Jean-Luc Godard, einer der einflussreichsten Filmregisseure der 1960er Jahre, war ein Vertreter der französischen Nouvelle Vague, neben Francois Truffaut, Claude Chabrol, Eric Rohmer und Jacques Rivette. Die meisten der jungen Filmemacher der Nouvelle Vague kamen aus dem engeren Kreis des Cahiers du Cinéma, dem wohl einflussreichsten Filmjournal der Geschichte, das 1951 von André Bazin, Jacques Doniol-Valcroze und Lo Duca gegründet worden war. Einer ihrer Kritiker war Godard, der als Filmemacher von seiner Beschäftigung mit Filmgeschichte und –theorie profitierte. Seine cineastischen Werke als „gefilmte Filmtheorie“ folgten zudem der „Politique des auters“, einem von Truffaut geprägten Ausdruck, der den Film als Produkt eines Autors definiert. Der Filmemacher als Drehbuchautor und Regisseur in Personalunion soll seinen eigenen Stil entwickeln, seine subjektive Weltsicht kreativ ausdrücken und damit aus dem Schatten der Filmindustrie treten, in welcher er lediglich als ein Glied in der funktional hierarchisierten Arbeitsteilung verstanden wurde. Die Ästhetik der in diesem Kontext entstehenden Filme wurde von neuen Filmtechniken und außergewöhnlichen Erzählstilen bestimmt.
Als Vorbild diente der Gruppe der Nouvelle Vague das amerikanische Kino, genauer gesagt das klassische Genre-Kino Hollywoods. Doch dieser Bezugspunkt erscheint bei Godard nicht immer in positivem Licht: Genre und Godard verbindet eine „Hass-Liebe“. Inwiefern dies zu verstehen ist, soll in der vorliegenden Arbeit am Beispiel seines 1965 erschienenen Films PIERROT LE FOU (Jean-Luc Godard, Frankreich 1965) erörtert werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zur Genretheorie
- 3. Filmgenres in Pierrot le fou
- 3.1 Film noir/Gangsterfilm
- 3.2 Zwischen Liebes- und Abenteuerfilm
- 3.3 Weitere generische Elemente
- 4. Dekodierung und Neukontextualisierung von Genremustern
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Umgang Jean-Luc Godards mit Filmgenres im Kontext seines Films "Pierrot le Fou" (1965). Das Hauptziel ist es, Godards spielerische und dekonstruktivistische Herangehensweise an etablierte Genremuster aufzuzeigen und eine neue Perspektive auf seine filmische Arbeit zu eröffnen. Die Analyse konzentriert sich auf die ausgewählten Genres und deren Interaktion im Film.
- Godards Umgang mit etablierten Filmgenres
- Die Dekonstruktion und Neukontextualisierung von Genremustern in "Pierrot le Fou"
- Die Beziehung zwischen Genrekonventionen und Godards persönlichem Stil
- Die Rolle von Semantik und Syntax in der Genredefinition nach Altman
- Die Bedeutung von "Pierrot le Fou" im Kontext der Nouvelle Vague
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt Jean-Luc Godard und seinen Film "Pierrot le Fou" im Kontext der französischen Nouvelle Vague vor. Sie hebt Godards Interesse an Filmgeschichte und -theorie hervor und betont seine "Hassliebe" zum Genre-Kino. Die Arbeit fokussiert auf die Analyse von Genres in "Pierrot le Fou" und deren Bedeutung für Godards filmischen Stil. Die methodische Vorgehensweise, die sich auf ausgewählte Szenen konzentriert, wird kurz erläutert. Der begrenzte Umfang wird im Hinblick auf die umfassende Genreanalyse von Godards Werk hervorgehoben.
2. Zur Genretheorie: Dieses Kapitel bietet einen kurzen Überblick über die Genretheorie, wobei der Schwerpunkt auf Rick Altmans semiologischem Ansatz liegt. Altman differenziert zwischen einer „inklusiven“ ikonografischen und einer „exklusiven“ interpretativen Definition von Genres. Der semantische Ansatz konzentriert sich auf gemeinsame visuelle Elemente, während der syntaktische Ansatz die Beziehungen zwischen diesen Elementen betont. Altmans Vorschlag einer Kombination beider Methoden wird diskutiert, ebenso wie die Problematik der Abgrenzung einzelner Genres und deren wechselseitige Beeinflussung.
3. Filmgenres in Pierrot le fou: Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen Genres in Godards "Pierrot le Fou". Es wird die Verwendung von Elementen des Film noir und Gangsterfilms, sowie Aspekte des Liebes- und Abenteuerfilms untersucht und wie diese miteinander verwoben sind. Die Analyse zeigt, wie Godard Genrekonventionen verwendet, aber gleichzeitig ironisch bricht und neu kombiniert, um seinen eigenen Stil zu schaffen. Die Kapitel 3.1, 3.2 und 3.3 bieten eine vertiefte Auseinandersetzung mit spezifischen Genre-Aspekten des Films.
Schlüsselwörter
Jean-Luc Godard, Pierrot le Fou, Nouvelle Vague, Filmgenre, Genretheorie, Rick Altman, Film noir, Gangsterfilm, Liebesfilm, Abenteuerfilm, Semantik, Syntax, Dekonstruktion, Neukontextualisierung, französisches Kino.
Häufig gestellte Fragen zu "Pierrot le Fou": Genreanalyse nach Godard
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den Umgang Jean-Luc Godards mit Filmgenres in seinem Film "Pierrot le Fou" (1965). Sie untersucht, wie Godard etablierte Genremuster spielerisch und dekonstruktivistisch verwendet und neu kombiniert.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Das Hauptziel ist es, Godards Herangehensweise an etablierte Genremuster aufzuzeigen und eine neue Perspektive auf seine filmische Arbeit zu eröffnen. Die Analyse konzentriert sich auf die Interaktion verschiedener Genres im Film.
Welche Genres werden im Film "Pierrot le Fou" analysiert?
Die Arbeit analysiert die Verwendung von Elementen des Film noir, des Gangsterfilms, des Liebesfilms und des Abenteuerfilms in "Pierrot le Fou" und deren Verflechtung.
Welche Genretheorie wird angewendet?
Die Arbeit stützt sich auf den semiologischen Ansatz von Rick Altman, der zwischen einer „inklusiven“ ikonografischen und einer „exklusiven“ interpretativen Definition von Genres unterscheidet. Altmans Kombination aus semantischen (visuelle Elemente) und syntaktischen (Beziehungen zwischen Elementen) Ansätzen wird diskutiert.
Wie beschreibt die Arbeit Godards Umgang mit den Genres?
Die Arbeit zeigt, wie Godard Genrekonventionen zwar verwendet, sie aber gleichzeitig ironisch bricht und neu kombiniert, um seinen eigenen, unverwechselbaren Stil zu schaffen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Genretheorie, Filmgenres in "Pierrot le Fou", Dekodierung und Neukontextualisierung von Genremustern und Fazit. Kapitel 3 ist weiter unterteilt in die Analyse spezifischer Genre-Aspekte.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Jean-Luc Godard, Pierrot le Fou, Nouvelle Vague, Filmgenre, Genretheorie, Rick Altman, Film noir, Gangsterfilm, Liebesfilm, Abenteuerfilm, Semantik, Syntax, Dekonstruktion, Neukontextualisierung, französisches Kino.
Wie ist der Umfang der Arbeit?
Die Arbeit konzentriert sich auf eine detaillierte Analyse ausgewählter Genres in "Pierrot le Fou" und hebt den begrenzten Umfang im Hinblick auf eine umfassende Genreanalyse von Godards Gesamtwerk hervor.
Welche methodische Vorgehensweise wird angewendet?
Die Analyse konzentriert sich auf ausgewählte Szenen des Films, um die Genreelemente und deren Interaktion zu untersuchen.
Welche Bedeutung hat "Pierrot le Fou" im Kontext der Nouvelle Vague?
Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung von "Pierrot le Fou" innerhalb des Kontextes der französischen Nouvelle Vague und Godards individuellen Stils im Umgang mit Filmgeschichte und -theorie.
- Quote paper
- Corinna Gronau (Author), 2011, Nouvelle Vague. Der Umgang Godards mit Film-Genres am Beispiel von Pierrot le Fou, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/277944