Diese Arbeit soll einen kleinen Beitrag zur Analyse des Nahostkonfliktes aus der Position des
Neorealismus leisten. Die grobe Chronologie mit den wichtigsten Ereignissen des Konfliktes
möchte ich als bekannt voraussetzen, weshalb ich auf dessen konkrete Darstellung nur in
Bezug auf die zu analysierenden Gegenstände zurückgreife.
Unter dem Nahostkonflikt wird im Rahmen dieser Arbeit der seit der Staatsgründung Israels
immer wieder aufkeimende israelisch-palästinensisch-arabische Konflikt auf dem Territorium
des heutigen Israels, der palästinensischen Autonomiegebiete und auf den Gebieten Syriens,
Jordaniens, des Libanons und Ägyptens verstanden. Die Konfliktparteien werden dabei
primär als Israel und die Palästinenser bezeichnet, wobei auch noch die oben genannten
Staaten mit in den Konflikt involviert sind oder waren. Vom Begriff Palästina im Sinne eines
palästinensischen Staates möchte ich aus folgendem Grund absehen: Israel ist mit einem
Staatsvolk, einem Staatsgebiet und einer zweifelsohne legitimierten Staatsmacht nach der
Definition der Drei-Elementen-Lehre unproblematisch ein souveräner Staat, während es bei
den Palästinensern an der legitimierten Staatsmacht mangelt und das Staatsgebiet auch nicht
einheitlich ist, auch wenn die palästinensische nationale Identität natürlich unumstritten ist. So
hat die palästinensische Autonomiebehörde zwar weit reichende Verwaltungskompetenzen,
die jedoch insbesondere in Bezug auf die Sicherheitspolitik stark eingeschränkt sind. Des
Weiteren ist es in der Vergangenheit zu einer starken Spaltung der Staatsmacht zwischen
Hamas, Fatah und der palästinensischen Autonomiebehörde gekommen, was sich zum
Beispiel am derzeit im Wesentlichen von der Hamas kontrollierten Gazastreifen bemerkbar
macht. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Über die Existenz von Staaten
- Definitionen und Grundannahmen
- Vom Verhältnis zwischen Anarchie und Hierarchie
- Die Trilogie der Analyseebenen
- Zum Verhalten von Staaten
- Der Nahostkonflikt
- Mächteungleichgewicht und Sicherheitsdilemma
- Die Prozesse von Madrid und Oslo — eine Logik des Scheiterns?
- Die Road Map — realisierbarer Fahrplan zum Frieden oder Wunschtraum ihrer Autoren?
- Konstruktivismus und die Grenzen der Leistungsfähigkeit neorealistischer Theorie
- Schlusswort
- Quellenverzeichnis
- Literatur
- Zeitschriften
- Abkürzungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert den Nahostkonflikt aus neorealistischer Perspektive. Sie zielt darauf ab, die Gültigkeit der Theorie anhand der Ereignisse des Oslo-Abkommens und der Road Map zu überprüfen. Die Arbeit möchte klären, ob diese beiden Stationen des Friedensprozesses aus neorealistischer Sicht das Potenzial haben, den Konflikt dauerhaft beizulegen.
- Die Existenz von Staaten und ihre Legitimation
- Die Grundannahmen des Neorealismus, insbesondere Anarchie, Hierarchie und das Sicherheitsdilemma
- Die Rolle von Macht und Sicherheit im Nahostkonflikt
- Die Analyse der Prozesse von Madrid und Oslo aus neorealistischer Sicht
- Die Kritik an der neorealistischen Theorie im Hinblick auf den Nahostkonflikt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz der Arbeit dar. Sie beschreibt den Nahostkonflikt und seine Konfliktparteien, wobei der Fokus auf Israel und den Palästinensern liegt.
Das Kapitel „Über die Existenz von Staaten" beleuchtet die Frage, wie Staaten überhaupt entstehen und ihre Legitimation begründen. Es werden verschiedene Theorien, wie der Gesellschaftsvertrag, die Patriarchaltheorie und die Machttheorie, herangezogen, um die Existenz von Staaten zu erklären.
Das Kapitel „Definitionen und Grundannahmen" stellt die wichtigsten Begriffe und Grundannahmen des Neorealismus vor. Es werden die Begriffe Macht, Sicherheit, Anarchie und Hierarchie erläutert und ihre Bedeutung für das internationale System verdeutlicht.
Das Kapitel „Der Nahostkonflikt" analysiert ausgewählte Ereignisse des Konflikts aus neorealistischer Perspektive. Es werden das Mächteungleichgewicht zwischen Israel und den Palästinensern, das Sicherheitsdilemma und die Logik des Scheiterns der Friedensverhandlungen von Madrid und Oslo beleuchtet.
Das Kapitel „Konstruktivismus und die Grenzen der Leistungsfähigkeit neorealistischer Theorie" kritisiert die neorealistische Theorie und ihre Schwächen in Bezug auf die Erklärung des Nahostkonflikts. Es werden insbesondere die mangelnde Berücksichtigung innerstaatlicher Strukturen und die Rolle von Ideologie und Konstruktion von sozialer Realität kritisiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Nahostkonflikt, den Neorealismus, das Sicherheitsdilemma, das Mächteungleichgewicht, die Friedensverhandlungen von Madrid und Oslo, die Road Map, den Konstruktivismus und die Grenzen der Leistungsfähigkeit neorealistischer Theorie.
- Arbeit zitieren
- Nils Kruchem (Autor:in), 2012, Der Nahostkonflikt aus neorealistischer Perspektive. Oslo und die Road Map, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/266442