Bereits vor mehr als 300 Jahren wurde ein gewisser Einfluss des andalusischen Spanischs in den damaligen Kolonien entdeckt. Die Philologen beschäftigte die Frage, warum es zu teilweisen Übereinstimmungen zwischen dem andalusischen Dialekt und dem lateinamerikanischen Spanisch v.a. der tierras bajas kommt. Doch erst in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts, lange nach der Lösung der Kolonien vom Mutterland, spalteten sich die Wissenschaftler in die sogenannten andalucistas und antiandalucistas und begannen in der sogenannten andalucismo-Debatte gegeneinander zu polemisieren. Für die 1. andalucismo-Debatte stehen die Namen von Pedro Henríquez Ureña und Max Leopold Wagner. Denn verbunden mit der Frage nach dem Einfluss des Andalusischen, des sogenannten Inselspanischen, ist die Frage nach der Eigenständigkeit des Lateinamerikanischen. Diese Fragen sind immer mit der Angst vor einer Zersplitterung der Einheit der spanischen Sprache verbunden und entsprechend emotional und teilweise ideologisch wurde die Debatte auch noch bei ihrer Wiederaufnahme Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts geführt. Es wird innerhalb der Diskussion gar nicht bestritten, dass es auffällige Ähnlichkeiten zwischen dem andalusischen und dem hispanoamerikanischen Spanisch in bezug auf gewisse Phänomene wie z.B. seseo und yeísmo gibt, sondern der Streit entstand über die Begründungen für diese Gemeinsamkeiten. Die einen sprechen von influencia, die anderen von dependencia und wieder andere von paralelismo. Als Schlüsselfragen entwickeln sich im Verlauf der Debatte die Frage nach dem Stand des Dialektes zum Zeitpunkt der Auswanderung und nach der genauen Zahl der Auswanderer aus den verschiedenen Regionen. Diese Arbeit gibt einen vollständigen Überblick über die Besonderheiten und Gemeinsamkeiten des Andalusischen und des Hispanoamerikanischen, um danach einen historischen Abriss der verschiedenen Phasen der andalucismo-Debatte bis hin zu neueren Entwicklungen zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Das Andalusische
- Zur Entstehung des Andalusischen
- Das Hispanoamerikanische
- Consonantismo
- Morfosyntaxis
- Ein Vergleich des Inselspanischen und des Hispanoamerikanischen
- Der Beginn der andalucismo-Debatte
- Die Argumentation Ureñas
- Das Wiederaufleben der andalucismo-Debatte
- Neuere Entwicklungen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Frage nach der Beziehung zwischen dem Andalusischen und dem Hispanoamerikanischen Spanisch. Sie beleuchtet die Debatte um den Einfluss des Andalusischen auf die Entwicklung des Lateinamerikanischen und analysiert die verschiedenen Argumente dafür und dagegen. Die Arbeit stellt die wichtigsten Merkmale des Andalusischen und des Hispanoamerikanischen vor und beleuchtet insbesondere die phonetischen Besonderheiten.
- Der Einfluss des Andalusischen auf das Hispanoamerikanische
- Die Entwicklung des Seseo und Yeísmo
- Die phonetischen Besonderheiten des Andalusischen und des Hispanoamerikanischen
- Die Debatte um die Einheitlichkeit des Spanischen
- Die Rolle der Sprachgeschichte und der sozialen Faktoren
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel behandelt die wesentlichen Eigenarten des Andalusischen im Bereich der Phonologie/Phonetik. Das zweite Kapitel analysiert die Eigenarten des Hispanoamerikanischen, insbesondere im Bereich des Consonantismo.
Schlüsselwörter
Andalusisch, Hispanoamerikanisch, Seseo, Yeísmo, Dialektologie, Sprachgeschichte, Sprachwandel, Sprachkontakt, Einheitlichkeit, Pluralität, andalucismo-Theorie, phonetische Besonderheiten, Konsonanten, Vokale.
- Quote paper
- Daniela Hendel (Author), 2000, Die andalucismo-Debatte, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/23545