierungsedikt von 1811 und Deklaration von 1816“ untersucht die weiteren Schritte der Agrarreformpolitik und ihre Auswirkungen auf die rechtlichen und sozialen Verhältnisse zwischen Gutsherren und Bauern. Es beleuchtet die Inhalte der beiden Edikte und ihre Bedeutung für die Entwicklung des ländlichen Raums.
- Das Kapitel „Gesamtwirkungen der Agrarreformen“ fasst die Auswirkungen der Reformen auf den Bauernstand, den Landadel und die gesamte Gesellschaft zusammen. Es analysiert die ökonomischen und sozialen Folgen der Veränderungen und beleuchtet die Veränderungen in den Machtstrukturen und dem gesellschaftlichen Zusammenleben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den preußischen Agrarreformen von 1807 bis 1816, insbesondere mit ihren Auswirkungen auf den Bauernstand und den Landadel in Ostelbien. Die Schwerpunkte liegen auf den Motiven der preußischen Regierung, dem Interessenausgleich zwischen Gutsherren und Dienstpflichtigen, den Auswirkungen der Reformen auf die gesellschaftlich-staatliche Struktur und der historischen Einordnung der Agrarreformen im Kontext der gesellschaftlichen und politischen Veränderungen des frühen 19. Jahrhunderts. Wichtige Begriffe sind „Bauernbefreiung“, „Leibeigenschaft“, „Oktoberedikt“, „Regulierungsedikt“, „Deklaration von 1816“, „Grundherrschaft“, „Ostsiedlung“, „Junker“, „Domänenbauern“ und „Ostelbien“.
- Quote paper
- Martin Mühlenberg (Author), 2011, Die preußischen Agrarreformen von 1807 bis 1816, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/279749