[...] Durch diese Problematik rückt die Entwicklung neuer Organisationskonzepte
für Unternehmen verstärkt in das wissenschaftliche Betrachtungsfeld.
Grundkonsens neuer Konzepte ist der Abbau festgefahrener hierarchischer
Strukturen. In erster Linie wird dabei auf Dezentralisierung, Selbstorganisation
und Selbstverantwortung abgestellt, um so ein höheres Flexibilitätsvermögen
in veränderten Rahmenbedingungen und damit eine dauerhafte
Sicherung von Marktakzeptanz und nachhaltigem Erfolg der Unternehmen
zu sichern. In der Diskussion um neue Organisationskonzepte werden aber teilweise
die Nachteile der traditionellen Organisationsform Hierarchie mit den Vorteilen
neuer Organisationsformen verglichen und euphorisch resümiert,
dass jegliche hierarchische Strukturen abgebaut, zerstückelt und niedergerissen
werden müssen, um so einem „kreativen Chaos“ Platz zu machen
(vgl. PETERS 1993, S. 198). Doch Hierarchiefreiheit kann in großen Unternehmen
zu einem enormen Anstieg von Abstimmungsbeziehungen führen
und so die Komplexität weiter erhöhen (vgl. KRÜGER 1994).
Die Frage, die sich in der Entwicklung neuer funktionaler Organisationsmodelle
stellt, kann daher nicht einfach auf die Frage „Hierarchie Ja oder
Nein?“ reduziert werden (vgl. GAIROLA 1994, S. 20ff.). Hatte doch die
hierarchische Organisationsstruktur als Stabilitätsfaktor mit klarer Definition von Verantwortlichkeiten in der Unternehmenspraxis langjährig ihre wichtige
Bedeutung.
Um ein ganzheitliches Bild und damit eine wissenschaftlich fundierte Aussage
auf den theoretischen und praktischen Gehalt neuer Organisationsformen
zu ermöglichen, sollen in dieser Arbeit ausgewählte neue organisatorische
Konzepte dahingehend untersucht werden, ob sie tatsächlich als
„hierarchielos“ begriffen werden können. Dazu wird, um geeignete Vergleichskriterien
zu erhalten, zunächst das Konzept der Hierarchie eingehend
erarbeitet. Es werden dann die neuen Organisationsformen Prozessorganisation,
Netzwerkorganisation und Lernende Organisation vorgestellt
und anschließend kritisch auf ihre Strukturen hin untersucht.
Ziel dieser Arbeit ist es, heraus zu arbeiten, ob die vorgestellten Organisationskonzepte
strukturell als hierarchiefreie Alternativen begriffen oder
eher als Ergänzung zur traditionellen Hierarchieausprägung gedacht
werden können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen zur Organisation
- Eingrenzung des Organisationsbegriffs
- Notwendigkeit der Organisationsgestaltung in Form von Regeln
- Begriffsbestimmung der formalen und informalen Organisation sowie der Aufbau- und Ablauforganisation
- Hierarchie
- Charakteristik der Hierarchiestruktur
- Der Hierarchiebegriff
- Formale und inhaltliche Gestaltungsparameter der hierarchischen Organisationsgestaltung
- Arten von Hierarchiestrukturen
- Hierarchielegitimation
- Die Theoretische Begründung der Hierarchie
- Die praktische Funktionalität der Hierarchie
- Charakteristik der Hierarchiestruktur
- Ausgewählte neue Organisationsformen
- Ursachen für neue Organisationskonzepte
- Die Prozessorganisation
- Die Netzwerkorganisation
- Das Beziehungsgeflecht Netz im Unternehmen
- Übergreifende Unternehmenszusammenarbeit
- Die Lernende Organisation
- Organisationales Lernen
- Die Lernorganisation als Unternehmung
- Untersuchung neuer Organisationsformen auf „Hierarchiefreiheit“
- Überblick
- Kritische Überlegung zur Gestaltung der Prozessorganisation
- Strukturelle Gestaltung der Organisationskonzeption Prozess
- Funktionale oder prozessorientierte Organisationsgestaltung
- Kritische Betrachtung der Netzwerkorganisation
- Strukturgestaltung in der Organisationsform Netz
- Folgen der Selbstorganisation im Unternehmensnetz
- Strukturen der unternehmensübergreifenden Zusammenarbeit
- Folgen der Überschreitung herkömmlicher Organisationsprinzipien
- Kritische Auseinandersetzung mit der organisationalen Strukturgestaltung in der Lernenden Organisation
- Gilt die Lernende Organisation als anti-strukturell?
- Strukturen in der Lernenden Organisation
- Die Lernende Organisation als übergeordnete Gestaltungsphilosophie
- Dilemmata der Dezentralisierung
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Entwicklung neuer Organisationskonzepte und deren Auswirkungen auf die traditionelle Hierarchiestruktur von Unternehmen. Sie untersucht, ob die vorgestellten Organisationskonzepte tatsächlich als hierarchielose Alternativen begriffen werden können oder eher als Ergänzung zur traditionellen Hierarchieausprägung gedacht werden.
- Analyse der traditionellen Hierarchie und ihrer Legitimation
- Vorstellung und kritische Analyse von drei neuen Organisationsformen: Prozessorganisation, Netzwerkorganisation und Lernende Organisation
- Untersuchung der strukturellen Gestaltung dieser neuen Organisationsformen im Hinblick auf Hierarchiefreiheit
- Diskussion der Herausforderungen und Dilemmata der Dezentralisierung
- Zusammenfassende Beurteilung der neuen Organisationskonzepte im Hinblick auf ihre Eignung als hierarchielose Alternativen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die aktuelle Problematik der traditionellen hierarchischen Organisationsstruktur in Unternehmen dar, die durch die zunehmende Umweltkomplexität und die gestiegenen Flexibilitätsanforderungen an ihre Grenzen stößt. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, ausgewählte neue Organisationskonzepte dahingehend zu untersuchen, ob diese tatsächlich als hierarchielose Alternativen begriffen werden können.
Im zweiten Kapitel werden die Grundlagen der Organisationstheorie beleuchtet, wobei der Fokus auf den Organisationsbegriff, die Notwendigkeit von Regeln in der Organisation sowie die Abgrenzung von formaler und informaler Organisation liegt. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Konzept der Hierarchie, untersucht die Charakteristik der Hierarchiestruktur und beleuchtet die theoretischen und praktischen Begründungen für die Hierarchie.
Das vierte Kapitel stellt drei ausgewählte neue Organisationsformen vor: die Prozessorganisation, die Netzwerkorganisation und die Lernende Organisation. Die Prozesse, Strukturen und Herausforderungen dieser Organisationsformen werden hier näher erläutert. Das fünfte Kapitel untersucht die vorgestellten Organisationsformen kritisch auf ihre Eignung als hierarchielose Alternativen. Hier werden insbesondere die strukturellen Gestaltungsmerkmale, die Folgen der Dezentralisierung sowie die Dilemmata der Hierarchiefreiheit beleuchtet. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der gewonnenen Erkenntnisse.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Analyse von neuen Organisationsformen im Kontext von Hierarchiefreiheit. Dabei stehen Konzepte wie Prozessorganisation, Netzwerkorganisation, Lernende Organisation, Dezentralisierung, Selbstorganisation, Selbstverantwortung, Flexibilität, Innovationsdruck und Umweltkomplexität im Vordergrund.
- Quote paper
- Nora Martin (Author), 2003, Neue Organisationskonzepte als Alternative zur Hierarchie?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/26772