Wer war Sokrates?
Und was lehrte bzw. tat er?
Für viele ist er der Stammvater der Philosophie, der, wenn nicht der größte, so doch der authentischste Philosoph überhaupt, ein Mann, von dem es schon in der Antike hieß, er habe die Philosophie vom Himmel auf die Erde geholt, konkret auf athenischen Boden. Ein Mann, der über 2500 Jahre Bewunderung hervorrief für das, was er lehrte, sich an athenisches Recht und Gesetz hielt
und vor allem für die Einheit von Lehre und Leben, Theorie und Praxis eintrat und letztlich für sein
mutiges In-den-Tod-Gehen sogar mit Jesus verglichen wurde. Sokrates – der Stammvater der Philosophie, der mit seinem Dialogisieren und kritischen Nachfragen zugleich der erste philosophische Lebensberater war.
Überrascht ist man dann aber zu hören, dass dieser Sokrates selbst gar nichts geschrieben hat, obwohl
er bekanntlich kein Analphabet war. Griechenland befand sich in dieser Zeit am Übergang von einer mündlich dominierten Gesellschaft zu einer Schriftkultur, was anhand des großen Dreigestirns der griechischen Philosophie deutlich wird: Sokrates hat nichts geschrieben, Platon schrieb zwar sein Leben lang Dialoge, schätzte als philosophisches Handwerkszeug aber auch den mündlichen Logos und Aristoteles legte sich die erste Privatbibliothek an und galt in der Alten Akademie gemeinhin als „der Leser“. Woher wissen wir also von Sokrates? Woher seine große Wirkungsmächtigkeit? Er
selbst hat nichts hinterlassen, was bei der Beantwortung der beiden Ausgangsfragen helfen könnte, die im Zentrum dieser zweiteiligen Arbeit stehen. Wo muß man also suchen, um sich über Sokrates über einen `historischen Graben´ von ca. 2500 Jahren kundig zu machen? [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Teil: Hintergründe und Quellenlage
- 1. Historische und philosophische Rahmenbedingungen
- 1.1 Die Annäherung an Sokrates über Sokratesbilder
- 1.2 Die Vorsokratik
- 1.3 Die Sophisten
- 1.4 Die Person des Sokrates
- 2. Quellenlage
- 2.1 Die Wolken des Aristophanes
- 2.2 Die Memorabilien des Xenophon
- 2.3 Platons Sokrates in den Frühdialogen
- 2.4 Aristoteles über Sokrates
- 2.5 Die „kleinen“ Sokratiker und andere Komödiendichter
- 2.6 Die Apologie Platons und der Prozess des Sokrates
- 1. Historische und philosophische Rahmenbedingungen
- II. Teil: Die Einheit von Theorie und Praxis
- 1.1 Sokrates und seine Abgrenzung von der Sophistik
- 1.2 Der Begriff Arete bei Sokrates
- 1.3 Sokratische Paradoxien
- 1.4 Die Seelenvorstellung von Sokrates in der platonischen Apologie
- 1.5 Die Einschränkung des Wissensbereichs auf menschliches Wissen
- 1.6 Das Prüfverfahren in der Apologie
- III. Teil: Die Sokratische Aretologie
- 1.1 Das Induktionsproblem und die Einheit der Tugenden
- 1.2 Die sokratische Tugendlehre als Aretologie
- Schlussbemerkungen und Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt darauf ab, die Person Sokrates und den Kern seiner Lehre zu rekonstruieren, wobei die enge Verknüpfung von Leben und Lehre berücksichtigt wird. Die Schwierigkeit liegt in der spärlichen und oft widersprüchlichen Quellenlage. Die Arbeit untersucht kritisch verschiedene Quellen, um ein möglichst genaues Bild von Sokrates zu zeichnen und die zentralen Themen seiner Philosophie herauszuarbeiten.
- Rekonstruktion der Person Sokrates anhand der verfügbaren Quellen.
- Analyse der sokratischen Lehre und ihrer zentralen Konzepte.
- Untersuchung der Quellenlage und der Herausforderungen bei der Interpretation der Texte.
- Bewertung der verschiedenen Sokratesbilder und ihrer Entstehung in unterschiedlichen Epochen.
- Beziehung zwischen sokratischer Philosophie und dem historischen Kontext Athens.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die zentralen Forschungsfragen nach der Person und Lehre Sokrates vor und erläutert die Herausforderungen, die sich aus der mangelnden schriftlichen Überlieferung ergeben. Sie betont die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit den verschiedenen Quellen und deren Interpretationen, um ein differenziertes Bild von Sokrates zu gewinnen. Die Einleitung beschreibt auch den methodischen Ansatz der Arbeit, der darin besteht, die verfügbaren Quellen systematisch zu analysieren und zu vergleichen, um eine möglichst objektive Rekonstruktion zu ermöglichen.
I. Teil: Hintergründe und Quellenlage: Dieser Teil untersucht die historischen und philosophischen Rahmenbedingungen, in denen Sokrates lebte und wirkte. Er analysiert die Vorsokratik und die Sophisten als wichtige Vorläufer und Bezugspunkte. Es folgt eine eingehende Analyse der Quellenlage, einschliesslich der Werke von Aristophanes, Xenophon, Platon und Aristoteles, sowie der Schriften der "kleinen" Sokratiker. Der Teil beleuchtet kritisch die Vor- und Nachteile jeder Quelle und deren jeweilige Perspektive auf Sokrates, um das komplexe Bild des historischen Sokrates zu erhellen und die Schwierigkeiten bei der Rekonstruktion seiner Lehre aufzuzeigen.
II. Teil: Die Einheit von Theorie und Praxis: Dieser Teil konzentriert sich auf die Einheit von Theorie und Praxis im Denken Sokrates. Die Abgrenzung von der Sophistik, der Begriff der Arete (Tugend), sokratische Paradoxien und die Seelenvorstellung werden detailliert untersucht. Die Analyse der platonischen Apologie und die Beschreibung des sokratischen Prüfverfahrens beleuchten die Methoden und Ziele von Sokrates' philosophischer Arbeit. Der Schwerpunkt liegt auf der Verknüpfung von theoretischem Denken und praktischem Handeln im Leben Sokrates.
III. Teil: Die Sokratische Aretologie: Der dritte Teil befasst sich mit der sokratischen Tugendlehre (Aretologie). Das Induktionsproblem und die Einheit der Tugenden werden eingehend analysiert, um die zentrale Rolle der Tugend in Sokrates' Philosophie zu verdeutlichen. Die Zusammenfassung des Kapitels wird die verschiedenen Aspekte der sokratischen Tugendlehre detailliert beschreiben und deren Bedeutung im Kontext des antiken Denkens erläutern. Die Schlussfolgerungen des Abschnitts werden das Verständnis der sokratischen Aretologie und ihre bleibende Relevanz für die Philosophie unterstreichen.
Schlüsselwörter
Sokrates, Quellenkritik, Antike Philosophie, Sophistik, Arete, Tugend, Dialog, Platon, Xenophon, Aristophanes, Aporie, historische Rekonstruktion, Ethik, Selbstreflexion, Prüfverfahren.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Rekonstruktion der Person und Lehre Sokrates
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit rekonstruiert die Person Sokrates und den Kern seiner Lehre, wobei die enge Verbindung von Leben und Lehre im Mittelpunkt steht. Die Schwierigkeit liegt in der spärlichen und oft widersprüchlichen Quellenlage. Die Arbeit untersucht kritisch verschiedene Quellen, um ein möglichst genaues Bild von Sokrates zu zeichnen und die zentralen Themen seiner Philosophie herauszuarbeiten.
Welche Quellen werden in dieser Arbeit verwendet?
Die Arbeit analysiert kritisch verschiedene Quellen, darunter die Werke von Aristophanes (Die Wolken), Xenophon (Memorabilien), Platon (Frühdialoge, Apologie), Aristoteles und die Schriften der "kleinen" Sokratiker. Die Arbeit beleuchtet die Vor- und Nachteile jeder Quelle und deren jeweilige Perspektive auf Sokrates.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Schwerpunkte: Rekonstruktion der Person Sokrates, Analyse der sokratischen Lehre (inkl. Arete, sokratische Paradoxien, Seelenvorstellung), Untersuchung der Quellenlage und Herausforderungen bei der Interpretation der Texte, Bewertung verschiedener Sokratesbilder und deren Entstehung, sowie die Beziehung zwischen sokratischer Philosophie und dem historischen Kontext Athens.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptteile: Teil I befasst sich mit den historischen und philosophischen Hintergründen sowie der Quellenlage. Teil II konzentriert sich auf die Einheit von Theorie und Praxis in Sokrates' Denken. Teil III behandelt die sokratische Tugendlehre (Aretologie). Die Arbeit enthält außerdem eine Einleitung, Zusammenfassungen der Kapitel und ein Resümee.
Was sind die zentralen Forschungsfragen der Arbeit?
Die zentralen Forschungsfragen betreffen die Rekonstruktion der Person Sokrates anhand der verfügbaren, oft widersprüchlichen Quellen und die genaue Bestimmung des Kerns seiner Lehre. Es geht darum, ein differenziertes Bild von Sokrates zu gewinnen und seine Philosophie im historischen Kontext zu verstehen.
Welche methodischen Ansätze werden verfolgt?
Die Arbeit verfolgt einen systematischen und kritischen Ansatz. Die verfügbaren Quellen werden analysiert, verglichen und miteinander in Beziehung gesetzt, um eine möglichst objektive Rekonstruktion von Sokrates' Leben und Lehre zu ermöglichen. Besondere Aufmerksamkeit wird der Quellenkritik gewidmet.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Sokrates, Quellenkritik, Antike Philosophie, Sophistik, Arete, Tugend, Dialog, Platon, Xenophon, Aristophanes, Aporie, historische Rekonstruktion, Ethik, Selbstreflexion, Prüfverfahren.
Welche Kapitel gibt es?
Die Arbeit umfasst eine Einleitung, drei Hauptteile (Hintergründe und Quellenlage; Einheit von Theorie und Praxis; Sokratische Aretologie) und Schlussbemerkungen/Resümee. Jeder Hauptteil untergliedert sich in weitere Unterkapitel (siehe Inhaltsverzeichnis).
Wie wird die Einheit von Theorie und Praxis bei Sokrates dargestellt?
Teil II untersucht die Einheit von Theorie und Praxis im Denken Sokrates. Die Abgrenzung von der Sophistik, der Begriff der Arete, sokratische Paradoxien, die Seelenvorstellung, die platonische Apologie und das sokratische Prüfverfahren werden analysiert, um die Verknüpfung von theoretischem Denken und praktischem Handeln zu beleuchten.
Was ist die sokratische Aretologie?
Der dritte Teil der Arbeit befasst sich mit der sokratischen Tugendlehre (Aretologie). Das Induktionsproblem und die Einheit der Tugenden werden analysiert, um die zentrale Rolle der Tugend in Sokrates' Philosophie zu verdeutlichen.
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- Agnes Thiel (Author), 2012, Der historische Sokrates. Quellenlage und Lehre, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/270709