Edlef Köppens Antikriegsroman „Heeresbericht“ wurde 1930 mit einer Startauflage von nur 3.000 Exemplaren im Horen-Verlag publiziert. Der Roman, dessen Arbeitstitel 1929 noch schlicht
„Sieben Komma Fünf“ lautete, erzählt die Geschichte des Kriegsfreiwilligen Adolf Reisiger und seiner außerordentlichen Entwicklung zum Pazifisten.
Trotz einer durchweg positiven Bewertung durch die Kritik, lässt sich die komplette Erstausgabe nur auf ca. 10.000 Exemplare beziffern. Dies mag vor allem mit dem relativ späten
Erscheinungstermin des Buches zusammengehangen haben - die große Welle pazifistischer Literatur erreichte bereits 1928 mit Remarque ihren Höhepunkt.
Köppens Werk zeichnet sich im Vergleich zu den übrigen Vertretern des Genres durch eine Besonderheit aus, die Ernst Toller in seiner positiven Kritik des Buches vermerkte:
„Köppens Buch Heeresbericht unterscheidet sich formal von allen anderen Kriegsbüchern durch seinen Stil: Ineinander persönlichen Erlebens und allgemeiner Dokumente der grossen Zeit. Dieses
Ineinander, das man im Film und in der Photographie Montage nennt, ist Köppen ausserordentlich gelungen.“
Er fügte hinzu:
„Hut ab vor Edlef Köppen. Er hat (neben Plivier) das mutigste Kriegsbuch geschrieben, das bisher in Deutschland veröffentlicht wurde […] Köppens Buch müßte Hunderttausende Leser finden.“
Tollers Wunsch erfüllte sich nicht. Obwohl das Buch ein Jahr später eine englische Übersetzung mit dem Titel „Higher Command“ beschert bekam, die auch in den USA und Kanada vertrieben wurde, reichten die Werbemittel des ökonomisch schwachen Horen-Verlags nicht aus, dem Roman zu einer
größeren Leserschaft zu verhelfen. Zudem wurde das Buch 1935 von den Nationalsozialisten verboten und nur durch eine Neuauflage durch den Scriptor-Verlag mit einem Nachwort von
Michael Gollbach 1976 vor dem Vergessen bewahrt.Nennungen, Analysen und Lob Fallen in Bezug auf den „Heeresbericht“ bis in die Gegenwart nicht dürftig aus. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die Authentizitätsfrage
- III. Die Montage als Schreibverfahren – Versuch einer Begriffserklärung
- IV. Reisigers Weg zum Pazifismus
- 1. Die Ursachen des Krieges
- 2. Die „Kameradschaft vor dem Feind“
- 3. Die Front und der Feind
- 4. Pflicht und Befehl als retardierende Elemente im Erkenntnisprozess
- 5. Reisigers pazifistische Verweigerung
- V. Die Entlarvung der offiziellen Kriegsdeutung durch die Form der Montage
- 1. Zensur und Propaganda
- 2. Religion und Krieg
- 3. Sexualität und Krieg
- VI. Die Funktion der Montage
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit untersucht die Montagetechnik im Roman „Heeresbericht“ von Edlef Köppen und deren Funktion in der Gestaltung der Antikriegsmessage. Die Arbeit analysiert die Montage als innovatives Schreibverfahren und beleuchtet die Frage, warum sich Köppen für diese Form der Darstellung entschied.
- Die Authentizitätsfrage im Kriegsroman der Weimarer Republik
- Die Montagetechnik als Mittel der Antikriegsliteratur
- Die Entwicklung des Protagonisten Reisigers zum Pazifisten
- Die Entlarvung von Propaganda und Manipulation im Krieg
- Die vielfältigen Funktionen der Montage in Köppens „Heeresbericht“
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit befasst sich mit der Einleitung und der Problematik des Antikriegsromans in der Weimarer Republik. Das zweite Kapitel analysiert die Authentizitätsfrage, die für das Genre des Kriegsromans von großer Bedeutung war.
Das dritte Kapitel widmet sich der Montage als Schreibverfahren. Köppen verwendet eine Kombination aus dokumentarischen Elementen und erzählter Perspektive, um das Kriegsgeschehen zu schildern.
Das vierte Kapitel folgt dem Weg des Protagonisten Reisigers von einem Kriegsfreiwilligen hin zu einem Pazifisten. Seine Erfahrungen an der Front und die Begegnung mit dem Feind führen zu einer Umdenken und Entwicklung seines pazifistischen Bewusstseins.
Das fünfte Kapitel untersucht die Entlarvung der offiziellen Kriegsdeutung durch die Form der Montage. Köppen zeigt die Manipulation und Propaganda, die im Krieg eingesetzt wurden, auf, und beleuchtet dabei die Instrumentalisierung von Religion und Sexualität.
Das sechste Kapitel analysiert die Funktion der Montage in Köppens Roman. Es beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Montagetechnik und ihre Rolle bei der Vermittlung der Antikriegsmessage.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den folgenden Schlüsselbegriffen: Edlef Köppen, „Heeresbericht“, Kriegsroman, Weimarer Republik, Authentizität, Montage, Antikriegsliteratur, Pazifismus, Propaganda, Religion, Sexualität.
- Quote paper
- Robert Wolf (Author), 2013, „Es blieb nicht mehr als ein Film ...“. Die Montage und ihre Funktion in Edlef Köppens Roman „Heeresbericht“, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/275419