„Der Laie hat für gewöhnlich, sofern er ein Liebhaber von Gedichten ist, einen lebhaften Widerwillen gegen das, was man das Zerpflücken von Gedichten nennt, ein Heranführen kalter Logik, Herausreißen von Wörtern und Bildern aus diesen zarten blütenhaften Gebilden.“ 1
Dieses Zitat von Bertolt Brecht über die Interpretation von Gedichten aus den 30er Jahren spricht vielen Menschen aus der Seele. Wie oft hört man, dass der romantische Sinn eines Gedichtes zerstört wird, wenn man es seziert wie einen Toten. Doch gehört die Interpretation genauso dazu wie etwa das richtige Lesen, denn: „Gedichte sind, wenn sie überhaupt lebensfähig sind, ganz besonders lebensfähig und können die eingreifendsten Operationen überstehen. […] das Gedicht [ist] (Veränderung durch den Verfasser) eben etwas zum Verweilen gebrachtes Flüchtiges […]“ 2
So soll auch in dieser Arbeit ein genauer Blick auf zwei Gedichte geworfen werden, um einerseits ihre scheinbar undurchdringliche Sprache zu untersuchen und zu entdecken, um ihnen dadurch andererseits die Aufmerksamkeit zu widmen, die sie verdienen. Dabei möchte ich sie jedoch nicht zerpflücken, sondern unter dem Thema „Großstadtlyrik“ einen Blick auf sie werfen. Das Stadtgedicht stellt zum einen oftmals ein Loblied auf die eigene Heimatstadt dar, zum anderen ist es gleichzeitig ein Zeugnis der genauesten Beobachtung der Geschehnisse, Menschen und deren Lebensart in eben dieser. In dieser Arbeit sollen die Beobachtungen der Autoren Georg Heym, Vertreter des Expressionismus und Thomas Kling, Vertreter der Gegenwartslyrik im Mittelpunkt des Interesses stehen. Im Vordergrund der Arbeit steht der Vergleich der Art und Weise wie die Stadt in den Gedichten der unterschiedlichen Epochen formuliert wird, um den lyrischen Formen auf den Grund zu gehen und zu erkennen wie diese Lyrik die Stadt fühlbar macht wenn sie denn fühlbar ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition von Großstadtlyrik
- Die Stadt zur Zeit der Jahrhundertwende
- Die Lyrik in dieser Zeit
- Die Menschheitsdämmerung
- Die Stadt bei Georg Heym
- Zur Person Georg Heyms
- Interpretation Georg Heyms Gedicht „Der Gott der Stadt“
- Die Stadt heute
- Die Lyrik heute
- Thomas Kling
- Die Stadt in „Manhattan Mundraum“
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Großstadtlyrik des Expressionismus anhand Georg Heyms Gedicht „Der Gott der Stadt“ und vergleicht sie mit der Großstadtlyrik der Gegenwart anhand Thomas Klings „Manhattan Mundraum“. Ziel ist es, die Veränderung der Großstadtlyrik in den letzten Jahrzehnten unter dem Aspekt der Veränderung der Großstädte selbst und ihrer Auffassung und Verarbeitung durch die Autoren zu beleuchten.
- Entwicklung der Großstadtlyrik
- Vergleich der Lyrik des Expressionismus und der Gegenwartslyrik
- Thematisierung der Stadt in der Lyrik
- Entfremdung und Anonymität in der Großstadt
- Die Rolle der Stadt in der Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz der Interpretation von Gedichten und das Thema der Großstadtlyrik einführt.
Kapitel 2 definiert den Begriff Großstadtlyrik und stellt den historischen Kontext der Großstadtdichtung dar, die im 18. Jahrhundert an Bedeutung gewann und im 20. Jahrhundert ihren Höhepunkt im Expressionismus erreichte.
Kapitel 3 widmet sich der Stadt zur Zeit der Jahrhundertwende und beleuchtet die sozialen Veränderungen, die durch die Industrialisierung und die wachsende Bedeutung der Städte hervorgerufen wurden.
Kapitel 4 konzentriert sich auf die Stadt bei Georg Heym, beleuchtet dessen Biographie und analysiert das Gedicht „Der Gott der Stadt“.
Kapitel 5 und 6 behandeln die Stadt und die Lyrik der Gegenwart, während Kapitel 7 Thomas Kling und seine Werke beleuchtet.
Kapitel 8 analysiert die Stadt in „Manhattan Mundraum“ und zeichnet die Besonderheiten der Großstadtlyrik der Gegenwart nach.
Schlüsselwörter
Großstadtlyrik, Expressionismus, Georg Heym, „Der Gott der Stadt“, Gegenwartslyrik, Thomas Kling, „Manhattan Mundraum“, Stadt, Entfremdung, Anonymität, Industrialisierung, Jahrhundertwende, Lebensangst.
- Arbeit zitieren
- Melanie Schauer (Autor:in), 2004, Vergleich der Großstadtlyrik Georg Heyms und Thomas Klings, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/26650