Wiederholt fordert die Forschung, Pandels ursprünglich sieben Dimensionen des Geschichtsbewusstseins um die Dimension „Geschlecht“ zu erweitern. Dafür sprachen sich Susanne Thurn 1997 und auch Klaus Bergmann 2002 explizit aus. Ein neuerer Ansatz von Brigitte Dehne ist, das kritische Analysepotenzial der Kategorie Gender im Geschichtsbewusstsein mit einzubeziehen . Martin Lücke schlägt sogar eine partielle Neukategorisierung von Pandels Dimensionierung von Geschichtsbewusstsein vor. Durch all diese Konzepte soll das Problem gelöst werden, dass Schüler/innen im bisherigen Geschichtsunterricht keine Genderkompetenz erwerben. Sie werden weder für bestehende Genderdifferenzen innerhalb der Geschichte, noch innerhalb der heutigen Gesellschaft sensibilisiert. Zudem lernen Schüler/innen nicht die bestehenden Differenzen und ihr eigenes Genderbewusstsein zu analysieren und zu reflektieren. Doch können diese Probleme allein durch die Einführung eines neuen Begriffs oder einer Neukategorisierung des Geschichtsbewusstseins gelöst werden? Und ist eine Überarbeitung von Pandels Modell wirklich notwendig?
Um diese Fragen beantworten zu können, sollen im Rahmen der vorliegenden Arbeit die bereits erwähnten Konzepte zur Einführung eines „Genderbewusstseins“ im Geschichtsunterricht kritisch hinterfragt und untersucht werden. In einem ersten Schritt wird Pandels Dimensionierung von Geschichtsbewusstsein kurz erläutert. Damit die Überlegungen von Klaus Bergmann und Susanne Thurn, Brigitte Dehne und Martin Lücke genau nachvollzogen werden können, muss anschließend geklärt werden, wie sie Gender definieren und auf welchen gendertheoretischen Modellen ihre Ideen basieren. Nachfolgend sollen ihre unterschiedlichen Entwürfe zur Entwicklung eines genderbewussteren Geschichtsunterrichts genauer beschrieben und hinterfragt werden. In diese kritische Betrachtung sollen auch ihre praxisbezogenen Ideen für genderthematische Inhalte im Geschichtsunterricht mit einbezogen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die sieben Dimensionen von Geschichtsbewusstsein von Hans-Jürgen Pandel
- „Geschlecht“ als zusätzliche Dimension von Geschichtsbewusstsein – Susanne Thurn und Klaus Bergmann
- Das kritische Analysepotenzial der Kategorie Gender – Brigitte Dehne
- Neukategorisierung der Dimensionen von Pandel – Martin Lücke
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob und wie die Dimension „Gender“ in Pandels Modell der sieben Dimensionen des Geschichtsbewusstseins integriert werden kann. Ziel ist es, die verschiedenen Konzepte zur Einführung eines „Genderbewusstseins“ im Geschichtsunterricht kritisch zu analysieren und zu beurteilen, ob eine Überarbeitung von Pandels Modell tatsächlich notwendig ist.
- Die Bedeutung von Gender im Geschichtsunterricht
- Die Konzepte zur Erweiterung von Pandels Modell durch die Dimension „Geschlecht“
- Die kritische Auseinandersetzung mit den gendertheoretischen Modellen
- Die praxisbezogene Umsetzung von Geschlechtsbewusstsein im Geschichtsunterricht
- Die Frage, ob die Integration von Gender allein durch die Einführung eines neuen Begriffs oder einer Neukategorisierung des Geschichtsbewusstseins gelöst werden kann
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Diese Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt die Relevanz der Genderthematik im Geschichtsunterricht dar. Sie zeigt auf, dass die Bedeutung von Gender in der Geschichtsdidaktik bisher noch gering ist und es Bedarf an einer stärkeren Berücksichtigung dieses Aspekts gibt. Zudem werden die verschiedenen Konzepte zur Integration von Gender in Pandels Modell des Geschichtsbewusstseins vorgestellt. - Kapitel 2: Die sieben Dimensionen von Geschichtsbewusstsein von Hans-Jürgen Pandel
Dieses Kapitel erläutert Pandels Modell der sieben Dimensionen des Geschichtsbewusstseins. Es wird die Entstehung des Begriffs „Geschichtsbewusstsein“ und dessen Bedeutung im Geschichtsunterricht dargestellt. Zudem werden die einzelnen Dimensionen von Pandels Modell detailliert beschrieben und ihre Verknüpfung erläutert. - Kapitel 3: „Geschlecht“ als zusätzliche Dimension von Geschichtsbewusstsein – Susanne Thurn und Klaus Bergmann
Dieses Kapitel stellt die Ansätze von Susanne Thurn und Klaus Bergmann zur Erweiterung von Pandels Modell durch die Dimension „Geschlecht“ vor. Es wird die Bedeutung von „Geschlecht“ als historische und veränderbare Kategorie erläutert und die Notwendigkeit für eine Sensibilisierung von Schüler*innen für Genderdifferenzen innerhalb der Geschichte und der heutigen Gesellschaft hervorgehoben. - Kapitel 4: Das kritische Analysepotenzial der Kategorie Gender – Brigitte Dehne
In diesem Kapitel wird Brigitte Dehne’s Kritik an den Modellen von Susanne Thurn und Klaus Bergmann analysiert. Sie argumentiert, dass diese Modelle Gender lediglich auf der Ebene der Individuen betrachten und die genderthematische Strukturmerkmale innerhalb der Gesellschaft unberücksichtigt lassen. Zudem wird die fehlende praktische Umsetzung von Geschlechtsbewusstsein im Geschichtsunterricht in den Modellen kritisiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselbegriffe Geschichtsbewusstsein, Gender, Genderforschung, Geschichtsdidaktik, Pandel-Modell, Dimensionierung, Geschlecht, Geschlechtsbewusstsein und Gendertheorie. Die Arbeit beleuchtet das Potenzial der Genderforschung für die Geschichtsdidaktik und diskutiert, wie Genderperspektiven in den Geschichtsunterricht integriert werden können.
- Quote paper
- Sabrina Rutner (Author), 2013, Genderaspekte im Geschichtsunterricht: Pandels Modell der sieben Dimensionen von Geschichtsbewusstsein, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/274063