Die vorliegende Ausarbeitung unternimmt den Versuch sich den Reformpädagogen
Hugo Gaudig und dem von ihm stark beeinflussten Otto Scheibner zu widmen,
um den von Gaudig und seinem Kollegium geprägten Reformansatz der didaktischen
Unterrichtsmethodik vorzustellen und näher zu erläutern. Anders als
beispielsweise Georg Kerschtensteiner schuf er keine neue Schulorganisation. Er
war zwar Repräsentant der Arbeitsschule, vertrat in dieser Strömung jedoch nur
die Ausrichtung der freien geistigen Tätigkeit. Dies wurde bereits 1911 auf dem
Dresdner Kongreß für Jugendbildung und Jugendkunde deutlich, als es zu einem
unmittelbaren Disput zwischen ihm und Kerschtensteiner kam. Während Kerschtensteiner
stets den Bezug der Schularbeit auf das Berufsleben suchte und einen
brauchbaren Staatsbürger zu schaffen als das zentrale Erziehungsziel ansah, vertrat
Hugo Gaudig und somit auch sein enger Vertrauter Otto Scheibner die Ansicht,
dass das pädagogische Ziel allein die Persönlichkeit des Schülers sein dürfte.
Für sie war die Erziehung zum Staatsbürger nur eines der Ziele der Schule. Ebenfalls
mussten die Gebiete des Berufslebens, des Familienlebens, des Bildungslebens
und des religiösen Lebens einen Platz in der Schule erhalten. Diese Gebiete
standen ihrer Ansicht nach in einer Wechselbeziehung, mussten jedoch autonom
gesehen werden, ohne dabei eines hervorzuheben oder zu vernachlässigen.
Der Hauptteil der Hausarbeit ist in 3 große Abschnitte gegliedert, die wiederum in
sich gegliedert sind.
Im ersten Teil werden die Biographien der beiden Reformpädagoge n vorgestellt.
Im Folgenden wird näher auf den bereits erwähnten Dresdner Kongress im Jahre
1911, auf den Begriff der Arbeitsschule sowie auf die Reform Hugo Gaudigs eingegangen.
Der zweite Teil beschäftigt sich über die Vorstellung „Zwanzig Jahre Arbeitsschule
in Idee und Gestaltung“ eingehend mit der Literatur Otto Scheibners. Im
Anschluß daran wird der Begriff der freien geistigen Tätigkeit erläutert, sowie auf
den Arbeitsvorgang, die Gegenstandsbereiche der Arbeit und die pädagogischen
Merkmale der Arbeitstechnik in der Gaudigschule. Ebenfalls erfolgt eine Auseinandersetzung
mit der Schülerfrage und ihren Möglichkeiten für die Schüler. Die
Schule als Lebenskreis wird vorgestellt und die neu geschaffene Beziehung zwischen Elternhaus und Schule wird erläutert, sowie ein Ausblick auf die schulpraktischen
Auswirkungen der Arbeitsschule.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Die Reformpädagogen Hugo Gaudig und Otto Scheibner
- Einleitung
- Das Leben des Hugo Gaudig
- Biographisches Otto Scheibner
- Die Debatte um die rechte Form des Arbeitsschulprinzips von 1911
- Der Begriff der Arbeitsschule
- Die Schulreform Hugo Gaudigs
- Otto Scheibners: „Zwanzig Jahre Arbeitsschule in Idee und Gestaltung“
- Die freie geistige Tätigkeit
- Die Praxis der freien geistigen Tätigkeit
- Das Erlernen der freien Arbeit als Voraussetzung
- Die Rolle des Lehrers und die Möglichkeit des Fehlermachens
- Die Hausaufgaben
- Die Formen des Arbeitsvorganges
- Die vier Gegenstandsbereiche der Arbeit
- Die pädagogischen Merkmale der Arbeitstechniken
- Die Schülerfrage
- Schule als Lebenskreis
- Schule und Elternhaus
- Schulpraktische Auswirkungen der Arbeitstechnik
- Kritik an der Reform und die drei Grundsätze der Schulkultur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die reformpädagogischen Ansätze von Hugo Gaudig und Otto Scheibner, wobei der Fokus auf Gaudigs didaktischer Methodik und deren Einfluss auf Scheibner liegt. Es wird gezeigt, wie sich Gaudigs Ansatz von anderen Reformpädagogen unterschied und welche zentralen Prinzipien seine Arbeit prägten.
- Biografien von Hugo Gaudig und Otto Scheibner
- Gaudigs Konzept der freien geistigen Tätigkeit und seine Umsetzung in der Praxis
- Der Begriff der Arbeitsschule und die Debatte um dessen Ausgestaltung
- Die pädagogischen Merkmale der Arbeitstechniken in der Gaudigschule
- Kritik an der Reform und die Grundsätze der Schulkultur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Reformpädagogen Hugo Gaudig und Otto Scheibner: Diese Einleitung stellt die beiden Reformpädagogen Hugo Gaudig und Otto Scheibner vor und skizziert die zentrale These der Arbeit: die Untersuchung von Gaudigs didaktischer Methodik und deren Einfluss auf Scheibner. Es wird der Unterschied zu anderen Reformpädagogen wie Georg Kerschensteiner hervorgehoben, der im Gegensatz zu Gaudig den Bezug zur Berufsbildung und zum Staatsbürger in den Mittelpunkt stellte. Gaudig hingegen priorisierte die Entwicklung der Schülerpersönlichkeit und integrierte die Bereiche Berufs-, Familien-, Bildungs- und religiöses Leben in seine Pädagogik.
Das Leben des Hugo Gaudig: Dieses Kapitel beschreibt das Leben von Hugo Gaudig, von seiner Kindheit in einem Pfarrhaus bis zu seiner Tätigkeit als Direktor an verschiedenen Schulen. Es wird sein Studium der Philosophie und Theologie, seine Ausbildung am Realgymnasium der Franckeschen Stiftung und seine spätere Arbeit in Leipzig betont. Besonders hervorgehoben wird die Entwicklung seines pädagogischen Stils, der auf Selbsttätigkeit, freier geistiger Arbeit und dem individuellen Lernen jedes Schülers basiert. Die Bedeutung von Gemeinschaft und ein lebendiges Schulleben wird ebenfalls dargestellt.
Biographisches Otto Scheibner: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Leben und Wirken von Otto Scheibner, einem engen Mitarbeiter Gaudigs. Es wird sein Werdegang als Lehrer, sein Studium in Leipzig unter Wilhelm Wundt und seine Tätigkeit als Dozent an verschiedenen Hochschulen beschrieben. Scheibners Beitrag zur Verbreitung der Gaudigschen Arbeitsschulpädagogik durch seine Vortragsaktivitäten wird betont. Seine Rolle als Professor in Jena und Direktor des pädagogischen Instituts unterstreicht seinen Einfluss auf die Lehrerbildung.
Die Debatte um die rechte Form des Arbeitsschulprinzips von 1911: Dieses Kapitel behandelt die Debatte auf dem Dresdner Kongress von 1911, in der sich Gaudig und Kerschensteiner über den richtigen Ansatz der Arbeitsschule uneinig waren. Kerschensteiners Fokus auf die Berufsvorbereitung im Gegensatz zu Gaudigs Betonung der Persönlichkeitsentwicklung wird herausgestellt. Die unterschiedlichen Zielsetzungen und die daraus resultierende Kontroverse werden detailliert erläutert.
Der Begriff der Arbeitsschule: Dieses Kapitel analysiert den Begriff der Arbeitsschule und beleuchtet unterschiedliche Interpretationen. Es wird die Sichtweise Gaudigs und der darauf aufbauenden Konzepte präsentiert. Der Fokus liegt auf der Definition und den verschiedenen Verständnisweisen des Begriffs innerhalb der reformpädagogischen Bewegung.
Die Schulreform Hugo Gaudigs: Das Kapitel beleuchtet detailliert Gaudigs Schulreform und deren Kernprinzipien. Die praktische Umsetzung seiner Ideen im Schulalltag wird beschrieben und analysiert. Der Fokus liegt auf der konkreten Gestaltung des Unterrichts und der Organisation der Schule.
Otto Scheibners: „Zwanzig Jahre Arbeitsschule in Idee und Gestaltung“: Dieses Kapitel beschreibt Scheibners Werk „Zwanzig Jahre Arbeitsschule in Idee und Gestaltung“ und analysiert dessen zentralen Aussagen und Argumentationen. Der Beitrag des Buches zum Verständnis von Gaudigs Ansatz wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Hugo Gaudig, Otto Scheibner, Reformpädagogik, Arbeitsschule, freie geistige Tätigkeit, Persönlichkeitsentwicklung, Dresdner Kongress 1911, Georg Kerschensteiner, Didaktik, Schulreform.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Die Reformpädagogen Hugo Gaudig und Otto Scheibner
Wer waren Hugo Gaudig und Otto Scheibner?
Hugo Gaudig und Otto Scheibner waren bedeutende Reformpädagogen des frühen 20. Jahrhunderts. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf Gaudigs didaktische Methodik und deren Einfluss auf Scheibner. Gaudig unterschied sich von anderen Reformpädagogen wie Georg Kerschensteiner durch seinen Fokus auf die Entwicklung der Schülerpersönlichkeit, während Kerschensteiner stärker die Berufsbildung betonte.
Was ist das zentrale Thema der Arbeit?
Das zentrale Thema ist die Untersuchung der reformpädagogischen Ansätze von Hugo Gaudig und Otto Scheibner. Im Fokus steht Gaudigs didaktische Methodik und ihr Einfluss auf Scheibners Pädagogik. Die Arbeit beleuchtet die Unterschiede zu anderen Reformpädagogen und analysiert die zentralen Prinzipien von Gaudigs Arbeit.
Welche Aspekte von Gaudigs Pädagogik werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Gaudigs Konzept der „freien geistigen Tätigkeit“, seine Umsetzung in der Praxis, die pädagogischen Merkmale seiner Arbeitstechniken und die Gestaltung seines Schulalltags. Besonders hervorgehoben wird die Bedeutung von Selbsttätigkeit, individuellem Lernen und der Integration von Berufs-, Familien-, Bildungs- und religiösem Leben in seine Pädagogik.
Welche Rolle spielte Otto Scheibner?
Otto Scheibner war ein enger Mitarbeiter Gaudigs und trug maßgeblich zur Verbreitung von dessen Arbeitsschulpädagogik bei. Die Arbeit beschreibt Scheibners Leben und Wirken, seine Beiträge zur Lehrerbildung und seine Analyse von Gaudigs Ansatz in seinem Werk „Zwanzig Jahre Arbeitsschule in Idee und Gestaltung“.
Welche Debatte wird im Kontext der Arbeitsschule behandelt?
Ein wichtiger Aspekt ist die Debatte um die „rechte Form des Arbeitsschulprinzips“ auf dem Dresdner Kongress von 1911 zwischen Gaudig und Kerschensteiner. Die unterschiedlichen Auffassungen bezüglich der Zielsetzung der Arbeitsschule (Persönlichkeitsentwicklung vs. Berufsvorbereitung) werden detailliert erläutert.
Was sind die zentralen Prinzipien der Gaudigschen Schulreform?
Die Gaudigsche Schulreform basierte auf den Prinzipien der Selbsttätigkeit, der freien geistigen Tätigkeit, des individuellen Lernens und der Integration verschiedener Lebensbereiche in die Pädagogik. Die Arbeit beschreibt die praktische Umsetzung dieser Prinzipien im Schulalltag.
Wie wird der Begriff „Arbeitsschule“ definiert?
Die Arbeit analysiert den Begriff „Arbeitsschule“ und beleuchtet unterschiedliche Interpretationen innerhalb der reformpädagogischen Bewegung. Der Fokus liegt auf der Definition und den verschiedenen Verständnisweisen des Begriffs, insbesondere im Vergleich von Gaudig und Kerschensteiner.
Welche Kritik an der Reform wird behandelt?
Die Arbeit thematisiert auch die Kritik an der Gaudigschen Reform und stellt die drei Grundsätze der Schulkultur dar, die als Antwort auf diese Kritik formuliert wurden.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Hugo Gaudig, Otto Scheibner, Reformpädagogik, Arbeitsschule, freie geistige Tätigkeit, Persönlichkeitsentwicklung, Dresdner Kongress 1911, Georg Kerschensteiner, Didaktik, Schulreform.
Wo finde ich weitere Informationen zu Hugo Gaudig und Otto Scheibner?
Die vorliegende Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über das Leben und Wirken von Hugo Gaudig und Otto Scheibner sowie deren pädagogische Ansätze. Zusätzliche Informationen können in weiterführender Literatur zur Reformpädagogik des frühen 20. Jahrhunderts gefunden werden.
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- corinna fust (Author), 2004, Die reformpädagogischen Ansätze von Hugo Gaudig und Otto Scheibner, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/24500