Die Beeinflussung des Verlaufs der Geschichte durch das Klima wurde lange Zeit unterschätzt. Daher scheint es notwendig, viele der bekannten historischen Ereignisse vor dem Hintergrund klimarelevanter Fakten neu zu interpretieren.
Aufstieg und Niedergang ganzer Kulturen sieht Professor Wolfgang Behringer, der an der Universität des Saarlandes Geschichte der Frühen Neuzeit lehrt, vom Klima beeinflusst; die Hexenverfolgung, mit der sich das Seminar ausführlich beschäftigt hat, sei ebenso durch das schlechte Klima der „Kleine Eiszeit“ ausgelöst beziehungsweise verursacht worden.
Besonders in den Klimaveränderungen des Hochmittelalters und der Frühen Neuzeit, von 1450 bis 1800, sieht Behringer handfeste Belege für seine These, dass Klimaänderung und Lauf der Geschichte untrennbar verbunden sind. Im Hochmittelalter etwa sei es deutlich wärmer gewesen als heute. Eine nicht unumstrittene These. Behringer stellt fest, dass Gräber der Wikinger auf Grönland aus dieser Zeit heute im Permafrost des Klimas kaum ausgegraben werden können. Dass das Ende der Wikingersiedlungen auf Grönland, irgendwann in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, durch einen Klimawechsel hervorgerufen worden sein könnte, vermutete bereits 1824 der schwedische Baron Frederik Wilhelm Ehrenheim. Fast zwei Jahrhunderte nach Ehrenheim hat der Kulturwissenschaftler Franz Mauelshagen von der Universität Essen nun einen Forschungsbericht zu diesem Phänomen „Kleine Eiszeit“ vorgelegt.
Auf die Warmzeit im Mittelalter folgte eine lange Kaltperiode,die „Kleine Eiszeit“ . Beginnend mit dem 14. Jahrhundert, dauerte sie fast sechshundert Jahre. Sie verzeichnete dramatische Kälteeinbrüche, so von 1560 bis 1630 und in den Jahren von 1675 bis 1715. Die Sommer waren regnerisch und kalt, im Winter froren Flüsse und Kanäle zu Eisstraßen zu.
Behringer sieht entsprechende Zusammenhänge zwischen der Klimabelastung und den historischen Ereignissen und Krisen. Die Wetterbedingungen führten zu Missernten, diese zu Hungersnöten, in deren Folge sich Seuchen wie Pest, Typhus oder Ruhr leicht ausbreiten konnten. Das Klima schuf eine angespannte Stimmung, die schnell eskalieren konnte. Der Nährboden für soziale Spannungen, religiöse wie weltliche Konflikte war bereitet, die auch in der Hexenverfolgung einen ihrer schlimmsten Auswüchse fanden. Dies flammte etwa 1562, zwei Jahre nach Beginn der extremen Klimaverschlechterung, in großem Ausmaß wieder auf.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hexenverfolgung
- Eckdaten der europäischen Hexenverfolgungen
- Verbreitung der Hexereiidee
- Die Rolle des Volksglaubens
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die mögliche Verbindung zwischen der „Kleinen Eiszeit“ und den europäischen Hexenverfolgungen. Sie untersucht, inwieweit das veränderte Klima die gesellschaftlichen und religiösen Spannungen, die zur Hexenverfolgung führten, beeinflusst hat.
- Einfluss der „Kleinen Eiszeit“ auf die europäische Gesellschaft
- Die Rolle des Klimas bei der Entstehung von Missernten und Hungersnöten
- Verbindung zwischen Klimaveränderungen und sozialen Spannungen
- Der Glaube an Hexen und Wetterzauber im Kontext der „Kleinen Eiszeit“
- Analyse von Quellenmaterial aus Gerichtsprotokollen und juristischen Lehrbüchern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung des Klimas für die Geschichte und stellt die These von Wolfgang Behringer vor, der die „Kleine Eiszeit“ als ursächlich für die Hexenverfolgung sieht. Die Analyse fokussiert auf die Auswirkungen der Kälteperiode auf die Gesellschaft, insbesondere Missernten, Hungersnöte und Seuchen. Das Kapitel erläutert, wie diese Faktoren zu einer angespannten Stimmung und sozialen Spannungen führten. Die Analyse betont, dass das Klima als ein möglicher Faktor, aber nicht als alleinige Ursache für die Hexenverfolgungen betrachtet werden kann.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der europäischen Hexenverfolgung. Es präsentiert Eckdaten, wie die Anzahl der Hinrichtungen und ihre Verbreitung. Es stellt die Bedeutung der Hexenforschung als ein wichtiges Thema innerhalb der Geschichtswissenschaft heraus.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der europäischen Hexenverfolgung, der „Kleinen Eiszeit“, Klimawandel, Missernten, Hungersnöten, sozialen Spannungen, Volksglauben, Wetterzauber, Gerichtsprotokolle, historische Ereignisse, Klimadeterminismus, Kulturgeschichte.
- Quote paper
- M.A. Ninette Schmidt (Author), 2012, War die 'Kleine Eiszeit' ursächlich für die europäische Hexenverfolgung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/269779