Die relative Einzelkosten und Deckungsbeitragsrechnung wurde 1959 von Paul Riebel in Auseinandersetzung mit verschiedenen Kostenrechnungssystemen entwickelt. Wie auch andere Autoren bemängelt Riebel die pauschale Proportionalsierung der variablen und der fixen Kosten im Bereich der Vollkostenrechnung, weshalb er sich auch konsequent für eine strikte Differenzierung derselben ausspricht. An den Systemen der Teilkostenrechnung kritisiert er die zahlreichen Verfahren der Schlüsselung, also der Verteilung der Gemeinkosten auf die einzelnen Kostenträger. Dadurch wird eine verursachungsgerechte Zurechnung von Kosten erheblich erschwert und eine Kontrolle bzw. eine Steuerung der unternehmerischen Prozesse unmöglich.
Riebel plädiert daher für eine strikte Einhaltung des Verursacherprinzips, indem er mit der Einführung der relativen Einzelkosten der gängigen Schlüsselung der Gemeinkosten entgegentritt. Er fordert, dass einem Kostenträger nur solche Kosten angelastet werden, die ohne jede Form der Schlüsselung diesem auch eindeutig zugeordnet werden können. An Stelle eines Kostenbegriffs, der wie bei gängigen Teilkostenrechungssystemen am Kostenträgern ausgerichtet ist ,schlägt Riebel einen entscheidungsbezogenen Kostenbegriff vor.
Da letztlich alle Prozesse und Abläufe in einem Unternehmen auf vorher gefällten Entscheidungen basieren, sind es für Riebel eben jene Entscheidungen, die die Kosten- und Erlösquellen einer Unternehmung maßgeblich beeinflussen. Er sieht die Kosten also nicht als Wirkung oder Ursache der Produktion, also als Werteverzehr, sondern vielmehr als Folge von Entscheidungen.
Zweck der relativen Einzelkostenrechnung ist es also darzustellen, welche Entscheidung welche Kosten bzw. Erlöse verursacht, um eindeutig Verantwortungen für das Ergebnis des Betriebes, einer Abteilung oder einzelner Produkte zuordnen zu können (Betriebskontrolle). Ebenso dient Riebels Ansatz als Instrument der Plankostenkalkulation, indem antizipiert werden kann, welche Entscheidung welche Kosten und Erlöse verursachen wird (Betriebssteuerung). Riebel selbst grenzt sich damit von der traditionellen Kostenrechnung deutlich ab: „Es interessieren nicht die durch irgendwelche Konventionen zu definierenden Nettoerfolge, sondern allein die Erfolgsdifferenz, welche durch bestimmte Handlungsweisen (…) ausgelöst werden oder – im Falle der Nachrechnung – ausgelöst worden sind.“
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung.
- I.1. Gegenstand der Untersuchung
- I.2. Gang der Untersuchung
- II. Deckungsbeitragsrechnung auf Basis relativer Einzelkosten.
- II.1. Probleme der traditionellen Kostenrechnung
- II.2. Grundbegriffe der relativen Einzelkostenrechnung.
- II.2.1. Relative Einzelkosten
- II.2.2. Leistungs- und Bereitschaftskosten
- II.3. Grundrechnung.
- II.4. Auswertung der Grundrechnung..
- II.5. Anwendung der relativen Einzelkostenrechnung
- III. Schlussbetrachtung.
- IV. Literaturverzeichnis..
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der relativen Einzelkosten und Deckungsbeitragsrechnung, die 1959 von Paul Riebel entwickelt wurde. Riebels Kritik an traditionellen Kostenrechnungssystemen, die eine pauschale Proportionalisierung von variablen und fixen Kosten sowie eine komplizierte Verteilung von Gemeinkosten beinhalten, führt ihn zur Entwicklung eines neuen Ansatzes, der auf dem Verursacherprinzip beruht. Ziel ist es, Kosten eindeutig zuordnen und damit Verantwortlichkeiten für das Betriebsergebnis zu klären sowie eine entscheidungsorientierte Kostenkalkulation zu ermöglichen.
- Kritik an der traditionellen Kostenrechnung
- Einführung des Verursacherprinzips
- Definition von relativen Einzelkosten und Bereitschaftskosten
- Anwendung der Deckungsbeitragsrechnung
- Bewertung der Kostenrechnung nach Riebel
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert den Gegenstand der Untersuchung, die relative Einzelkosten- und Deckungsbeitragsrechnung nach Paul Riebel, und skizziert den Gang der Arbeit. Im zweiten Kapitel werden die Probleme der traditionellen Kostenrechnung aufgezeigt, die Riebels Ansatz zur Entwicklung der relativen Einzelkostenrechnung motivierten. Die wichtigsten Grundbegriffe der relativen Einzelkostenrechnung, wie die relativen Einzelkosten und die Leistungs- und Bereitschaftskosten, werden definiert und erläutert. Das dritte Kapitel analysiert die Grundrechnung als Fundament der Deckungsbeitragsrechnung, die die Basis für eine Auswertung der Grundrechnung und die Anwendung der relativen Einzelkostenrechnung bildet. Abschließend werden die Vor- und Nachteile der Kostenrechnung nach Riebel gegenübergestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die relative Einzelkostenrechnung, Deckungsbeitragsrechnung, Verursacherprinzip, Entscheidungsorientierung, Kostenrechnungssysteme, Kostenkalkulation, Betriebskontrolle, Betriebssteuerung. Weitere wichtige Begriffe sind die traditionellen Kostenrechnungssysteme, die Vollkostenrechnung, die Teilkostenrechnung, variable Kosten, fixe Kosten, Gemeinkosten und Leistungs- und Bereitschaftskosten.
- Quote paper
- Stephan Röttgen (Author), 2010, Relative Einzelkosten und Deckungsbeitragsrechnung nach Paul Riebel, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/263956