Bildung soll „junge Menschen in der Entfaltung und Stärkung ihrer gesamten Person fördern“, so Hartmut von Hentig in der Einführung in den Bildungsplan 2004. Eine schwierige Aufgabe in der heutigen pluralen Gesellschaft, in der von jungen Menschen mehr erwartet wird, als bloßer Gehorsam und Übernahme tradierter Werte und Normen. Gerade dies führt häufig zu Verunsicherung und Zukunftsängsten, vor allem dann, wenn eigene Ideale miteinander in Konflikt treten oder diese gegen eine Mehrheitsmeinung vertreten werde müssen. In solchen Situationen kommt häufig die Frage „Was soll ich jetzt tun?“ auf.
Eine allgemeingültige Antwort gibt es darauf nicht; Aufgabe der Schule und Eltern ist es jedoch, Schülerinnen und Schülern eine Orientierung zu geben. Besonders der Ethikunterricht, welcher häufig als „Nachdenken über Moral“ bezeichnet wird, sollte als Möglichkeit dieser Orientierung dienen. Dies kann primär durch philosophische Gespräche gewährleistet werden, in denen es darum geht, moralisch schwierige Situationen zu beurteilen und mögliche Handlungsansätze aufzuzeigen. Dabei ist es nicht wichtig, zwischen „richtig“ und „falsch“ zu entscheiden, sondern, Werte situationsangemessen reflektieren zu können.
Eine wichtige unterrichtliche Methode zur Unterstützung dieser moralischen Urteilsfähigkeit ist die „Dilemma - Methode“, auf welche im Folgenden näher eingegangen werden soll. Hierfür wird zuerst näher auf den Begriff Moral eingegangen und definiert, was unter moralischer Urteilsfähigkeit zu verstehen ist. Bevor detailliert auf das kohlbergsche Stufenmodell eingegangen wird, werden die Stufen der moralischen Entwicklung kurz in tabellarischer Form aufgezeigt. Nach allgemeinen Anmerkungen zu Kohlbergs Konzept folgt eine methodische Reflexion der Dilemma-Methode, bei welcher besonders auf Kriterien einer guten Dilemma-Geschichte eingegangen wird. Darauf folgend wird anhand eines Dilemmas aus dem Buch „Beim Leben meiner Schwester“, der Einsatz der Methode im Ethikunterricht erläutert. Hierfür wird zuerst auf die Kompetenzen eingegangen, welche Schüler durch Einsatz der Dilemma-Methode erwerben können, bevor der Stundenverlauf ausführlich skizziert wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Sachanalyse
- 2.1 Begriffsklärung „Moral“
- 2.2 Moralische Urteilsfähigkeit
- 2.3 Kohlbergsches Stufenmodell
- 2.3.1 Stufen der moralischen Entwicklung
- 2.3.2 Detaillierte Beschreibung
- 2.3.3 Allgemeine Anmerkungen zum Stufenmodell
- 2.3.4 Einflussfaktoren auf die moralischen Urteilsbildung
- 3. Methodische Reflexion
- 3.1 Dilemmata als Methode
- 3.2 Kriterien von Dilemmata
- 3.3 Dilemmageschichte
- 3.3.1 Hintergrundinformationen
- 4. Kompetenzerwerb
- 4.1 Einstellungen
- 4.2 Fähigkeiten
- 4.3 Kenntnisse
- 5. Methodische Durchführung
- 5.1 Allgemeine Anmerkungen
- 5.2 Stundenverlauf
- 5.2.1 Einstiegsphase
- 5.2.2 Problemstellung
- 5.2.3 Erarbeitungsphase I
- 5.2.4 Sicherungsphase I
- 5.2.5 Erarbeitungsphase II
- 5.2.6 Ergebnissicherung II / Abschluss
- 5.3 Strukturskizze
- 6. Resumee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Dilemma-Methode als didaktisches Werkzeug zur Förderung moralischer Urteilsfähigkeit im Ethikunterricht. Ziel ist es, die Methode detailliert zu beschreiben und ihren Einsatz anhand eines Beispiels zu erläutern. Der Fokus liegt auf der Vermittlung von theoretischem Hintergrundwissen über Moral und moralische Entwicklung nach Kohlberg sowie der praktischen Umsetzung im Unterricht.
- Begriffserklärung von Moral und moralischer Urteilsfähigkeit
- Kohlbergs Stufenmodell der moralischen Entwicklung
- Die Dilemma-Methode als didaktisches Instrument
- Kompetenzerwerb durch die Dilemma-Methode
- Praktische Umsetzung der Dilemma-Methode im Unterricht
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Förderung moralischer Urteilsfähigkeit im Ethikunterricht ein. Sie betont die Herausforderungen einer pluralen Gesellschaft und die Notwendigkeit, Schüler*innen bei der Entwicklung ihrer moralischen Orientierung zu unterstützen. Die Dilemma-Methode wird als vielversprechende Methode vorgestellt, und der Aufbau der Arbeit wird skizziert. Der Bezug auf Hartmut von Hentig und die Bedeutung von Bildung für die ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung werden hervorgehoben, um die Notwendigkeit der moralischen Reflexion zu betonen. Die Einleitung stellt die Problematik der Orientierungssuche in moralisch komplexen Situationen dar und positioniert den Ethikunterricht als einen wichtigen Raum für die Auseinandersetzung mit moralischen Fragen. 2. Sachanalyse: Dieses Kapitel legt den theoretischen Grundstein für die Arbeit. Es beginnt mit einer Begriffsklärung von "Moral" und definiert den Begriff der moralischen Urteilsfähigkeit. Im Anschluss daran wird Kohlbergs Stufenmodell der moralischen Entwicklung detailliert dargestellt und analysiert. Der Fokus liegt auf der Entstehung von Gerechtigkeitsempfinden und dessen Relevanz in moralischen Entscheidungen. Der Bezug zu Kant's kategorischem Imperativ und die Universalisierbarkeit moralischer Grundsätze werden diskutiert. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Prozess des intellektuellen Hinterfragens konventioneller Normen als essentieller Bestandteil der moralischen Entwicklung. Der Abschnitt verbindet die theoretischen Überlegungen Kohlbergs mit dem praktischen Anliegen der moralischen Urteilsbildung.
Schlüsselwörter
Moralische Urteilsfähigkeit, Dilemma-Methode, Ethikunterricht, Kohlbergs Stufenmodell, Moralentwicklung, Gerechtigkeit, Wertekonflikt, didaktische Methode, Kompetenzorientierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dokument: Förderung Moralischer Urteilsfähigkeit im Ethikunterricht mittels der Dilemma-Methode
Was ist der Gegenstand dieses Dokuments?
Das Dokument beschreibt die Dilemma-Methode als didaktisches Werkzeug zur Förderung moralischer Urteilsfähigkeit im Ethikunterricht. Es beinhaltet eine detaillierte Darstellung der Methode, ihre theoretischen Grundlagen und eine praktische Umsetzung anhand eines Beispiels. Schwerpunkte sind Kohlbergs Stufenmodell der moralischen Entwicklung und der Kompetenzaufbau durch den Einsatz von Dilemmata.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument behandelt folgende Themen: Begriffsklärung von Moral und moralischer Urteilsfähigkeit, Kohlbergs Stufenmodell der moralischen Entwicklung (inklusive Stufenbeschreibung, Einflussfaktoren und Anmerkungen zum Modell), die Dilemma-Methode als didaktisches Instrument (inkl. Kriterien und einer Beispiel-Dilemmageschichte), Kompetenzerwerb (Einstellungen, Fähigkeiten, Kenntnisse) und die praktische methodische Durchführung im Unterricht (Stundenverlauf, Strukturskizze).
Was ist Kohlbergs Stufenmodell und welche Rolle spielt es?
Kohlbergs Stufenmodell der moralischen Entwicklung ist ein zentrales Element des Dokuments. Es dient als theoretische Grundlage für das Verständnis der moralischen Urteilsfähigkeit und wird detailliert erklärt. Das Modell beschreibt verschiedene Stufen der moralischen Entwicklung und deren Charakteristika. Die Anwendung des Modells im Kontext der Dilemma-Methode wird hervorgehoben.
Wie wird die Dilemma-Methode beschrieben und eingesetzt?
Die Dilemma-Methode wird als didaktisches Instrument zur Förderung der moralischen Urteilsfähigkeit vorgestellt. Das Dokument beschreibt die Kriterien für gute Dilemmata, zeigt ein Beispiel einer Dilemmageschichte und erläutert deren Einsatz im Unterricht. Es enthält einen detaillierten Stundenverlauf mit verschiedenen Phasen (Einstieg, Problemstellung, Erarbeitung, Sicherung, Abschluss) und eine Strukturskizze.
Welche Kompetenzen sollen durch die Dilemma-Methode erworben werden?
Das Dokument beschreibt den angestrebten Kompetenzerwerb durch die Dilemma-Methode in drei Kategorien: Einstellungen (z.B. Bereitschaft zur Reflexion), Fähigkeiten (z.B. Argumentationsfähigkeit) und Kenntnisse (z.B. Kenntnis verschiedener ethischer Theorien). Der Fokus liegt auf der ganzheitlichen Persönlichkeitsentwicklung im Sinne von Hartmut von Hentig.
Welche Zielsetzung verfolgt das Dokument?
Das Dokument zielt darauf ab, die Dilemma-Methode als effektives Werkzeug zur Förderung moralischer Urteilsfähigkeit im Ethikunterricht zu präsentieren und deren Anwendung anhand eines konkreten Beispiels zu veranschaulichen. Es soll Lehrkräften ein praxisorientiertes Hilfsmittel an die Hand geben.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Die Schlüsselbegriffe umfassen: Moralische Urteilsfähigkeit, Dilemma-Methode, Ethikunterricht, Kohlbergs Stufenmodell, Moralentwicklung, Gerechtigkeit, Wertekonflikt, didaktische Methode, Kompetenzorientierung.
- Arbeit zitieren
- Sabrina Habermann (Autor:in), 2012, Dilemma-Diskussionen im Ethikunterricht. Methoden zur Förderung moralischer Urteilsfähigkeit, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/263612