Eine der wohl größten Fragen, die man sich stellt, wenn man Gott und dem Glauben gegenüber skeptisch ist, ist, ob eine Welt voll Übel und Leid wirklich von Gott gewollt sein kann bzw. warum er sie überhaupt in dieser Form erschaffen hat, wenn er doch allmächtig und zugleich gütig ist.
Wäre er dazu in der Lage, eine bessere Welt zu schaffen? Wenn ja, warum hat er es nicht getan? Ist er wirklich allmächtig oder auch nur ohnmächtig wie wir Menschen und kann deshalb keinen Einfluss auf das Leid der Menschen nehmen und in das Geschehen auf der Welt eingreifen?
Bereits in der Bibel (insbesondere im Buch Ijobs im Alten Testament) beschäftigte man sich mit dieser Frage, die bis in die Gegenwart hinein christliches Denken determiniert.
Die Theologie kann und sollte also weder von der Leidensgeschichte der Menschen absehen noch ihre Hoffnung auf Heil und Gerechtigkeit verraten, sondern sich diesem Problem stellen.
Es handelt sich um eine Rückfrage an Gott und seine Allmacht und Güte, eine Klage über sinnloses Leiden auf der Welt und letzten Endes dennoch um eine Hoffnung, dass Gott die ungerechtfertigt Leidenden vom Leid befreien und retten möge.
Im Folgenden möchte ich mich vorerst dem Charakter des Theodizeeproblems sowie seiner Darstellung im Alten (am Beispiel des Buchs Ijob) und Neuen Testament (am Beispiel von „Die Heilung eines Blinden“ in Joh 9, 1-12) widmen. Im Anschluss daran erläutere ich exemplarisch vier Lösungsversuche der Theodizee. Darüber hinaus untersuche ich die These, die Theodizee bilde den „Fels des Atheismus“.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Charakter des Theodizeeproblems
- Die Theodizeefrage im Alten Testament am Beispiel des Buchs Ijob
- Die Theodizeefrage im Neuen Testament am Beispiel von „Die Heilung eines Blinden“ (Joh 9, 1-12)
- Exemplarische Lösungsversuche der Theodizee
- Die individuelle Vergeltungslogik
- Die kollektive Vergeltungslogik der Erbsündenlehre
- Das Argument der Willensfreiheit
- Das Problem der natürlichen Übel und Naturgesetze
- Theodizee als „,Fels des Atheismus“
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Problem der Theodizee, also der Frage, warum Gott Leid zulässt. Sie untersucht die Darstellung des Problems im Alten und Neuen Testament sowie verschiedene Lösungsversuche.
- Der Charakter des Theodizeeproblems und seine Fragestellungen
- Die Darstellung des Theodizeeproblems im Alten Testament (am Beispiel des Buchs Ijob) und im Neuen Testament (am Beispiel der Heilung des Blinden in Joh 9, 1-12)
- Exemplarische Lösungsversuche der Theodizee (z.B. individuelle Vergeltungslogik, kollektive Vergeltungslogik der Erbsündenlehre, Argument der Willensfreiheit, Problem der natürlichen Übel und Naturgesetze)
- Theodizee als „Fels des Atheismus“
- Fazit und Resümee der Fragestellungen bezüglich der Theodizee
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den Anstoß zur Beschäftigung mit dem Theodizeeproblem und die Bedeutsamkeit der Frage für das christliche Denken. Kapitel 2 beschreibt den Charakter des Theodizeeproblems und die vielfältigen Fragestellungen, die sich daraus ergeben. Anschließend werden verschiedene Lösungsversuche von Gottfried Wilhelm Leibniz, Voltaire und Gisbert Greshake vorgestellt. Das Fazit fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Problem der Theodizee, Leid und Übel, Gott, Allmacht, Güte, Willensfreiheit, natürliche Übel, Erbsünde, Atheismus, Theismus, Gottesplan, Leidensgeschichte, Religionsunterricht, Theologie.
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- Viktoria Mey (Author), 2011, Warum lässt Gott Leid zu? Das Problem der Theodizee, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/279593