„Wer Sicherheit verspricht, schürt zuerst Unsicherheit und Angst.“ (Willy Meurer)
Mit diesem Aphorismus möchte ich in die grundlegende Thematik meiner Seminararbeit über das Verhältnis von Angst und Sicherheit in Juli Zehs Roman "Corpus Delicti" einführen. Die in Juli Zehs Roman Corpus Delicti beschriebene Gesellschaftsordnung wird maßgeblich durch die Gesetze der Methode determiniert, von der Gottwein in ihrem Aufsatz Die verordnete Kollektivität schreibt, sie sichere sich durch zwei Denkansätze. Auf der einen Seite „basiert [die Methode] auf dem festen Glauben an die Wissenschaften, die einen sicheren Weg (Methode) zu garantieren scheinen“. Auf der anderen Seite fußt sie auf der kulturellen Aufgabe, die gesellschaftliche Angst der Vergänglichkeit durch vorgeschriebene Ordnung und Beständigkeit mittels Verhaltensvorschriften zu minimieren. In meiner Seminararbeit möchte ich eben diese Ambivalenz zwischen Angst und Sicherheit untersuchen und deren Einfluss auf die Individuen der Gesellschaft darlegen. Die Motivation zu diesem Thema entstand aus Juli Zehs Plädoyer für eine freie Gesellschaft in ihrem Buch Angriff auf die Freiheit, in dem sie schreibt, dass der „vermeintlich abgesicherte Bürger […] der regulierte Bürger“ sei und der Staat aus Gründen dieser Regulierung und zum Schutz der Gesellschaft möglichst viele Informationen über die Bürger sammelt. Dabei dient die Angst als allmächtiges Druckmittel, um eine Gesellschaft verstummen zu lassen. Beide Aspekte von Angst und Absicherung lassen sich auf Juli Zehs Roman "Corpus Delicti" übertragen. Zentral ist dabei die beschriebene Methode, die durch Informationssammlung den Bürger reguliert und seine Ängste schürt. Die Auswirkungen auf die Charaktere lassen sich besonders an Mias Hausbewohnern aufzeigen. Sie agieren als Repräsentanten der angstgeschürten Gesellschaft, die ihr Verhalten im Sinne der Sicherheit auf die Vorgaben der Methode anpassen. Mia kann hingegen im Laufe des Romans Teile ihrer Angststruktur überwinden und positiv für die Revolte gegen die Gesellschaftsstruktur nutzen. Basierend auf Riemanns standardisierten Angstdefinitionen der Angst vor der Selbsthingabe, der Angst vor der Selbstwerdung, der Angst vor der Wandlung und der Angst vor der Notwendigkeit, möchte ich den von Juli Zeh in Corpus Delicti konstruierten Entwurf von Angst und Sicherheit darstellen und die durch diese Angstparadigmen definierten Persönlichkeitstypen anhand der Charaktere in Corpus Delicti aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Angst und Sicherheit – Ein Definitionsangebot
- Angst nach RIEMANN
- Sicherheit
- Juli Zehs Verständnis von Angst und Sicherheit
- Konstruktion in Corpus Delicti
- Die METHODE
- Lizzie, Pollsche und Driss
- Mia
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit dem Verhältnis von Angst und Sicherheit in Juli Zehs Roman Corpus Delicti. Im Mittelpunkt steht die in dem Roman beschriebene Gesellschaftsordnung, die maßgeblich durch die Gesetze der METHODE bestimmt wird. Die Arbeit untersucht, wie Angst als ein zentrales Element zur Sicherung dieser Ordnung genutzt wird, und wie diese Angst die Individuen beeinflusst. Die Analyse konzentriert sich auf die Ambivalenz zwischen Angst und Sicherheit und deren Einfluss auf das Verhalten der Figuren.
- Die Konstruktion eines gespaltenen Kollektivismus in Corpus Delicti
- Die Rolle der METHODE in der Schürfung von Angst und der Schaffung von Sicherheit
- Die Auswirkungen von Angst und Sicherheit auf die Individuen in der Gesellschaft
- Die Möglichkeiten der Revolte gegen die Gesellschaftsstruktur im Roman
- Die Analyse der Angstparadigmen nach RIEMANN und ihre Anwendung auf die Figuren in Corpus Delicti
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Thematik der Seminararbeit ein, die sich mit dem Verhältnis von Angst und Sicherheit in Juli Zehs Roman Corpus Delicti befasst. Der Autor stellt den Roman und die darin dargestellte Gesellschaftsordnung vor, die von der METHODE geprägt ist. Diese dient der Sicherung der gesellschaftlichen Gesundheit, indem sie Angst als Druckmittel nutzt, um die Bürger zu kontrollieren. Mias Prozess gegen die METHODE und ihre Rolle als potentielle Ikone der Revolution werden als zentrale Elemente des Romans hervorgehoben.
Angst und Sicherheit – Ein Definitionsangebot
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition von Angst und Sicherheit. Der Autor bezieht sich dabei auf RIEMANN und andere Wissenschaftler, um die unterschiedlichen Perspektiven auf den Begriff der Angst zu beleuchten. Er analysiert die Bedeutung der Angst als unangenehmen, aber dennoch lebensnotwendigen emotionalen Zustand. Der Autor verweist außerdem auf die kognitive Beeinträchtigung, die Angst auf das Individuum haben kann, und wie diese Ohnmacht in der Gesellschaft von Corpus Delicti deutlich wird.
Juli Zehs Verständnis von Angst und Sicherheit
Dieses Kapitel analysiert Juli Zehs Verständnis von Angst und Sicherheit, basierend auf ihren Schriften Angriff auf die Freiheit und Corpus Delicti. Der Autor zeigt auf, wie Zeh die Angst als ein mächtiges Werkzeug zur Kontrolle und Verstummung der Gesellschaft darstellt. Er erläutert die Rolle der METHODE, die durch Informationssammlung und Regulierung die Ängste der Bürger schürt. Die Auswirkungen dieser Ängste werden anhand der Figuren des Romans dargestellt.
Konstruktion in Corpus Delicti
Dieses Kapitel untersucht die Konstruktion von Angst und Sicherheit im Roman Corpus Delicti. Der Autor beschreibt die Methode, die als zentrales Element der Gesellschaft fungiert, und analysiert die Auswirkungen auf die Figuren, insbesondere auf Mia und ihre Hausbewohner. Er zeigt auf, wie diese als Repräsentanten der angstgeschürten Gesellschaft agieren, die ihr Verhalten an die Vorgaben der METHODE anpassen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Seminararbeit sind: Angst, Sicherheit, Kontrolle, METHODE, Gesellschaftsordnung, Juli Zeh, Corpus Delicti, Kollektivismus, Revolte, RIEMANN, Angstparadigmen, Persönlichkeitsentwicklung. Die Arbeit untersucht die Konstruktion von Angst und Sicherheit in Juli Zehs Roman Corpus Delicti, die Rolle der METHODE in der Schürfung von Angst und die Auswirkungen auf die Individuen der Gesellschaft. Die Analyse konzentriert sich auf die Ambivalenz zwischen Angst und Sicherheit und deren Einfluss auf das Verhalten der Figuren.
- Quote paper
- Lukas Baumanns (Author), 2013, Zwischen Angst und Sicherheit. Juli Zehs Konstruktion eines gespaltenen Kollektivismus in "Corpus Delicti", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/279135