In Deutschland leben über 2,5 Millionen Kinder in Einkommensarmut. Dies entspricht etwa 19,4 Prozent aller Personen unter 18 Jahren. Zu den elementarsten Bedürfnissen der Kinder werden neben Essen und Kleidung auch Spielsachen, das Feiern von Festen und das Pflegen von Sozialkontakten gezählt.
Kinderarmut in Deutschland
Definition Armut:
„ Armut ist ein Zustand, in dem Menschen unzureichende Einkommen beziehen “
(Paul A. Samuelson, William D. Nordhaus: Volkswirtschaftslehre, Übersetzung der 15. Auflage, Wien 1998, 427.)
„ Armut ist ein soziales Phänomen, sie wird verstanden als Zustand gravierender sozialer Benachteiligung mit der Folge einer Mangelversorgung mit materiellen Gütern und Dienstleistungen.“
(Reinhold G./Lamnek S./Recker H.: Soziologie-Lexikon, Seite 32)
Zwei Definitionen wirtschaftlicher Armut im engeren Sinne: Absolute Armut:
Extreme oder absolute Armut bedeutet, dass die Menschen die Grundbedürfnisse zum
Überleben nicht befriedigen können. Sie sind chronisch unter- oder mangelernährt, haben keine Möglichkeit sich ärztlich behandeln zu lassen, leben ohne Versorgung mit sauberem Trinkwasser und haben keine Kanalisation und Müllabfuhr. Ihre Unterkünfte bestehen höchstens aus Blech- oder Bretterverschlägen und sie können sich elementare Kleidungsstücke, wie etwa Schuhe, und den Schulbesuch ihrer Kinder nicht leisten. Extrem arm ist ein Mensch laut Definition der Weltbank, wenn er weniger als 1 US-Dollar (0,80 Euro) pro Tag zur Verfügung hat (http://www.oid.org, http://www.worldbank.org/)
Relative Armut:
Unter relativer Armut versteht man eine Unterversorgung an materiellen und immateriellen Gütern und eine Beschränkung der Lebenschancen, und zwar im Vergleich zum Wohlstand der jeweiligen Gesellschaft. Wer relativ arm ist, hat deutlich weniger als die meisten anderen. Sein Einkommen reicht in vielen Fällen nicht aus, um ein annehmbares Leben zu führen. Im Gegensatz zum Begriff der absoluten Armut, der auf Subsistenz verweist, also auf das, was zum Leben unbedingt notwendig ist, basiert der international anerkannte Begriff relativer Armut auf der Vorstellung sozialer Ungleichheit.
(http://www.amtliche-sozialberichterstattung.de/pdf/Relative%20Einkommensarmut.pdf)
Defintion und Messung von Kinderarmut:
Definition: Kinderarmut bezeichnet die Armut von Personen eines vorgegebenen Altersrahmens; definiert im Allgemeinen als Kinder ab Geburt und Jugendliche bis 18 Jahre. Weitere Quellen: Mikrozensus, http://bundes.blog.de/2012/09/20/pdf-lebenslagen-deutschland-4- armuts-reichtumsbericht-bundesregierung-14841683/, wikipedia
Da existenzgefährdende, absolute Armut in industrialisierten Gesellschaften selten ist, wird Kinderarmut in den Industrieländern als materielle, relative Armut gemessen.
Eine Person unter 18 ist (relativ) arm, wenn ihr individuelles Äquivalenzeinkommen weniger als 60 % des Medians der Äquivalenzeinkommen des jeweiligen Jahres und Landes beträgt. Das Äquivalenzeinkommen ist ein auf der Basis des Haushaltsnettoeinkommens berechnetes bedarfsgewichtetes Pro-Kopf-Einkommen je Haushaltsmitglied.
(Michael Fertig: Kinderarmut in Deutschland und der OECD)
Beispiel Äquivalenzeinkommen:
Das Äquivalenzeinkommen dient der besseren Vergleichbarkeit von Einkommen in Haushalten und Lebensformen unterschiedlicher Größe. Das Einkommen kann die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nicht direkt ausdrücken, da in größeren Haushalten Einspareffekte auftreten, z. B. durch die gemeinsame Nutzung von Wohnraum oder von Haushaltsgeräten. Das Äquivalenzeinkommen trägt diesen Skaleneffekten Rechnung, indem es die einzelnen Mitglieder des Haushalt oder der Lebensformen gewichtet. Der erste Erwachsene geht mit dem Gewicht 1, Kinder unter 14 Jahren mit dem Gewicht 0,3 und weitere Personen über 14 Jahren mit dem Gewicht 0,5 ein. Ein Ehepaar mit 2 Kindern unter 14 hätte bei einem verfügbaren Einkommen von 4 500 Euro monatliche ein Äquivalenzeinkommen von 2 142,86 Euro ( 4 500/(1,0+0,5+0,6 ).
Eine Person ist nach EU-Definition armutsgefährdet, wenn sie nach Einbeziehung staatlicher Transferleistungen ein Einkommen von weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung des Landes, in dem sie lebt, zur Verfügung hat. In Deutschland belief sich der Schwellenwert für Armutsgefährdung im Jahr 2009 für eine alleinlebende Person auf 11 278 Euro im Jahr. Das entspricht rund 940 Euro pro Monat (neuere Zahlen liegen nicht vor).
Messung:
Haushaltsbruttoeinkommen bestehend aus:
Arbeitseinkommen (inkl. Einkommen aus Selbständigkeit), Einkommen aus Kapitalerträgen, Einkommen aus privaten und öffentlichen Transfers, Renten/Pensionen
Haushaltsnettoeinkommen = Haushaltsbruttoeinkommen abzüglich Steuern und Sozialabgaben (https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Bevoelkerung/MigrationIntegration/Migrationshintergru nd/Begriffserlaeuterungen/Aequivalenzeinkommen.html)
(https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2012/03/PD12_109_634.html)
Weitere Quellen: Mikrozensus, http://bundes.blog.de/2012/09/20/pdf-lebenslagen-deutschland-4- armuts-reichtumsbericht-bundesregierung-14841683/, wikipedia
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- Quote paper
- Axel Gaumer (Author), 2012, Kinderarmut in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/264655